„Aventin“ – Versionsunterschied
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Nach antiken etymologischen Ableitungen soll der Hügel entweder nach den Vögeln (lateinisch ''Aves'') benannt worden sein oder nach dem mythischen König [[Aventinus Silvius]] von [[Alba Longa]] oder nach dem König [[Aventinus (König)|Aventinus]] der [[Aborigines (Italien)|Aboriginer]], die beide auf dem Hügel bestattet worden seien. Zu weiteren erwogenen Ableitungen des Namens des Aventins gehörten u. a. seine Benennung nach einem [[Aventinus (Heraklide)|gleichnamigen Sohn]] des [[Herakles|Hercules]] und der Priesterin Rhea sowie nach dem im Land der [[Sabiner]] gelegenen Fluss [[Avens]].<ref>[[Maurus Servius |
Nach antiken etymologischen Ableitungen soll der Hügel entweder nach den Vögeln (lateinisch ''Aves'') benannt worden sein oder nach dem mythischen König [[Aventinus Silvius]] von [[Alba Longa]] oder nach dem König [[Aventinus (König)|Aventinus]] der [[Aborigines (Italien)|Aboriginer]], die beide auf dem Hügel bestattet worden seien. Zu weiteren erwogenen Ableitungen des Namens des Aventins gehörten u. a. seine Benennung nach einem [[Aventinus (Heraklide)|gleichnamigen Sohn]] des [[Herakles|Hercules]] und der Priesterin Rhea sowie nach dem im Land der [[Sabiner]] gelegenen Fluss [[Avens]].<ref>[[Maurus Servius Honoratus]], Kommentar zu [[Vergil]], ''[[Aeneis]]'' 7, 657; [[Marcus Terentius Varro|Varro]], ''De lingua Latina'' 5, 43 und 5, 48; u. a.</ref> |
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== Geografie == |
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Die nordwestliche Höhe, der eigentliche Aventin, ist nahe dem [[Tiber]] südwestlich vom [[Palatin (Rom)|Palatin]] gelegen und von diesem durch das Tal des [[Circus Maximus]] getrennt. Die berühmtesten heutigen Sehenswürdigkeiten der Erhebung sind die Kirche [[Santa Sabina]] sowie [[Santa Maria del Priorato]], die Kirche des Priorats des [[Souveräner Malteserorden|souveränen Malteserritterordens]]. Südöstlich dieses sich 41–45 m über den Meeresspiegel erhebenden Hügels liegt eine zweite, etwas niedrigere Erhebung, auf der sich |
Die nordwestliche Höhe, der eigentliche Aventin, ist nahe dem [[Tiber]] südwestlich vom [[Palatin (Rom)|Palatin]] gelegen und von diesem durch das Tal des [[Circus Maximus]] getrennt. Die berühmtesten heutigen Sehenswürdigkeiten der Erhebung sind die Kirche [[Santa Sabina]] sowie [[Santa Maria del Priorato]], die Kirche des Priorats des [[Souveräner Malteserorden|souveränen Malteserritterordens]]. Südöstlich dieses sich 41–45 m über den Meeresspiegel erhebenden Hügels liegt eine zweite, etwas niedrigere Erhebung, auf der sich unter anderem die Kirchen [[Santa Balbina all’Aventino]] sowie [[San Saba (Rom)|San Saba]] befinden. Während der Ära der [[Römische Republik|römischen Republik]] (5.–1. Jahrhundert v. Chr.) wurden beide Anhöhen wohl als eine Einheit betrachtet, doch hatten sie ursprünglich vielleicht unterschiedliche Namen geführt. Bei der Einteilung Roms in Regionen durch [[Augustus]] schlug der Kaiser den eigentlichen Aventin (''Aventinus maior'') der 13. Region, die südöstliche Spitze (''Aventinus minor'') hingegen der 12. Region zu. |
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== Geschichte == |
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[[Datei:Peracvestigi157524.jpg|mini|Der Aventin (1575)]] |
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[[Datei:Eckersberg, CW - Udsigt over Tiberen i nærheden af den sammenstyrtede bro Ponte Rotto i Rom - 1815.jpeg|mini|Der Aventin (ca. 1815 von [[Christoffer Wilhelm Eckersberg|Eckersberg]])]] |
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Große Bedeutung hatte der Aventin in der [[Römische Mythologie|Römischen Mythologie]]. Der menschenmordende, feuerspeiende Riese [[Cacus]] hauste laut [[Vergil]] in einer Höhle am Aventin und wurde von Hercules erschlagen, weil er diesem einen Teil der Rinderherde des [[Geryon]] gestohlen hatte.<ref>Vergil, ''Aeneis'' 8, 193–270.</ref> Laut der Gründungslegende Roms überließen die Brüder [[Romulus und Remus]] den Göttern die Entscheidung, welcher von ihnen beiden das Recht haben sollte, die neuzugründende Stadt anzulegen, zu benennen und zu beherrschen. Sie vereinbarten, eine Vogelschau durchzuführen, und wer von ihnen zuerst eine Geierschar sehen werde, wäre Sieger. In der älteren Version der Sage, die in dem nur fragmentarisch erhaltenen historischen Epos des römischen Dichters [[Quintus Ennius|Ennius]] greifbar ist, hielt Romulus die Vogelschau von einer der beiden Anhöhen des Aventins aus, Remus aber andernorts, vermutlich vom südöstlichen Hügel des Aventins aus.<ref>Ennius, ''Annales'' 1, 78-93.</ref> Die jüngere Tradition lässt hingegen Romulus die Auspizien auf dem Palatin und Remus auf dem Aventin vornehmen. Romulus gewann den Wettbewerb und gründete Rom. Nachdem Remus von seinem Bruder oder einem von dessen Männern getötet worden war, wurde er an der Stätte ''Remuria'' begraben,<ref>[[Dionysios von Halikarnassos]], ''Antiquitates Romanae'' 1, 87; [[Plutarch]], ''Romulus'' 11.</ref> die einigen Autoren zufolge auf dem Aventin gelegen gewesen sein soll. |
Große Bedeutung hatte der Aventin in der [[Römische Mythologie|Römischen Mythologie]]. Der menschenmordende, feuerspeiende Riese [[Cacus]] hauste laut [[Vergil]] in einer Höhle am Aventin und wurde von Hercules erschlagen, weil er diesem einen Teil der Rinderherde des [[Geryon]] gestohlen hatte.<ref>Vergil, ''Aeneis'' 8, 193–270.</ref> Laut der Gründungslegende Roms überließen die Brüder [[Romulus und Remus]] den Göttern die Entscheidung, welcher von ihnen beiden das Recht haben sollte, die neuzugründende Stadt anzulegen, zu benennen und zu beherrschen. Sie vereinbarten, eine Vogelschau durchzuführen, und wer von ihnen zuerst eine Geierschar sehen werde, wäre Sieger. In der älteren Version der Sage, die in dem nur fragmentarisch erhaltenen historischen Epos des römischen Dichters [[Quintus Ennius|Ennius]] greifbar ist, hielt Romulus die Vogelschau von einer der beiden Anhöhen des Aventins aus, Remus aber andernorts, vermutlich vom südöstlichen Hügel des Aventins aus.<ref>Ennius, ''Annales'' 1, 78-93.</ref> Die jüngere Tradition lässt hingegen Romulus die Auspizien auf dem Palatin und Remus auf dem Aventin vornehmen. Romulus gewann den Wettbewerb und gründete Rom. Nachdem Remus von seinem Bruder oder einem von dessen Männern getötet worden war, wurde er an der Stätte ''Remuria'' begraben,<ref>[[Dionysios von Halikarnassos]], ''Antiquitates Romanae'' 1, 87; [[Plutarch]], ''Romulus'' 11.</ref> die einigen Autoren zufolge auf dem Aventin gelegen gewesen sein soll. |
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Nach dem überwiegenden Teil der antiken Überlieferung habe der vierte König Roms, [[Ancus Marcius]], dessen Regierung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gesetzt wird, die erste Besiedlung des Aventins veranlasst.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 3, 43; [[Titus Livius]], ''Ab urbe condita'' 1, 33.</ref> Der sechste König Roms, [[Servius Tullius]], sei sodann der Bauherr des auf dem Aventin gelegenen [[Tempel der Diana (Rom)|Tempels der Diana]] gewesen, der als gemeinsames Heiligtum des [[Latiner|latinischen]] Bundes diente.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 4, 26; Livius, ''Ab urbe condita'' 1, 45; Varro, ''De lingua Latina'' 5, 8; u. a.</ref> Obwohl der eigentliche Aventin schon seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. von der angeblich während der Regierung des Servius Tullius entstandenen [[Servianische Mauer|Servianischen Stadtmauer]] eingeschlossen war, befand er sich außerhalb des [[Pomerium]]s.<ref>[[Aulus Gellius]], ''[[Noctes Atticae]]'' 13, 14.</ref> |
Nach dem überwiegenden Teil der antiken Überlieferung habe der vierte König Roms, [[Ancus Marcius]], dessen Regierung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gesetzt wird, die erste Besiedlung des Aventins veranlasst.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 3, 43; [[Titus Livius]], ''[[Ab urbe condita (Livius)|Ab urbe condita]]'' 1, 33.</ref> Der sechste König Roms, [[Servius Tullius]], sei sodann der Bauherr des auf dem Aventin gelegenen [[Tempel der Diana (Rom)|Tempels der Diana]] gewesen, der als gemeinsames Heiligtum des [[Latiner|latinischen]] Bundes diente.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 4, 26; Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 1, 45; Varro, ''De lingua Latina'' 5, 8; u. a.</ref> Obwohl der eigentliche Aventin schon seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. von der angeblich während der Regierung des Servius Tullius entstandenen [[Servianische Mauer|Servianischen Stadtmauer]] eingeschlossen war, befand er sich außerhalb des [[Pomerium]]s.<ref>[[Aulus Gellius]], ''[[Noctes Atticae]]'' 13, 14.</ref> |
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Nach dem Ende der römischen Königszeit und dem Beginn der Republik befand sich der Aventin in staatlichem Besitz, stellte also einen ''[[Ager publicus]]'' dar. Gemäß der um 456 v. Chr. beschlossenen ''Lex Icilia'' wurde das dortige Gemeindeland in kleinen Parzellen der [[Plebs]] übereignet.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 10, 31; Livius, ''Ab urbe condita'' 3, 31f.</ref> Im Gegensatz zum gegenüberliegenden [[Patriziat (Römisches Reich)|patrizischen]] Palatin war der Aventin also zunächst plebejisches Siedlungsgebiet und auch ein Geschäftsviertel. In der Zeit der frühen Republik fand das geschäftliche Treiben vor allem an den Nordhängen des Hügels, etwa am [[Forum Boarium]], statt. Bereits 494 v. Chr. sollen die Plebejer aus Rom ausgezogen sein und sich laut dem älteren Annalisten [[Lucius Calpurnius Piso Frugi]] auf den Aventin, nach der jüngeren Tradition hingegen auf den [[Mons Sacer]] begeben haben, um durch diese Kampfmaßnahme das wirtschaftliche Leben Roms lahmzulegen und so ihre Forderungen durchsetzen zu können.<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 2, 32f.; u. a.</ref> Eine zweite solche [[Secessio plebis|Sezession der Plebs]] auf den Aventin habe sich 449 v. Chr. ereignet.<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 3, 50ff.; u. a.</ref> 391 v. Chr. weihte der Politiker und Feldherr [[Marcus Furius Camillus]] den nach der Eroberung der [[Etrusker|etruskischen]] Stadt [[Veji]] errichteten Tempel der [[Juno (Mythologie)|Iuno Regina]].<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 5, 22; Plutarch, ''Camillus'' 6; u. a.</ref> Auf dem Aventin befanden sich außerdem unter anderem [[Tempel der Luna|Tempel der Mondgöttin Luna]],<ref>[[Ovid]], ''[[Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 3, 883; Livius, ''Ab urbe condita'' 40, 2, 2; [[Appian]], ''Bürgerkriege'' 1, 78; [[Vitruv]], ''De architectura'' 5, 5, 8; u. a.</ref> des [[Jupiter (Mythologie)|Iuppiter Libertas]]<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 24, 16 und 24, 19; u. a.</ref> und der [[Minerva]]. Ennius besaß auf dem Hügel ein Privathaus.<ref>Fragment aus [[Sueton]], |
Nach dem Ende der römischen Königszeit und dem Beginn der Republik befand sich der Aventin in staatlichem Besitz, stellte also einen ''[[Ager publicus]]'' dar. Gemäß der um 456 v. Chr. beschlossenen ''Lex Icilia'' wurde das dortige Gemeindeland in kleinen Parzellen der [[Plebejer|Plebs]] übereignet.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Antiquitates Romanae'' 10, 31; Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 3, 31f.</ref> Im Gegensatz zum gegenüberliegenden [[Patriziat (Römisches Reich)|patrizischen]] Palatin war der Aventin also zunächst plebejisches Siedlungsgebiet und auch ein Geschäftsviertel. In der Zeit der frühen Republik fand das geschäftliche Treiben vor allem an den Nordhängen des Hügels, etwa am [[Forum Boarium]], statt. Bereits 494 v. Chr. sollen die Plebejer aus Rom ausgezogen sein und sich laut dem älteren Annalisten [[Lucius Calpurnius Piso Frugi]] auf den Aventin, nach der jüngeren Tradition hingegen auf den [[Mons Sacer]] begeben haben, um durch diese Kampfmaßnahme das wirtschaftliche Leben Roms lahmzulegen und so ihre Forderungen durchsetzen zu können.<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 2, 32f.; u. a.</ref> Eine zweite solche [[Secessio plebis|Sezession der Plebs]] auf den Aventin habe sich 449 v. Chr. ereignet.<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 3, 50ff.; u. a.</ref> 391 v. Chr. weihte der Politiker und Feldherr [[Marcus Furius Camillus]] den nach der Eroberung der [[Etrusker|etruskischen]] Stadt [[Veji]] errichteten Tempel der [[Juno (Mythologie)|Iuno Regina]].<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 5, 22; Plutarch, ''Camillus'' 6; u. a.</ref> Auf dem Aventin befanden sich außerdem unter anderem der [[Tempel der Luna|Tempel der Mondgöttin Luna]],<ref>[[Ovid]], ''[[Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 3, 883; Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 40, 2, 2; [[Appian]], ''Bürgerkriege'' 1, 78; [[Vitruv]], ''De architectura'' 5, 5, 8; u. a.</ref> des [[Jupiter (Mythologie)|Iuppiter Libertas]]<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 24, 16 und 24, 19; u. a.</ref> und der [[Minerva]] sowie der [[Tempel der Bona Dea]]. Ennius besaß auf dem Hügel ein Privathaus.<ref>Fragment aus [[Sueton]], S. 24 ed. Reifferscheid.</ref> |
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[[Datei:Ripa - Aventino - CavalieriDiMalta.JPG|mini|Die [[Villa del Priorato di Malta]] auf dem Aventin]] |
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Während der römischen Republik war der Aventin immer wieder Nährboden für soziale Unruhen, etwa unter dem [[Volkstribun|Tribunat]] des [[Gaius Sempronius Gracchus]], der sich kurz vor seinem Tod 121 v. Chr. zuerst in den auf der Erhebung gelegenen Diana-Tempel flüchtete. Im 1. Jahrhundert n. Chr. vollzog sich eine langsame Wandlung des Charakters des Aventin, der nun vermehrt ein beliebtes Wohngebiet der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten wurde. 47 n. Chr. erweiterte Kaiser [[Claudius]] das Pomerium Roms, so dass nun auch der Aventin dazu gehörte.<ref>{{CIL|6|1231}}</ref> Die Kaiser [[Vitellius]], [[Trajan]] und [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] wohnten zeitweise auf dem Hügel, der auch als Standort für die während der Regierungszeit Trajans (98–117) errichteten Thermen des [[Lucius Licinius Sura]]<ref>[[Cassius Dio]], ''Römische Geschichte'' 68, 15.</ref> sowie die um 250 angelegten Thermen des [[Decius (Kaiser)|Decius]]<ref>[[Eutropius (Historiker)|Eutropius]], ''[[Breviarium ab urbe condita]]'' 9, 4.</ref> diente. Als die [[Westgoten]] unter ihrem König [[Alarich I.]] 410 [[Plünderung Roms (410)|Rom eroberten]], plünderten und zerstörten sie nahezu gänzlich die reichen Villen auf dem Aventin. Kaiser [[Otto III. (HRR)|Otto III.]] ließ sich während seines Italienaufenthalts 997–999 auf dem Aventin eine kaiserliche [[Königspfalz|Pfalz]] errichten.<ref>Pierre-Yves le Pogam: ''Otton III sur le Palatin ou sur l’Aventin? Note sur les résidences aristocratiques de l’Aventin au Xe siècle, notamment celle de Sainte-Sabine.'' In: ''Mélanges de l’École française de Rome. Moyen age.'' Band 116, 2004, S. 595–609 ([https://www.persee.fr/doc/mefr_1123-9883_2004_num_116_2_9335 online]).</ref> |
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1924 verließen viele antifaschistische Abgeordnete nach der Ermordung von [[Giacomo Matteotti]] die [[Camera dei deputati|italienische Abgeordnetenkammer]] und zogen sich, wie einst die um ihre Rechte kämpfenden Plebejer, auf den Aventin zurück. Durch diesen Schritt beendete diese sich [[Aventinianer]] nennende Gruppierung auch ihre politische Tätigkeit. Ihre Organisation wurde nach der Festigung der Position [[Benito Mussolini]]s aufgelöst. |
1924 verließen viele antifaschistische Abgeordnete nach der Ermordung von [[Giacomo Matteotti]] die [[Camera dei deputati|italienische Abgeordnetenkammer]] und zogen sich, wie einst die um ihre Rechte kämpfenden Plebejer, auf den Aventin zurück. Durch diesen Schritt beendete diese sich [[Aventinianer]] nennende Gruppierung auch ihre politische Tätigkeit. Ihre Organisation wurde nach der Festigung der Position [[Benito Mussolini]]s aufgelöst. |
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* [[Filippo Coarelli]]: ''Rom. Ein archäologischer Führer.'' Verlag von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 38–331. |
* [[Filippo Coarelli]]: ''Rom. Ein archäologischer Führer.'' Verlag von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 38–331. |
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* Lisa Marie Mignone: ''The Republican Aventine in Rome’s Social Order.'' University of Michigan Press, Ann Arbor 2016, ISBN 978-0-472-12193-9. |
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* Joëlle Prim: ''Aventinus mons. Limites, fonctions urbaines et représentations politiques d’une colline de la Rome antique'' (= ''Collection de l’École française de Rome.'' Band 571). École française de Rome, Rom 2021, ISBN 978-2-7283-1420-1. |
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Aktuelle Version vom 23. Juli 2024, 00:21 Uhr
Der Aventin (italienisch Monte Aventino, lateinisch Mons Aventinus) ist der südlichste der sieben Hügel, auf denen das antike Rom erbaut war. Er besteht aus zwei Erhebungen, die zu Ripa, dem heutigen zwölften Rione (Stadtteil) Roms, gehören.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach antiken etymologischen Ableitungen soll der Hügel entweder nach den Vögeln (lateinisch Aves) benannt worden sein oder nach dem mythischen König Aventinus Silvius von Alba Longa oder nach dem König Aventinus der Aboriginer, die beide auf dem Hügel bestattet worden seien. Zu weiteren erwogenen Ableitungen des Namens des Aventins gehörten u. a. seine Benennung nach einem gleichnamigen Sohn des Hercules und der Priesterin Rhea sowie nach dem im Land der Sabiner gelegenen Fluss Avens.[1]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nordwestliche Höhe, der eigentliche Aventin, ist nahe dem Tiber südwestlich vom Palatin gelegen und von diesem durch das Tal des Circus Maximus getrennt. Die berühmtesten heutigen Sehenswürdigkeiten der Erhebung sind die Kirche Santa Sabina sowie Santa Maria del Priorato, die Kirche des Priorats des souveränen Malteserritterordens. Südöstlich dieses sich 41–45 m über den Meeresspiegel erhebenden Hügels liegt eine zweite, etwas niedrigere Erhebung, auf der sich unter anderem die Kirchen Santa Balbina all’Aventino sowie San Saba befinden. Während der Ära der römischen Republik (5.–1. Jahrhundert v. Chr.) wurden beide Anhöhen wohl als eine Einheit betrachtet, doch hatten sie ursprünglich vielleicht unterschiedliche Namen geführt. Bei der Einteilung Roms in Regionen durch Augustus schlug der Kaiser den eigentlichen Aventin (Aventinus maior) der 13. Region, die südöstliche Spitze (Aventinus minor) hingegen der 12. Region zu.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Große Bedeutung hatte der Aventin in der Römischen Mythologie. Der menschenmordende, feuerspeiende Riese Cacus hauste laut Vergil in einer Höhle am Aventin und wurde von Hercules erschlagen, weil er diesem einen Teil der Rinderherde des Geryon gestohlen hatte.[2] Laut der Gründungslegende Roms überließen die Brüder Romulus und Remus den Göttern die Entscheidung, welcher von ihnen beiden das Recht haben sollte, die neuzugründende Stadt anzulegen, zu benennen und zu beherrschen. Sie vereinbarten, eine Vogelschau durchzuführen, und wer von ihnen zuerst eine Geierschar sehen werde, wäre Sieger. In der älteren Version der Sage, die in dem nur fragmentarisch erhaltenen historischen Epos des römischen Dichters Ennius greifbar ist, hielt Romulus die Vogelschau von einer der beiden Anhöhen des Aventins aus, Remus aber andernorts, vermutlich vom südöstlichen Hügel des Aventins aus.[3] Die jüngere Tradition lässt hingegen Romulus die Auspizien auf dem Palatin und Remus auf dem Aventin vornehmen. Romulus gewann den Wettbewerb und gründete Rom. Nachdem Remus von seinem Bruder oder einem von dessen Männern getötet worden war, wurde er an der Stätte Remuria begraben,[4] die einigen Autoren zufolge auf dem Aventin gelegen gewesen sein soll.
Nach dem überwiegenden Teil der antiken Überlieferung habe der vierte König Roms, Ancus Marcius, dessen Regierung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gesetzt wird, die erste Besiedlung des Aventins veranlasst.[5] Der sechste König Roms, Servius Tullius, sei sodann der Bauherr des auf dem Aventin gelegenen Tempels der Diana gewesen, der als gemeinsames Heiligtum des latinischen Bundes diente.[6] Obwohl der eigentliche Aventin schon seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. von der angeblich während der Regierung des Servius Tullius entstandenen Servianischen Stadtmauer eingeschlossen war, befand er sich außerhalb des Pomeriums.[7]
Nach dem Ende der römischen Königszeit und dem Beginn der Republik befand sich der Aventin in staatlichem Besitz, stellte also einen Ager publicus dar. Gemäß der um 456 v. Chr. beschlossenen Lex Icilia wurde das dortige Gemeindeland in kleinen Parzellen der Plebs übereignet.[8] Im Gegensatz zum gegenüberliegenden patrizischen Palatin war der Aventin also zunächst plebejisches Siedlungsgebiet und auch ein Geschäftsviertel. In der Zeit der frühen Republik fand das geschäftliche Treiben vor allem an den Nordhängen des Hügels, etwa am Forum Boarium, statt. Bereits 494 v. Chr. sollen die Plebejer aus Rom ausgezogen sein und sich laut dem älteren Annalisten Lucius Calpurnius Piso Frugi auf den Aventin, nach der jüngeren Tradition hingegen auf den Mons Sacer begeben haben, um durch diese Kampfmaßnahme das wirtschaftliche Leben Roms lahmzulegen und so ihre Forderungen durchsetzen zu können.[9] Eine zweite solche Sezession der Plebs auf den Aventin habe sich 449 v. Chr. ereignet.[10] 391 v. Chr. weihte der Politiker und Feldherr Marcus Furius Camillus den nach der Eroberung der etruskischen Stadt Veji errichteten Tempel der Iuno Regina.[11] Auf dem Aventin befanden sich außerdem unter anderem der Tempel der Mondgöttin Luna,[12] des Iuppiter Libertas[13] und der Minerva sowie der Tempel der Bona Dea. Ennius besaß auf dem Hügel ein Privathaus.[14]
Während der römischen Republik war der Aventin immer wieder Nährboden für soziale Unruhen, etwa unter dem Tribunat des Gaius Sempronius Gracchus, der sich kurz vor seinem Tod 121 v. Chr. zuerst in den auf der Erhebung gelegenen Diana-Tempel flüchtete. Im 1. Jahrhundert n. Chr. vollzog sich eine langsame Wandlung des Charakters des Aventin, der nun vermehrt ein beliebtes Wohngebiet der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten wurde. 47 n. Chr. erweiterte Kaiser Claudius das Pomerium Roms, so dass nun auch der Aventin dazu gehörte.[15] Die Kaiser Vitellius, Trajan und Hadrian wohnten zeitweise auf dem Hügel, der auch als Standort für die während der Regierungszeit Trajans (98–117) errichteten Thermen des Lucius Licinius Sura[16] sowie die um 250 angelegten Thermen des Decius[17] diente. Als die Westgoten unter ihrem König Alarich I. 410 Rom eroberten, plünderten und zerstörten sie nahezu gänzlich die reichen Villen auf dem Aventin. Kaiser Otto III. ließ sich während seines Italienaufenthalts 997–999 auf dem Aventin eine kaiserliche Pfalz errichten.[18]
1924 verließen viele antifaschistische Abgeordnete nach der Ermordung von Giacomo Matteotti die italienische Abgeordnetenkammer und zogen sich, wie einst die um ihre Rechte kämpfenden Plebejer, auf den Aventin zurück. Durch diesen Schritt beendete diese sich Aventinianer nennende Gruppierung auch ihre politische Tätigkeit. Ihre Organisation wurde nach der Festigung der Position Benito Mussolinis aufgelöst.
Heute ist der Aventin eine ruhige, grüne, aber auch sehr teure Wohngegend in der römischen Altstadt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Verlag von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 38–331.
- Rudolf Groß: Aventinus mons. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 785 f.
- Christian Hülsen: Aventinus 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 2282–2284.
- Lisa Marie Mignone: The Republican Aventine in Rome’s Social Order. University of Michigan Press, Ann Arbor 2016, ISBN 978-0-472-12193-9.
- Joëlle Prim: Aventinus mons. Limites, fonctions urbaines et représentations politiques d’une colline de la Rome antique (= Collection de l’École française de Rome. Band 571). École française de Rome, Rom 2021, ISBN 978-2-7283-1420-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Maurus Servius Honoratus, Kommentar zu Vergil, Aeneis 7, 657; Varro, De lingua Latina 5, 43 und 5, 48; u. a.
- ↑ Vergil, Aeneis 8, 193–270.
- ↑ Ennius, Annales 1, 78-93.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 1, 87; Plutarch, Romulus 11.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 3, 43; Titus Livius, Ab urbe condita 1, 33.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 4, 26; Titus Livius, Ab urbe condita 1, 45; Varro, De lingua Latina 5, 8; u. a.
- ↑ Aulus Gellius, Noctes Atticae 13, 14.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 10, 31; Titus Livius, Ab urbe condita 3, 31f.
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 2, 32f.; u. a.
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 3, 50ff.; u. a.
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 5, 22; Plutarch, Camillus 6; u. a.
- ↑ Ovid, Fasti 3, 883; Titus Livius, Ab urbe condita 40, 2, 2; Appian, Bürgerkriege 1, 78; Vitruv, De architectura 5, 5, 8; u. a.
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 24, 16 und 24, 19; u. a.
- ↑ Fragment aus Sueton, S. 24 ed. Reifferscheid.
- ↑ CIL 6, 1231
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 68, 15.
- ↑ Eutropius, Breviarium ab urbe condita 9, 4.
- ↑ Pierre-Yves le Pogam: Otton III sur le Palatin ou sur l’Aventin? Note sur les résidences aristocratiques de l’Aventin au Xe siècle, notamment celle de Sainte-Sabine. In: Mélanges de l’École française de Rome. Moyen age. Band 116, 2004, S. 595–609 (online).
Koordinaten: 41° 53′ 2″ N, 12° 28′ 53″ O