„Grabkreuz“ – Versionsunterschied
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⚫ | Das '''Grabkreuz''', auch ''Totenkreuz'' genannt, ist ein [[Denkmal (Gedenken)|Gedenkzeichen]] auf einem Grab oder eine Markierung von [[Grabstätte]]n, meist in christlicher Ausgestaltung, wenn es die Verbindung des gekreuzigten und auferstandenen [[Christus]] mit der Hoffnung auf die [[Auferstehung]] der Toten symbolisieren soll. |
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Regeln oder Normen über die Art und Weise von Ausgestaltungen lassen sich allenfalls in Generalien erkennen, wie dem christlichen Kreuz, den keltischen Formen oder jüdischen Zeichen, z. B. eines [[Siebenarmiger Leuchter (Judentum)|siebenarmigen Leuchters]] oder des [[Davidstern]]s. |
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⚫ | Die Tradition des Kreuzes als Grabzeichen entstand in der frühen Neuzeit.<!-- Als die Bestattung der Toten in der Erde ohne feste Grabstätte auf dem [[Friedhof#Kirchhof|Kirchhof]] um die Ortskirche herum aus vornehmlich hygienischen Gründen abgeschafft wurde, legte man Friedhöfe mit individuellen Gräbern außerhalb der bebauten Ortslage an. In diesem Zusammenhang entstanden auch die Grabkreuze.--> Naheliegend verwendete man für ein Kreuz Holz als Material oder behauenen [[Feldstein (Baumaterial)#Herkunft der Feldsteine|Feldstein]], gegebenenfalls auch [[Sandstein]] und [[Basalt]]. |
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Je nach Religion und fortentwickelter Sepulkralkultur kann man – neben der künstlerischen und gegenständlichen Ausgestaltung von aufrecht stehenden Grabsteinen oder liegenden Steinplatten in unterschiedlichsten Dimensionen – eine Verschiedenartigkeit bei den Grabkreuzen verzeichnen: das einfache [[Lateinisches Kreuz|lateinische Kreuz]] mit rechtwinklig angeordnetem Querbalken, das [[Patriarchenkreuz|spanische Kreuz]] mit zweifachem Querbalken, das russisch-orthodoxe Kreuz mit zusätzlichem Schrägbalken, das [[Keltenkreuz]], das [[Byzantinisches Kreuz|byzantinische Kreuz]], das [[Anch|koptische Kreuz]] und eine aufgeständerte Kreuzform als messianische Kombination von Kreuz mit [[Davidstern]]. Das Zierwerk – wie Bedachung oder Bebilderung – eines Grabkreuzes liegt wohl ausschließlich in der individuellen Vorstellung eines Auftraggebers. |
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⚫ | Die Tradition des Kreuzes als Grabzeichen entstand in der frühen Neuzeit. Als die Bestattung der Toten in der Erde ohne feste Grabstätte auf dem [[Friedhof#Kirchhof|Kirchhof]] um die Ortskirche herum aus vornehmlich hygienischen Gründen abgeschafft wurde, legte man Friedhöfe mit individuellen Gräbern an. In diesem Zusammenhang entstanden auch die Grabkreuze. |
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Im antikisierenden [[Klassizismus]] trat der Brauch des Grabkreuzes zurück, bis er mit den Frömmigkeitsbewegung im Zeitalter der [[Romantik]] und der [[Empfindsamkeit]] wieder starke Verbreitung fand. In dieser Zeit entstand auch das Grabkruzifix. |
Im antikisierenden [[Klassizismus]] trat der Brauch des Grabkreuzes zurück, bis er mit den Frömmigkeitsbewegung im Zeitalter der [[Romantik]] und der [[Empfindsamkeit]] wieder starke Verbreitung fand. In dieser Zeit entstand auch das Grabkruzifix. |
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[[Datei:Grabkreuze eiserner Kunstguss an Dreifaltigkeitskirche Krusendorf Schwedeneck Dänischer Wohld SH - Foto Wolfgang Pehlemann P1350938.jpg|miniatur|links|hochkant=1.15|Grabkreuze aus eisernem [[Kunstguss]] an der [[Dreifaltigkeitskirche (Krusendorf)|Dreifaltigkeitskirche Krusendorf]]]] |
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In den Alpenregionen gibt es viele Friedhöfe, in denen Grabkreuze aus [[Schmiedeeisen]] dominieren oder sogar vorgeschrieben sind, während in den Städten [[Grabstein]]e vorherrschen. |
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Mit Verbreitung mechanischer Bearbeitung im Handwerk im 16. Und 17. Jahrhundert erweiterten sich die Gestaltungsmöglichkeiten von Grabkreuzen in vielfältiger Weise. Die Feldsteinverarbeitung wurde durch Verwendung von ausgewählten [[Naturstein]]arten abgelöst. Erste Importhölzer ergänzten die heimischen widerstandsfähigen Grabkreuzhölzer. Eine rasante Verbreitung ist in dieser Zeit beim stählernen geschmiedeten Grabkreuz zu verzeichnen. So gibt es in den Alpenregionen viele Friedhöfe, auf denen Grabkreuze aus [[Schmiedeeisen]] in der Überzahl sind oder seinerzeit sogar vorgeschrieben waren. Mit der [[Industrialisierung]] kam im 18. Und 19. Jahrhundert die kommerzielle Herstellung von gusseisernen Grabkreuzen zu Lasten des Handwerks und unter Reduzierung künstlerischer Ausgestaltung hinzu. Als Hersteller solcher Gusskreuze sind hier stellvertretend für alle anderen die [[Sayner Hütte]] für Eisenkunstguss und insbesondere für gusseiserne Grabkreuze sowie die [[Württembergische Metallwarenfabrik]] in Geislingen genannt, die zusätzlich noch 1890 die Münchner Galvanoplastische Kunstanstalt erwarb. |
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Angesichts des Verlustes an künstlerischer Vielfalt und Originalität durch industriellen Kommerz untersagte die preußische Obrigkeit im Jahr 1898 die galvanoplastische Herstellung industriellen „minderwertigen Materials“. Diese Untersagung hätte auch die Herstellung gusseiserner Grabkreuze nach Formvorlagen betreffen können, was zum industrieseitigen Widerstand gegen die Anordnung und schließlich im Jahr 1902 zur Aufhebung des Verbots führte. |
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Aufgrund sozialer und ständischer Aspekte setzte sich im 20. Jahrhundert der schmückend gestaltete Grabstein gegen das Grabkreuz durch. Das hölzerne Grabkreuz dient im 21. Jahrhundert überwiegend der temporären Grabkennzeichnung oder dem Zweck amtlich bestellter Grabversorgung in Einzelfällen. |
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* H. D. Betz u.a. (Hrsg.): ''Religion in Geschichte und Gegenwart.'' Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Mohr-Siebeck, Tübingen 1998–2005 (4. Aufl.). Art.: |
* H. D. Betz u. a. (Hrsg.): ''Religion in Geschichte und Gegenwart.'' Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Mohr-Siebeck, Tübingen 1998–2005 (4. Aufl.). Art.: „Grab“, ISBN 3-16-146941-0 |
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Aktuelle Version vom 23. April 2024, 18:11 Uhr
Das Grabkreuz, auch Totenkreuz genannt, ist ein Gedenkzeichen auf einem Grab oder eine Markierung von Grabstätten, meist in christlicher Ausgestaltung, wenn es die Verbindung des gekreuzigten und auferstandenen Christus mit der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten symbolisieren soll.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Jahrhunderten ist die Sepulkralkultur dem Wandel der menschlichen Zusammenlebens, sozialer Verhältnisse und individueller Maßstäbe ausgesetzt bzw. unterworfen. Als Folge unterschiedlicher Formen von Beisetzung und Bestattung sind einerseits Erd- und Feuerbestattungen, andererseits Beisetzungsplätze in Form von Steinhügeln, Erdgräbern oder Kolumbarien anzuführen. Religiöse oder persönliche Beweggründe führten seit dem Altertum zur Ausgestaltung von Begräbnisstellen mit Grabkreuzen, Grabmalen, Gruften oder Mausoleen. Regeln oder Normen über die Art und Weise von Ausgestaltungen lassen sich allenfalls in Generalien erkennen, wie dem christlichen Kreuz, den keltischen Formen oder jüdischen Zeichen, z. B. eines siebenarmigen Leuchters oder des Davidsterns.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tradition des Kreuzes als Grabzeichen entstand in der frühen Neuzeit. Naheliegend verwendete man für ein Kreuz Holz als Material oder behauenen Feldstein, gegebenenfalls auch Sandstein und Basalt.
Je nach Religion und fortentwickelter Sepulkralkultur kann man – neben der künstlerischen und gegenständlichen Ausgestaltung von aufrecht stehenden Grabsteinen oder liegenden Steinplatten in unterschiedlichsten Dimensionen – eine Verschiedenartigkeit bei den Grabkreuzen verzeichnen: das einfache lateinische Kreuz mit rechtwinklig angeordnetem Querbalken, das spanische Kreuz mit zweifachem Querbalken, das russisch-orthodoxe Kreuz mit zusätzlichem Schrägbalken, das Keltenkreuz, das byzantinische Kreuz, das koptische Kreuz und eine aufgeständerte Kreuzform als messianische Kombination von Kreuz mit Davidstern. Das Zierwerk – wie Bedachung oder Bebilderung – eines Grabkreuzes liegt wohl ausschließlich in der individuellen Vorstellung eines Auftraggebers.
Im antikisierenden Klassizismus trat der Brauch des Grabkreuzes zurück, bis er mit den Frömmigkeitsbewegung im Zeitalter der Romantik und der Empfindsamkeit wieder starke Verbreitung fand. In dieser Zeit entstand auch das Grabkruzifix.
Mit Verbreitung mechanischer Bearbeitung im Handwerk im 16. Und 17. Jahrhundert erweiterten sich die Gestaltungsmöglichkeiten von Grabkreuzen in vielfältiger Weise. Die Feldsteinverarbeitung wurde durch Verwendung von ausgewählten Natursteinarten abgelöst. Erste Importhölzer ergänzten die heimischen widerstandsfähigen Grabkreuzhölzer. Eine rasante Verbreitung ist in dieser Zeit beim stählernen geschmiedeten Grabkreuz zu verzeichnen. So gibt es in den Alpenregionen viele Friedhöfe, auf denen Grabkreuze aus Schmiedeeisen in der Überzahl sind oder seinerzeit sogar vorgeschrieben waren. Mit der Industrialisierung kam im 18. Und 19. Jahrhundert die kommerzielle Herstellung von gusseisernen Grabkreuzen zu Lasten des Handwerks und unter Reduzierung künstlerischer Ausgestaltung hinzu. Als Hersteller solcher Gusskreuze sind hier stellvertretend für alle anderen die Sayner Hütte für Eisenkunstguss und insbesondere für gusseiserne Grabkreuze sowie die Württembergische Metallwarenfabrik in Geislingen genannt, die zusätzlich noch 1890 die Münchner Galvanoplastische Kunstanstalt erwarb.
Angesichts des Verlustes an künstlerischer Vielfalt und Originalität durch industriellen Kommerz untersagte die preußische Obrigkeit im Jahr 1898 die galvanoplastische Herstellung industriellen „minderwertigen Materials“. Diese Untersagung hätte auch die Herstellung gusseiserner Grabkreuze nach Formvorlagen betreffen können, was zum industrieseitigen Widerstand gegen die Anordnung und schließlich im Jahr 1902 zur Aufhebung des Verbots führte.
Aufgrund sozialer und ständischer Aspekte setzte sich im 20. Jahrhundert der schmückend gestaltete Grabstein gegen das Grabkreuz durch. Das hölzerne Grabkreuz dient im 21. Jahrhundert überwiegend der temporären Grabkennzeichnung oder dem Zweck amtlich bestellter Grabversorgung in Einzelfällen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kreuz (Christentum)
- Bergfriedhof
- Grabkreuze am Petersfriedhof Salzburg
- Grabspruch
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. D. Betz u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Mohr-Siebeck, Tübingen 1998–2005 (4. Aufl.). Art.: „Grab“, ISBN 3-16-146941-0