„Sintaschta-Kultur“ – Versionsunterschied
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Die Menschen der Sintashta-Kultur sprachen möglicherweise [[Proto-Indo-Iranisch]], den Vorläufer der [[Indoiranische Sprachen|indoiranischen Sprachfamilie]]. Diese Annahme basiert in erster Linie auf Ähnlichkeiten zwischen Abschnitten des [[Rigveda]], einem religiösen indischen Text, der antike indoiranische Hymnen enthält, die in [[vedische Sprache|vedischem]] [[Sanskrit]] überliefert sind, und der Grabkultur der Sintashta, wie sie die Archäologen entdeckten.<ref name="Anthony 2007 pp. 408-411">Anthony: ''The Horse, the Wheel and Language.'' 2007, S. 408–411.</ref> |
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Aufgrund ihrer Herkunft von aus dem Uralgebiet ausgewanderten Stämmen wäre es möglicherweise aber auch zu kurz gefasst, die Träger der Sintashta-Kultur als ausschließlich indoiranische Ethnie zu beschreiben, und allem Anschein nach waren auch andere indogermanischsprachige Gruppen an ihrer Ausformung beteiligt.<ref name="Kuz'mina 2007 p. 222">Kuz'mina: ''The Origin of the Indo-Iranians.'' 2007, S. 222.</ref> Frühe indoiranische Lehnwörter im [[Uralische Sprachen|Uralischen]] legen außerdem nahe, daß |
Aufgrund ihrer Herkunft von aus dem Uralgebiet ausgewanderten Stämmen wäre es möglicherweise aber auch zu kurz gefasst, die Träger der Sintashta-Kultur als ausschließlich indoiranische Ethnie zu beschreiben, und allem Anschein nach waren auch andere indogermanischsprachige Gruppen an ihrer Ausformung beteiligt.<ref name="Kuz'mina 2007 p. 222">Kuz'mina: ''The Origin of the Indo-Iranians.'' 2007, S. 222.</ref> Frühe indoiranische Lehnwörter im [[Uralische Sprachen|Uralischen]] legen außerdem nahe, daß [[Finno-ugrische Völker|finno-ugrische Stämme]] seit etwa 3000 v. Chr. benachbart waren.<ref>[http://www.elisanet.fi/alkupera/UralicEvidence.pdf Häkkinen, Jaakko (2012): Uralic evidence for the Indo-European homeland]<br />[http://www.sgr.fi/sust/sust264/sust264_hakkinenj.pdf Häkkinen, Jaakko (2012): Early contacts between Uralic and Yukaghir]</ref> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
Version vom 22. Januar 2016, 15:23 Uhr
Prähistorische Kulturen Russlands[1] | |
Mittelsteinzeit | |
Kunda-Kultur | 7400–6000 v. Chr. |
Jungsteinzeit | |
Bug-Dnister-Kultur | 6500–5000 v. Chr. |
Dnjepr-Donez-Kultur | 5500–4000 v. Chr. |
Sredny-Stog-Kultur | 4500–3500 v. Chr. |
Jekaterininka-Kultur | 4300–3700 v. Chr. |
Kammkeramische Kultur | 4200–2000 v. Chr. |
Fatjanowo-Kultur | um 2500 v. Chr. |
Kupfersteinzeit | |
Nordkaspische Kultur | |
Kurgankultur | 5000–3000 v. Chr. |
Samara-Kultur | um 5000 v. Chr. |
Chwalynsk-Kultur | 5000–4500 v. Chr. |
Botai-Kultur | 3700–3100 v. Chr. |
Jamnaja-Kultur | 3600–2300 v. Chr. |
Afanassjewo-Kultur | 3500–2500 v. Chr. |
Ussatowe-Kultur | 3300–3200 v. Chr. |
Glaskowo-Kultur | 3200–2400 v. Chr. |
Bronzezeit | |
Poltavka-Kultur | 2700–2100 v. Chr. |
Potapovka-Kultur | 2500–2000 v. Chr. |
Katakombengrab-Kultur | 2500–2000 v. Chr. |
Abaschewo-Kultur | 2500–1800 v. Chr. |
Sintaschta-Kultur | 2100–1800 v. Chr. |
Okunew-Kultur | um 2000 v. Chr. |
Samus-Kultur | um 2000 v. Chr. |
Andronowo-Kultur | 2000–1200 v. Chr. |
Susgun-Kultur | um 1700 v. Chr. |
Srubna-Kultur | 1600–1200 v. Chr. |
Kolchis-Kultur | 1700–600 v. Chr. |
Begasy-Dandybai-Kultur | um 1300 v. Chr. |
Karassuk-Kultur | um 1200 v. Chr. |
Ust-Mil-Kultur | um 1200–500 v. Chr. |
Koban-Kultur | 1200–400 v. Chr. |
Irmen-Kultur | 1200–400 v. Chr. |
Spätirmen-Kultur | um 1000 v. Chr. |
Plattengrabkultur | um 1300–300 v. Chr. |
Aldy-Bel-Kultur | 900–700 v. Chr. |
Eisenzeit | |
Baitowo-Kultur | |
Tagar-Kultur | 900–300 v. Chr. |
Nosilowo-Gruppe | 900–600 v. Chr. |
Ananino-Kultur | 800–300 v. Chr. |
Tasmola-Kultur | 700–300 v. Chr. |
Gorochowo-Kultur | 600–200 v. Chr. |
Sagly-Baschi-Kultur | 500–300 v. Chr. |
Jessik-Beschsatyr-Kultur | 500–300 v. Chr. |
Pasyryk-Stufe | 500–300 v. Chr. |
Sargat-Kultur | 500 v. Chr.–400 n. Chr. |
Kulaika-Kultur | 400 v. Chr.–400 n. Chr. |
Tes-Stufe | 300 v. Chr.–100 n. Chr. |
Schurmak-Kultur | 200 v. Chr.–200 n. Chr. |
Taschtyk-Kultur | 100–600 n. Chr. |
Tschernjachow-Kultur | 200–500 n. Chr. |
Die Sintashta-Kultur, auch als Sintashta-Petrovka-Kultur[2] oder Sintashta-Arkaim-Kultur[3] bekannt, ist eine archäologische Kultur der Bronzezeit, die nach[4] auf 2800–1650 v. Chr., nach [5] auf etwa 2100–1800 v. Chr. datiert wird. In Gräbern des namensgebenden Fundplatzes Sintashta wurden die frühesten Streitwagen gefunden.[6] Die Sintashta-Leue betrieben intensiven Kupferbergbau und bedeutende Bronzeherstellung.[7]
Wegen der schwierigen Unterscheidung der Funde wurde die Sintashta-Kultur erst durch Koryakova (1998a) [3] als eigenständiger Teil des Andronowo-Horizonts anerkannt.[2]
Herkunft
Die Sintashta-Kultur entwickelte sich aus der Wechselwirkung zweier vorhergehender Kulturen. Ihr unmittelbarer Vorgänger in der Ural-Tobol-Steppe war die Poltavka-Kultur, ein Ableger der Rinderzucht betreibenden Jamnaja-Kultur, deren Angehörige zwischen 2800 und 2600 v. Chr. in diese Region einwanderten. Einige Sintashta-Städte wurden über alten Poltavka-Siedlungen oder in der Nähe von Poltavka-Gräberfeldern erbaut. Motive der Poltavka-Keramik finden sich auf der Sintashta-Keramik wieder. Die materielle Kultur der Sintashta zeigt zudem Einflüsse der späten Abaschewo-Kultur.
Die ersten Sintashta-Siedlungen erscheinen um 2100 v. Chr. Die sumpfigen Tiefebenen um den Ural und am oberen Tobol, die zuvor als Winterrückzugsgebiete genutzt wurden, wurden nun für das Überleben immer wichtiger. Unter diesem Druck begannen die Poltovka und Abaschewo permanent in befestigten Anlagen in den Flusstälern zu siedeln, wobei sie allerdings die besser zu verteidigenden Hügelkuppen mieden.[8] Kennzeichnend für die Abaschewo-Kultur war eine endemische Kriegsführung zwischen den verschiedenen Stämmen,[9] die durch ökologischen Stress und Streit um Ressourcen noch verstärkt wurde. Dies führte zum beispiellosen Bau der zahlreichen Befestigungsanlagen sowie zu Innovationen in der Militärtechnik, wie der Entwicklung des Kriegsstreitwagen. Die vermehrten Streitigkeiten zwischen den Stammesgruppen könnten auch eine Erklärung für die extravaganten Opfer in den Sintashta-Gräbern sein.
Metallherstellung
Die Wirtschaft der Sintashta drehte sich in erster Linie um Kupfermetallurgie. Kupfererze aus den nahegelegenen Minen, wie Vorovskaya Yama, wurden in die Sintashta-Siedlungen gebracht und zu Kupfer und Arsenbronze weiterverarbeitet. In ausgegrabenen Gebäuden der Fundplätze in Sintashta, Arkaim und Ust'e fanden sich Überreste von Schmelzöfen und Schlacke.[8] Ein Großteil des Metalls war für den Export in die Städte der Oasenkultur Zentralasiens bestimmt. Dieser Metallhandel verknüpfte die Steppenregion erstmals mit den antiken städtischen Zivilisationen des Nahen Ostens: die Reiche und Stadtstaaten Irans und Mesopotamiens waren bedeutende Märkte für Metall. Über diese Handelsrouten gelangten später Pferde, Streitwagen und letztendlich die indoiranischsprachige Menschen von der Steppe in den Nahen Osten.[10][11]
Ethnische und linguistische Identität
Die Menschen der Sintashta-Kultur sprachen möglicherweise Proto-Indo-Iranisch, den Vorläufer der indoiranischen Sprachfamilie. Diese Annahme basiert in erster Linie auf Ähnlichkeiten zwischen Abschnitten des Rigveda, einem religiösen indischen Text, der antike indoiranische Hymnen enthält, die in vedischem Sanskrit überliefert sind, und der Grabkultur der Sintashta, wie sie die Archäologen entdeckten.[12]
Aufgrund ihrer Herkunft von aus dem Uralgebiet ausgewanderten Stämmen wäre es möglicherweise aber auch zu kurz gefasst, die Träger der Sintashta-Kultur als ausschließlich indoiranische Ethnie zu beschreiben, und allem Anschein nach waren auch andere indogermanischsprachige Gruppen an ihrer Ausformung beteiligt.[13] Frühe indoiranische Lehnwörter im Uralischen legen außerdem nahe, daß finno-ugrische Stämme seit etwa 3000 v. Chr. benachbart waren.[14]
Siehe auch
Literatur
- David W. Anthony: The Horse, the Wheel and Language. How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes shaped the modern World. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2007, ISBN 978-0-691-05887-0.
- David W. Anthony: The Sintashta Genesis: The Roles of Climate Change, Warfare, and Long-Distance Trade. In: Bryan K. Hanks, Katheryn M. Linduff (Hrsg.): Social Complexity in Prehistoric Eurasia. Monuments, Metals and Mobility. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2009, ISBN 978-0-521-51712-6, S. 47–73, doi:10.1017/CBO9780511605376.005.
- Bryan K. Hanks: Late Prehistoric Mining, Metallurgy, and Social Organization in North Central Eurasia. In: Bryan K. Hanks, Katheryn M. Linduff (Hrsg.): Social Complexity in Prehistoric Eurasia. Monuments, Metals and Mobility. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2009, ISBN 978-0-521-51712-6, S. 146–167, doi:10.1017/CBO9780511605376.010.
- Bryan K. Hanks, Katheryn M. Linduff (Hrsg.): Social Complexity in Prehistoric Eurasia. Monuments, Metals and Mobility. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2009, ISBN 978-0-521-51712-6.
- Ludmila Koryakova: Sintashta-Arkaim Culture. The Center for the Study of the Eurasian Nomads (CSEN), 1998, abgerufen am 16. September 2010.
- Ludmila Koryakova: An Overview of the Andronovo Culture: Late Bronze Age Indo-Iranians in Central Asia. The Center for the Study of the Eurasian Nomads (CSEN), 1998, abgerufen am 16. September 2010.
- P. F. Kuznetsov: The emergence of Bronze Age chariots in eastern Europe. In: Antiquity. Bd. 80, Nr. 309, 2006, ISSN 0003-598X, S. 638–645, online.
- Elena E. Kuz'mina: The Origin of the Indo-Iranians (= Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series, Bd. 3). Brill, Leiden u. a. 2007, ISBN 978-900-416-054-5.
Einzelnachweise
- ↑ Die Datierungen in der Tabelle sind den einzelnen Artikeln entnommen und müssen nicht immer zuverlässig sein. Kulturen auf Gebieten anderer ehemaliger Sowjetrepubliken wurden einbezogen.
- ↑ a b Koryakova: An Overview of the Andronovo Culture. 1998.
- ↑ a b Koryakova: Sintashta-Arkaim Culture. 1998.
- ↑ E.E. Kuz'mina (2007, Appendix two
- ↑ Anthony: The Sintashta Genesis. 2009.
- ↑ Kuznetsov: The emergence of Bronze Age chariots in eastern Europe. In: Antiquity. Bd. 80, Nr. 309, 2006, S. 638–645.
- ↑ Hanks, Linduff (Hrsg.): Social Complexity in Prehistoric Eurasia. Monuments, Metals and Mobility. 2009.
- ↑ a b Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 390–391.
- ↑ Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 383–384.
- ↑ Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 391.
- ↑ Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 435–418.
- ↑ Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 408–411.
- ↑ Kuz'mina: The Origin of the Indo-Iranians. 2007, S. 222.
- ↑ Häkkinen, Jaakko (2012): Uralic evidence for the Indo-European homeland
Häkkinen, Jaakko (2012): Early contacts between Uralic and Yukaghir