„Zu vier Händen“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Fantasia in F minor by Franz Schubert, D.940 (Op. posth. 103).ogg|mini|hochkant=1.7|Das Latsos Duo ([[Giorgi Latso]] und Anna Latso) spielt die [[Fantasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen]] von [[Franz Schubert]], [[Deutsch-Verzeichnis|D. 940]]]]
'''Zu vier Händen''' ([[Italienische Sprache|italienisch]]: „a quattro mani“) ist eine Spielanweisung für ein Musikstück, das zwei Spieler, also vier Hände, auf einem Tasteninstrument (meistens [[Klavier]]) benötigt. Stücke für zwei Instrumente werden ausdrücklich als „für zwei Klaviere“ bezeichnet.
[[Datei:François Barraud et Albert Locca au piano.jpg|miniatur|[[François Barraud]]: ''François Barraud und Albert Locca am Klavier'']]
'''Zu vier Händen''' ([[Italienische Sprache|italienisch]]: „a quattro mani“; frz.: „à quatre mains“, auch abgekürzt „4ms“; engl.: „four hands“) ist eine Bezeichnung für ein Musikstück, das für zwei Spieler an einem Tasteninstrument (meistens [[Klavier]]) komponiert oder [[Arrangement|arrangiert]] wurde. Entsprechend gibt es Stücke mit der Bezeichnung zu drei Händen (hier setzt einer der beiden Spieler nur eine seiner Hände beim Spiel ein) oder sechs Händen (hier sitzen drei Spieler an einem Instrument). Kompositionen mit der Bezeichnung „zu acht Händen“ sind fast ausnahmslos für zwei Spieler an je einem Instrument angelegt. Stücke für vier Spieler an einem Instrument sind vergleichsweise sehr selten.


Vierhändige [[Klaviermusik]] ist ein Bereich der [[Kammermusik]].
Vierhändige [[Klaviermusik]] ist ein Bereich der [[Kammermusik]].


Die ersten im Druck erschienene Werke für diese Besetzung sind wohl die 1777 herausgegebenen Sonaten des englischen Musikhistorikers und Komponisten [[Charles Burney]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.classical-music.com/features/instruments/four-hand-piano-when-did-the-fashion-for-piano-four-hands-start |titel=Four hand piano: how the fashion for piano four hands started and why it was popular for its romantic possibilities |sprache=en |abruf=2024-09-23}}</ref> Jedoch schrieb auch [[Wolfgang Amadeus Mozart]] schon zu dieser Zeit Werke zu vier Händen, zum Beispiel das Divertimento (Sonate) in B von 1774, welches jedoch erst 1783 im Druck erschien.<ref>{{Internetquelle |url=https://kv.mozarteum.at/de/work/divertimento-sonate-in-b-2951 |titel=KV 358 – Divertimento (Sonate) in B | werk=Köchel-Verzeichnis |sprache=de |abruf=2024-09-23 | hrsg=kv.mozarteum.at }}</ref> Einen Aufschwung erlebte diese Form der Kammermusik im 19. Jahrhundert, als sich vierhändige Bearbeitungen von [[Orchester]]- und Kammermusikwerken verbreiteten. Damit konnte man Werke zu Hause nachspielen und kennenlernen – in diesem Sinne waren diese Bearbeitungen die "Schallplattenspieler des 19. Jahrhunderts"<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/2601 |titel=Große Fuge, op. 134 {{!}} Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz |abruf=2024-09-23}}</ref>. Vierhändige Bearbeitungen sind gegenüber zweihändigen manchmal leichter zu spielen, bieten dabei jedoch mehr technische Möglichkeiten und können die Klangentfaltung größerer Besetzungen am Klavier andeuten. Manchmal arrangierten Komponisten ihre eigenen Werke selber für diese Besetzung, wie [[Liste der kammermusikalischen Werke Beethovens|Beethoven]] mit seiner Bearbeitung für vier Hände (Op. 134) der [[Große Fuge|''Großen Fuge'']] für das Streichquartett Op. 133<ref name=":0" />. Doch nicht nur durch Bearbeitungen gewann die Besetzung an Gewicht, es entstanden und entstehen bis heute auch eigenständige Werke, welche spezifisch für zwei Spieler an einem Klavier geschrieben wurden. Zum Beispiel gehört das umfangreiche Werk von [[Franz Schubert]] mit der berühmten Fantasie in f-Moll (D. 940) und vielen weiteren Werken zum Kernrepertoire des Klavierduetts.
Im 19. Jahrhundert verbreiteten sich vierhändige Bearbeitungen von [[Orchester]]- und [[Kammermusik]]werken, damit man sie zu Hause nachspielen und kennenlernen konnte. Vierhändige Bearbeitungen sind gegenüber zweihändigen leichter zu spielen. [[Ludwig van Beethoven (Kammermusik)|Beethovens]] eigene Bearbeitung für vier Hände (Opus 134) seiner „Große Fuge“ für Streichquartett Opus 133 ist z. B. vierhändig immer noch schwer genug, zweihändig aber so gut wie unspielbar.


Auch im Klavierunterricht sind vierhändige Stücke ein gern eingesetztes pädagogisches Mittel, z.&nbsp;B. die Kompositionen von [[Anton Diabelli]]. Die Besetzung erlaubt es, dass der Schüler eine einfache Melodie spielt, während der Lehrer im Bass eine komplexere Begleitstimme spielt. So ist ein eindrucksvolles Klangerlebnis für den Schüler ohne große Schwierigkeiten möglich. Dieses Konzept hat sich bis in die Moderne gehalten, z.&nbsp;B. in den Trois pièces faciles<ref>{{Internetquelle |url=https://www.allmusic.com/composition/easy-pieces-3-for-piano-4-hands-mc0002523595 |titel=Easy Pieces (3) for piano, 4 hands {{!}} Details |sprache=en |abruf=2024-09-23}}</ref> von [[Igor Strawinsky|Igor Stravinsky]].
Im Klavierunterricht sind vierhändige Stücke ein gern eingesetztes pädagogisches Mittel.


== Auswahl von Werken für Klavier zu vier Händen ==
Darüberhinaus gibt es vierhändige Klaviermusik als eigenständige Kunstwerke von vielen Komponisten. Beispiele:
* [[Wolfgang Amadeus Mozart]]: Sonaten, Variationen, Fantasien

* [[Wolfgang Amadeus Mozart]]: Sonaten, Variationen
* [[Charles Burney]]: Sonaten
* [[Franz Schubert]]: Märsche, Sonaten etc.
* [[Carl Ditters von Dittersdorf]]: 3 Sonaten nach Ovid
* [[Ludwig van Beethoven]]: Sonate op. 6, Märsche, Variationen
* [[Johannes Brahms]]: „[[Ungarische Tänze (Brahms)|Ungarische Tänze]]“, Walzer
* [[Franz Schubert]]: Märsche, Tänze, [[Fantasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen|Fantasie]], Sonaten etc.
* [[Hermann Goetz]]: Sonaten
* [[Carl Czerny]]: [[Klavierkonzert zu vier Händen (Czerny)|Klavierkonzert zu vier Händen]] op. 153
* [[Robert Schumann]]: "Bilder aus dem Osten" op. 66, "Kinderball" op. 130
* [[Johannes Brahms]]: „[[Ungarische Tänze]]“, Walzer, Variationen
* [[Antonín Dvořák]]: „[[Slawische Tänze]]“
* [[Edvard Grieg]]: „[[Norwegische Tänze]]“
* [[Hermann Goetz (Komponist)|Hermann Goetz]]: Sonaten
* [[Claude Debussy]]: „Petite Suite“, „Marche écossaise sur un thème populaire“, „Six épigraphes antiques“
* [[Claude Debussy]]: „Petite Suite“, „Marche écossaise sur un thème populaire“, „Six épigraphes antiques“
* [[Erik Satie]]: "3 Morceaux en forme de poire", "Aperçus désagréables", "Parade"
* [[Paul Hindemith]]: Sonate
* [[Igor Strawinsky|Igor Stravinsky]]: Trois pièces faciles (1914/15)
* [[Paul Hindemith]]: Sonate (1938)
* [[Josef Schelb]]: "Kleine Sonate für Klavier zu vier Händen" (1940)
* [[Dieter Ammann]]: "Regard sur les traditions" (1995)

== Weblinks ==


* [[scores:List_of_Compositions_for_Piano_Four-Hands|Werke für Klavier zu vier Händen bei IMSLP]]
{{Commonscat|One piano, four hands|Zu vier Händen}}


== Einzelnachweise ==
Entsprechend gibt es Stücke zu drei, sechs, in seltenen Fällen auch acht Händen.
<references />


[[Kategorie:Gattungen und Formen (Musik)]]
[[Kategorie:Vortragsbezeichnung|Zu Vier Handen]]

Aktuelle Version vom 20. Oktober 2024, 21:01 Uhr

Das Latsos Duo (Giorgi Latso und Anna Latso) spielt die Fantasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen von Franz Schubert, D. 940
François Barraud: François Barraud und Albert Locca am Klavier

Zu vier Händen (italienisch: „a quattro mani“; frz.: „à quatre mains“, auch abgekürzt „4ms“; engl.: „four hands“) ist eine Bezeichnung für ein Musikstück, das für zwei Spieler an einem Tasteninstrument (meistens Klavier) komponiert oder arrangiert wurde. Entsprechend gibt es Stücke mit der Bezeichnung zu drei Händen (hier setzt einer der beiden Spieler nur eine seiner Hände beim Spiel ein) oder sechs Händen (hier sitzen drei Spieler an einem Instrument). Kompositionen mit der Bezeichnung „zu acht Händen“ sind fast ausnahmslos für zwei Spieler an je einem Instrument angelegt. Stücke für vier Spieler an einem Instrument sind vergleichsweise sehr selten.

Vierhändige Klaviermusik ist ein Bereich der Kammermusik.

Die ersten im Druck erschienene Werke für diese Besetzung sind wohl die 1777 herausgegebenen Sonaten des englischen Musikhistorikers und Komponisten Charles Burney.[1] Jedoch schrieb auch Wolfgang Amadeus Mozart schon zu dieser Zeit Werke zu vier Händen, zum Beispiel das Divertimento (Sonate) in B von 1774, welches jedoch erst 1783 im Druck erschien.[2] Einen Aufschwung erlebte diese Form der Kammermusik im 19. Jahrhundert, als sich vierhändige Bearbeitungen von Orchester- und Kammermusikwerken verbreiteten. Damit konnte man Werke zu Hause nachspielen und kennenlernen – in diesem Sinne waren diese Bearbeitungen die "Schallplattenspieler des 19. Jahrhunderts"[3]. Vierhändige Bearbeitungen sind gegenüber zweihändigen manchmal leichter zu spielen, bieten dabei jedoch mehr technische Möglichkeiten und können die Klangentfaltung größerer Besetzungen am Klavier andeuten. Manchmal arrangierten Komponisten ihre eigenen Werke selber für diese Besetzung, wie Beethoven mit seiner Bearbeitung für vier Hände (Op. 134) der Großen Fuge für das Streichquartett Op. 133[3]. Doch nicht nur durch Bearbeitungen gewann die Besetzung an Gewicht, es entstanden und entstehen bis heute auch eigenständige Werke, welche spezifisch für zwei Spieler an einem Klavier geschrieben wurden. Zum Beispiel gehört das umfangreiche Werk von Franz Schubert mit der berühmten Fantasie in f-Moll (D. 940) und vielen weiteren Werken zum Kernrepertoire des Klavierduetts.

Auch im Klavierunterricht sind vierhändige Stücke ein gern eingesetztes pädagogisches Mittel, z. B. die Kompositionen von Anton Diabelli. Die Besetzung erlaubt es, dass der Schüler eine einfache Melodie spielt, während der Lehrer im Bass eine komplexere Begleitstimme spielt. So ist ein eindrucksvolles Klangerlebnis für den Schüler ohne große Schwierigkeiten möglich. Dieses Konzept hat sich bis in die Moderne gehalten, z. B. in den Trois pièces faciles[4] von Igor Stravinsky.

Auswahl von Werken für Klavier zu vier Händen

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Commons: Zu vier Händen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Four hand piano: how the fashion for piano four hands started and why it was popular for its romantic possibilities. Abgerufen am 23. September 2024 (englisch).
  2. KV 358 – Divertimento (Sonate) in B. In: Köchel-Verzeichnis. kv.mozarteum.at, abgerufen am 23. September 2024.
  3. a b Große Fuge, op. 134 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 23. September 2024.
  4. Easy Pieces (3) for piano, 4 hands | Details. Abgerufen am 23. September 2024 (englisch).