„Kalibr“ – Versionsunterschied
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Der Lenkwaffentyp 3M14 ist ein [[Marschflugkörper]] zur Bekämpfung von stationären Landzielen. Der |
Der Lenkwaffentyp 3M14 ist ein [[Marschflugkörper]] zur Bekämpfung von stationären Landzielen. Der [[Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten|US DoD]] dieses Flugkörpers lautet ''SS-N-30''.<ref name="parsch" /> Der Start des Marschflugkörpers erfolgt mit Hilfe eines Feststoffboosters. Mit Hilfe dieses steigt die Lenkwaffe auf eine Höhe von rund 150 m. Dort wird der Booster abgeworfen und das Marschtriebwerk zündet. Ebenso entfalten sich am Flugkörperheck vier Steuerflügel sowie in der mittleren Rumpfsektion zwei [[Tragfläche|Tragflächen]]. Das Marschtriebwerk ist ein [[Turbofan]]-Triebwerk vom Typ ''50B (37-01E)'' der Firma [[NPO Saturn]].<ref name="factoria2">{{Internetquelle | url= http://rbase.new-factoria.ru/missile/wobb/3m14e/3m14e.shtml | titel= Высокоточная крылатая ракета 3М-14Э shtml | titelerg= | autor= Яндекс.Директ | hrsg= | werk= rbase.new-factoria.ru | datum=| archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2015-12-11 | sprache=ru | zitat= | offline= }}</ref> Dieses sorgt für eine Fluggeschwindigkeit von [[Mach-Zahl|Mach]] 0,6 bis 0,8. Der Marschflug erfolgt über dem Meer in einer Höhe von 20 m. Über dem Land fliegt 3M14 im Konturenflug, in einer Flughöhe zwischen 50 bis 150 m.<ref name="dtig2" /> Ein Radar-Höhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Lenkwaffen und der Erdoberfläche. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels einem kombinierten [[Trägheitsnavigationssystem|INS]]/[[Global Positioning System|GPS]]-Lenksystem.<ref name="ausairpower" /> Das System verfügt über einen mehrkanaligen Empfänger für die Satelliten-Navigationssysteme [[GLONASS]] und [[Global_Positioning_System|GPS]]. Je nach Verfügbarkeit wählt das Lenksystem automatisch eines der beiden Satelliten-Signale aus. Für den Flugweg können bis zu 15 Navigations-Wegpunkte bestimmt werden, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden.<ref name="factoria2" /> Beim Überfliegen der Wegpunkte vermisst das ''RWE-Typ-B''-Navigationsradar die zuvor eingespeicherten Höhenprofile des überflogenen Gebietes und vergleicht diese mit den eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet.<ref name="factoria2" /> |
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Für den Zielanflug kommt ein radarbasierter DSMAC-Suchkopf ([[Gelände-Kontur-Abgleich]]) zum Einsatz und der Flugkörper sinkt auf eine Flughöhe von 20 m. Im Zielgebiet sucht das ''ARGS-14''-Radar die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet und das Ziel angeflogen. Auch kann das Ziel anhand von radarreflektierenden Reverenzpunkten, deren Position im Verhältnis zum Zielpunkt bekannt ist angeflogen werden.<ref name="ausairpower" /> Der ARGS-14-Radarsuchkopf hat eine Erfassungsreichweite von rund 20 km, wobei der Suchsektor im Azimut +/- 45° beträgt und im Höhenwinkel bei +10/-20° liegt.<ref name="factoria2" /> Gemäß Herstellerangaben liegt die Treffgenauigkeit bei 5 bis 10 m. Der Marschflugkörper kann mit einem rund 500 kg schweren Splittergefechtskopf, Bomblets ([[Streumunition]]) oder einem [[Kernwaffentechnik|Nukleargefechtskopf]] bestückt werden.<ref name="milrussia" /> Der Zünder hat unterschiedliche Modi und kann in Abhängigkeit zur Zielbeschaffenheit entsprechend eingestellt werden (Aufschlag oder Überflug). |
Für den Zielanflug kommt ein radarbasierter DSMAC-Suchkopf ([[Gelände-Kontur-Abgleich]]) zum Einsatz und der Flugkörper sinkt auf eine Flughöhe von 20 m. Im Zielgebiet sucht das ''ARGS-14''-Radar die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet und das Ziel angeflogen. Auch kann das Ziel anhand von radarreflektierenden Reverenzpunkten, deren Position im Verhältnis zum Zielpunkt bekannt ist angeflogen werden.<ref name="ausairpower" /> Der ARGS-14-Radarsuchkopf hat eine Erfassungsreichweite von rund 20 km, wobei der Suchsektor im Azimut +/- 45° beträgt und im Höhenwinkel bei +10/-20° liegt.<ref name="factoria2" /> Gemäß Herstellerangaben liegt die Treffgenauigkeit bei 5 bis 10 m. Der Marschflugkörper kann mit einem rund 500 kg schweren Splittergefechtskopf, Bomblets ([[Streumunition]]) oder einem [[Kernwaffentechnik|Nukleargefechtskopf]] bestückt werden.<ref name="milrussia" /> Der Zünder hat unterschiedliche Modi und kann in Abhängigkeit zur Zielbeschaffenheit entsprechend eingestellt werden (Aufschlag oder Überflug). |
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Version vom 14. Februar 2016, 14:43 Uhr
Kalibr ist eine Lenkwaffenfamilie aus russischer Produktion. Die Exportbezeichnung lautet Club. Die Lenkwaffen tragen im GRAU-Index die Bezeichnung 3M54, 3M14 und 91R. Einzelne Lenkwaffen bekamen die NATO-Codenamen SS-N-27 und SS-N-30.[1] Entwickelt wurde Kalibr im Konstruktionsbüro Nowator. Der Vertrieb erfolgt heute durch Almas-Antei. Das Lenkwaffensystem ist modular aufgebaut und kann durch verschiedene Startplattformen zum Einsatz gebracht werden.
Entwicklung
Die Entwicklung von Kalibr begann Mitte der 1980er-Jahre beim Konstruktionsbüro Nowator in Jekaterinburg. Dort arbeitete man an dem Waffenkomplex P-900 Alfa mit dem überschallschnellen Seezielflugkörper 3M51.[2] Zeitgleich entstand, basierend auf dem Entwurf der 3K10 Granat der 3M14-Marschflugkörper. Aus diesen beiden Raketen entwickelte man die 3M54-Lenkwaffe, welche ein Turbofan-Triebwerk für den Marschflug verwendet und eine überschallschnelle Gefechtskopfsektion besitzt.[3] Durch weitere Standardisierungsmaßnahmen entstand die universell einsetzbare Kalibr-Lenkwaffenfamilie zur Bekämpfung von See- und Landzielen. Die Lenkwaffenfamilie kann von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und Lkws gestartet werden. Im Jahr 1993 wurden die ersten Technologiedemonstrator präsentiert.[4] Die angespannte finanzielle Situation der russischen Streitkräfte verhinderte bis auf Weiteres eine Beschaffung. Ab dem Jahr 1997 wurde Kalibr unter der Bezeichnung Club auf dem Exportmarkt angeboten.[5] Ab 2011 wurden die ersten Schiffe und U-Boote der Russischen Seekriegsflotte mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet.[3]
Varianten
- Kalibr-NK: für den Einsatz durch Überwasserschiffe
- Kalibr-PL: für den Einsatz durch U-Boote
- Club-N/U: Exportversion für den Einsatz durch Überwasserschiffe
- Club-S: Exportversion für den Einsatz durch U-Boote
- Club-M: Exportversion zur Küstenverteidigung, installiert auf einem BAZ-6909/MZKT-7930-LKW
- Club-K: Exportversion für den Einsatz aus einem Standard-Container
- Club-A: Exportversion für den Einsatz durch Flugzeuge wie die Su-30, Su-34, Tu-22M und Tu-95
Technik
Die Ausführung Kalibr-NK wird durch Überwasserschiffe zum Einsatz gebracht. Die Flugkörper können auf zwei Arten auf dem Schiff installiert werden. Beim Startkomplex 3R14 sind die Flugkörper in geneigten Abschusskanistern auf dem Schiffsdeck untergebracht. Dieser kann wahlweise zwei bis acht Abschussrohre beinhalten. Die Exportbezeichnung für diesen Komplex lautet 3S14E. Das Gesamtsystem hat die Exportbezeichnung Club-U.[6] Der Startkomplex 3R14K ist ein vertikales Startsystem und ist unter dem Schiffsdeck installiert. Der Komplex ist modular aufgebaut und kann wahlweise zwei bis acht vertikale Abschussrohre beinhalten. Die Exportbezeichnung für diesen Komplex lautet 3S14PE. Das Gesamtsystem hat die Exportbezeichnung Club-N.[7] Die Ausführung Kalibr-PL wird durch U-Boote zum Einsatz gebracht. Die Lenkwaffen werden aus den 533 mm-Standardtorpedorohren gestartet. Der Start kann aus einer Tauchtiefe von bis zu 30–40 m erfolgen.[8] Die Kalibr-PL-Raketen werden in versiegelten Schutzbehältern im Torpedoraum des U-Bootes gelagert. Für den Start wird der Schutzbehälter mit der Lenkwaffe in ein 533-mm-Standard-Torpedorohr geschoben. Nach dem Verlassen des Torpedorohres zündet der Raketenbooster und treibt den im Schutzbehälter eingekapselten Flugkörper zur Wasseroberfläche. Nach dem Durchstoßen der Wasseroberfläche zündet der Booster der Lenkwaffe und treibt diesen aus dem Schutzbehälter. Danach entfalten sich die Flügel und das Turbofan-Triebwerk wird gestartet.[9] Bei der Ausführung Club-K werden die Lenkwaffen in einem Standard-Container transportiert und direkt aus diesen gestartet. Die Container können mit allen für diese Container geeigneten Transportmitteln transportiert oder im Gelände abgestellt werden. Ein Container enthält vier Startbehälter. Club-K ist damit schnell verlegbar und schwierig zu lokalisieren.[10] Die Lenkwaffen für den Start ab Flugzeugen werden in einem Container transportiert und abgeworfen. Nach dem Abwurf wird die Lenkwaffe aus dem Container ausgestoßen und das Triebwerk zündet.[11] Mit Kalibr kommen fünf unterschiedliche Lenkwaffentypen zum Einsatz: Zwei für die Schiffsbekämpfung, ein Marschflugkörper für den Einsatz gegen Landziele sowie zwei Lenkwaffentypen zur U-Boot-Bekämpfung. Bei der Konstruktion der Lenkwaffen wurde darauf geachtet, dass möglichst viele gemeinsame Komponenten in allen Typen zur Anwendung kommen.[12] Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Ausführung des Startboosters. Während bei den Lenkwaffen für den Start ab Schiffen einen Booster mit Schubvektorsteuerung zum Einsatz kommt, verwenden die Lenkwaffen für den Unterwasserstart ein größeren Dualpuls- Startbooster ohne dieses Steuersystem.[11] Kalibr-Lenkwaffen können unabhängig von der Startplattform einzeln oder in kurzer Serie gestartet werden.
Lenkwaffen
3M54
Der Lenkwaffentyp 3M54 (vormals Birjusa, Бирюза) dient zur Schiffsbekämpfung und ist eine Fire-and-Forget-Lenkwaffe. Die Reichweite beträgt über 220 km.[13] 3M54 ist ein dreistufiger Seezielflugkörper bestehend aus einem Startbooster, einem Marschflugtriebwerk sowie einer separierenden überschallschnellen Gefechtskopfsektion. Nach dem Start steigt die Lenkwaffe mit Hilfe des Feststoffboosters auf eine Höhe von rund 150 m.[14] Dort wird dieser abgeworfen und das Marschtriebwerk zündet. Ebenso entfalten sich am Flugkörperheck vier Steuerflügel sowie in der mittleren Rumpfsektion zwei Tragflächen. Das Marschtriebwerk ist ein Turbofan-Triebwerk vom Typ 50B (37-01E) der Firma NPO Saturn.[14] Dieses beschleunigt den Flugkörper auf eine Geschwindigkeit von Mach 0,6 bis 0,8. Der Marschflug erfolgt in einer Flughöhe von 10 bis 15 m.[12] Ein Radar-Höhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Lenkwaffen und der Meeresoberfläche. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform. Aktualisierte Zieldaten können über einen Datenlink von der Startplattform zur Lenkwaffe gesendet werden. Rund 30 bis 40 km vom Ziel entfernt steigt die Lenkwaffe auf eine Höhe von rund 400 m und der aktiv arbeitende ARGS-54-Radarsuchkopf wird aktiviert.[14] Der Suchsektor beträgt im Azimut +/- 45° und im Höhenwinkel +10/-20°. Der ARGS-54-Radarsuchkopf kann einen Kreuzer auf bis zu 65 km erfassen.[11] Wurde das Ziel durch den Radarsuchkopf erfasst, wird der aktive Radarsuchkopf abgeschaltet und die Rakete mit Hilfe des passiven Radarsuchkopfes zum Ziel geführt. Dieser orientiert sich an den elektromagnetischen Emissionen (Radar, Störsysteme), welche das Ziel aussendet. Verliert die Rakete das Ziel, wird der aktive Radarsuchkopf sofort wieder aktiviert. Nachdem das Ziel erfasst wurde sinkt die Lenkwaffe wieder tiefer und die dritte Stufe separiert. Diese besteht im Groben aus dem Suchkopf, dem Sprengkopf und einem Feststoff-Raketentriebwerk. Das Raketentriebwerk beschleunigt die dritte Stufe auf eine Geschwindigkeit von rund Mach 2,9.[12] Der Zielanflug erfolgt in einer Flughöhe von 3 bis 5 m (je nach Seegang).[14] Während des Zielanfluges führt die Rakete nach dem Zufallsprinzip abrupte Ausweichmanöver durch. Der Einschlag im Ziel erfolgt auf Wellenhöhe im Schiffsrumpf. Der 200 kg schwere Penetrations-Gefechtskopf zündet zeitverzögert, so dass er im Schiffsinneren explodiert.
Die Lenkwaffe trägt im GRAU-Index die Bezeichnung 3M54. Die Exportversion wird 3M54E bezeichnet und verfügt über eine reduzierte Reichweite 220 km. Der NATO-Codenamen lautet SS-N-27 Sizzler.[1] Weiter existiert die Exportausführung 3M54E1 welche auf dem Flugkörperrumpf der 3M14 basiert.[15] Anstelle der separierenden Gefechtskopfsektion ist diese Lenkwaffe mit einem 400 kg schweren Penetrations-Gefechtskopf ausgestattet.
Technische Daten
Lenkwaffe | 3M54 | 3M54T | 3M54E (Export) | 3M54E1 (Export) | 3M54TE (Export) | 3M54TE1 (Export) |
---|---|---|---|---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) | U-Boot | U-Boot | Schiff (VLS) | Schiff (VLS) |
Länge | 8,22 m | 8.92 m | 8,22 m | 6,20 m | 8,92 m | 8,92 m |
Rumpfdurchmesser | ||||||
Spannweite | 2.100 mm | 2.100 mm | 2.100 mm | 3.080 mm | 2.100 mm | 3.080 mm |
Gewicht | unbek. | unbek. | 2.300 kg | 1.780 kg | 3.655 kg | 3.210 kg |
Sprengkopf | 200 kg panzerbrechend | 200 kg panzerbrechend | 200 kg panzerbrechend | 400 kg panzerbrechend | 200 kg panzerbrechend | 400 kg panzerbrechend |
Einsatzreichweite | über 220 km | über 220 km | 220 km | 275–300 km | 220 km | 275–300 km |
Fluggeschwindigkeit | Marschflug: Mach 0,6–0,8 Zielanflug Mach 2,9 |
Marschflug: Mach 0,6–0,8 Zielanflug Mach 2,9 |
Marschflug: Mach 0,6–0,8 Zielanflug Mach 2,9 |
Mach 0,6–0,8 | Marschflug: Mach 0,6–0,8 Zielanflug Mach 2,9 |
Mach 0,6–0,8
|
Flugprofil | Tiefflug 5–20 m | Tiefflug 5–20 m | Tiefflug 5–20 m | Tiefflug 5–20 m | Tiefflug 5–20 m | Tiefflug 5–20 m |
3M14
Der Lenkwaffentyp 3M14 ist ein Marschflugkörper zur Bekämpfung von stationären Landzielen. Der US DoD dieses Flugkörpers lautet SS-N-30.[1] Der Start des Marschflugkörpers erfolgt mit Hilfe eines Feststoffboosters. Mit Hilfe dieses steigt die Lenkwaffe auf eine Höhe von rund 150 m. Dort wird der Booster abgeworfen und das Marschtriebwerk zündet. Ebenso entfalten sich am Flugkörperheck vier Steuerflügel sowie in der mittleren Rumpfsektion zwei Tragflächen. Das Marschtriebwerk ist ein Turbofan-Triebwerk vom Typ 50B (37-01E) der Firma NPO Saturn.[17] Dieses sorgt für eine Fluggeschwindigkeit von Mach 0,6 bis 0,8. Der Marschflug erfolgt über dem Meer in einer Höhe von 20 m. Über dem Land fliegt 3M14 im Konturenflug, in einer Flughöhe zwischen 50 bis 150 m.[12] Ein Radar-Höhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Lenkwaffen und der Erdoberfläche. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels einem kombinierten INS/GPS-Lenksystem.[11] Das System verfügt über einen mehrkanaligen Empfänger für die Satelliten-Navigationssysteme GLONASS und GPS. Je nach Verfügbarkeit wählt das Lenksystem automatisch eines der beiden Satelliten-Signale aus. Für den Flugweg können bis zu 15 Navigations-Wegpunkte bestimmt werden, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden.[17] Beim Überfliegen der Wegpunkte vermisst das RWE-Typ-B-Navigationsradar die zuvor eingespeicherten Höhenprofile des überflogenen Gebietes und vergleicht diese mit den eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet.[17] Für den Zielanflug kommt ein radarbasierter DSMAC-Suchkopf (Gelände-Kontur-Abgleich) zum Einsatz und der Flugkörper sinkt auf eine Flughöhe von 20 m. Im Zielgebiet sucht das ARGS-14-Radar die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet und das Ziel angeflogen. Auch kann das Ziel anhand von radarreflektierenden Reverenzpunkten, deren Position im Verhältnis zum Zielpunkt bekannt ist angeflogen werden.[11] Der ARGS-14-Radarsuchkopf hat eine Erfassungsreichweite von rund 20 km, wobei der Suchsektor im Azimut +/- 45° beträgt und im Höhenwinkel bei +10/-20° liegt.[17] Gemäß Herstellerangaben liegt die Treffgenauigkeit bei 5 bis 10 m. Der Marschflugkörper kann mit einem rund 500 kg schweren Splittergefechtskopf, Bomblets (Streumunition) oder einem Nukleargefechtskopf bestückt werden.[3] Der Zünder hat unterschiedliche Modi und kann in Abhängigkeit zur Zielbeschaffenheit entsprechend eingestellt werden (Aufschlag oder Überflug).
Die U-Boot Basierte Ausführung 3M14 hat eine Reichweite von 1.500 bis 2.500 km. Die Ausführung 3M14T/S für den Start ab Überwasserschiffen hat eine Reichweite von 1.600 bis 2.600 km.[18][19] Weiter soll an einer Ausführung mit einer Reichweite von bis zu 4.000 km gearbeitet werden.[20] Die Exportversion wird 3M14E bezeichnet und hat eine reduzierte Reichweite von 275 bis 300 km.
Technische Daten
Lenkwaffe | 3M14 | 3M14T/S | 3M14E (Export) | 3M14TE (Export) | 3M14EE (Export) |
---|---|---|---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) | U-Boot | Schiff (VLS) | Schiff (VLS) |
Länge | 6,20 m | 8,90 m | 6,20 m | 8,90 m | 8,90 m |
Rumpfdurchmesser | |||||
Spannweite | |||||
Gewicht | ~2.300 kg | unbek. | 1.770 kg | 1.951 kg | unbek. |
Sprengkopf | Streumunition, Nukleargefechtskopf |
~500 kg Splittergefechtskopf, Streumunition | |||
Einsatzreichweite | 1.500–2.500 km | 1.600–2.600 km | |||
Fluggeschwindigkeit | |||||
Flugprofil |
Technische Daten aus[12][3][21]
91R
Der Lenkwaffentyp 91R dient zur Bekämpfung von getauchten U-Booten. Die Lenkwaffe ist eine Kombination aus einem Raketentreibsatz und einem U-Jagd-Torpedo APR-3ME oder MPT-1ME.[22] Nach dem Abfeuern fliegt die 91R auf einer ballistischen Flugbahn in ein vordefiniertes Gebiet, in dem sich das gegnerische U-Boot befindet. An einer vorausberechneten Position wird der Raketentreibsatz abgesprengt und der Torpedo schwebt an einem Fallschirm auf das Wasser. Beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche löst sich der Fallschirm vom Torpedo, der nun abtaucht und selbstständig mit der Suche nach dem U-Boot beginnt. Der MPT-1ME-Torpedo hat eine Länge von 3,05 m, einen Durchmesser von 324 mm und wiegt 325 kg. Er kann U-Boote in einer Tiefe von 16 bis 500 m bekämpfen.[12] Die maximale Geschwindigkeit des Torpedos liegt bei 50 Knoten (rund 93 km/h) und die maximale Reichweite bei 13 km. Der Start der 91R-Lenkwaffen kann aus einer Tauchtiefe von 20 bis 150 m, bei maximal 15 Knoten Fahrt erfolgen.[23]
Technische Daten
Lenkwaffe | 91RE1 (Export) | 91RTE2 (Export) |
---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) |
Länge | 7,65 m | 6,20 m |
Rumpfdurchmesser | ||
Spannweite | ||
Gewicht | 2.050 kg | 1.200 kg |
Nutzlast | APR-3ME-Torpedo | MPT-1ME-Torpedo |
Einsatzreichweite | 50 km | 40 km |
Fluggeschwindigkeit | Mach 2,5 | Mach 2,0 |
Flugprofil |
Technische Daten aus[12][23][24]
Nutzerstaaten
- Algerien – Die algerische Marine verwendet Club-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[25]
- Volksrepublik China – Die Marine der Volksrepublik China verwendet Club-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse. [25]
- Indien – Die indische Marine verwendet Club-S auf den U-Booten der Sindhughosh-Klasse. Die Ausführung Club-N kommt auf den Fregatten der Talwar-Klasse zum Einsatz.[25]
- Iran – Die iranische Marine verwendet Club-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[25]
- Russland – Folgende Schiffklassen der Russischen Seekriegsflotte sind (oder werden) mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet: Die Korvetten der Bujan-M-Klasse (Projekt 21631), Stereguschtschi-Klasse (Projekt 20385) und Gremjaschtschi-Klasse (Projekt 20385).[18] Die Fregatten der Admiral-Gorschkow-Klasse (Projekt 22350) und Admiral Grigorowitsch-Klasse (Projekt 11356M) Fregatte. Die U-Boote der Lada-Klasse (Projekt 677) und der Granay-Klasse (Projekt 885).[26] Daneben sollen die U-Boote des Projekt 949A und die Kreuzer der Kirow-Klasse im Zuge der Hauptinstandsetzung mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet werden.[27] Ebenso können die Boote des Projektes 636.3 mit Kalibr-Marschflugkörpern ausgerüstet werden.[28]
- Vietnam: Die vietnamesische Marine verwendet Club-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[29]
Einsatz
Der erste Gefechtseinsatz von Kalibr-NK-Marschflugkörpern erfolgte im Rahmen des russischen Militäreinsatzes im Bürgerkrieg in Syrien. Am 7. Oktober 2015 starteten Schiffe der Kaspischen Flottille 26 3M14T-Marschflugkörper[30] vom Kaspischen Meer aus gegen Ziele in Syrien. Die Entfernung zu den Zielen betrug rund 1500 Kilometer.[31][32]
Der erste Gefechtseinsatz der U-Boot-gestützten Ausführung Kalibr-PL erfolgte am 8. Dezember 2015 durch das Projekt 636-U-Boot „Rostow-na-Donu“.[28] Das getauchte U-Boot startete aus dem Mittelmeer mehrere Kalibr-Marschflugkörper gegen IS-Ziele in Syrien.[33]
Literatur
- Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001, 34th edition Edition, Jane’s Information Group, 2001, ISBN 0-7106-0880-2.
Weblinks
- Klub-Lenkwaffen der indischen Streitkräfte ( vom 16. Juni 2008 im Internet Archive)
- www.concern-agat.ru Hersteller und Produzent der Raketenkomplexe Club-M, Club-K, Club-U
- Werbefilm für Club-K
Einzelnachweise
- ↑ a b c Andreas Parsch und Aleksey V. Martynov: Designations of Soviet and Russian Military Aircraft and Missiles. In: designation-systems.net. 18. Januar 2008, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ 3M51 Alfa. In: missilethreat.com. 5. April 2013, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ a b c d Комплекс 3К-14 / С-14 Калибр, ракеты 3М-54 / 3М-14 - SS-N-27 / SS-N-30 SIZZLER. In: militaryrussia.ru. 10. Dezember 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ Russian/Soviet Sea-based Anti-Ship Missiles. DTIG, , abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 175.
- ↑ Club-U Modular Missile System. concern-agat.ru, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ 3R-14UKSK-Kh Ship General-Purpose Firing System. concern-agat.ru, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ Универсальные пусковые установки серии 3С-14. rbase.new-factoria.ru, 26. Oktober 2005, abgerufen am 9. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ Club Kalibr missiles at IMDS 2013 - JSC Experimental Machine-Design Bureau "Novator". In: http://www.navyrecognition.com. youtube.com, 5. Juli 2013, abgerufen am 13. Dezember 2015.
- ↑ Michael Stott: Deadly new Russian weapon hides in shipping container. reuters.com, 26. April 2010, abgerufen am 9. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ a b c d e Dr. Carlo Kopp: Soviet/Russian Cruise Missiles. In: ausairpower.net. , abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h The Klub Missile Family. DTIG, , abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ a b c d Яндекс.Директ: Противокорабельная ракета 3М-54Э / 3М-54Э1. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ a b c d Яндекс.Директ: Высокоточная крылатая ракета 3М-14Э shtml. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ a b Jeffrey Lewis: Sokov on Russian Cruise Missiles. In: armscontrolwonk.com. 25. August 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ Pawel Podwig: More details on Russia and the INF violation. In: Russian strategic nuclear forces. russianforces.org, 28. August 2014, abgerufen am 3. September 2014 (englisch, Blog).
- ↑ Дмитрий Киселёв: Ракетный "привет" для ИГ. In: vesti7.ru. 11. Oktober 2015, abgerufen am 10. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ a b Яндекс.Директ: Противолодочные ракеты 91РЭ1 и 91РЭ2. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 12. Dezember 2015 (russisch).
- ↑ Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001. S. 176.
- ↑ a b c d Trade Register auf sipri.org, Abgerufen am 11. Dezember 2015
- ↑ SS-N-27 Sizzler / P-900, 3M54 Klub family. In: warfare.be. Abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- ↑ RIA Novosti: Russland rüstet Atom-U-Boote mit Marschflugkörpern „Onyx“ und „Kalibr“ aus (12. Dezember 2011). Abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ a b Mittelmeer: Russisches U-Boot feuert Marschflugkörper auf IS ab. In: de.sputniknews.com. 8. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
- ↑ Greg Torode: Vietnam buys submarine-launched land attack missiles to deter China. Reuters, 30. April 2015, abgerufen am 9. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Die „Dagestan“ trifft Ziele in Syrien, gazeta.ru, 7. Oktober 2015
- ↑ Syria: What can Russia’s military do?, BBC, 7. Oktober 2015
- ↑ Schiffe der Kaspi-Flotte feuern 26 Flügelraketen auf IS-Stellungen in Syrien ab. In: de.sputniknews.com. 7. Oktober 2015, abgerufen am 7. Oktober 2015.
- ↑ Russland feuert U-Boot-Raketen gegen den IS. In: 20min.ch. 9. Dezember 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.