„Bauconducteur“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Rostock Universitätshauptgebäude Relief Luckow 2012-06-23.jpg|miniatur|Porträt-Relief des Bauconducteurs [[Carl Luckow]] am Hauptgebäude der [[Universität Rostock]]]]
'''Bauconducteur''' wurde derjenige Baubediente genannt, dem die [[Bauaufsicht|Aufsicht]] über einen herrschaftlichen Bau anvertraut war.
'''Bauconducteur''' ist eine historische Bezeichnung für einen [[Baubeamter|Baubeamten]] im 18. und 19. Jahrhundert, dem die Aufsicht über einzelne staatliche Baumaßnahmen anvertraut war. Nach heutigem Verständnis handelte es sich um beamtete Architekten, so waren zum Beispiel 1824 die Gründer des [[Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin|Architekten-Vereins zu Berlin]] überwiegend Bauconducteure. Die Rahmenbedingungen unter denen die Bauconducteure ausgebildet wurden und arbeiteten waren in den deutschen Staaten, in deren Provinzen und in den Großstädten unterschiedlich, darüber hinaus gab es auch bei der Eisenbahn und der Post Bauconducteure.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Im Königreich Preußen durften bedeutende Baumaßnahmen nicht ohne Beteiligung eines Bauconducteurs begonnen werden. Der Bauconducteur war dem Bauinspektor unterstellt, und ihm oblag die Aufsicht über die Meister und die nicht zunftgebundenen Handwerker und Arbeiter. Zu seinen Aufgaben gehörte die Überwachung der Einhaltung der Baupläne, der Zeitplanung und des Budgets. Er durfte und sollte alle Maßnahmen ergreifen, die geplante Bauzeit und den Kostenrahmen einzuhalten und möglichst zu unterschreiten. Dazu erstattete er dem Bauinspektor regelmäßig Bericht.<ref Name="Krünitz"/>
In den königlich preußischen Landen durfte kein großer und weitläufiger Bau, und der auf [[Tagelohn]] geführt werden muss, ohne einen Conducteur angefangen werden. Seine Obliegenheit und Verrichtung bestand darin, dass er von dem Tage an, da ihm der Bau zur Aufsicht anvertraut wurde, bis zu dessen Vollführung, nach allen Kräften sich bemühen muss, dass der Bau ohne Fehler in der gesetzten Zeit nach dem Risse und Anschlage tüchtig ausgeführt, und der Anschlag nicht überschritten, sondern davon noch etwas eingespart werde; daher hatte er mit dem [[Bauinspector]] eng zu korrespondieren, wie der Bau vonstattengeht, was denselben hindert, wie solches abzustellen, und der Bau zu beschleunigen. Über die Materialien musste er eine genaue Aufsicht haben, davon auch monatlich ein Register an den Bauinspector einsenden, und darin nachweisen, was bei Anfang des Monats vorhanden gewesen, was in dem Monat dazu gekommen, was davon verbaut worden, und was bei dem Schlusse des Monats im Bestande verblieben. Wenn auf dem [[Bauplatz]] gearbeitet wird, muss er sich täglich daselbst vom Anfange bis zu Ende der Arbeit finden lassen, und zusehen, dass die Arbeiter ihre völlige Stunden und fleißig arbeiten, keine Materialien verschleppen, noch dieselben verderben. Über diese Arbeit muss er ein Tageregister halten, und daraus die Wochenzettel formieren, worauf er das verdiente Lohn an den Baurendanten assigniret. Nach geendigtem Bau muss er die übrigen Materialien und Gerätschaften inventieren, die Spezifikation davon dem Beamten zustellen, und demselben solche Materialien und Gerätschaften in guter Ordnung zur Verwahrung übergeben, von solcher Spezifikation aber ein zweites Exemplar von dem Beamten, dass er die Materialien empfangen, attestieren lassen und solches dem Baurendanten zustellen, um den Bestand damit berechnen und belegen zu können.


Eine der wichtigsten Aufgaben des Bauconducteurs war die Materialwirtschaft, der Bauconducteur war für die Bereitstellung der Materialien und für den monatlichen Nachweis ihrer Verwendung verantwortlich. Er war, im Unterschied zum Bauinspektor, während der Bauarbeiten an der Baustelle und erfasste täglich und wöchentlich zu Abrechnungszwecken die geleistete Arbeit.<ref Name="Krünitz"/>
Die Conducteurs, die kein fixes Gehalt hatten, bekamen ihre Diäten aus dem zu jedem Gebäude nach den Bauanschlägen ausgesetzten Geldern von dem Baurendanten, und zwar täglich 8, 12 bis 16 Ggr., nachdem der Bau, die Baustelle und der Aufseher beschaffen ist; sie mussten aber von ihrer Verrichtung das Journal am Ende jedes Monats formieren darin zugleich die Diäten liquidieren, dasselbe von einem verpflichteten Beamten attestieren lassen und solches an den Bauinspector einsenden, welcher dieselbe sodann auf die Spezialbaukasse assigniret. Und wenn ein Bau geführt wurde, wo kein Beamter zugegen war, der solche Verrichtung attestieren könnte, wie beim [[Wasserbau]]: so musste der Bauinspector vor der Assignation unter dem Journal attestieren dass der Conducteur die angesetzte Verrichtung gehabt, und nicht mehr, als ihm dafür ausgesetzt worden, liquidiert habe. Über solche Diäten werden ihm, wenn er sich in den Ämtern und Vorwerken aufhält, freie Stuben, Brennholz, und die nötigen Utensilien gereicht; wo aber keine landesherrschaftliche Gebäude vorhanden, muss er das Quartier von den Diäten bezahlen. Wenn die Conducteurs ihre Schuldigkeit wohl beobachten, und sich in den Bausachen geschickt machen: so werden sie vor allen andern zu convenablen Bau- und andern Bedienungen befördert.


Bauconducteure erhielten neben ihrem festen Gehalt oft beträchtliche Spesenzuschläge bei auswärtiger Unterbringung, es gab aber auch Bauconducteure die kein festes Gehalt erhielten. Sie hatten die Möglichkeit, bei erwiesener Eignung zum Bauinspektor oder anderen Ämtern aufzusteigen.<ref Name="Krünitz"/>
== Quelle ==
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== Einzelnachweise ==
<references>
<ref Name="Krünitz">[[Johann Georg Krünitz]]: ''Bau-Conducteur.'' In: Derselbe: ''Oeconomische Encyclopaedie oder Allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung. 2. Auflage'', Band&nbsp;3, Pauli, Berlin 1782.</ref>
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[[Kategorie:Architektur (Preußen)]]
[[Kategorie:Architektur (Preußen)]]
[[Kategorie:Historischer Beruf]]
[[Kategorie:Historischer Beruf]]
[[Kategorie:Beruf (Bauwesen)]]

Version vom 17. Februar 2014, 19:20 Uhr

Porträt-Relief des Bauconducteurs Carl Luckow am Hauptgebäude der Universität Rostock

Bauconducteur ist eine historische Bezeichnung für einen Baubeamten im 18. und 19. Jahrhundert, dem die Aufsicht über einzelne staatliche Baumaßnahmen anvertraut war. Nach heutigem Verständnis handelte es sich um beamtete Architekten, so waren zum Beispiel 1824 die Gründer des Architekten-Vereins zu Berlin überwiegend Bauconducteure. Die Rahmenbedingungen unter denen die Bauconducteure ausgebildet wurden und arbeiteten waren in den deutschen Staaten, in deren Provinzen und in den Großstädten unterschiedlich, darüber hinaus gab es auch bei der Eisenbahn und der Post Bauconducteure.

Beschreibung

Im Königreich Preußen durften bedeutende Baumaßnahmen nicht ohne Beteiligung eines Bauconducteurs begonnen werden. Der Bauconducteur war dem Bauinspektor unterstellt, und ihm oblag die Aufsicht über die Meister und die nicht zunftgebundenen Handwerker und Arbeiter. Zu seinen Aufgaben gehörte die Überwachung der Einhaltung der Baupläne, der Zeitplanung und des Budgets. Er durfte und sollte alle Maßnahmen ergreifen, die geplante Bauzeit und den Kostenrahmen einzuhalten und möglichst zu unterschreiten. Dazu erstattete er dem Bauinspektor regelmäßig Bericht.[1]

Eine der wichtigsten Aufgaben des Bauconducteurs war die Materialwirtschaft, der Bauconducteur war für die Bereitstellung der Materialien und für den monatlichen Nachweis ihrer Verwendung verantwortlich. Er war, im Unterschied zum Bauinspektor, während der Bauarbeiten an der Baustelle und erfasste täglich und wöchentlich zu Abrechnungszwecken die geleistete Arbeit.[1]

Bauconducteure erhielten neben ihrem festen Gehalt oft beträchtliche Spesenzuschläge bei auswärtiger Unterbringung, es gab aber auch Bauconducteure die kein festes Gehalt erhielten. Sie hatten die Möglichkeit, bei erwiesener Eignung zum Bauinspektor oder anderen Ämtern aufzusteigen.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c Johann Georg Krünitz: Bau-Conducteur. In: Derselbe: Oeconomische Encyclopaedie oder Allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung. 2. Auflage, Band 3, Pauli, Berlin 1782.

[1]. In: Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Berlin 1773–1858.