„Alfio Giuffrida“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* Ulrich Schneider, Gert Fischer: Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, Stadtmuseum Siegburg (Hrsg.): Giuffrida, Aachen/Siegburg 2001. ISBN 3-00-007525-9
* Ulrich Schneider, Gert Fischer: Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, Stadtmuseum Siegburg (Hrsg.): Giuffrida, Aachen/Siegburg 2001. ISBN 3-00-007525-9
* Martin Stather: A.G.Sinnwerke, Mannheimer Kunstverein (Hrsg): A.G.Sinnwerke Giuffrida CDs, [[Bonn]] 2004. ISBN 3-00-014058-1
* [[Martin Stather]]: A.G.Sinnwerke, Mannheimer Kunstverein (Hrsg): A.G.Sinnwerke Giuffrida CDs, [[Bonn]] 2004. ISBN 3-00-014058-1


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Version vom 10. Mai 2012, 16:28 Uhr

Alfio Giuffrida (* 28. Januar 1953 in Zafferana Etnea, Catania) ist ein italienischer Bildhauer, Objekt-, Installationskünstler, Bühnenbildner, Maler und Zeichner.

ELEMENT 1, 1995-2003, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl

Leben und Werk

Von 1969–1973 besucht er die Staatliche Schule für Kunst in Catania.

1973 geht er nach Rom, wo er bis 1977 an der Akademie der Schönen Künste u.a. bei Toti Scialoja Malerei, Bühnenbild und Kostümkunde studiert.

Das kulturelle und künstlerisch vielfältige Ambiente der Hauptstadt gibt ihm entscheidende Impulse. Unter dem Einfluss der Minimal Art interessiert er sich besonders für die Oberflächenstruktur des Gemäldes, und er nutzt die Zeit des Studiums zu ausgiebigen Experimenten mit den verschiedenen Materien der Malerei und ihren Effekten für Bewegung und Transparenz. Er tupft zum Beispiel Pastellfarben auf Papier und druckt diese auf ein mit Leim getränktes Gazetuch auf dem die Farbpartikel haften bleiben und nun auf dem semi-transparenten Grund ihre ganze Leuchtkraft entfalten. 1975 kehrt er zur nicht-figürlichen Gegenständlichkeit zurück.

Bis 1985 lebt er in Rom als Bühnenbildner und Maler.

1986 siedelt Giuffrida nach Köln über. 1990–2004 lebt er in Bonn und ist ab 2005 wieder in Köln ansässig.

Von 1995–2005 arbeitet er mit dem Tanztheaterchoreographen Jochen Ulrich zusammen. Für ihn gestaltet Giuffrida zahlreiche mit der Choreographie bzw. Bewegung der Tänzer und mit dem Bühnenraum interagierende, meist bewegliche Bühnenbilder u.a. Goya-Danzas negras,1995, Oper Köln; Get up Early, 1996, Internationales Tanzfestival Wien; Mon Orphée, 2000, Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen; Phädra, 2000, Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf; Diaghilew–Die Favoriten, 2003, Aalto Theater Essen; Sissi–Kaiserliche Hoheit, 2005, Tiroler Landestheater Innsbruck.

2003 erfolgt die Gründung der fiktiven Firma A.G. Sinnwerke®, die Giuffrida als konzeptuelle Basis zur Produktion freier Skulpturen sowie zur Produktion von Objekten, Gemälden und Installationen dient. Die Firma wurde als Markenzeichen registriert. In den Buchstaben A.G. finden sich sowohl der Name des Künstlers wieder als auch eine Anspielung auf den Begriff Aktiengesellschaft. Was er damit andeutet ist die Verschränkung von alltäglicher Wahrnehmung und künstlerischer Praxis, von Kunst und Produktion. Durch eine mit Raffinesse simulierte industrielle Serienfertigung wird das Massenprodukt einerseits individualisiert, zum Unikat, andererseits wird es in einem paradoxen Spiel in die Produktpalette der A.G. Sinnwerke eingereiht, also wieder in den kommerziellen Zusammenhang des Massenprodukts gestellt. Giuffrida hinterfragt, wo Individualität in unseren Gesellschaft noch zu finden ist. Dieser Ansatz erinnert an Giuffridas Werkgruppe der Menschenbilder Ende der 80er, Beginn der 90er Jahre. Wie an Tempelfriesen reihen sich konkav und konvex verzerrte Gesichter aneinander und künden in ihrer auch grotesken Deformierung vom Entsetzten vergangener Kulturen vor dem Untergang – als habe der Schrecken die Gesichter in Bewegung versetzt.

In den 1990er Jahren entstehen auch die Vexierbilder. Mit Tempera auf Öl oder Materialien wie Spitze und gaze-artigen Stoffen verschleiert Giuffrida den Blick auf das allzu Eindeutige, schafft Distanz zu den geheimnisvollen Strukturen, die sich hinter dem Schleier verbergen. Später transportiert er die Idee der Vexierbilder in die dritte Dimension: in Form einer Serie von Reliefs aus Möbel-Fragmenten und beweglichen Skulpturen, mit zahlreichen Gelenken versehen, die sogenannten Elemente. Schließlich entstehen begehbare, industrielle Fertigung simulierende, raumgreifende Skulpturen und Installationen mit inhaltlich-formalen Analogien, die frei im Raum stehend als auch korsettartig am bzw. in Interaktion mit dem menschlichen Körper präsentiert werden.

Real-LUX-Sinnwerke, En 00197, 2003

Spektakuläre Werke

Spektakulärstes Objekt der Firma A.G.Sinnwerke ist der überdimensionierte, etwa fünf Meter hohe Kinderwagen, den das Märkische Museum Witten im Jahr 2006 ausstellt.

Das scheinbar seriell gefertigte Produkt besteht aus handwerklich nachgebauten Einzelteilen. Aber seine Größe und die Tatsache, dass seine Bauteile nicht mit denen der anderen Kinderwagen – der Künstler hat mehrere davon hergestellt – austauschbar sind, machen auch ihn zu einem Unikat.

B - 732 R.STM, 1997

Manifeste

Das Thema Energie ist nach dem der Bewegung und dem des Lichtes das dritte Grundelement in Giuffridas Kunst:

Die ganze Welt ein Skulpturenpark

Erste Veröffentlichung, Alfter, 28 September 1997

„Energie gehört zur lebenden Welt genauso wie zur Kunst. Hochspannungsmasten sind optische Symbole der Energieübertragung. Sie leiten den Energiefluß gleich dem Pinsel in Tintorettos Hand. Energieübertragung in der Kunst ist der geistige Prozeß, der Materie formt. Ich werde die alltäglichen Symbole der Energieübertragung zum Gegenstand meiner künstlerischen Arbeit machen. Ein Prozeß, in dessen Verlauf ich allen Strommasten der Welt neue Formen geben und sie ersetzen will. Formen, die mit den Orten, an denen sie stehen, korrespondieren. Die serielle Wiederholung ist angebracht, wo sie der Akzentuierung der Einzel-Idee dient, die Funktion bleibt erhalten. Alltagswelt und die im künstlerischen Schöpfungsprozeß gebündelte Erfahrung der Welt verschmelzen miteinander. Eine neue Dimension öffnet sich.“

Zitate

„Im Augenblick des Malens weiß ich genau, wo ich stehe, nicht aber, wohin mich mein Weg führt.“

Alfio Giuffrida: Ausstellung Kat. Galerie Galarticum, Köln, 1990

„Es kann nicht die Aufgabe des Bühnenbildes sein, einen bestimmten Ort der Handlung zu rekonstruieren … Das Bühnenbild muß vom Kern der Handlung ausgehen und Formen entwickeln, die der universellen Sprache des Geschehens entsprechen. Es soll mit der Musik, dem Gesang, der Regie ein Körper werden. Ich suche nach Formen, welche die emotionale Substanz des Werkes fokussieren, die fähig sind, die Schönheit und die Abgründe, die starken Gefühle und Verletzungen zu intensivieren. Mein Ziel ist es, Zeichen zu schaffen, die tief in die Wahrnehmung eindringen. In einer Welt, eher überfüllt von Zeichen, deren Gültigkeit die der Realität bereits übertroffen hat, scheint mir dies der einzige Weg, Inhalte zu kommunizieren. Meine Bühneninstallationen entstehen häufig als bewegliche Objekte, die je nach Position andere Zeichen setzen. Dem Zuschauer, in seiner räumlichen Perspektive festgelegt, geben sie zugleich die Möglichkeit, ortsbeschreibende Assoziationen zu entwickeln.“

Alfio Giuffrida: Tiroler Landestheater Innsbruck, Casanova, Programmheft, Innsbruck 2001

„Die Raumkonzepte Giuffridas entziehen die Bühne völlig dem Dekorativen. Man kann nicht mehr von Bildern sprechen,… es sind Zeichen im Raum, meistens beweglich und von einer bedrohlichen Härte und Schärfe, die wie Signale auf die Verletzlichkeit des Tänzerkörpers verweisen. Ihre rhythmische Struktur hat einen musikalischen Duktus, der durch das Element der Reihung entsteht. Form und Material transformieren das Thema und ergeben einen Raumklang, der Beunruhigung und Ruhe schafft und durch die Proportion dem Tanz eine neue Schönheit zuweist.“

Jochen Ulrich: Körper Leib Raum, Ausstellung Kat. Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, 2005

Literatur

Commons: Alfio Giuffrida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien