„Max Mosley“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
(45 dazwischenliegende Versionen von 30 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Max Mosley in 1969.jpg|mini|Max Mosley in seiner aktiven Rennfahrerzeit (1969)]]
[[Datei:Max Mosley in 1969.jpg|mini|Max Mosley in seiner aktiven Rennfahrerzeit (1969)]]
'''Max Rufus Mosley''' (* [[13. April]] [[1940]] in [[London]]; † [[23. Mai]] [[2021]] ebenda) war ein [[Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Rechtsanwalt]], [[Automobilsport|Motorsportmanager]] und [[Sportfunktionär]]. Mosley war von 1993 bis 2009 Präsident des internationalen Motorsportverbands [[Fédération Internationale de l’Automobile|FIA]].

'''Max Rufus Mosley''' (* [[13. April]] [[1940]] in [[London]]; † [[24. Mai]] [[2021]] ebenda) war ein [[Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Sportfunktionär]], [[Anwalt]] und von 1993 bis 2009 Präsident des Welt-Automobilverbands [[Fédération Internationale de l’Automobile|FIA]].


== Leben ==
== Leben ==
=== Jugend ===
=== Jugend und Ausbildung ===
Max Mosley war der zweite Sohn des britischen Politikers [[Oswald Mosley]] und [[Diana Mitford]]s. Oswald Mosley war zunächst Minister für die [[Labour Party]], Abgeordneter sowohl für die Konservativen als auch für die Labour Party in den 1920er Jahren. Während der 1930er Jahre verließ Oswald Mosley den Weg der demokratischen Parteien und wurde zum Leiter der [[British Union of Fascists]].
Max Mosley war der zweite Sohn des britischen Politikers [[Oswald Mosley]] und dessen zweiter Ehefrau [[Diana Mitford]]. Er hatte einen älteren Bruder und fünf ältere Halbgeschwister. Sein Vater Oswald Mosley war in den 1920er Jahren [[House of Commons|Unterhausabgeordneter]] zunächst für die [[Conservative Party|Konservativen]], dann als Unabhängiger und schließlich für die [[Labour Party]], für die er auch kurzfristig einen [[Kabinett des Vereinigten Königreichs|Kabinettsposten]] bekleidete, bevor er 1932 die [[British Union of Fascists]] gründete und zum prominentesten Vertreter des [[Faschismus]] in Großbritannien wurde.


Während der ersten drei Lebensjahre war Max Mosley von seinen Eltern getrennt, die wegen ihrer Sympathien für den [[Nationalsozialismus]] bis 1943 als Gefahr für die nationale Sicherheit im [[Holloway Prison]] interniert waren. Anschließend lebte die Familie an wechselnden Orten, zunächst in England und ab 1950 abwechselnd in [[Irland]] und [[Frankreich]]. Von 1953 bis 1955 besuchte Max die [[Schule Schloss Stein]], ein Internat in Bayern, wo er fließend Deutsch sprechen lernte,<ref name="Spiegel"/> anschließend ein Jahr lang die private Internatsschule Millfield in [[Somerset]]. Nach weiteren zwei Jahren Schulbesuch in [[London]] studierte er zunächst Physik am [[Christ Church (Oxford)|Christ Church]] College der [[University of Oxford|Universität Oxford]], wandte sich nach dem ersten Examen 1961 aber der [[Rechtswissenschaft]] zu. Nach seiner juristischen Ausbildung an der Londoner [[Inns of Court|Anwaltskammer]] [[Gray’s Inn]] wurde er 1964 als [[Barrister]] zugelassen und spezialisierte sich später auf [[Patent]]- und [[Marke (Recht)|Warenzeichen]]recht.
Max Mosley verbrachte seine Kindheit in [[Irland]], bevor er nach [[Frankreich]] und später nach [[Stein an der Traun]] in Deutschland zum Schulbesuch geschickt wurde. Er sprach auch später noch fließend Deutsch.<ref name="Spiegel"/> Nach der Rückkehr nach England wurde er in [[Millfield]] aufs Internat gesandt. Am [[Christ Church (Oxford)|Christ-Church]]-College in [[Oxford]] legte er 1961 zunächst einen Abschluss in Physik ab. Während seiner Studienzeit war er Sekretär der [[Oxford Union]], eines [[privileg]]ierten [[Debatte|Debattier]]<nowiki>klubs</nowiki> der Stadt und [[Universität Oxford]]. Mosley setzte seine Studien in [[Gray’s Inn]] in [[London]] fort. An dieser britischen [[Inns of Court|Anwaltskammer]] spezialisierte er sich auf [[Patent]]- und [[Warenzeichen]]recht. 1964 machte er seinen Abschluss zum [[Barrister]]. Die [[Northumbria University]] in [[Newcastle upon Tyne]] verlieh ihm 2005 den [[Ehrendoktor]] im [[Zivilrecht]].


Mitte der 1960er Jahre diente Mosley in der [[Territorial Army]], wo er zum [[Fallschirmspringer]] ausgebildet wurde.
Während seiner Studienzeit in Oxford war Mosley Sekretär der [[Oxford Union]], eines berühmten [[Debatte|Debattier]]<nowiki>klubs</nowiki>. Von 1961 bis 1964 diente er in der [[British Army#Army Reserve|Territorial Army]], wo er zum [[Fallschirmspringen|Fallschirmspringer]] ausgebildet wurde.

Die [[Northumbria University]] in [[Newcastle upon Tyne]] verlieh ihm 2005 den [[Ehrendoktor]] im [[Privatrecht|Zivilrecht]].


=== Rennsport ===
=== Rennsport ===
Mosley war auch Rennfahrer. Mitte der 1960er Jahre fuhr er in der [[Formel 2]], war aber nicht besonders erfolgreich. Danach entschloss er sich, den Helm an den Nagel zu hängen und versuchte sich als Teamchef. Im Jahr 1969 gründete er zusammen mit einigen Freunden den Rennstall [[March Engineering|March]]. Als Teamchef war Mosley erfolgreicher. Das March-Team belegte schon in seiner ersten Saison in der [[Formel 1]] den dritten Platz in der Konstrukteurswertung und konnte diesen Erfolg 1971 wiederholen. Mosley trat 1977 als Teamchef zurück.
Mosley begann seine Karriere im Rennsport als Automobilrennfahrer. Nach einigen Siegen in britischen Rennserien Mitte der 1960er Jahre fuhr er 1968 und 1969 einzelne Rennen in der [[Formel-2-Europameisterschaft]], war dort aber nicht besonders erfolgreich. Danach gab er den aktiven Autorennsport auf und versuchte sich als Teamchef. 1969 gründete er zusammen mit einigen Freunden den Rennstall [[March Engineering|March]], dessen Namen sich aus den Anfangsbuchstaben der Teamgründer zusammensetzte. Das ''M'' stand dabei für Mosley. Das March-Team belegte schon in seiner [[Automobil-Weltmeisterschaft 1970|ersten Saison]] in der [[Automobil-Weltmeisterschaft]] den dritten Platz in der Konstrukteurswertung und konnte diesen Erfolg bei der [[Automobil-Weltmeisterschaft 1971]] wiederholen. Mosley trat 1977 als Teamchef zurück.


Er begann im selben Jahr seine Karriere als Funktionär der [[Formula One Constructors Association|FOCA]], der Gegenspielerin der [[Fédération Internationale du Sport Automobile|FISA]], deren Präsidentschaft er 1991 übernahm. Nachdem die FISA 1993 aufgelöst worden war, stellte sich Mosley zur Wahl des FIA-Präsidenten, die er gewann. Er war seitdem bis Oktober 2009 ununterbrochen Präsident der weltweit höchsten Automobilvereinigung.
Im selben Jahr begann er seine Karriere als Funktionär und Rechtsbeistand der Konstrukteursvereinigung [[Formula One Constructors Association|FOCA]], der Gegenspielerin der [[Fédération Internationale du Sport Automobile|FISA]]. Nach dem Abschluss des [[Concorde Agreement]]s verließ er 1982 die FOCA und arbeitete anschließend für die [[Conservative Party]]. 1986 kehrte er aber als Funktionär der FISA in den Motorsport zurück und wurde 1991 deren Präsident. Nachdem die FISA 1993 aufgelöst worden war, stellte sich Mosley zur Wahl des FIA-Präsidenten, die er gewann. Bis Oktober 2009 blieb er ununterbrochen Präsident der weltweit höchsten Automobilvereinigung.


Mosley kündigte im Juli 2004 an, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen, tat dies aber dennoch und wurde im Oktober 2005 ohne Gegenkandidat erneut gewählt. Seine Rücktrittsgedanken waren vor allem durch den Streit mit den Teams ausgelöst, die nicht nur eine höhere Beteiligung an den Werbeeinnahmen forderten, sondern auch die [[Formel-1-Regeln|Reglementsreformen]] der vergangenen Jahre nur mit Unmut annahmen. Die Hersteller drohten, ab 2008 eine eigene Rennserie zu gründen, inzwischen forderten dies nach dem Rückzug [[Fiat]]s aus der [[Grand Prix World Championship|GPWC]] nur noch [[Mercedes-Benz (Motorsport)|Mercedes-Benz]], [[BMW (Motorsport)|BMW]], [[Renault]], [[Honda]] und [[Toyota]].
Mosley kündigte im Juli 2004 an, keine Wiederwahl mehr anzustreben, kandidierte dann aber im Oktober 2005 doch und wurde ohne Gegenkandidat erneut gewählt. Seine Rücktrittsgedanken waren vor allem durch den Streit mit den Teams der [[Formel-1-Weltmeisterschaft]] ausgelöst worden, die nicht nur eine höhere Beteiligung an den Werbeeinnahmen forderten, sondern auch mit den [[Formel-1-Regeln|Reglementsreformen]] der vergangenen Jahre unzufrieden waren. Die Hersteller drohten, ab 2008 eine eigene Rennserie zu gründen, inzwischen forderten dies nach dem Rückzug [[Fiat]]s aus der [[Grand Prix World Championship|GPWC]] nur noch [[Mercedes-Benz (Motorsport)|Mercedes-Benz]], [[BMW (Motorsport)|BMW]], [[Renault]], [[Honda]] und [[Toyota]].


Im Juni 2009 gab Mosley bekannt, sich nach Ablauf seiner Amtszeit im folgenden Oktober keiner Wiederwahl mehr zu stellen. Vorausgegangen war ein heftiger Streit um eine von Mosley gewollte Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro pro Team.<ref>vgl. Spiegel Online: [https://www.spiegel.de/sport/formel1/formel-1-kuenftige-budgetgrenze-liegt-bei-45-millionen-euro-a-622219.html ''Formel 1 – Künftige Budgetgrenze liegt bei 45 Millionen Euro''], 30.&nbsp;April 2009.</ref> Trotz einer Vielzahl von Treffen hatten sich FIA und [[Formula One Teams Association|FOTA]] nicht einigen können, woraufhin am 19. Juni die Rennställe [[Scuderia Ferrari|Ferrari]], [[McLaren Racing|McLaren-Mercedes]], [[Renault F1|Renault]], [[Toyota Racing|Toyota]], [[BMW Sauber F1|BMW-Sauber]], [[Brawn GP|BrawnGP]], [[Red Bull Racing|Red Bull]] und [[Scuderia Toro Rosso|Toro Rosso]] damit gedroht hatten, die Formel 1 zu verlassen und eine eigene Serie zu gründen.<ref>vgl. {{Webarchiv | url=http://sport.ard.de/sp/formel1/news200906/24/f1.jsp | wayback=20090626001859 | text=''Piratenserie ist vom Tisch''}} bei sport.ard.de, 24.&nbsp;Juni 2009</ref> Am 15.&nbsp;Juli 2009 schrieb Mosley an den Vorstand der FIA und teilte mit, dass er im Oktober endgültig nicht mehr kandidieren werde und dass er für seine Nachfolge [[Jean Todt]] vorschlage.<ref>{{Webarchiv | url=http://fia.com/en-GB/mediacentre/pressreleases/f1releases/2009/Documents/mm_letter_150709.pdf | wayback=20101123105340 | text=mm_letter_150709 – PDF bei www.fia.com}}</ref>
Im Juni 2009 gab Mosley bekannt, sich nach Ablauf seiner Amtszeit im folgenden Oktober nicht mehr zur Wahl zu stellen. Vorausgegangen war ein heftiger Streit um eine von Mosley gewünschte Budget-Obergrenze in der Formel-1-Weltmeisterschaft von 45 Millionen Euro pro Team.<ref>vgl. Spiegel Online: [https://www.spiegel.de/sport/formel1/formel-1-kuenftige-budgetgrenze-liegt-bei-45-millionen-euro-a-622219.html ''Formel 1 – Künftige Budgetgrenze liegt bei 45 Millionen Euro''], 30.&nbsp;April 2009.</ref> Trotz einer Vielzahl von Treffen hatten sich FIA und [[Formula One Teams Association|FOTA]] nicht einigen können, woraufhin am 19. Juni die Rennställe [[Scuderia Ferrari|Ferrari]], [[McLaren Racing|McLaren-Mercedes]], [[Renault F1|Renault]], [[Toyota Racing|Toyota]], [[BMW Sauber F1|BMW-Sauber]], [[Brawn GP|BrawnGP]], [[Red Bull Racing|Red Bull]] und [[Scuderia Toro Rosso|Toro Rosso]] erneut damit drohten, die Formel 1 zu verlassen und eine eigene Rennserie zu gründen.<ref>vgl. {{Webarchiv | url=http://sport.ard.de/sp/formel1/news200906/24/f1.jsp | wayback=20090626001859 | text=''Piratenserie ist vom Tisch''}} bei sport.ard.de, 24.&nbsp;Juni 2009</ref> Am 15.&nbsp;Juli 2009 teilte Mosley dem Vorstand der FIA mit, dass er im Oktober endgültig nicht mehr kandidieren werde und schlug als Nachfolger [[Jean Todt]] vor.<ref>{{Webarchiv | url=http://fia.com/en-GB/mediacentre/pressreleases/f1releases/2009/Documents/mm_letter_150709.pdf | wayback=20101123105340 | text=mm_letter_150709 – PDF bei www.fia.com}}</ref>


=== BDSM-Skandal ===
=== BDSM-Skandal ===
Im März 2008 berichtete die britische [[Boulevardzeitung]] [[News of the World]] von der Existenz eines fünfstündigen Videos, auf dem Mosley als „Gastgeber einer Sexorgie mit [[Prostitution|Prostituierten]] in [[Nationalsozialismus|Nazi]]-Uniformen“ zu sehen sein soll.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/sport/formel1/549499 | wayback=20080331061044 | text=FIA-Boss sorgt für Skandal}}</ref>
Im März 2008 berichtete die britische [[Boulevardzeitung]] [[News of the World]] von der Existenz eines fünfstündigen Videos, in dem Mosley als „Gastgeber einer Sexorgie mit [[Prostitution|Prostituierten]] in [[Nationalsozialismus|Nazi]]-Uniformen“ zu sehen sei. Der Vorgang erregte erhebliches öffentliches Aufsehen und wurde von der internationalen Presse aufgegriffen.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/sport/formel1/549499 | wayback=20080331061044 | text=FIA-Boss sorgt für Skandal}}</ref> In verschiedenen öffentlichen Stellungnahmen bestritt Mosley die Echtheit des Videos nicht, betonte aber, dass es sich um bloße [[BDSM]]-Rollenspiele ohne jeden politischen Bezug zum Nationalsozialismus gehandelt habe.<ref name="Spiegel">Lothar Gorris und Detlef Hacke: [https://www.spiegel.de/spiegel/a-610497.html Formel 1: „Sie glaubte, es sei ein Scherz“], Spiegel Online – Interview vom 2.&nbsp;März 2009.</ref>


Eine außerordentliche Generalversammlung der FIA in Paris am 3.&nbsp;Juni 2008 sprach Mosley nach geheimer Abstimmung mit fast Zweidrittelmehrheit das Vertrauen aus, vor allen Dingen aufgrund seiner Verdienste um die Sicherheit im Motorsport. Er konnte daher bis zum Ende seiner regulären Amtszeit Ende 2009 Präsident der FIA bleiben, kündigte allerdings an, sich stärker aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen und Aufgaben zu delegieren. Verschiedene nationale Automobilverbände, darunter der ADAC, kritisierten die in Paris getroffene Entscheidung.
Der Vorgang fand in der internationalen Presse erhöhte Aufmerksamkeit. Mosley erläuterte den [[BDSM|sadomasochistischen]] Kontext der Handlungen und bestritt den Bezug der Situation zum [[Nationalsozialismus]] ausdrücklich; die Echtheit des Videos an sich stellte er nicht in Frage.<ref name="Spiegel">Lothar Gorris und Detlef Hacke: [https://www.spiegel.de/spiegel/a-610497.html Formel 1: „Sie glaubte, es sei ein Scherz“], Spiegel Online – Interview vom 2.&nbsp;März 2009.</ref> In Folge betonte Mosley wiederholt gegenüber verschiedenen Medien, dass es sich um Rollenspiele ohne jeden politischen Bezug zum Dritten Reich gehandelt habe.<ref name="Spiegel"/>


Am 24.&nbsp;Juli 2008 entschied ein britisches Gericht, dass die ''News of the World'' mit ihrer Berichterstattung rechtswidrig in das Privatleben Mosleys eingegriffen habe, und verurteilte sie zu Schadensersatzzahlungen in Höhe von 60.000&nbsp;[[Pfund Sterling]] (rund 75.000&nbsp;Euro).<ref>[https://www.motorsport-total.com/f1/news/2008/07/Mosley_gewinnt_vor_Gericht_08072403.html Mosley gewinnt vor Gericht]</ref> Das Geld ließ Mosley der FIA Foundation zukommen.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.motorsport-total.com/f1/news/2008/07/Mosley_Brauchte_dieses_Urteil_08072406.html | wayback=20080727020052 | text=''Mosley: „Brauchte dieses Urteil“''}}</ref>
Im Mai 2008 stellte sich heraus, dass Mosley sieben Wochen lang im Auftrag Dritter von einer Londoner Detektivagentur beschattet wurde.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.autobild.de/artikel/sex-affaere-mosley_693639.html | wayback=20080606064035 | text=Liebe, Lust, Silberpfeile?}}</ref>


In Deutschland klagte Mosley unter anderem gegen den [[Axel Springer SE|Axel-Springer-Verlag]] auf 1,5 Millionen&nbsp;Euro Schadenersatz wegen Verletzung der [[Persönlichkeitsrecht]]e durch die Berichterstattung von Bild und Bild online.<ref name="sueddeutsche.de">Hans-Jürgen Jakobs: ''Mosley-Anwältin Irion – Größter Presserechtsfall der letzten Jahre'', 11.&nbsp;August 2009, auf [https://www.sueddeutsche.de/kultur/mosley-anwaeltin-irion-groesster-presserechtsfall-der-letzten-jahre-1.157987 sueddeutsche.de]</ref><ref>Klaus Boldt: ''Anzeige – Mosley verklagt Springer-Vorstand'', 24.&nbsp;Juli 2008, auf [https://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,567751,00.html manager-magazin.de]</ref> In einer außergerichtlichen Einigung kamen der Verlag und Mosley überein, dass der Verlag Spenden für karitative Organisationen über insgesamt 200.000&nbsp;Euro leisten musste, auf Wunsch Mosleys jeweils die Hälfte an eine Stiftung der Formel-1-Organisation und an eine Kinderklinik des [[Deutsches Herzzentrum Berlin|Deutschen Herzzentrums Berlin]].<ref>Hans-Jürgen Jakobs: ''Max Mosley und die „Bild“ – Party mit Folgen'', 7.&nbsp;August 2009, auf {{Webarchiv|url=http://www.sueddeutsche.de/kultur/999/483446/text/ |wayback=20090813091240 |text=sueddeutsche.de}}</ref> Mosley erhielt zudem die Gelegenheit, in einem der größten je in der [[Bild (Zeitung)|Bild-Zeitung]] abgedruckten Interviews, mit einer großen Ankündigung auf der Titelseite, seine eigene Position zu den „Nazivorwürfen“ darzustellen.<ref name="sueddeutsche.de"/><ref>''Der Formel-1-Boss im grossen BILD-Interview – War es Nazi-Sex, Herr Mosley?'', 8.&nbsp;August 2009, auf [https://www.bild.de/BILD/sport/motorsport/2009/08/08/max-mosley/bild-interview-mit-dem-fia-boss.html bild.de]</ref>
Die am 3.&nbsp;Juni 2008 in Paris einberufene außerordentliche Generalversammlung der FIA sprach Mosley nach geheimer Abstimmung mit fast Zweidrittelmehrheit vor allen Dingen aufgrund seiner Verdienste um die Sicherheit im Motorsport das Vertrauen aus, sodass Mosley bis Ende 2009 als Präsident der FIA im Amt bleiben sollte. Er kündigte allerdings an, sich bis dahin vermehrt aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen und Aufgaben zu delegieren. Verschiedene nationale Automobilverbände, darunter der ADAC, kritisierten die in Paris getroffene Entscheidung und kündigten an, ihr Engagement innerhalb der FIA zu überdenken.


Auch gegen Website-Betreiber, die rechtswidrig aufgenommene Bilder der Party Mosleys veröffentlicht hatten, sowie gegen den [[Suchmaschine]]nbetreiber [[Google LLC|Google]] ging Mosley gerichtlich vor. Nachdem er erstinstanzlich vor dem [[Landgericht Hamburg]] erreicht hatte, dass Google rechtsverletzende Bilder aus den Ergebnissen seiner Suchmaschine filtern und sperren musste, und Google diese Entscheidung beim [[Oberlandesgericht Hamburg]] angefochten hatte,<ref>{{Internetquelle |autor=Holger Kreitling |url=https://www.welt.de/vermischtes/article127350279/Max-Mosley-gefangen-im-Netz-von-Google.html |titel=Max Mosley, gefangen im Netz von Google |hrsg=[[Die Welt]] |datum=2014-04-27 |sprache=de |abruf=2022-02-17}}</ref> kam es im Mai 2015 zu einer außergerichtlichen Einigung, deren Details nicht bekannt wurden.<ref>[[Isabell Hülsen]]: ''Mosley und Google beenden ihren Rechtsstreit'', 15.&nbsp;Mai 2015, auf [https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/max-mosley-und-google-beenden-ihren-rechtsstreit-a-1033834.html spiegel.de]</ref><ref>Björn Greif: ''Ex-FIA-Boss Max Mosley und Google legen Rechtsstreit mit Vergleich bei'', 15.&nbsp;Mai 2015, auf [https://www.zdnet.de/88234762/ex-fia-boss-max-mosley-und-google-legen-rechtsstreit-mit-vergleich-bei/ zdnet.de]</ref>
Am 24.&nbsp;Juli 2008 entschied ein britisches Gericht, dass die ''News of the World'' mit ihrer Berichterstattung rechtswidrig in das Privatleben Mosleys eingegriffen habe, und verhängte Schadensersatzzahlungen in Höhe von 60.000 Pfund (rund 75.000 Euro).<ref>[http://www.motorsport-total.com/f1/news/2008/07/Mosley_gewinnt_vor_Gericht_08072403.html Mosley gewinnt vor Gericht]</ref> Das Geld ließ Mosley der FIA Foundation zukommen.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.motorsport-total.com/f1/news/2008/07/Mosley_Brauchte_dieses_Urteil_08072406.html | wayback=20080727020052 | text=''Mosley: „Brauchte dieses Urteil“''}}</ref>
In Deutschland standen Klagen von Mosley gegen den [[Axel Springer AG|Springer-Verlag]] und gegen die Wochenzeitung [[Die Zeit]] zur Entscheidung an. Die Frage aus dem britischen Gerichtsverfahren, ob die quergestreiften Pyjamas, die Mosleys Gespielinnen bei der Party trugen, an die längsgestreifte Kleidung der KZ-Häftlinge erinnerten, sollten auch in deutschen Gerichtsverfahren eine entscheidende Rolle spielen.<ref>{{Der Spiegel|ID=62603879|Titel=Falsche Streifen|Autor=[[Henryk M. Broder]]|Jahr=2008|Nr=51|Seiten=94ff}}</ref>

Die Deutsche Presse-Agentur veröffentlichte am 9. Mai 2009 eine Korrekturmeldung zu ihrer Berichterstattung. Insgesamt ging es um 25 Unterlassungsbegehren, drei Strafanzeigen und eine Schadenersatzklage über 1,5 Millionen Euro gegen den Axel-Springer-Verlag (eine Million (Bild) und 500.000 Euro (Bild.de)).<ref name="sueddeutsche.de">Hans-Jürgen Jakobs: ''Mosley-Anwältin Irion – Größter Presserechtsfall der letzten Jahre'', 11.&nbsp;August 2009, auf [https://www.sueddeutsche.de/kultur/mosley-anwaeltin-irion-groesster-presserechtsfall-der-letzten-jahre-1.157987 sueddeutsche.de]</ref><ref>Klaus Boldt: ''Anzeige – Mosley verklagt Springer-Vorstand'', 24.&nbsp;Juli 2008, auf [http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,567751,00.html manager-magazin.de]</ref> In einer außergerichtlichen Einigung kamen der Springer Verlag und Mosley überein, dass der Verlag Spenden für karitative Organisationen über insgesamt 200.000 Euro leisten musste, auf Wunsch Mosleys jeweils die Hälfte an eine Stiftung der Formel-1-Organisation und an eine Kinderklinik des [[Deutsches Herzzentrum Berlin|Deutschen Herzzentrums Berlin]].<ref>Hans-Jürgen Jakobs: ''Max Mosley und die „Bild“ – Party mit Folgen'', 7.&nbsp;August 2009, auf {{Webarchiv|url=http://www.sueddeutsche.de/kultur/999/483446/text/ |wayback=20090813091240 |text=sueddeutsche.de |archiv-bot=2019-04-30 18:17:35 InternetArchiveBot }}</ref> Mosley erhielt zudem die Gelegenheit, in einem der größten je in der [[Bild (Zeitung)|Bild-Zeitung]] abgedruckten Interviews, mit einer großen Ankündigung auf der Titelseite, seine eigene Position zu den „Nazivorwürfen“ darzustellen.<ref name="sueddeutsche.de"/><ref>''Der Formel-1-Boss im grossen BILD-Interview – War es Nazi-Sex, Herr Mosley?'', 8.&nbsp;August 2009, auf [http://www.bild.de/BILD/sport/motorsport/2009/08/08/max-mosley/bild-interview-mit-dem-fia-boss.html bild.de]</ref>

Auch gegen den [[Suchmaschine]]nbetreiber [[Google]] ging Mosley vor. Google hatte sich geweigert, illegale Bilder der Party Mosleys aus seinen Suchergebnissen herauszufiltern. Bei einzelnen Webseitenbetreibern, die Bilder angeboten hatten, hatte Mosley bereits erfolgreich Unterlassungsansprüche wegen Verletzung der [[Persönlichkeitsrecht]]e durchgesetzt. Nachdem Mosley erstinstanzlich vor dem [[Landgericht Hamburg]] erreichte, dass Google rechtsverletzende Bilder aus den Ergebnissen seiner Suchmaschine filtern und sperren muss, und Google diese Entscheidung angefochten hatte, standen u.&nbsp;a. Fragen im Zusammenhang mit der [[Autovervollständigung]]sfunktion der Google-Suche offen. Im Mai 2015 kam es zu einer außergerichtlichen Einigung, deren Details nicht bekannt wurden.<ref>[[Isabell Hülsen]]: ''Mosley und Google beenden ihren Rechtsstreit'', 15.&nbsp;Mai 2015, auf [http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/max-mosley-und-google-beenden-ihren-rechtsstreit-a-1033834.html spiegel.de]</ref><ref>Björn Greif: ''Ex-FIA-Boss Max Mosley und Google legen Rechtsstreit mit Vergleich bei'', 15.&nbsp;Mai 2015, auf [http://www.zdnet.de/88234762/ex-fia-boss-max-mosley-und-google-legen-rechtsstreit-mit-vergleich-bei/ zdnet.de]</ref>


=== Privates ===
=== Privates ===
Am 5.&nbsp;Mai 2009 wurde Alexander Mosley, der ältere der beiden Söhne Mosleys, im Alter von 39 Jahren tot in seiner Wohnung in [[Notting Hill]] aufgefunden. Er war an einer Überdosis [[Heroin]] verstorben.<ref>vgl. {{Webarchiv | url=http://en.f1-live.com/f1/en/headlines/news/detail/090610160916.shtml | wayback=20090612205452 | text=ews in brief - Schumacher, RoC, Alonso, Mosley and Lauda}}</ref><ref>vgl. [http://news.bbc.co.uk/1/hi/england/london/8092976.stm Mosley's son died of drug abuse - bbc.co.uk]</ref><ref>http://www.dailymail.co.uk/news/article-1177954/Max-Mosleys-son-Alexander-died-desk-heroin-overdose.html</ref>
Mosley heiratete 1960 Jean Taylor. 1970 wurde ihr Sohn Alexander und 1972 ihr Sohn Patrick geboren. Am 5.&nbsp;Mai 2009 wurde Alexander Mosley im Alter von 39 Jahren tot in seiner Wohnung in [[Notting Hill]] aufgefunden. Er war an einer Überdosis [[Heroin]] gestorben.<ref>vgl. {{Webarchiv | url=http://en.f1-live.com/f1/en/headlines/news/detail/090610160916.shtml | wayback=20090612205452 | text=ews in brief - Schumacher, RoC, Alonso, Mosley and Lauda}}</ref><ref>vgl. [http://news.bbc.co.uk/1/hi/england/london/8092976.stm Mosley's son died of drug abuse - bbc.co.uk]</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Michael Seamark |url=http://www.dailymail.co.uk/news/article-1177954/Max-Mosleys-son-Alexander-died-desk-heroin-overdose.html |titel=Max Mosley's son Alexander 'died at his desk from heroin overdose' |werk=dailymail.co.uk |datum=2009-06-10 |abruf=2024-03-09}}</ref>


Max Mosley starb am 24.&nbsp;Mai 2021 im Alter von 81 Jahren in London.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/sport/formel1/britische-medien-berichten-ex-formel-1-boss-max-mosley-stirbt-mit-81-jahren_id_13326133.html |titel=Britische Medien berichten Ex-Formel-1-Boss Max Mosley stirbt mit 81 Jahren |werk=focus.de |datum=2021-05-24 |abruf=2021-05-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.oe24.at/sport/stars-und-sport/ex-fia-praesident-max-mosley-gestorben/478439821 |titel=
Nachdem Mosley erfahren hatte, dass er an einem [[Lymphom]] im Endstadium litt, beging er am 23. Mai 2021 Suizid.<ref>https://www.eurosport.de/formel-1/max-mosley-ex-fia-prasident-nahm-sich-laut-untersuchung-das-leben-suizid-nach-krebsdiagnose_sto8865257/story.shtml</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/sport/formel1/britische-medien-berichten-ex-formel-1-boss-max-mosley-stirbt-mit-81-jahren_id_13326133.html |titel=Britische Medien berichten Ex-Formel-1-Boss Max Mosley stirbt mit 81 Jahren |werk=focus.de |datum=2021-05-24 |abruf=2021-05-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.oe24.at/sport/stars-und-sport/ex-fia-praesident-max-mosley-gestorben/478439821 |titel=Im Alter von 81 Jahren Ex-FIA-Präsident Max Mosley gestorben |werk=oe24.at |datum=2021-05-24 |abruf=2021-05-24}}</ref>
Im Alter von 81 Jahren Ex-FIA-Präsident Max Mosley gestorben |werk=oe24.at |datum=2021-05-24 |abruf=2021-05-24}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* [http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,610497,00.html Interview mit Mosley (März 2009, Spiegel Online)]
* [https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,610497,00.html Interview mit Mosley (März 2009, Spiegel Online)]
* [https://www.motorsportmagazine.com/archive/article/august-2021/114/max-mosley-formula-1s-saviour-or-sinner? Nachruf auf Max Mosley (August 2022, Motor Sport Magazine)]
* {{Worldcat id|lccn-n2015050860}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 51: Zeile 46:


{{Navigationsleiste Präsidenten der FIA}}
{{Navigationsleiste Präsidenten der FIA}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=1201379598|LCCN=n2015050860|VIAF=317284098}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=1201379598|LCCN=n2015050860|VIAF=317284098}}


{{SORTIERUNG:Mosley, Max}}
{{SORTIERUNG:Mosley, Max}}
[[Kategorie:Rechtsanwalt (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:Rennfahrer (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:Motorsportfunktionär]]
[[Kategorie:Formel-1-Teamchef]]
[[Kategorie:Formel-1-Teamchef]]
[[Kategorie:March]]
[[Kategorie:Motorsportfunktionär]]
[[Kategorie:BDSM]]
[[Kategorie:Rennfahrer (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:Rechtsanwalt (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:March Engineering]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des heiligen Karl (Kommandeur)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des heiligen Karl (Kommandeur)]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Northumbria University]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Northumbria University]]
[[Kategorie:Sportler (London)]]
[[Kategorie:Sportler (London)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Geboren 1940]]
[[Kategorie:Geboren 1940]]
Zeile 72: Zeile 66:
|NAME=Mosley, Max
|NAME=Mosley, Max
|ALTERNATIVNAMEN=Mosley, Max Rufus (vollständiger Name)
|ALTERNATIVNAMEN=Mosley, Max Rufus (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=britischer Jurist und Sportfunktionär; Präsident der FIA
|KURZBESCHREIBUNG=britischer Rechtsanwalt, Motorsportmanager und Sportfunktionär; Präsident der FIA
|GEBURTSDATUM=13. April 1940
|GEBURTSDATUM=13. April 1940
|GEBURTSORT=[[London]]
|GEBURTSORT=[[London]]
|STERBEDATUM=24. Mai 2021
|STERBEDATUM=23. Mai 2021
|STERBEORT=[[London]]
|STERBEORT=[[London]]
}}
}}

Aktuelle Version vom 12. Oktober 2024, 06:04 Uhr

Max Mosley in seiner aktiven Rennfahrerzeit (1969)

Max Rufus Mosley (* 13. April 1940 in London; † 23. Mai 2021 ebenda) war ein britischer Rechtsanwalt, Motorsportmanager und Sportfunktionär. Mosley war von 1993 bis 2009 Präsident des internationalen Motorsportverbands FIA.

Jugend und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Mosley war der zweite Sohn des britischen Politikers Oswald Mosley und dessen zweiter Ehefrau Diana Mitford. Er hatte einen älteren Bruder und fünf ältere Halbgeschwister. Sein Vater Oswald Mosley war in den 1920er Jahren Unterhausabgeordneter zunächst für die Konservativen, dann als Unabhängiger und schließlich für die Labour Party, für die er auch kurzfristig einen Kabinettsposten bekleidete, bevor er 1932 die British Union of Fascists gründete und zum prominentesten Vertreter des Faschismus in Großbritannien wurde.

Während der ersten drei Lebensjahre war Max Mosley von seinen Eltern getrennt, die wegen ihrer Sympathien für den Nationalsozialismus bis 1943 als Gefahr für die nationale Sicherheit im Holloway Prison interniert waren. Anschließend lebte die Familie an wechselnden Orten, zunächst in England und ab 1950 abwechselnd in Irland und Frankreich. Von 1953 bis 1955 besuchte Max die Schule Schloss Stein, ein Internat in Bayern, wo er fließend Deutsch sprechen lernte,[1] anschließend ein Jahr lang die private Internatsschule Millfield in Somerset. Nach weiteren zwei Jahren Schulbesuch in London studierte er zunächst Physik am Christ Church College der Universität Oxford, wandte sich nach dem ersten Examen 1961 aber der Rechtswissenschaft zu. Nach seiner juristischen Ausbildung an der Londoner Anwaltskammer Gray’s Inn wurde er 1964 als Barrister zugelassen und spezialisierte sich später auf Patent- und Warenzeichenrecht.

Während seiner Studienzeit in Oxford war Mosley Sekretär der Oxford Union, eines berühmten Debattierklubs. Von 1961 bis 1964 diente er in der Territorial Army, wo er zum Fallschirmspringer ausgebildet wurde.

Die Northumbria University in Newcastle upon Tyne verlieh ihm 2005 den Ehrendoktor im Zivilrecht.

Mosley begann seine Karriere im Rennsport als Automobilrennfahrer. Nach einigen Siegen in britischen Rennserien Mitte der 1960er Jahre fuhr er 1968 und 1969 einzelne Rennen in der Formel-2-Europameisterschaft, war dort aber nicht besonders erfolgreich. Danach gab er den aktiven Autorennsport auf und versuchte sich als Teamchef. 1969 gründete er zusammen mit einigen Freunden den Rennstall March, dessen Namen sich aus den Anfangsbuchstaben der Teamgründer zusammensetzte. Das M stand dabei für Mosley. Das March-Team belegte schon in seiner ersten Saison in der Automobil-Weltmeisterschaft den dritten Platz in der Konstrukteurswertung und konnte diesen Erfolg bei der Automobil-Weltmeisterschaft 1971 wiederholen. Mosley trat 1977 als Teamchef zurück.

Im selben Jahr begann er seine Karriere als Funktionär und Rechtsbeistand der Konstrukteursvereinigung FOCA, der Gegenspielerin der FISA. Nach dem Abschluss des Concorde Agreements verließ er 1982 die FOCA und arbeitete anschließend für die Conservative Party. 1986 kehrte er aber als Funktionär der FISA in den Motorsport zurück und wurde 1991 deren Präsident. Nachdem die FISA 1993 aufgelöst worden war, stellte sich Mosley zur Wahl des FIA-Präsidenten, die er gewann. Bis Oktober 2009 blieb er ununterbrochen Präsident der weltweit höchsten Automobilvereinigung.

Mosley kündigte im Juli 2004 an, keine Wiederwahl mehr anzustreben, kandidierte dann aber im Oktober 2005 doch und wurde ohne Gegenkandidat erneut gewählt. Seine Rücktrittsgedanken waren vor allem durch den Streit mit den Teams der Formel-1-Weltmeisterschaft ausgelöst worden, die nicht nur eine höhere Beteiligung an den Werbeeinnahmen forderten, sondern auch mit den Reglementsreformen der vergangenen Jahre unzufrieden waren. Die Hersteller drohten, ab 2008 eine eigene Rennserie zu gründen, inzwischen forderten dies nach dem Rückzug Fiats aus der GPWC nur noch Mercedes-Benz, BMW, Renault, Honda und Toyota.

Im Juni 2009 gab Mosley bekannt, sich nach Ablauf seiner Amtszeit im folgenden Oktober nicht mehr zur Wahl zu stellen. Vorausgegangen war ein heftiger Streit um eine von Mosley gewünschte Budget-Obergrenze in der Formel-1-Weltmeisterschaft von 45 Millionen Euro pro Team.[2] Trotz einer Vielzahl von Treffen hatten sich FIA und FOTA nicht einigen können, woraufhin am 19. Juni die Rennställe Ferrari, McLaren-Mercedes, Renault, Toyota, BMW-Sauber, BrawnGP, Red Bull und Toro Rosso erneut damit drohten, die Formel 1 zu verlassen und eine eigene Rennserie zu gründen.[3] Am 15. Juli 2009 teilte Mosley dem Vorstand der FIA mit, dass er im Oktober endgültig nicht mehr kandidieren werde und schlug als Nachfolger Jean Todt vor.[4]

Im März 2008 berichtete die britische Boulevardzeitung News of the World von der Existenz eines fünfstündigen Videos, in dem Mosley als „Gastgeber einer Sexorgie mit Prostituierten in Nazi-Uniformen“ zu sehen sei. Der Vorgang erregte erhebliches öffentliches Aufsehen und wurde von der internationalen Presse aufgegriffen.[5] In verschiedenen öffentlichen Stellungnahmen bestritt Mosley die Echtheit des Videos nicht, betonte aber, dass es sich um bloße BDSM-Rollenspiele ohne jeden politischen Bezug zum Nationalsozialismus gehandelt habe.[1]

Eine außerordentliche Generalversammlung der FIA in Paris am 3. Juni 2008 sprach Mosley nach geheimer Abstimmung mit fast Zweidrittelmehrheit das Vertrauen aus, vor allen Dingen aufgrund seiner Verdienste um die Sicherheit im Motorsport. Er konnte daher bis zum Ende seiner regulären Amtszeit Ende 2009 Präsident der FIA bleiben, kündigte allerdings an, sich stärker aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen und Aufgaben zu delegieren. Verschiedene nationale Automobilverbände, darunter der ADAC, kritisierten die in Paris getroffene Entscheidung.

Am 24. Juli 2008 entschied ein britisches Gericht, dass die News of the World mit ihrer Berichterstattung rechtswidrig in das Privatleben Mosleys eingegriffen habe, und verurteilte sie zu Schadensersatzzahlungen in Höhe von 60.000 Pfund Sterling (rund 75.000 Euro).[6] Das Geld ließ Mosley der FIA Foundation zukommen.[7]

In Deutschland klagte Mosley unter anderem gegen den Axel-Springer-Verlag auf 1,5 Millionen Euro Schadenersatz wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte durch die Berichterstattung von Bild und Bild online.[8][9] In einer außergerichtlichen Einigung kamen der Verlag und Mosley überein, dass der Verlag Spenden für karitative Organisationen über insgesamt 200.000 Euro leisten musste, auf Wunsch Mosleys jeweils die Hälfte an eine Stiftung der Formel-1-Organisation und an eine Kinderklinik des Deutschen Herzzentrums Berlin.[10] Mosley erhielt zudem die Gelegenheit, in einem der größten je in der Bild-Zeitung abgedruckten Interviews, mit einer großen Ankündigung auf der Titelseite, seine eigene Position zu den „Nazivorwürfen“ darzustellen.[8][11]

Auch gegen Website-Betreiber, die rechtswidrig aufgenommene Bilder der Party Mosleys veröffentlicht hatten, sowie gegen den Suchmaschinenbetreiber Google ging Mosley gerichtlich vor. Nachdem er erstinstanzlich vor dem Landgericht Hamburg erreicht hatte, dass Google rechtsverletzende Bilder aus den Ergebnissen seiner Suchmaschine filtern und sperren musste, und Google diese Entscheidung beim Oberlandesgericht Hamburg angefochten hatte,[12] kam es im Mai 2015 zu einer außergerichtlichen Einigung, deren Details nicht bekannt wurden.[13][14]

Mosley heiratete 1960 Jean Taylor. 1970 wurde ihr Sohn Alexander und 1972 ihr Sohn Patrick geboren. Am 5. Mai 2009 wurde Alexander Mosley im Alter von 39 Jahren tot in seiner Wohnung in Notting Hill aufgefunden. Er war an einer Überdosis Heroin gestorben.[15][16][17]

Nachdem Mosley erfahren hatte, dass er an einem Lymphom im Endstadium litt, beging er am 23. Mai 2021 Suizid.[18][19][20]

Commons: Max Mosley – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Lothar Gorris und Detlef Hacke: Formel 1: „Sie glaubte, es sei ein Scherz“, Spiegel Online – Interview vom 2. März 2009.
  2. vgl. Spiegel Online: Formel 1 – Künftige Budgetgrenze liegt bei 45 Millionen Euro, 30. April 2009.
  3. vgl. Piratenserie ist vom Tisch (Memento vom 26. Juni 2009 im Internet Archive) bei sport.ard.de, 24. Juni 2009
  4. mm_letter_150709 – PDF bei www.fia.com (Memento vom 23. November 2010 im Internet Archive)
  5. FIA-Boss sorgt für Skandal (Memento vom 31. März 2008 im Internet Archive)
  6. Mosley gewinnt vor Gericht
  7. Mosley: „Brauchte dieses Urteil“ (Memento vom 27. Juli 2008 im Internet Archive)
  8. a b Hans-Jürgen Jakobs: Mosley-Anwältin Irion – Größter Presserechtsfall der letzten Jahre, 11. August 2009, auf sueddeutsche.de
  9. Klaus Boldt: Anzeige – Mosley verklagt Springer-Vorstand, 24. Juli 2008, auf manager-magazin.de
  10. Hans-Jürgen Jakobs: Max Mosley und die „Bild“ – Party mit Folgen, 7. August 2009, auf sueddeutsche.de (Memento vom 13. August 2009 im Internet Archive)
  11. Der Formel-1-Boss im grossen BILD-Interview – War es Nazi-Sex, Herr Mosley?, 8. August 2009, auf bild.de
  12. Holger Kreitling: Max Mosley, gefangen im Netz von Google. Die Welt, 27. April 2014, abgerufen am 17. Februar 2022.
  13. Isabell Hülsen: Mosley und Google beenden ihren Rechtsstreit, 15. Mai 2015, auf spiegel.de
  14. Björn Greif: Ex-FIA-Boss Max Mosley und Google legen Rechtsstreit mit Vergleich bei, 15. Mai 2015, auf zdnet.de
  15. vgl. ews in brief - Schumacher, RoC, Alonso, Mosley and Lauda (Memento vom 12. Juni 2009 im Internet Archive)
  16. vgl. Mosley's son died of drug abuse - bbc.co.uk
  17. Michael Seamark: Max Mosley's son Alexander 'died at his desk from heroin overdose'. In: dailymail.co.uk. 10. Juni 2009, abgerufen am 9. März 2024.
  18. https://www.eurosport.de/formel-1/max-mosley-ex-fia-prasident-nahm-sich-laut-untersuchung-das-leben-suizid-nach-krebsdiagnose_sto8865257/story.shtml
  19. Britische Medien berichten Ex-Formel-1-Boss Max Mosley stirbt mit 81 Jahren. In: focus.de. 24. Mai 2021, abgerufen am 24. Mai 2021.
  20. Im Alter von 81 Jahren Ex-FIA-Präsident Max Mosley gestorben. In: oe24.at. 24. Mai 2021, abgerufen am 24. Mai 2021.