„Benutzer:Anglo-Araneophilus“ – Versionsunterschied

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{{Klappbox|''(ZDF heute journal plus (mit den Themen: "Zukunft der Bundeswehr - Ministerin unter Druck; Aus für Bankgeheimnis - 51 Staaten gegen Steuersünder; Ersehnte Hilfe - Syrische Kurden nach Kobane") und der Schlagzeile "Ersehnte Hilfe: syrische Kurden nach Kobane"/"Ankunft der Peschmerga in Kobane", 29. Oktober 2014, 21:45 Uhr / ZDF heute journal plus, 22:15 Uhr.''|2=
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[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2271858/ZDF-heute-journal-vom-29.-Oktober-2014#/beitrag/video/2271858/ZDF-heute-journal-vom-29.-Oktober-2014 Claus Kleber: „Es ist ein Phänomen im Nachrichtengeschäft, dass man Wahnsinn, den man jeden Tag sieht oder sendet, nach ein paar Wochen kaum noch als Wahnsinn erkennt. Aber was ist es denn Anderes als Wahnsinn, wenn das NATO-Land Türkei zulässt, dass in Schussweite seiner Grenze die Terrormiliz IS eine syrisch-kurdische Stadt zermalmt und die Türkei nicht einmal erlaubt, dass verbündete Kurden über türkisches Gelände nach Kobani kommen, um dort zu helfen. So sieht man das in Europa und in den USA. Für die Türkei war das aber kein Wahnsinn, sondern Strategie, weil die Türkei die Kurden auf die Dauer gefährlicher findet als den sogenannten Islamischen Staat. Sie stand deshalb unter massivem Druck und jetzt ließ die Türkei eine kleine kurdische Truppe durch. Das wurde heute groß inszeniert. Dietmar Schumann berichtet.“<br> Dietmar Schumann: „Die ersten waren in der Nacht gekommen-mit dem Flieger. Die Hauptgruppe der Peschmergas erreichte am Morgen die türkische Grenze mit schwerer Technik, Raketen und Kanonen und begrüßt wie Helden und Befreier, noch bevor sie den ersten Schuss abgeben konnten.“<br> Mehmet Sherif Özal: „Es ist gut, dass die Peschmergas nach Kobani gehen. Sie können hoffentlich ein Massaker dort verhindern.“<br> Ali Osman Polatsoy: „Ich begrüße das als Kurde und als türkischer Staatsbürger, weil das auch der Lösung der Kurdenfrage bei uns Auftrieb gibt.“<br> Abdullah Karakeçili: „Endlich mal eine gute Aktion von Seiten der Türkei. Das hilft den Menschen in Kobani.“<br> Dietmar Schumann: „Die Begeisterung in der Türkei über diese Peschmergas ist groß, nicht nur bei den hier lebenden Kurden, auch bei den Türken selbst, die offenbar glücklich sind, dass ihr Präsident Wort hielt und freies Geleit bietet. Und wohl auch, weil zum ersten Mal drei verfeindete Gruppen gegen einen gemeinsamen Feind ziehen wollen, gegen die Terrormilizen des Islamischen Staates. Syrische und irakische Kurden sowie Kämpfer der Freien Syrischen Armee, die sich heute ebenfalls auf den Weg machten Richtung Kobani.“<br> Recep Tayyip Erdoğan: „Ich hatte Präsident Obama gesagt, dass die Freie Syrische Armee für mich die erste Wahl ist, die Peschmergas nur die zweite. Aber dann habe ich ihrem Transit durch die Türkei zugestimmt.“<br> Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“<br> Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. [...]“]}}
[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2271858/ZDF-heute-journal-vom-29.-Oktober-2014#/beitrag/video/2271858/ZDF-heute-journal-vom-29.-Oktober-2014 Claus Kleber: „Es ist ein Phänomen im Nachrichtengeschäft, dass man Wahnsinn, den man jeden Tag sieht oder sendet, nach ein paar Wochen kaum noch als Wahnsinn erkennt. Aber was ist es denn Anderes als Wahnsinn, wenn das NATO-Land Türkei zulässt, dass in Schussweite seiner Grenze die Terrormiliz IS eine syrisch-kurdische Stadt zermalmt und die Türkei nicht einmal erlaubt, dass verbündete Kurden über türkisches Gelände nach Kobani kommen, um dort zu helfen. So sieht man das in Europa und in den USA. Für die Türkei war das aber kein Wahnsinn, sondern Strategie, weil die Türkei die Kurden auf die Dauer gefährlicher findet als den sogenannten Islamischen Staat. Sie stand deshalb unter massivem Druck und jetzt ließ die Türkei eine kleine kurdische Truppe durch. Das wurde heute groß inszeniert. Dietmar Schumann berichtet.“<br> Dietmar Schumann: „Die ersten waren in der Nacht gekommen-mit dem Flieger. Die Hauptgruppe der Peschmergas erreichte am Morgen die türkische Grenze mit schwerer Technik, Raketen und Kanonen und begrüßt wie Helden und Befreier, noch bevor sie den ersten Schuss abgeben konnten.“<br> Mehmet Sherif Özal: „Es ist gut, dass die Peschmergas nach Kobani gehen. Sie können hoffentlich ein Massaker dort verhindern.“<br> Ali Osman Polatsoy: „Ich begrüße das als Kurde und als türkischer Staatsbürger, weil das auch der Lösung der Kurdenfrage bei uns Auftrieb gibt.“<br> Abdullah Karakeçili: „Endlich mal eine gute Aktion von Seiten der Türkei. Das hilft den Menschen in Kobani.“<br> Dietmar Schumann: „Die Begeisterung in der Türkei über diese Peschmergas ist groß, nicht nur bei den hier lebenden Kurden, auch bei den Türken selbst, die offenbar glücklich sind, dass ihr Präsident Wort hielt und freies Geleit bietet. Und wohl auch, weil zum ersten Mal drei verfeindete Gruppen gegen einen gemeinsamen Feind ziehen wollen, gegen die Terrormilizen des Islamischen Staates. Syrische und irakische Kurden sowie Kämpfer der Freien Syrischen Armee, die sich heute ebenfalls auf den Weg machten Richtung Kobani.“<br> Recep Tayyip Erdoğan: „Ich hatte Präsident Obama gesagt, dass die Freie Syrische Armee für mich die erste Wahl ist, die Peschmergas nur die zweite. Aber dann habe ich ihrem Transit durch die Türkei zugestimmt.“<br> Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“<br> Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. [...]“]}}
{{Klappbox|''("Erdoğan ist nicht an allem schuld", Zeit.de, 16. Oktober 2014, von Lenz Jacobsen und Muriel Reichl)''|2=[http://www.webcitation.org/6TUDqlp2V In der Debatte um den Kampf gegen die Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) steht niemand so sehr in der Kritik wie die türkische Regierung. Besonders ihr Verhalten gegenüber den Kurden, die sich in ihrer Enklave Kobani direkt an der syrisch-türkischen Grenze gegen die Islamisten wehren, stößt auf Empörung. Doch nicht jeder Vorwurf ist berechtigt.<br>1. Die Türkei soll in Kobani eingreifen, statt mit Panzern an der Grenze zu stehen und zuzuschauen. Wochenlang schwieg Bundeskanzlerin Angela Merkel zum IS-Angriff auf Kobani, dann warf sie der Türkei "Untätigkeit" vor. Der Tenor in vielen Medien ist seither ähnlich: Das türkische Militär steht mit einsatzbereiten Panzern an der Grenze zu Syrien und schaut zu, wie die Terroristen in Kobani Kurden töten. Besonders populär ist der Vergleich mit dem Massaker an 8.000 Muslimen im bosnischen Srebrenica. So wie damals die Vereinten Nationen sehe heute die Türkei einem Genozid zu.<br>Doch anders als damals die UN hat die Türkei kein Mandat zum Schutz der belagerten Stadt. Außerdem ist die kurdische Kampfeinheit (YPG), die in Kobani kämpft, eine ausgebildete Streitkraft, die ihre Stadt gern selbst verteidigen will. Sie fordert von der internationalen Gemeinschaft Waffen und Luftangriffe. Aber türkische Truppen in ihrer Stadt würde sie "als Besatzung" verstehen, wie der Kovorsitzende der kurdischen Partei PYD in Syrien, Salih Muslim, klarstellte.<br>2. Die Türkei ist immerhin Nato-Mitglied"So sollte sich ein Nato-Partner nicht verhalten, wenn nur einen Steinwurf von seiner Grenze entfernt die Hölle losbricht", schimpfte ein Mitglied der US-Regierung. Immer wieder flechten Politiker und Journalisten in ihre Argumentation ein, die Türkei sei immerhin ein Nato-Mitglied, als würden sich daraus moralisch irgendwie höhere Ansprüche oder der Zwang zum Eingreifen in Kobani ergeben. Das aber ist Quatsch.<br>Es gibt keinen Nato-Beschluss und noch nicht einmal einen ausdrücklichen Appell an die Türkei, direkt einzugreifen. Es ist auch verständlich, warum sich die anderen Nato-Länder nicht dazu entschließen. Die Türkei würde sich mit einer Intervention in Syrien zum Ziel möglicher Gegenangriffe des IS machen oder auch eine Reaktion des syrischen Regimes provozieren. Verteidigen könnte sie sich auch selbst, dennoch wäre eine solche Situation unter Umständen ein Bündnisfall, die Nato-Partner müssten beispringen.<br>Die Türkei hat die IS-Milizen zuvor auch gern in der Grenzregion walten lassen, solange sie nur gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad kämpften. Diese gemeinsame "Strategie" haben die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr türkischer Amtskollege vor gerade einmal zwei Jahren bekräftigt: Anti-Assad-Rebellen unterstützen und ansonsten Finger weg von Syrien. Und die PKK in der Grenzregion schwächen. Nun schimpfen US-Vertreter auf die Türkei, weil die sich an diesen Plan gehalten hat. Erdoğan liefert mit seinen diffusen, provokativen Reden nur die optimale Projektionsfläche für das Scheitern der gesamten internationalen Gemeinschaft in Syrien.<br>3. Die Türkei nutzt Kobani für eine Kampagne gegen die Kurden. "Für uns sind PKK und IS das Gleiche", sagte Erdoğan und löste damit Empörung aus. Schließlich verhandelt sein Geheimdienstchef Hakan Fidan mit dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan über den Friedensprozess. Die PKK ist längst ein politischer Akteur.<br>Doch wenn in türkischen Städten Anhänger militanter kurdischer Gruppen mit Messern und Schusswaffen aufeinander losgehen und dabei mehr als 40 Menschen sterben, hängt das zwar mit der türkischen Kurdenpolitik zusammen, ist aber vor allem eine Frage der Sicherheit, die der Staat gewährleisten muss. Deshalb ist es richtig, dass die türkische Regierung sich jetzt darüber Gedanken macht, wie sie die Gewalt bei den Kurdenprotesten verhindern kann.<br>Erdoğan und sein Premier Davutoğlu beschimpfen auch gemäßigte kurdische Politiker als Brandstifter und beteuern gleichzeitig, den Friedensprozess mit den Kurden jetzt sogar noch beschleunigen zu wollen. Ihr Ziel ist, die PKK und die kurdischen Parteien zu diskreditieren und die Mehrheit gemäßigter, konservativer Kurden endgültig auf ihre Seite zu ziehen.<br>Dafür muss die AKP als Regierungspartei ihnen etwas bieten. Eine glaubwürdige Sicherheitspolitik, die nationalistische Schläger genauso verhaftet wie kurdische Kämpfer. Und mehr Rechte, mehr Autonomie, mehr Teilhabe am Wohlstand für die noch immer benachteiligten Kurden. Es wäre ein Fortschritt, wenn sie nicht mehr gegen "die Kurden" kämpft, sondern um sie.<br>4. Die Kurden sind immerhin keine Islamisten! Wer grundsätzlich ein Gegner Erdoğans und seiner religiös fundierten Agenda ist, wer den Islam an sich für mindestens suspekt hält, dem sind die Kurden oft allein deshalb lieber, weil sie anders sind. Sie nerven nicht mit Koran-Zitaten und sind überhaupt säkularer. So erklärt sich auch die merkwürdige Sympathie der deutschen Linken für die PKK. Sie gelten als Freiheitskämpfer gegen islamische Regierungen, die Frauen in Kopftücher hüllen und alles nach religiösen Regeln umbauen wollen.<br>Diese Haltung verschleiert den Blick auf die Methoden der PKK, mit denen sie ihren Unabhängigkeitskrieg 30 Jahre lang führte: mit Gewalt. Und Waffen. Die haben sie sich jahrelang auch über Drogenhandel und Schutzgelderpressungen beschafft. Die PKK ist heute eine riesige, weltweit vernetzte Organisation mit teils demokratischen, teils sozialistischen und teils extrem mafiösen Strukturen. Sie betreibt eigene Sozialsysteme und Gefängnisse, im Umgang mit inneren und äußeren Gegnern ist sie rigoros. Für den gewaltbereiten Teil der PKK ist der Kampf mit dem türkischen Militär existenziell. Gäbe es kein türkisches Militär in den Städten, bräuchte die PKK die Kurden auch nicht zu beschützen. Die Gewalt kommt von beiden Seiten. Das wird in Deutschland gern vergessen, solange die Kurden ein Gegenmodell zu 'den Muslimen' sind, von dem für uns keine direkte Bedrohung ausgeht. Die PKK ist nicht nur die mordlustige Terrorbande, als die türkische Nationalisten sie darstellen. Das Bild deutscher islamkritischer Romantiker, das die PKK als friedliebende Pfadfindergruppe aus den Bergen verklärt, ist jedoch im gleichen Maße absurd.<br>Alle Vorwürfe helfen Erdogan. Jede negative Schlagzeile, jeder kritische westliche Politiker spielt Erdoğans Wagenburg-Strategie in die Hände und treibt die Türkei weiter in die Isolation. Seht ihr, kann er dann sagen, sie sind alle gegen uns. Der Westen lässt die Türkei allein mit mehr als einer Million Flüchtlingen, hat selbst kein Konzept und schimpft nur auf die AKP, nicht aber auf die mindestens genauso wichtigen Unterstützer des IS in den Golfstaaten. Das ist Dünger für Erdoğans Verschwörungstheorien.<br>Es gibt genug gute Gründe, die türkische Regierung zu kritisieren, zum Beispiel, dass sie nicht nur die kurdischen Kämpfer, sondern auch medizinische Hilfe für die Menschen in Kobani an der Grenze blockiert. Es gibt aber auch viele falsche Gründe. Erdoğan ist für viele ein allzu verlockendes Feindbild. Das lässt die Kritik unpräzise werden und vertieft so unnötig den Graben zwischen der Türkei und ihrem eigentlichen Verbündeten, dem Westen.]<br> Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“<br>Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. [...]“]}}
{{Klappbox|''("Erdoğan ist nicht an allem schuld", Zeit.de, 16. Oktober 2014, von Lenz Jacobsen und Muriel Reichl)''|2=[http://www.webcitation.org/6TUDqlp2V In der Debatte um den Kampf gegen die Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) steht niemand so sehr in der Kritik wie die türkische Regierung. Besonders ihr Verhalten gegenüber den Kurden, die sich in ihrer Enklave Kobani direkt an der syrisch-türkischen Grenze gegen die Islamisten wehren, stößt auf Empörung. Doch nicht jeder Vorwurf ist berechtigt.<br>1. Die Türkei soll in Kobani eingreifen, statt mit Panzern an der Grenze zu stehen und zuzuschauen. Wochenlang schwieg Bundeskanzlerin Angela Merkel zum IS-Angriff auf Kobani, dann warf sie der Türkei "Untätigkeit" vor. Der Tenor in vielen Medien ist seither ähnlich: Das türkische Militär steht mit einsatzbereiten Panzern an der Grenze zu Syrien und schaut zu, wie die Terroristen in Kobani Kurden töten. Besonders populär ist der Vergleich mit dem Massaker an 8.000 Muslimen im bosnischen Srebrenica. So wie damals die Vereinten Nationen sehe heute die Türkei einem Genozid zu.<br>Doch anders als damals die UN hat die Türkei kein Mandat zum Schutz der belagerten Stadt. Außerdem ist die kurdische Kampfeinheit (YPG), die in Kobani kämpft, eine ausgebildete Streitkraft, die ihre Stadt gern selbst verteidigen will. Sie fordert von der internationalen Gemeinschaft Waffen und Luftangriffe. Aber türkische Truppen in ihrer Stadt würde sie "als Besatzung" verstehen, wie der Kovorsitzende der kurdischen Partei PYD in Syrien, Salih Muslim, klarstellte.<br>2. Die Türkei ist immerhin Nato-Mitglied"So sollte sich ein Nato-Partner nicht verhalten, wenn nur einen Steinwurf von seiner Grenze entfernt die Hölle losbricht", schimpfte ein Mitglied der US-Regierung. Immer wieder flechten Politiker und Journalisten in ihre Argumentation ein, die Türkei sei immerhin ein Nato-Mitglied, als würden sich daraus moralisch irgendwie höhere Ansprüche oder der Zwang zum Eingreifen in Kobani ergeben. Das aber ist Quatsch.<br>Es gibt keinen Nato-Beschluss und noch nicht einmal einen ausdrücklichen Appell an die Türkei, direkt einzugreifen. Es ist auch verständlich, warum sich die anderen Nato-Länder nicht dazu entschließen. Die Türkei würde sich mit einer Intervention in Syrien zum Ziel möglicher Gegenangriffe des IS machen oder auch eine Reaktion des syrischen Regimes provozieren. Verteidigen könnte sie sich auch selbst, dennoch wäre eine solche Situation unter Umständen ein Bündnisfall, die Nato-Partner müssten beispringen.<br>Die Türkei hat die IS-Milizen zuvor auch gern in der Grenzregion walten lassen, solange sie nur gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad kämpften. Diese gemeinsame "Strategie" haben die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr türkischer Amtskollege vor gerade einmal zwei Jahren bekräftigt: Anti-Assad-Rebellen unterstützen und ansonsten Finger weg von Syrien. Und die PKK in der Grenzregion schwächen. Nun schimpfen US-Vertreter auf die Türkei, weil die sich an diesen Plan gehalten hat. Erdoğan liefert mit seinen diffusen, provokativen Reden nur die optimale Projektionsfläche für das Scheitern der gesamten internationalen Gemeinschaft in Syrien.<br>3. Die Türkei nutzt Kobani für eine Kampagne gegen die Kurden. "Für uns sind PKK und IS das Gleiche", sagte Erdoğan und löste damit Empörung aus. Schließlich verhandelt sein Geheimdienstchef Hakan Fidan mit dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan über den Friedensprozess. Die PKK ist längst ein politischer Akteur.<br>Doch wenn in türkischen Städten Anhänger militanter kurdischer Gruppen mit Messern und Schusswaffen aufeinander losgehen und dabei mehr als 40 Menschen sterben, hängt das zwar mit der türkischen Kurdenpolitik zusammen, ist aber vor allem eine Frage der Sicherheit, die der Staat gewährleisten muss. Deshalb ist es richtig, dass die türkische Regierung sich jetzt darüber Gedanken macht, wie sie die Gewalt bei den Kurdenprotesten verhindern kann.<br>Erdoğan und sein Premier Davutoğlu beschimpfen auch gemäßigte kurdische Politiker als Brandstifter und beteuern gleichzeitig, den Friedensprozess mit den Kurden jetzt sogar noch beschleunigen zu wollen. Ihr Ziel ist, die PKK und die kurdischen Parteien zu diskreditieren und die Mehrheit gemäßigter, konservativer Kurden endgültig auf ihre Seite zu ziehen.<br>Dafür muss die AKP als Regierungspartei ihnen etwas bieten. Eine glaubwürdige Sicherheitspolitik, die nationalistische Schläger genauso verhaftet wie kurdische Kämpfer. Und mehr Rechte, mehr Autonomie, mehr Teilhabe am Wohlstand für die noch immer benachteiligten Kurden. Es wäre ein Fortschritt, wenn sie nicht mehr gegen "die Kurden" kämpft, sondern um sie.<br>4. Die Kurden sind immerhin keine Islamisten! Wer grundsätzlich ein Gegner Erdoğans und seiner religiös fundierten Agenda ist, wer den Islam an sich für mindestens suspekt hält, dem sind die Kurden oft allein deshalb lieber, weil sie anders sind. Sie nerven nicht mit Koran-Zitaten und sind überhaupt säkularer. So erklärt sich auch die merkwürdige Sympathie der deutschen Linken für die PKK. Sie gelten als Freiheitskämpfer gegen islamische Regierungen, die Frauen in Kopftücher hüllen und alles nach religiösen Regeln umbauen wollen.<br>Diese Haltung verschleiert den Blick auf die Methoden der PKK, mit denen sie ihren Unabhängigkeitskrieg 30 Jahre lang führte: mit Gewalt. Und Waffen. Die haben sie sich jahrelang auch über Drogenhandel und Schutzgelderpressungen beschafft. Die PKK ist heute eine riesige, weltweit vernetzte Organisation mit teils demokratischen, teils sozialistischen und teils extrem mafiösen Strukturen. Sie betreibt eigene Sozialsysteme und Gefängnisse, im Umgang mit inneren und äußeren Gegnern ist sie rigoros. Für den gewaltbereiten Teil der PKK ist der Kampf mit dem türkischen Militär existenziell. Gäbe es kein türkisches Militär in den Städten, bräuchte die PKK die Kurden auch nicht zu beschützen. Die Gewalt kommt von beiden Seiten. Das wird in Deutschland gern vergessen, solange die Kurden ein Gegenmodell zu 'den Muslimen' sind, von dem für uns keine direkte Bedrohung ausgeht. Die PKK ist nicht nur die mordlustige Terrorbande, als die türkische Nationalisten sie darstellen. Das Bild deutscher islamkritischer Romantiker, das die PKK als friedliebende Pfadfindergruppe aus den Bergen verklärt, ist jedoch im gleichen Maße absurd.<br>Alle Vorwürfe helfen Erdogan. Jede negative Schlagzeile, jeder kritische westliche Politiker spielt Erdoğans Wagenburg-Strategie in die Hände und treibt die Türkei weiter in die Isolation. Seht ihr, kann er dann sagen, sie sind alle gegen uns. Der Westen lässt die Türkei allein mit mehr als einer Million Flüchtlingen, hat selbst kein Konzept und schimpft nur auf die AKP, nicht aber auf die mindestens genauso wichtigen Unterstützer des IS in den Golfstaaten. Das ist Dünger für Erdoğans Verschwörungstheorien.<br>Es gibt genug gute Gründe, die türkische Regierung zu kritisieren, zum Beispiel, dass sie nicht nur die kurdischen Kämpfer, sondern auch medizinische Hilfe für die Menschen in Kobani an der Grenze blockiert. Es gibt aber auch viele falsche Gründe. Erdoğan ist für viele ein allzu verlockendes Feindbild. Das lässt die Kritik unpräzise werden und vertieft so unnötig den Graben zwischen der Türkei und ihrem eigentlichen Verbündeten, dem Westen.]<br>Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“<br>Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. (...)“]}}


== Stellvertreterkrieg in Syrien: „Hat der Westen in Syrien auf die falschen Pferde gesetzt?“ ==
== Stellvertreterkrieg in Syrien: „Hat der Westen in Syrien auf die falschen Pferde gesetzt?“ ==

Version vom 15. November 2014, 12:44 Uhr

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Das war's jetzt hier für mich

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

Egon Bahr. in der Ebert-Gedenkstätte vor einer zwölften Klasse des Bunsen-Gymnasiums (Egon Bahr schockt die Schüler: "Es kann Krieg geben" - "Hitler bedeutet Krieg", habe sein Vater 1933 zu ihm gesagt. Als Heranwachsender habe er das nicht geglaubt. Und so sei das jetzt wieder: "Ich, ein alter Mann, sage euch, dass wir in einer Vorkriegszeit leben.", Rhein-Neckar-Zeitung, 4. Dezember 2013, von Sebastian Riemer)
Source: Miniluv, 1984

„On the sixth day of Hate Week, after the processions, the speeches, the shouting, the singing, the banners, the posters, the films, the waxworks, the rolling of drums and squealing of trumpets, the tramp of marching feet, the grinding of the caterpillars of tanks, the roar of massed planes, the booming of guns – after six days of this, when the great orgasm was quivering to its climax and the general hatred of Eurasia had boiled up into such delirium that if the crowd could have got their hands on the 2,000 Eurasian war-criminals who were to be publicly hanged on the last day of the proceedings, they would unquestionably have torn them to pieces – at just this moment it had been announced that Oceania was not after all at war with Eurasia. Oceania was at war with Eastasia. Eurasia was an ally. There was, of course, no admission that any change had taken place. Merely it became known, with extreme suddenness and everywhere at once, that Eastasia and not Eurasia was the enemy.“

"1984", 1949, part II, chapter IX, §§3f. (Penguin Student Edition, 2000, page 162, line 32 - page 163, line 15)

Zum Schmunzeln und Runzeln...

Wollt ihr - "das Instrument der Hard Power"...

...wollt ihr es "mit allen Mitteln"?!

Die Einschläge rücken immer näher. In der Ost-Ukraine liefern sich von Russland unterstützte Separatisten und die ukrainische Armee immer wieder heftige Gefechte. In Gaza erleben wir den inzwischen dritten Krieg zwischen Hamas und Israel (...) Das alles aber verblasst im Vergleich zum brutalen Vormarsch der IS im Irak. Dort hat die humanitäre Katastrophe (...) ohnehin schon apokalyptische Ausmaße erreicht. (...) Im Nahen Osten herrscht jetzt Anarchie, die auch auf Europa übergreifen kann. (...) Zum ersten Mal seit 1945 ist die EU also mit Krisen konfrontiert, auf die sie nicht im Geringsten vorbereitet war, die aber die Stabilität des Kontinents und unmittelbar die Interessen der einzelnen Mitgliedsländer gefährden. (...) Die Welt wird nicht demokratischer, sie wird anarchischer. (...) Europa also wird sich den Realitäten des 21. Jahrhunderts anpassen müssen. Die Zeiten kalt kalkulierter Macht- und Geopolitik gehören eben nicht dem 19. Jahrhundert an, sie sind nur allzu gegenwärtig. Charme und Attraktivität allein genügen nicht. Die EU wird nicht nur auf die Mittel der Soft Power zurückgreifen können, sie braucht auch das Instrument der Hard Power. (...) Sowohl Ägypten als auch Jordanien, Saudi-Arabien und die Palästinensische Autonomiebehörde haben kein Interesse an einer weiteren Stärkung der Hamas. In Kooperation mit den USA und diesen arabischen Partnern könnte die EU sich für eine „Koalition der Willigen“ einsetzen (...) Für den Irak gilt: Das Vordringen der IS wird nicht mit mahnenden Worten oder diplomatischen Mitteln aufzuhalten sein. Die Dschihadisten des Islamischen Staates sind nicht nur eine Bedrohung für die Region. Sie sind eine Bedrohung in erster Linie für Europa, das sich in direkter Nachbarschaft befindet und für die USA. Waffenlieferungen an die Kurden (...) Vielmehr muss das Problem vor Ort bekämpft werden. Hier böte es sich für die EU zusätzlich an, eine Koalition mit Staaten in der Region zu schmieden, um gegen die Bedrohung durch IS vorzugehen. (...) Wenn die EU global eine ernst zu nehmende Macht sein will, wenn sie, was wesentlich wichtiger ist, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft Bedrohungen abwenden und ihre Interessen verfolgen will, dann muss sie ein größeres Maß an Realismus an den Tag legen. Und dann muss sie die institutionellen und politischen Mittel bereitstellen um schnell, vereint und mit a l l e n Mitteln auf Krisen reagieren zu können.

Shimon Stein & Sylke Tempel, Der Tagesspiegel, 24. August 2014

Rojda: Heval Kamuran Şehidé Kurd'an Şehit Namırın Dı Kewın Dıla..

Bermal Çem: Lo Çemo (oder mit Berfîn Mamedova Can Rojava und Ey Şehid)

Märtyrer für den "Emanzipationskampf" "kurdischer Amazonen" (n-tv, 23. August 2014, von Jürgen Weichert: "Die Motivation der Frauen ist nicht nur für ihr Land und für ihr Volk zu kämpfen. Für sie ist es auch der Horror, als Frauen unterdrückt zu werden, in einem System zu leben, bei dem die Frauen als minderwertig gelten. (...) Sie wollen keine Schwäche zeigen gegen einen Gegner, der so grausam ist, dass er einem andersgläubigen Menschen den Kopf abschneidet.")?

"Märtyrerin" Şenay Güçer ("Delîla"): "Jinên Azad": Ewekî sozê xwe kirî bu yek / Heval Zeynep tu çuyî du te hate meryem / Demsal payîz bu dem hîn zu bu / Nekin jînen azad hun kuva diçin // Hun li benda buharê bun / ha buhar hat hun kuva diçin / Dilê we yî germ ruyê we ken bu / nekin jinên azad hun kuva diçin / Dilê axê sare nekin kuva diçin // Hun tenê nînîn govenda fire / Ew govenda qede ey heval zeynep / Ew govenda qede ey heval meyrem / Axîna dilê we bi rabe qede / Ȋxanet lî binike hun bizanibin und mit Argeş: Welat Can († ~ 24.08.2007 cf.)

Drama Köprüsü aus dem Film Bêrîtan über die "Märtyrerin" Gülnaz Karataş ("Beritan"): Drama köprüsü bre hasan dardır geçilmez - Soğuktur suları hasan bir tas içilmez - Anadan geçilir bre hasan yardan geçilmez - At martini de bre hasan dağlar inlesin - Drama mahpusunda bre hasan dostlar dinlesin - Mezar taşlarını bre hasan koyunmu sandın - Adam öldürmeyi bre hasan oyunmu sandın - Drama mahpusunu bre hasan evinmi sandın - At martini de bre hasan dağlar inlesin - Drama mahpusunda bre hasan dostlar dinlesin († 25.10.1992)

Koma Awazên Çiya: Destana Zapê: "Şahiya zapé bı denge rojanu ye pirozé nişana yek buna Kurdé disa cejnu newrozé / Şahiya zapé bı denge rojanu ye pirozé dilana yek buna Kurdé disa cejnu newrozé / Qumtare ciyaye metina bamerni buye mertal dıseran seri Kurdistan raberiyan dengu ar / Qumtare ciyaye metina amediye buye mertal dıseran seri Kurdistan raberiyan dengu ar / İro disa lı Zagros’an kurd bun çeperu helin rengé devrana İskender romi ji lé terféli / İro disa lı Zagros’an kurd bun çeperu helin rengé devrana İskender romi jı lé terféli / Çiyaye reşbuye bagéh bistu reşe ew ré ta helinawa zeran bu lı zordaran bu çiya / Çiyaye reşbuye bagéh rısk u reşe ew ré ta helinawa zeran bu lı zordaran bu çiya,li zordaran bu ciya / Neviyén Enwer Paşa tewşin sıwar hatın peya çun jıber gurzé gerillayan taru maru wéran bun / Neviyén Enwer Paşa tewşin sıwar hatın peya çun jıber gurzé gerillayan taru maru wéran bun / Tew tew tew tew tew tew / Buhar hatu Zap xeméli neh gulén sor lé geşbun béhna gulan newroz coşkır cejnu şadi lé xweşkır / Buhar hatu Zap xeméli neh gulén sor lé geşbun béhna gulan newroz coşkır cejnu şadi lé xweşkır / Jı tiréjén APO’yé Kurd lé dınyayé buné deng jı kawa heyané MAZLUM Kurd’é azadé béşeng / Jı tiréjén APO’yé Kurd lé dınyayé buné deng jı kawa heyané MAZLUM Kurd’é azadé béşeng / Şahiya zapé bı denge rojanu ye pirozé nişana yek buna Kurde disa cejnu newrozé / Şahiya zapé bı denge rojanu ye pirozé dilana yek buna Kurde disa cejnu newrozé / Destanéya gelyé zap’é jingari u feraté wek efsaneya kawayé rumeta rojhélaté...."

"Hilfe" für "die Kurden" oder Türkei vs. PKK?

(ZDF heute journal plus (mit den Themen: "Zukunft der Bundeswehr - Ministerin unter Druck; Aus für Bankgeheimnis - 51 Staaten gegen Steuersünder; Ersehnte Hilfe - Syrische Kurden nach Kobane") und der Schlagzeile "Ersehnte Hilfe: syrische Kurden nach Kobane"/"Ankunft der Peschmerga in Kobane", 29. Oktober 2014, 21:45 Uhr / ZDF heute journal plus, 22:15 Uhr.

Claus Kleber: „Es ist ein Phänomen im Nachrichtengeschäft, dass man Wahnsinn, den man jeden Tag sieht oder sendet, nach ein paar Wochen kaum noch als Wahnsinn erkennt. Aber was ist es denn Anderes als Wahnsinn, wenn das NATO-Land Türkei zulässt, dass in Schussweite seiner Grenze die Terrormiliz IS eine syrisch-kurdische Stadt zermalmt und die Türkei nicht einmal erlaubt, dass verbündete Kurden über türkisches Gelände nach Kobani kommen, um dort zu helfen. So sieht man das in Europa und in den USA. Für die Türkei war das aber kein Wahnsinn, sondern Strategie, weil die Türkei die Kurden auf die Dauer gefährlicher findet als den sogenannten Islamischen Staat. Sie stand deshalb unter massivem Druck und jetzt ließ die Türkei eine kleine kurdische Truppe durch. Das wurde heute groß inszeniert. Dietmar Schumann berichtet.“
Dietmar Schumann: „Die ersten waren in der Nacht gekommen-mit dem Flieger. Die Hauptgruppe der Peschmergas erreichte am Morgen die türkische Grenze mit schwerer Technik, Raketen und Kanonen und begrüßt wie Helden und Befreier, noch bevor sie den ersten Schuss abgeben konnten.“
Mehmet Sherif Özal: „Es ist gut, dass die Peschmergas nach Kobani gehen. Sie können hoffentlich ein Massaker dort verhindern.“
Ali Osman Polatsoy: „Ich begrüße das als Kurde und als türkischer Staatsbürger, weil das auch der Lösung der Kurdenfrage bei uns Auftrieb gibt.“
Abdullah Karakeçili: „Endlich mal eine gute Aktion von Seiten der Türkei. Das hilft den Menschen in Kobani.“
Dietmar Schumann: „Die Begeisterung in der Türkei über diese Peschmergas ist groß, nicht nur bei den hier lebenden Kurden, auch bei den Türken selbst, die offenbar glücklich sind, dass ihr Präsident Wort hielt und freies Geleit bietet. Und wohl auch, weil zum ersten Mal drei verfeindete Gruppen gegen einen gemeinsamen Feind ziehen wollen, gegen die Terrormilizen des Islamischen Staates. Syrische und irakische Kurden sowie Kämpfer der Freien Syrischen Armee, die sich heute ebenfalls auf den Weg machten Richtung Kobani.“
Recep Tayyip Erdoğan: „Ich hatte Präsident Obama gesagt, dass die Freie Syrische Armee für mich die erste Wahl ist, die Peschmergas nur die zweite. Aber dann habe ich ihrem Transit durch die Türkei zugestimmt.“
Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“
Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. [...
“]
("Erdoğan ist nicht an allem schuld", Zeit.de, 16. Oktober 2014, von Lenz Jacobsen und Muriel Reichl)

In der Debatte um den Kampf gegen die Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) steht niemand so sehr in der Kritik wie die türkische Regierung. Besonders ihr Verhalten gegenüber den Kurden, die sich in ihrer Enklave Kobani direkt an der syrisch-türkischen Grenze gegen die Islamisten wehren, stößt auf Empörung. Doch nicht jeder Vorwurf ist berechtigt.
1. Die Türkei soll in Kobani eingreifen, statt mit Panzern an der Grenze zu stehen und zuzuschauen. Wochenlang schwieg Bundeskanzlerin Angela Merkel zum IS-Angriff auf Kobani, dann warf sie der Türkei "Untätigkeit" vor. Der Tenor in vielen Medien ist seither ähnlich: Das türkische Militär steht mit einsatzbereiten Panzern an der Grenze zu Syrien und schaut zu, wie die Terroristen in Kobani Kurden töten. Besonders populär ist der Vergleich mit dem Massaker an 8.000 Muslimen im bosnischen Srebrenica. So wie damals die Vereinten Nationen sehe heute die Türkei einem Genozid zu.
Doch anders als damals die UN hat die Türkei kein Mandat zum Schutz der belagerten Stadt. Außerdem ist die kurdische Kampfeinheit (YPG), die in Kobani kämpft, eine ausgebildete Streitkraft, die ihre Stadt gern selbst verteidigen will. Sie fordert von der internationalen Gemeinschaft Waffen und Luftangriffe. Aber türkische Truppen in ihrer Stadt würde sie "als Besatzung" verstehen, wie der Kovorsitzende der kurdischen Partei PYD in Syrien, Salih Muslim, klarstellte.
2. Die Türkei ist immerhin Nato-Mitglied"So sollte sich ein Nato-Partner nicht verhalten, wenn nur einen Steinwurf von seiner Grenze entfernt die Hölle losbricht", schimpfte ein Mitglied der US-Regierung. Immer wieder flechten Politiker und Journalisten in ihre Argumentation ein, die Türkei sei immerhin ein Nato-Mitglied, als würden sich daraus moralisch irgendwie höhere Ansprüche oder der Zwang zum Eingreifen in Kobani ergeben. Das aber ist Quatsch.
Es gibt keinen Nato-Beschluss und noch nicht einmal einen ausdrücklichen Appell an die Türkei, direkt einzugreifen. Es ist auch verständlich, warum sich die anderen Nato-Länder nicht dazu entschließen. Die Türkei würde sich mit einer Intervention in Syrien zum Ziel möglicher Gegenangriffe des IS machen oder auch eine Reaktion des syrischen Regimes provozieren. Verteidigen könnte sie sich auch selbst, dennoch wäre eine solche Situation unter Umständen ein Bündnisfall, die Nato-Partner müssten beispringen.
Die Türkei hat die IS-Milizen zuvor auch gern in der Grenzregion walten lassen, solange sie nur gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad kämpften. Diese gemeinsame "Strategie" haben die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr türkischer Amtskollege vor gerade einmal zwei Jahren bekräftigt: Anti-Assad-Rebellen unterstützen und ansonsten Finger weg von Syrien. Und die PKK in der Grenzregion schwächen. Nun schimpfen US-Vertreter auf die Türkei, weil die sich an diesen Plan gehalten hat. Erdoğan liefert mit seinen diffusen, provokativen Reden nur die optimale Projektionsfläche für das Scheitern der gesamten internationalen Gemeinschaft in Syrien.
3. Die Türkei nutzt Kobani für eine Kampagne gegen die Kurden. "Für uns sind PKK und IS das Gleiche", sagte Erdoğan und löste damit Empörung aus. Schließlich verhandelt sein Geheimdienstchef Hakan Fidan mit dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan über den Friedensprozess. Die PKK ist längst ein politischer Akteur.
Doch wenn in türkischen Städten Anhänger militanter kurdischer Gruppen mit Messern und Schusswaffen aufeinander losgehen und dabei mehr als 40 Menschen sterben, hängt das zwar mit der türkischen Kurdenpolitik zusammen, ist aber vor allem eine Frage der Sicherheit, die der Staat gewährleisten muss. Deshalb ist es richtig, dass die türkische Regierung sich jetzt darüber Gedanken macht, wie sie die Gewalt bei den Kurdenprotesten verhindern kann.
Erdoğan und sein Premier Davutoğlu beschimpfen auch gemäßigte kurdische Politiker als Brandstifter und beteuern gleichzeitig, den Friedensprozess mit den Kurden jetzt sogar noch beschleunigen zu wollen. Ihr Ziel ist, die PKK und die kurdischen Parteien zu diskreditieren und die Mehrheit gemäßigter, konservativer Kurden endgültig auf ihre Seite zu ziehen.
Dafür muss die AKP als Regierungspartei ihnen etwas bieten. Eine glaubwürdige Sicherheitspolitik, die nationalistische Schläger genauso verhaftet wie kurdische Kämpfer. Und mehr Rechte, mehr Autonomie, mehr Teilhabe am Wohlstand für die noch immer benachteiligten Kurden. Es wäre ein Fortschritt, wenn sie nicht mehr gegen "die Kurden" kämpft, sondern um sie.
4. Die Kurden sind immerhin keine Islamisten! Wer grundsätzlich ein Gegner Erdoğans und seiner religiös fundierten Agenda ist, wer den Islam an sich für mindestens suspekt hält, dem sind die Kurden oft allein deshalb lieber, weil sie anders sind. Sie nerven nicht mit Koran-Zitaten und sind überhaupt säkularer. So erklärt sich auch die merkwürdige Sympathie der deutschen Linken für die PKK. Sie gelten als Freiheitskämpfer gegen islamische Regierungen, die Frauen in Kopftücher hüllen und alles nach religiösen Regeln umbauen wollen.
Diese Haltung verschleiert den Blick auf die Methoden der PKK, mit denen sie ihren Unabhängigkeitskrieg 30 Jahre lang führte: mit Gewalt. Und Waffen. Die haben sie sich jahrelang auch über Drogenhandel und Schutzgelderpressungen beschafft. Die PKK ist heute eine riesige, weltweit vernetzte Organisation mit teils demokratischen, teils sozialistischen und teils extrem mafiösen Strukturen. Sie betreibt eigene Sozialsysteme und Gefängnisse, im Umgang mit inneren und äußeren Gegnern ist sie rigoros. Für den gewaltbereiten Teil der PKK ist der Kampf mit dem türkischen Militär existenziell. Gäbe es kein türkisches Militär in den Städten, bräuchte die PKK die Kurden auch nicht zu beschützen. Die Gewalt kommt von beiden Seiten. Das wird in Deutschland gern vergessen, solange die Kurden ein Gegenmodell zu 'den Muslimen' sind, von dem für uns keine direkte Bedrohung ausgeht. Die PKK ist nicht nur die mordlustige Terrorbande, als die türkische Nationalisten sie darstellen. Das Bild deutscher islamkritischer Romantiker, das die PKK als friedliebende Pfadfindergruppe aus den Bergen verklärt, ist jedoch im gleichen Maße absurd.
Alle Vorwürfe helfen Erdogan. Jede negative Schlagzeile, jeder kritische westliche Politiker spielt Erdoğans Wagenburg-Strategie in die Hände und treibt die Türkei weiter in die Isolation. Seht ihr, kann er dann sagen, sie sind alle gegen uns. Der Westen lässt die Türkei allein mit mehr als einer Million Flüchtlingen, hat selbst kein Konzept und schimpft nur auf die AKP, nicht aber auf die mindestens genauso wichtigen Unterstützer des IS in den Golfstaaten. Das ist Dünger für Erdoğans Verschwörungstheorien.
Es gibt genug gute Gründe, die türkische Regierung zu kritisieren, zum Beispiel, dass sie nicht nur die kurdischen Kämpfer, sondern auch medizinische Hilfe für die Menschen in Kobani an der Grenze blockiert. Es gibt aber auch viele falsche Gründe. Erdoğan ist für viele ein allzu verlockendes Feindbild. Das lässt die Kritik unpräzise werden und vertieft so unnötig den Graben zwischen der Türkei und ihrem eigentlichen Verbündeten, dem Westen.

Dietmar Schumann: „Noch sind die Verbündeten, quasi die Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, nicht da, wo sie hinwollen, in Kobani. Wann sie dort eintreffen, ist Militärgeheimnis, vielleicht noch diese Nacht oder morgen.“
Claus Kleber: „Vergessen wir über diesen strategischen Manövern die Opfer nicht. Dietmar Ossenberg berichtet über das Schicksal der Waisenkinder im irakischen Bürgerkrieg. (...)“]

Stellvertreterkrieg in Syrien: „Hat der Westen in Syrien auf die falschen Pferde gesetzt?“

Christian Hacke : „Hat der Westen in Syrien auf die falschen Pferde gesetzt?“ (...)
Melinda Crane: „Nein, ich glaube nicht (...). Es gibt keinen Zeitpunkt in Syrien, wo ich sagen würde, da hätte man entschieden anders handeln müssen.(...) Wo war der Zeitpunkt, wo Amerika entschieden etwas hätte verändern können, realistisch gesehen?“
Michael Lüders: „Da würde ich gerne drauf eingehen. Also, ich glaube, der Irrtum, wenn wir von Syrien reden, war, dass man von vornherein, von Anfang an, Assad abgeschrieben hat. Es war klar, als der Aufstand begann in Syrien: „Der Mann muss weg.“ Natürlich ist er ein Diktator. Aber deswegen ist er ja nicht - sozusagen - in Ungnade gefallen im Westen, sondern er ist in Ungnade gefallen, weil Syrien der wichtigste Partner des Irans ist. Man glaubte also, wenn er stürzt, man könne da s genauso machen wie in Libyen: er wird gestürzt, dann kommt ein prowestliches Regime und die privilegierten Beziehungen mit Iran werden beendet und die Waffenbelieferung der Hisbollah über Syrien hat ein Ende. Das war eine komplette Fehlkalkulation. Das hatte eigentlich jeder, der Syriuen ein bischen kennt, auch im Auswärtigen Amt und anderswo klar vermitteln müssen.“
Melinda Crane: „Aber wo hätten wir anders handeln müssen? Das ist meine Frage.“
Michael Lüders: „Indem man nicht von vornherein alle Gesprächskontakte mit Baschar al-Assad abbricht und auf eine diffuse Opposition setzt, die zudem noch im Ausland vielfach sitzt und niemanden hat in Syrien, der auf sie hört. Man hat sich sehr frühzeitig festgelegt, aber die Realität on the ground hat dazu geführt, dass wir jetzt die Wahl haben zwischen ISIS oder Baschar al-Assad und das ist eine sehr schlechte Wahl, denn wir werden - so tragisch das ist für die Syrer - am Ende wird es wieder darauf hinauslaufen, dass wir uns wieder mit Baschar al-Assad arrangieren. Die Menschen zahlen einen furchtbaren Preis für dieses Hin- und Her unserer Politik, ungeachtet der Tatsache, dass natürlich diese Regime furchtbar sind, aber Interventionen von außen führen leider, leider muss man sagen, nicht zu dem gewünschten Wandel für die Bevölkerung. Für die Bevölkerung wird es schlimmer. Möglicherweise ist das eine Phase, die sie durchlaufen müssen, muss es noch einmal zehn, fünfzehn Jahre ein Weg durch die Hölle sein, wenn ich so sagen darf, bevor dann vernünftige Kräfte erkennen, dass der Weg der ISIS nicht der Richtige ist. Aber erst einmal wird diese Region wirklich sehr sehr schwierige Jahre erleben und niemand weiß, was noch passiert.“
Melinda Crane: „Ich frage mich, was wir jetzt tun müssen, um das Leiden durch die Neugestaltung der Grenzen im Nahost, was wir da tun können und müssen, dieses Leiden zu mindern, denn wir sehen wirklich eine historische Neugestaltung in de ganzen Region und das heißt, es wird Massenflucht geben, noch viel viel mehr, als was wir bisher gesehen haben? Wir werden Millionen von Menschen unterwegs sehen. Das ist ethnische Säuberung natürlich, was passiert. Was können und müssen wir da tun?“
Peter Scholl-Latour: „Was hätten wir tun sollen, ist die Frage. Die Revolte in Syrien ist ganz klar von Jordanien aus mit amerikanischer Ausbildung und so weiter unterstützt worden von Anfang an. Und das war ein Fehler. Der Assad war eben ein erträgliches Regime, verglichen mit anderen. Und die sunnitische Bevölkerung - inzwischen - neigt nicht zu den Islamisten, sondern der Assad hat seine Position konsolidiert. Was natürlich die Position erschwert, ist die enge Bindung Assads mit der Hisbollah des Libanon. Das ist natürlich der Gegner für Israel vor allem. Im Grunde, es platzt im Moment ein great design der amerikanischen Nah- und Mittelost-Politik, nämlich das Verhindern einer persischen Einflusszone von Iran, Irak, Syrien und Libanon oder Hisbollah. Und das wollte man mit allen Mitteln verhindern. Das ist eine Politik, die 35 Jahre lang geführt worden ist. Es ist der Zusammenbruch der ganzen amerikanischen Nah- und Mittelostpolitik. Und mit humanitären Maßnahmen: sicher wir können, wir müssen helfen, aber das ist nicht das zentrale Problem.“
("Krieg und Terror in Nahost - Greift der Westen ein?", phoenix Runde, 17. Juni 2014)

Sie nennen sich ISIS oder einfach IS verbreiten sich zur Zeit wie der Treibhauseffekt. Sie sind radikal drauf, rufen in Syrien und Irak nun ein Kalifat aus. Ein Gottesstaat, in dem Land, das sie rauben, denn sie dulden keinen anderen Glauben. Du kannst deinen Kopf verlieren, wenn du nicht schnell zu ihrem Glauben konvertierst. Nun sind sie im Irak in verschiedenen Gebieten, vertreiben, versklaven, massakrieren die Jesiden, eine nordirakische, kurdische Minderheit. Sie seien Teufelsanbeter, hörst du ISIS schreien. Und nun will auch der Westen reagieren , angeblich um nicht noch mehr Menschen zu verlieren. ISIS seien die schlimmsten Terroristen, die es gibt, aufgetaucht aus dem Nichts, hier in diesem Kriegsgebiet. Es ist echt so schlimm, das Journalisten heutzutage so vergesslich sind. Gehen wir zurück ins Jahr 2003, als dieser Kreislauf gedeiht, USA griff den Irak an, bis sie alles vernichtet hatten, sie sagten diesmal, da wären Massenvernichtungswaffen, und schossen selbst mit Uranmunition. Halbe Million Iraker fanden den Tod. Aber Nachfragen lohnt sich: „Oops, Massenvernichtungswaffen gab‘s auch nicht“ Das war echt nicht dolle. Doch dafür das irakische Öl unter US-Kontrolle. Und da Saddam Sunnit war, setzten sie Maliki ein - der ist wirklich sehr stiolz ein Schiit zu sein. Er entrechtet alle Sunniten und die waren jetzt nicht gerade zufrieden. Sunnitische Soldaten und Generäle, ohne Job, mit gekränkter Seele, die natürlich zurecht nicht zufrieden waren, schlossen sich leider Gottes der ISIS an. Ich mein, die ISIS sind zehntausend Kämpfer, denkt ihr, die fallen ein in aller Herren Länder? Übernehmen die Städte mit zehntausend Mann? Leute, denkt doch mal nach. Doch es ist leichter zu sagen: „Das war nur ISIS“ - na klar, ohne zu sagen, was in Syrien geschah. Als man Terroristen Waffen in die Hand gab, nur weil sie ja auch gegen Assad waren. Da waren das die „Rebellen“, voll „friedlich“, Al Nusra, FSA und ISIS, aufgerüstet von den Saudis und Katar, Kuwait und auch den USA. Und die Türkei auch im Endeffekt, da sie Terroristen weltweit über die türkische Grenze lässt nach Syrien, nur um Assad aus der Welt zu schaffen. ISIS - dieses Monster haben wir selbst erschaffen. Und noch heute wird die ISIS finanziert von den Saudis und Katar, was uns nicht so interessiert. Wir wissen eigentlich, dass das nicht so schön ist, doch wir haben lukrative Waffen- und Öldeals. Kurz gefasst: wir liefern Waffen an die Saudis und Katar, da sehen wir überhaupt nicht die Gefahr. Und die Saudis und Katar, liefern diese Waffen an die ISIS und wir sagen, wir stoppen die ISIS kriegerisch. Klar müssen wir die ISIS stoppen, die armen Jesiden haben nichts verbrochen. Sie verdursten, können nicht mehr flüchten, doch die Wahrheit ist, dass wir Terroristen züchten. Wir führen Krieg in der islamischen Welt für die Demokratie und machen noch Geld, hinterlassen Chaos und töten Zivilisten, viele Hinterbliebene werden zu Terroristen. Und diese Terroristen nutzen wir als Vorwand für weiteres kriegerisches Vorhaben. Oder aber beliefern sie mit Waffen, um wie in Syrien Regime abzuschaffen. Geld, Öl und Machtinteressen, sich auf dem geostrategischen Schachbrett messen, während Menschen verbluten. Doch Medien schreiben weiter: „Die sind die Bösen und wir sind die Guten“ - schöne heile Welt! (Blumio, "Die Wahrheit über die ISIS und die Jesiden im Nordirak. Blumio: Rap da News! Episode 90", 18. August 2014)

Wer die These aufstellt, der Islam habe eine quasi religionsgenetische Nähe zum Faschismus, kann sich der Aufmerksamkeit sicher sein, umso mehr, wenn er oder sie selbst muslimischer Herkunft ist. Das echte Leben wirft hingegen in diesen Wochen zwischen der Präsidentschaftswahl in Algerien und jener in Ägypten eher folgende Frage auf: Wann überschreitet der Antiislamismus, auch Antiterrorismus genannt, die Grenze zum Faschismus? Den Spieß derart herumzudrehen ist keine Provokation um der Provokation willen. Was in Ägypten geschieht, wo die Muslimbrüder zur Vorlage für ein totalitäres Feindbild wurden, verlangt nach Analyse und nach Begriffen. Solange es um religiös verbrämte Untaten geht, schrauben sich die Worte leicht hoch. Doch sie werden seltsam kraftlos bei der Bezeichnung säkularer Unterdrückung in muslimischen Ländern.

Charlotte Wiedemann, taz.de, 23. April 2014

in: Totalitäre Feindbilder - Über den Islam, Antiterrorismus und Faschismus

"Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Macht" - Ministerium für Wahrheit
General Mahmoud Farouk, Head of the Investigations Unit at the Giza Security Directorate (Mada Masr, 9. November 2014)

Worum geht es eigentlich...

AlSissi has dismissed Morsi - Hey .... you Sayed - Morsi won't see the feast - You Obama, your father, mother - And all the others - Listen to me Obama - Our army is very strong - You Obama, your father, mother - And all the others - Behave yourself - Our army is very strong - Hey Obama, supports the terrorism - Traitor like the Brotherhood members - Obama says it's a coup - That's not your business dirty man - That's not your "father, mother" business - And you, Patterson, stop messing - Old bitch woman. Hey Obama, your father, mother, You want us to release Morsi - Hey Obama you are stupid bad man - You want us to release Morsi - Stop this or I will stab you. - Why then you told Mubarak - To leave immediately? - Hey Obama, your father, mother - You threaten us with the US Aid - Fuck it and fuck you - You are a jerk - Obama - You threaten us with the US Aid - Your ambassador is very wicked woman - AlSissi has beaten you - And Egyptian people supported him. - Hey Obama, your father, mother - You meet AlNoor Islamic Party - HA HA HA! - Now we know all the secrets. Egyptians are not idiots - You meet AlNoor Islamic Party - This party is sneaky and menless - Al Noor, Brotherhood and Aboul Fotooh are the same. Hey Obama, your father, mother - Be polite. You and terrorists, Listen to me Obama - Our army is very strong. Hey Obama, your father, mother - And all the disgusting guys, We are the people tell you - You can't fool us. You tried to play it - But you can't play this wicked game - With us 'cause we are the Alfa - Your father and your mother, your Israel, your Turkey and your Qatar - All of you go to hell - Listen Obama, we are Egyptian - We are civilization - are you listen, Obama (YouTube, veröffentlicht am 5. August 2013)

Weil unser Blut keinen Wert mehr hat... Weil es keine Medienfreiheit gibt... Damit das Blut meines Bruders -- ein Märtyrer -- nicht umsonst floss... Weil Mubarak freigesprochen wurde... Weil ich in meinem Land "Terrorist" genannt werde... Weil die Kriminellen jetzt im Schutze des Innenministeriums stehen... Weil unsere Medien lügen... Weil sie im Morgengrauen meinen Vater verhaftet haben... Weil das Hab und Gut unseres Landes gestohlen wurde... Weil unsere Renten in Gefahr sind... ...gehe ich (...) auf die Straße. Wegen mehr als 6000 Märtyrern, mehr als 20000 Verletzten, mehr als 5000 Verhafteten, wegen vieler Dinge, GEGEN DEN PUTSCH! gehe ich am 30. 8. auf die Straße (YouTube, veröffentlicht am 19. September 2013)

حظ سعيد
"Im Dezember stufte die ägyptische Übergangsregierung die Muslimbruderschaft als "Terrororganisation" ein. Damit ist die Mitgliedschaft in der Bewegung und sogar der Besitz ihrer Publikationen strafbar."
"Fünf Jahre Haft für das Verwenden des Rabaa-Zeichens in sozialen Medien."
"Laut der Website «Wiki Thaura», auf die sich die Menschenrechtler berufen, verloren im Jahr 2011, beim 18-tägigen Aufstand gegen Mubarak, 1075 Menschen ihr Leben. Während der einjährigen Amtszeit Mohammed Mursis gab es 470 Opfer. Seit dem Sturz Mursis jedoch kamen bereits 2665 Menschen ums Leben, über 1000 allein bei der blutigen Räumung der beiden Muslimbrüder-Protestcamps am 14. August in Kairo." (Martin Gehlen, 12. Januar 2014)
Unerklärlich?!
"Der ägyptische Unternehmer und Milliardär Samih Sawiris sieht seinen Einstieg beim deutschen Pauschalreiseanbieter FTI als Signal für einen Wiederaufstieg des Reiselands Ägypten. "Es geht um Vertrauen in ein gutes Produkt", sagte er der "Welt am Sonntag". (...) Auch FTI-Chef Dietmar Gunz kritisierte die <Ägyptenreise->Warnung des Auswärtigen Amts. "Manchmal kann man schon den Eindruck gewinnen, dass im Auswärtigen Amt mit zweierlei Maß gemessen wird – für die Türkei zum Beispiel gibt es doch auch keine Reisewarnung, obwohl es dort nicht gerade sehr ruhig ist", sagte Gunz. "Wir fliegen weiter nach Hurghada und Marsa Alam", so Gunz. Also in Orte, für die die Reisewarnung nicht gilt. Weshalb die Diplomaten weiter vor Scharm al-Scheich warnen, verstehe er nicht." (Birgit Svensson und Silke Mülherr, 16.. März 2014)
Organisierte Kriminalität mit Organraub und/oder Friedens-Nobelpreis 2014?

Euronews (Isabelle Kumar): “Können Sie unwiderruflich erklären, dass kein Mitglied der Kosovo-Befreiungsarmee an Organraub beteiligt gewesen ist?

Hashim Thaçi: “Ich kann voller Überzeugung sagen, dass ich das erste Mal von dieser Geschichte aus dem Europarat-Bericht von Dick Marty gehört habe. Für mich ist es unvorstellbar, dass jemand dies getan hat. Ich kann nie und nimmer glauben, dass ein Freiheitskämpfer so etwas tun könnte. Aber natürlich müssen wir der Justiz Zeit und Raum sowie unsere ganze Unterstützung zukommen lassen, um die aufgekommenen Verdachtsmomente aufzuklären. Ich kann diese Science-Fiction-Geschichte nicht glauben, niemand kann das glauben. Ich bin sicher, dass das nicht geschehen ist. Das ist meine Überzeugung.

Wieso schießt das Militär
als ob es im Krieg wär?
Unsere Kinder wollen leben
Sisi ist dagegen!
Schieß doch weiter du Idiot,
fünftausend sind schon tot,
und die Straßen alle rot!
Eins, zwei, drei, vier
das Volk sind wir,
fünf, sechs, sieben, acht,
das Volk hat die Macht,
neun, zehn,
Sisi muss gehen!

Bağdat Cd., Istanbul-Kadıköy, 1. Juni 2013

Gündoğdu hep uyandık
Siperlere dayandık
Bağımsızlık uğruna da
Al kanlara boyandık
İşçi, köylü hep hazırız
Bozuk düzene karşı
Halk savaşı vereceğiz
Emperyalizme karşı
Yolumuz devrim yolu
Gelin kardaşlar gelin
Yurdumuza faşist dolmuş
Vurun kardaşlar vurun

Selda Bağcan: Deniz'lerin Dalgasıyım

Sevinmesin ey zalımlar
Öldüğüme benim benim
Yiğit ölmez kolay kolay
Ben ölmedim ki ben ölmedimki
Bakmayın suskunluğuma
Bakmayın durgunluğuma
Bedel verdim her kavgada
Yenilmedim ki

Denizlerin dalgasıyım
Ben halkımın kavgasıyım
Yarınların sevdasıyım
Yenilmedim ki

Gelir günler gelir elbet
Gör o zaman beni beni
Bana neyler zalım felek
Ben ölmedim ki ben ölmedim ki


Esirgemen Sözümü ben, Çıkıp gelsede ölüm Geri götüremez adımlarımı, Be yıldıramaz beni hicbirşey… Gülüm Ne dikenler bıraktım ardımdan… ne dikenler, Ki uçları hala kanıyor ayaklarımda Oysa karanfiller ekmiştim yollara, Aşk ile mızrap vurup sevdalı sazıma Kavgamı türkülemiştim, Yarın bakışlı çocuklara, Ve semahlar dönmüştüm turnalar gibi, Pir aşkına Hak aşkına Halk aşkına Kim söyleye bilir ödüğümü.., kim? Siz türkü gibi dağılırken dağ yollarına Ve toprak gibi yeşilirken memleketim, Kim söyleye bilir solduğumu…, kim? Ben ölmedimki, ben ölmedim ki, ben ölmedim ki

Kosovo-serbisches Mädchen in Tracht, Metochien

Вечер тихой песнею над рекой плывёт
Дальними зарницами светится завод
Где-то поезд катится точками огня
Где-то под рябинушкой парни ждут меня
Ой, рябина кудрявая, белые цветы
Ой, рябина, рябинушка, что взгрустнула ты
Лишь гудки певучие смолкнут над водой
Я иду крябинушке тропкою крутой
Треплет под кудрявою ветер без конца
Справа кудри токаря, слева - кузнеца
Ой, рябина кудрявая, белые цветы
Ой, рябина, рябинушка, Сердцу подскажи

Yiğit'im aslanım...

Selda Bağcan: Uğurlar Olsun
Bir Pazar Sabahıydı - Ankara Kar Altında
Zemheri Ayazıydı - Yaz Güneşi Koynunda
Ucuz Can Pazarıydı - Kalemim Düştü Kana
Zalımlar Pusudaydı - Bedenim Paramparça
Ucuz Can Pazarıydı - Kalemim Düştü Kana
Çevirdim Anahtarı - Apansız Bir Ölüme
Şarapnel Parçaları - Saplandı Ciğerime
Ucuz Can Pazarıydı - Kan Doldu Gözlerime
İsimsiz Korkuları - Katmadım Yüreğime
Bembeyaz Doğruları - Yaşadım Ölümüne
Uğurlar Olsun - Uğurlar Olsun
Hüzünlü Bulutlar - Yoldaşın Olsun
Bir Keskin Kalem - Bir Kırık Gözlük
Yürekli Yiğitlere - Hatıran Olsun

insan insan derler idi - insan nedir şimdi bildim
can can deyü söylerlerdi - ben can nedir şimdi bildim
kendisinde buldu bulan - bulmadı taşrada kalan
canların kalbinde olan - inanç nedir şimdi bildim
bir kılı kırk yardıkları - birin köprü kurdukları
erenler gösterdikleri - erkan nedir şimdi bildim
muhyiddin der hak kadir - görünür herşeyde hazır
ayan nedir pinhan nedir - nişan nedir şimdi bildim

Sabahattin Ali, 02.04.1948 Doğan Öz, 24.03.1978 Bedrettin Cömert, 11.07.1978 Abdi İpekçi, 02.02.1979 Cevat Yurdakul, 28.09.1979 Cavit Orhan Tütengil, 07.12.1979 Ümit Kaftancıoğlu, 11.04.1980 Sevinç Özgüner, 23.05.1980 Zeki Tekiner, 17.06.1980 Kemal Türkler, 22.07.1980 İlhan Erdost, 07.11.1980 Çetin Emeç, 07.03.1990 Turan Dursun, 04.09.1990 Muammer Aksoy, 31.01.1990 Bahriye Üçok, 06.10.1990 Musa Anter, 20.09.1992 Uğur Mumcu, 24.01.1993 Metin Altıok, 02.07.1993: Requiem für Metin Altıok Behçet Aysan, 02.07.1993 Hasret Gültekin, 02.07.1993 Nesimi Çimen, 02.07.1993 Asım Bezirci, 02.07.1993 Onat Kutlar, 11.01.1995 (30.12.1994) Yasemin Cebenoyan, 30.12.1994 Hasan Ocak, 20.03.1995 Metin Göktepe, 08.01.1996 Ahmet Taner Kışlalı, 21.10.1999 Necip Hablemitoğlu, 18.12.2002 Hrant Dink, 19.01.2007

Yörük-Streitlied:

Yörük (mittig) und Yörükin (links) vor kara çadır im Koca Çayı-Tal (aus: Felix von Luschan, Anthropologische Studien,
in: Eugen Petersen & Felix von Luschan (Eds.), Reisen in Lykien Milyas und Kibyratis, Carl Gerold's Sohn, Wien 1889, S. S. 215, Fig. 99)

Oγlan: Γarly γarly daylaryñyzdan ašdym, souq souq sularyñyz-išdim, hē γyz siziñ elleriñize düšdüm, bildir gendiñi, saña kim deler.

Qyz: tek dur, oγlan, sen jiriñde tek dur, senden benim pevram joqdur, dostundan dušmanym čoqdur. bil baña Güldaly deler.

Oγlan: Güldalymy seniñ adyñ ā? dojamadym seviñe dadyña. döne döne γurban geldim, hē γyz, saña. bil baña Hamz' oγlu deler.

Qyz: ben zülüflerimi darar γyrqarym, meze meze eder janaqlaryma dokerim, seniñ gibi jiγitler kellesinden odalar japarym bil baña Güldaly deler.

Oγlan: γyz seniñ γuleñi jyqdyryrym, jalduzdan γuleler čaqdyryrym, seniñ gibi γančyqlara kjellerimden öpdürürüm. bil baña Hamz' oγlu deler.

Qyz: aq kjatdan aqdyr benim aqlyrym, dašdan demirden pekdur pekliγim...

Oγlan: sen kekliγisen bem bir doγanym, alyr seni havaja aγarym. aq gojsüñ arasy benim juvam. bil baña Hamz' oγlu deler.

Qyz: aq γol üstünde altym burmajym, ala gozlere čekilir sürmejim, go jüzünde učan durnajym. bil baña Güldaly deler.

Oγlan: hē γyz seniñ benimninen jetišir davañ, ašaki hanailara indi γairy senin paiyñ: govde učan durnalar evelden benim avym. bil baña Hamz' oγlu deler.

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