„August Stigler“ – Versionsunterschied

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'''August Stigler''' (* [[26. Juli]] [[1832]] in [[Renchen]], [[Baden (Land)|Baden]]; † [[25. März]] [[1910]] in [[Lugano]]) war ein [[Industrieller]] deutscher Herkunft.
'''August Stigler''' (* [[26. Juli]] [[1832]] in [[Renchen]], [[Baden (Land)|Baden]]; † [[25. März]] [[1910]] in [[Lugano]]) war ein [[Industrieller]] deutscher Herkunft.


== Leben ==
== Leben ==
August Stigler besuchte von 1847 bis 1849 die beiden ersten mathematischen Klassen der [[Karlsruher Institut für Technologie|Polytechnischen Schule]] in [[Karlsruhe]], allerdings nicht mehr die 3. Klasse.<ref>''Jahresberichte über die Schüler der 1., 2. und 3. mathematischen Classe der polytechnischen Schule Carlsruhe'', 1847-1850, Generallandesarchiv Karlsruhe, GLA 448, 1000; 448, 983 und 448, 1021.</ref> Nach Beendigung der Ingenieursausbildung war er im Bereich des Post- und Eisenbahnamtes [[Bruchsal]] und bei Maschinenfabriken in [[Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden|Graffenstaden]], [[Maschinenfabrik Gebrüder Benckiser|Pforzheim]] und [[Maschinenfabrik Esslingen|Eßlingen am Neckar]] tätig. Von 1857 bis 1859 war er Hilfslehrer für Technisches und Maschinen-Zeichnen bei [[Franz Reuleaux]] am [[ETH Zürich|Eidgenössischen Polytechnicum Zürich]].<ref>ETH Zürich, Bibliothek, Archive, SR 2: Präsidialverfügung Nr. 59 vom 6. April 1857 und Schulratsprotokoll Nr. 8 vom 22. Dezember 1858; Schweizerisches Bundesarchiv Bern, E 80, Band 106, Dossier 1137.</ref>
August Stigler besuchte von 1847 bis 1849 die beiden ersten mathematischen Klassen der [[Karlsruher Institut für Technologie|Polytechnischen Schule]] in [[Karlsruhe]], allerdings nicht mehr die 3. Klasse.<ref>''Jahresberichte über die Schüler der 1., 2. und 3. mathematischen Classe der polytechnischen Schule Carlsruhe'', 1847–1850, Generallandesarchiv Karlsruhe, GLA 448, 1000; 448, 983 und 448, 1021.</ref> Nach Beendigung der Ingenieursausbildung war er im Bereich des Post- und Eisenbahnamtes [[Bruchsal]] und bei Maschinenfabriken in [[Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden|Graffenstaden]], [[Maschinenfabrik Gebrüder Benckiser|Pforzheim]] und [[Maschinenfabrik Esslingen|Eßlingen am Neckar]] tätig. Von 1857 bis 1859 war er Hilfslehrer für Technisches und Maschinen-Zeichnen bei [[Franz Reuleaux]] am [[ETH Zürich|Eidgenössischen Polytechnicum Zürich]].<ref>ETH Zürich, Bibliothek, Archive, SR 2: Präsidialverfügung Nr. 59 vom 6. April 1857 und Schulratsprotokoll Nr. 8 vom 22. Dezember 1858; Schweizerisches Bundesarchiv Bern, E 80, Band 106, Dossier 1137.</ref>


Anschließend zog er nach [[Mailand]]. Hier war er zunächst Berater der Firma „Schlegel & Co.“ und gründete dann die Maschinenfabrik „Officina Meccanica Stigler“. Er stellte kleine Motoren, Turbinen und Pumpen her und widmete sich dann der Konstruktion hydraulischer [[Aufzugsanlage|Aufzüge]]. 1870 baute er einen Fahrstuhl für das Hotel Costanzi in [[Rom]], dann auch für andere Gebäude und errichtete 1894 im Rahmen einer großen Ausstellung in der Nähe der Mailänder [[Sforza|Sforza-Burg]] einen Turm mit einer 38 Meter hohen Aussichtsplattform, die Torre Stigler, die mit einem Lift ausgestattet war. Ab 1898 baute er auch elektrische Aufzugsanlagen. Sein Name wurde so bekannt, dass er ein [[Synonym]] für Aufzug wurde; hatte jemand keine Lust zum Treppensteigen, sagte er: „Ich nehme den Stigler“.<ref>http://www.storiadimilano.it/cron/dal1851al1860.htm; http://www.storiadimilano.it/cron/dal1891al1900.htm; http://www.theelevatormuseum.org/ind2.php</ref> Bald ergaben sich Auslandsvertretungen: 1903 die „Original Stigler Aufzüge GmbH“ in [[München-Schwabing]], 1911 die „Société Française Stigler“, ferner die „Fabrik für Stigler-Aufzüge" in Wien.
Anschließend zog er nach [[Mailand]]. Hier war er zunächst Berater der Firma „Schlegel & Co.“ und gründete dann die Maschinenfabrik „Officina Meccanica Stigler“. Er stellte kleine Motoren, Turbinen und Pumpen her und widmete sich dann der Konstruktion hydraulischer [[Aufzugsanlage|Aufzüge]]. 1870 baute er einen Fahrstuhl für das Hotel Costanzi in [[Rom]], dann auch für andere Gebäude und errichtete 1894 im Rahmen einer großen Ausstellung in der Nähe der Mailänder [[Sforza]]-Burg den {{lang|it|Torre Stigler|de=Stigler-Turm}} mit einer 38 Meter hohen Aussichtsplattform, auf die man mit einem Lift hinauffahren konnte. Ab 1898 baute er auch elektrische Aufzugsanlagen. Sein Name wurde so bekannt, dass er ein [[Synonymie|Synonym]] für Aufzug wurde; hatte jemand keine Lust zum Treppensteigen, sagte er: „Ich nehme den Stigler“.<ref>{{Internetquelle| url=http://www.storiadimilano.it/cron/dal1851al1860.htm|titel=Storia di Milano 1851–1860|sprache=it|abruf=2024-01-29}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.storiadimilano.it/cron/dal1891al1900.htm|titel=Storia di Milano 1891–1900|sprache=it|abruf=2024-01-29}}</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.theelevatormuseum.org/ind2.php |wayback=20130514132549 |text=the ELEVATOR MUSEUM }}</ref> Bald ergaben sich Auslandsvertretungen: 1903 die „Original Stigler Aufzüge GmbH“ in [[München-Schwabing]], 1911 die „Société Française Stigler“, ferner die „Fabrik für Stigler-Aufzüge“ in Wien.


Stigler heiratete 1857 Luisa Maier (1828–1911). Sie hatten fünf Kinder: Massimo, Augusto, Paolina, Carlo und Leo. 1903 übertrug er die Leitung der Firma seinen Söhnen Massimo (1858–1915) und Augusto (1861–1939),<ref>Privatarchiv Dr. arch. Marco Stigler.</ref> die sie 1907 in eine Aktiengesellschaft überführten, von der der Vater die Hälfte des Grundkapitals hielt. Nachdem die Firma im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden war, fusionierte sie 1947 mit der amerikanischen Konkurrenz zur „Stigler Otis s.p.a.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie fast 45.000 Aufzüge gebaut, von denen etwa die Hälfte in Italien installiert wurde, die anderen weltweit von [[Buenos Aires]] bis [[Tokyo]].
Stigler heiratete 1857 Luisa Maier (1828–1911). Sie hatten fünf Kinder: Massimo, Augusto, Paolina, Carlo und Leo. 1903 übertrug er die Leitung der Firma seinen Söhnen Massimo (1858–1915) und Augusto (1861–1939),<ref>Privatarchiv Dr. arch. Marco Stigler.</ref> die sie 1907 in eine Aktiengesellschaft überführten, von der der Vater die Hälfte des Grundkapitals hielt. Nachdem die Firma im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden war, fusionierte sie 1947 mit der amerikanischen Konkurrenz zur „Stigler [[Otis Elevator Company|Otis]] s.p.a.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie fast 45.000 Aufzüge gebaut, von denen etwa die Hälfte in Italien installiert wurde, die anderen weltweit von [[Buenos Aires]] bis [[Tokyo]].


== Literatur ==
== Literatur ==
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* ''Elevator World''. Oktober 1979, S. 35–39.
* ''Elevator World''. Oktober 1979, S. 35–39.
* Anne von Oswald: ''Die deutsche Industrie auf dem italienischen Markt 1882 bis 1945''. Lang, Frankfurt am Main 1996, S. 195 f.
* Anne von Oswald: ''Die deutsche Industrie auf dem italienischen Markt 1882 bis 1945''. Lang, Frankfurt am Main 1996, S. 195 f.
* {{Literatur | Autor=Horst Dieter Braun | Titel=Der „Stigler“ – ein Aufzug und sein Konstrukteur | Hrsg=Historischer Verein Mittelbaden | Sammelwerk=Die Ortenau | Band=96 | Verlag=Verlag des Historischen Vereins für Mittelbaden | Ort=Offenburg/Baden | Datum=2016 | ISSN=0342-1503 | Seiten=291-296 | Online=[https://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0292?sid=2c052e1f7a9ba367ae3cd6e84b28c44a uni-freiburg.de] | Abruf=2024-01-29}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Stigler elevators|Stigler-Aufzüge|audio=0|video=0}}
* {{Internetquelle|url=https://storiaascensori.org/officine-meccaniche-stigler-milano/|titel=Officine meccaniche Stigler Milano|sprache=it|abruf=2024-07-14|autor=Davide Biffi|werk={{lang|it|Storia degli Ascensori|de=Geschichte der Fahrstühle}}}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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<references />

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Aktuelle Version vom 14. Juli 2024, 20:23 Uhr

Der Torre Stigler in Mailand 1906

August Stigler (* 26. Juli 1832 in Renchen, Baden; † 25. März 1910 in Lugano) war ein Industrieller deutscher Herkunft.

August Stigler besuchte von 1847 bis 1849 die beiden ersten mathematischen Klassen der Polytechnischen Schule in Karlsruhe, allerdings nicht mehr die 3. Klasse.[1] Nach Beendigung der Ingenieursausbildung war er im Bereich des Post- und Eisenbahnamtes Bruchsal und bei Maschinenfabriken in Graffenstaden, Pforzheim und Eßlingen am Neckar tätig. Von 1857 bis 1859 war er Hilfslehrer für Technisches und Maschinen-Zeichnen bei Franz Reuleaux am Eidgenössischen Polytechnicum Zürich.[2]

Anschließend zog er nach Mailand. Hier war er zunächst Berater der Firma „Schlegel & Co.“ und gründete dann die Maschinenfabrik „Officina Meccanica Stigler“. Er stellte kleine Motoren, Turbinen und Pumpen her und widmete sich dann der Konstruktion hydraulischer Aufzüge. 1870 baute er einen Fahrstuhl für das Hotel Costanzi in Rom, dann auch für andere Gebäude und errichtete 1894 im Rahmen einer großen Ausstellung in der Nähe der Mailänder Sforza-Burg den Torre Stigler ‚Stigler-Turm‘ mit einer 38 Meter hohen Aussichtsplattform, auf die man mit einem Lift hinauffahren konnte. Ab 1898 baute er auch elektrische Aufzugsanlagen. Sein Name wurde so bekannt, dass er ein Synonym für Aufzug wurde; hatte jemand keine Lust zum Treppensteigen, sagte er: „Ich nehme den Stigler“.[3][4][5] Bald ergaben sich Auslandsvertretungen: 1903 die „Original Stigler Aufzüge GmbH“ in München-Schwabing, 1911 die „Société Française Stigler“, ferner die „Fabrik für Stigler-Aufzüge“ in Wien.

Stigler heiratete 1857 Luisa Maier (1828–1911). Sie hatten fünf Kinder: Massimo, Augusto, Paolina, Carlo und Leo. 1903 übertrug er die Leitung der Firma seinen Söhnen Massimo (1858–1915) und Augusto (1861–1939),[6] die sie 1907 in eine Aktiengesellschaft überführten, von der der Vater die Hälfte des Grundkapitals hielt. Nachdem die Firma im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden war, fusionierte sie 1947 mit der amerikanischen Konkurrenz zur „Stigler Otis s.p.a.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie fast 45.000 Aufzüge gebaut, von denen etwa die Hälfte in Italien installiert wurde, die anderen weltweit von Buenos Aires bis Tokyo.

  • Interessante Bauten Stigler: gewidmet von der Maschinenfabrik Stigler bei Gelegenheit der Lieferung des 15.000. Stigler-Aufzuges. o. O., o. J. [ca. 1915].
  • Elevator World. Oktober 1979, S. 35–39.
  • Anne von Oswald: Die deutsche Industrie auf dem italienischen Markt 1882 bis 1945. Lang, Frankfurt am Main 1996, S. 195 f.
  • Horst Dieter Braun: Der „Stigler“ – ein Aufzug und sein Konstrukteur. In: Historischer Verein Mittelbaden (Hrsg.): Die Ortenau. Band 96. Verlag des Historischen Vereins für Mittelbaden, 2016, ISSN 0342-1503, S. 291–296 (uni-freiburg.de [abgerufen am 29. Januar 2024]).
Commons: Stigler-Aufzüge – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Jahresberichte über die Schüler der 1., 2. und 3. mathematischen Classe der polytechnischen Schule Carlsruhe, 1847–1850, Generallandesarchiv Karlsruhe, GLA 448, 1000; 448, 983 und 448, 1021.
  2. ETH Zürich, Bibliothek, Archive, SR 2: Präsidialverfügung Nr. 59 vom 6. April 1857 und Schulratsprotokoll Nr. 8 vom 22. Dezember 1858; Schweizerisches Bundesarchiv Bern, E 80, Band 106, Dossier 1137.
  3. Storia di Milano 1851–1860. Abgerufen am 29. Januar 2024 (italienisch).
  4. Storia di Milano 1891–1900. Abgerufen am 29. Januar 2024 (italienisch).
  5. the ELEVATOR MUSEUM (Memento vom 14. Mai 2013 im Internet Archive)
  6. Privatarchiv Dr. arch. Marco Stigler.