„Idiopathie“ – Versionsunterschied
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Der Begriff '''Idiopathie''' (von {{grcS|ἴδιος|ídios|de=eigen}} sowie {{lang|grc|πάθος|páthos|de=Leiden}})<ref>{{Literatur |Autor=[[Wilhelm Gemoll]] |Titel=Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch |Auflage= |Verlag=G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky |Ort=München/Wien |Datum=1965 |ISBN=}}</ref> wird in Verbindung mit [[Krankheit]]en benutzt, die ohne eine fassbare Ursache entstehen. |
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Der Begriff ''idiopathisch'' wird in der Medizin ähnlich wie der dort [[Synonymie|synonyme]] Begriff ''essentiell'' benutzt. Beide sollen in der Benennung der Krankheit einen Hinweis darauf geben, dass die [[Ätiologie (Medizin)|Erforschung der Ursache der Erkrankung]] bislang erfolglos war. Die Begriffsverwendung impliziert keine Wertung in Hinblick auf eine vermutete Ursache oder die Schwere der Erkrankung. |
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Ebenfalls unterstellt sie auch keine [[Hypochondrie]], bei der ein Krankheitsbild vom Patienten befürchtet wird, das jedoch nicht durch Befunde objektiviert werden kann. Bei vielen Erkrankungen, bei denen die Ursache nicht genau geklärt ist, wird der Begriff auch nicht verwendet. Da heute die Ursachenforschung von Krankheiten kontinuierlich fortschreitet, wird der Begriff seltener verwendet. |
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Der deutsche Pädiater Stephan Heinrich Nolte prägte 1993 den Begriff „idiopathische Medizin“ als eine Medizin, die die Erkenntnis und die Akzeptanz der Schicksalshaftigkeit von Gesundheit und Krankheit in ihren somatischen und psychosozialen Bedingtheiten und Zusammenhängen akzeptiert, und eine empathisch begleitende und beratende ärztliche Grundhaltung gegen eine von therapeutischem [[Aktionismus]] geprägte handlungsorientierte Medizin abgrenzt. Dahinter steht eine Grundhaltung, die davon ausgeht, dass das, was uns gesund erhält ([[Salutogenese]]), in der Regel ebenso wenig bekannt ist wie das, was krank macht ([[Pathogenese]]). Das gilt auf der körperlichen ebenso wie auf der psychischen Ebene. Ehe nun durch blindes therapeutisches Handeln in einem komplexen System mehr Schaden als Nutzen angerichtet wird, sollten Ärzte angesichts dieses Unverständnisses den Patienten empathisch begleiten und stärken sowie mechanische, psychische und soziale Heilungshindernisse erkennen und beseitigen. Es heißt nicht, im Sinne eines therapeutischen [[Nihilismus]] nichts zu tun, sondern die Bedeutung der menschlichen Beziehung in den Heilungsprozess, der immer ein innerer Selbstheilungsprozess ist, einzubeziehen. <ref>Nolte S.H.: Idiopathische Medizin: Empathische Begleitung und Beratung statt therapeutischem Aktionismus. Dt. Ärztebl. 90 (1993)A1 2614-2616</ref> |
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== Weitere Beispiele == |
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* [[Idiopathische Aggression]] ([[Cockerwut]]) |
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* Idiopathische [[Epilepsie]] |
* Idiopathische [[Epilepsie]] |
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* Idiopathische [[Gynäkomastie]] |
* Idiopathische [[Gynäkomastie]] |
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* Idiopathischer [[ |
* Idiopathischer [[Hörsturz]] |
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* Idiopathischer [[Hydrocephalus]] |
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* «primäre» [[arterielle Hypertonie]] |
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* [[Idiopathische interstitielle Pneumonie]] |
* [[Idiopathische interstitielle Pneumonie]] |
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* Idiopathisches [[Knochenmarködem]] |
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* Idiopathische [[Nesselsucht|Urtikaria]] |
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* Idiopathische [[Pankreatitis]] |
* Idiopathische [[Pankreatitis]] |
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* Idiopathisches [[Parkinson-Krankheit|Parkinson-Syndrom]] (IPS) |
* Idiopathisches [[Parkinson-Krankheit|Parkinson-Syndrom]] (IPS) |
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* Idiopathische [[Retroperitonealfibrose|retroperitoneale Fibrose]] |
* Idiopathische [[Retroperitonealfibrose|retroperitoneale Fibrose]] |
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* Idiopathische [[Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation|Schmelzhypomineralisation]] der ersten [[Molar (Zahn)|Molaren]] |
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* Idiopathische [[Skoliose]] |
* Idiopathische [[Skoliose]] |
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* [[Idiopathische thrombozytopenische Purpura]] Werlhof |
* [[Idiopathische thrombozytopenische Purpura]] Werlhof |
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* Idiopathische [[Trigeminusneuralgie]] |
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* Juvenile idiopathische [[Arthritis]] |
* Juvenile idiopathische [[Arthritis]] |
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* [[Diabetes mellitus]] Typ 1b |
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* Idiopathische [[Fazialisparese#Ursachen|Fazialisparese]] |
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* Idiopathischer [[Diabetes insipidus#Diabetes insipidus centralis|Diabetes insipidus centralis]] |
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* Idiopathische [[Insomnie]] |
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Aktuelle Version vom 18. Januar 2024, 14:21 Uhr
Der Begriff Idiopathie (von altgriechisch ἴδιος ídios, deutsch ‚eigen‘ sowie πάθος páthos, deutsch ‚Leiden‘)[1] wird in Verbindung mit Krankheiten benutzt, die ohne eine fassbare Ursache entstehen.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff idiopathisch wird in der Medizin ähnlich wie der dort synonyme Begriff essentiell benutzt. Beide sollen in der Benennung der Krankheit einen Hinweis darauf geben, dass die Erforschung der Ursache der Erkrankung bislang erfolglos war. Die Begriffsverwendung impliziert keine Wertung in Hinblick auf eine vermutete Ursache oder die Schwere der Erkrankung.
Ebenfalls unterstellt sie auch keine Hypochondrie, bei der ein Krankheitsbild vom Patienten befürchtet wird, das jedoch nicht durch Befunde objektiviert werden kann. Bei vielen Erkrankungen, bei denen die Ursache nicht genau geklärt ist, wird der Begriff auch nicht verwendet. Da heute die Ursachenforschung von Krankheiten kontinuierlich fortschreitet, wird der Begriff seltener verwendet.
Der englische Arzt Thomas Willis vertrat 1672 erstmals die Theorie, dass die Migräne idiopathisch sei.
Weitere Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Idiopathische Aggression (Cockerwut)
- Idiopathische Epilepsie
- Idiopathische Gynäkomastie
- Idiopathischer Hörsturz
- Idiopathischer Hydrocephalus
- Idiopathische Hypersomnie
- «primäre» arterielle Hypertonie
- Idiopathische interstitielle Pneumonie
- Idiopathisches Knochenmarködem
- Idiopathische Urtikaria
- Idiopathische Pankreatitis
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS)
- Idiopathische retroperitoneale Fibrose
- Idiopathische Schmelzhypomineralisation der ersten Molaren
- Idiopathische Skoliose
- Idiopathische thrombozytopenische Purpura Werlhof
- Idiopathische Trigeminusneuralgie
- Juvenile idiopathische Arthritis
- Diabetes mellitus Typ 1b
- Idiopathische Fazialisparese
- Idiopathischer Diabetes insipidus centralis
- Idiopathische Insomnie
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.