„Radleuchter“ – Versionsunterschied
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Ein '''Radleuchter''' ist ein [[Beleuchtung]]selement, ein von der Decke hängender [[Kronleuchter]] in der Form eines Speichenrades. Die ältesten und bedeutendsten Exemplare stammen aus der Zeit der [[Romanik]]. |
Ein '''Radleuchter''' ist ein [[Beleuchtung]]selement, ein von der Decke hängender [[Kronleuchter]] in der Form eines Speichenrades. Die ältesten und bedeutendsten Exemplare stammen aus der Zeit der [[Romanik]]. |
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Radleuchter wurden zur Beleuchtung großer [[Kirchengebäude|Kirchen]] angefertigt. Daneben hatten sie aber auch symbolischen Wert. Radleuchter stellen das [[Garten Eden|Paradies]] oder das [[Reich Gottes]] dar. Der Kranz und die Tore und Türme, die meist von [[Propheten]] und [[Apostel]]n besetzt oder mit deren Namen beschriftet sind, bilden die Stadtmauer des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ab. Die Anzahl der tragenden Streben, der Türme und der Kerzen entspricht mit der Zahl [[Zwölf]] und deren Vielfachen der [[Zahlensymbolik]] der [[Offenbarung des Johannes]]. Zum ersten Mal findet sich diese Symbolik an den beiden Radleuchtern, die Bischof [[Bernward von Hildesheim|Bernward]] für den [[Hildesheimer Dom]] und die Kirche seiner Klosterstiftung von [[St. Michael (Hildesheim)|St. Michael]] anfertigen ließ<ref>Hans Sedlmayr: ''Die Entstehung der Kathedrale.'' S. 125–128.</ref> |
Radleuchter wurden zur Beleuchtung großer [[Kirchengebäude|Kirchen]] angefertigt. Daneben hatten sie aber auch symbolischen Wert. Radleuchter stellen das [[Garten Eden|Paradies]] oder das [[Reich Gottes]] dar. Der Kranz und die Tore und Türme, die meist von [[Propheten]] und [[Apostel]]n besetzt oder mit deren Namen beschriftet sind, bilden die Stadtmauer des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ab. Die Anzahl der tragenden Streben, der Türme und der Kerzen entspricht mit der Zahl [[Zwölf]] und deren Vielfachen der [[Zahlensymbolik]] der [[Offenbarung des Johannes]]. Zum ersten Mal findet sich diese Symbolik an den beiden Radleuchtern, die Bischof [[Bernward von Hildesheim|Bernward]] für den [[Hildesheimer Dom]] und die Kirche seiner Klosterstiftung von [[St. Michael (Hildesheim)|St. Michael]] anfertigen ließ.<ref>Hans Sedlmayr: ''Die Entstehung der Kathedrale.'' S. 125–128.</ref> Vorbild war der große Radleuchter über dem [[Golgota]] der [[Grabeskirche]].<ref>Bernhard Gallistl: ''Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom.'' S. 44–45; 76-79.</ref> |
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== Romanische Radleuchter == |
== Romanische Radleuchter == |
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In Deutschland existieren noch vier große romanische Radleuchter. Die Tatsache, dass sie aus feuervergoldetem [[Kupfer]] und nicht aus reinem [[Gold]] bestehen, hat sie vor dem Einschmelzen bewahrt. Die aus [[Silber]] bestehenden Propheten- und Engelsfiguren, wie auch der oft reiche Edelsteinbesatz gingen aber zum größten Teil verloren. |
In Deutschland existieren noch vier große romanische Radleuchter. Die Tatsache, dass sie aus feuervergoldetem [[Kupfer]] und nicht aus reinem [[Gold]] bestehen, hat sie vor dem Einschmelzen bewahrt. Die aus [[Silber]] bestehenden Propheten- und Engelsfiguren, wie auch der oft reiche Edelsteinbesatz gingen aber zum größten Teil verloren. |
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* Der [[Barbarossaleuchter]] im [[Aachener Dom]] wird [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich |
* Der [[Barbarossaleuchter]] im [[Aachener Dom]] wird [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] (Barbarossa) zugeschrieben. |
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* Der Hartwigleuchter auf der [[Comburg]] bei [[Schwäbisch Hall]] mit 5 Metern Durchmesser aus dem 12. Jahrhundert (auch ''Das Himmlische Jerusalem'' <!--[http://www.kirchen.de/drs/wochbild/hallkron.html] -->genannt, mit Heiligen und Soldaten in den Türmen). |
* Der Hartwigleuchter auf der [[Comburg]] bei [[Schwäbisch Hall]] mit 5 Metern Durchmesser aus dem 12. Jahrhundert (auch ''Das Himmlische Jerusalem'' <!--[http://www.kirchen.de/drs/wochbild/hallkron.html] -->genannt, mit Heiligen und Soldaten in den Türmen). |
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* Der [[Heziloleuchter]] im [[Hildesheimer Dom]] mit 6 Metern Durchmesser wird dem Bischof [[Hezilo von Hildesheim|Hezilo]] (1054–1079) zugeschrieben. |
* Der [[Heziloleuchter]] im [[Hildesheimer Dom]] mit 6 Metern Durchmesser wird dem Bischof [[Hezilo von Hildesheim|Hezilo]] (1054–1079) zugeschrieben. |
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== Gotische Radleuchter == |
== Gotische Radleuchter == |
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In der [[Münsterkirche St. Alexandri (Einbeck)|Münsterkirche St. Alexandri]] in Einbeck befindet sich ein spätgotischer Radleuchter mit einem Durchmesser von etwa 3,50 m aus bemaltem Messing. Auf der Inschrift auf der Halterungskrone steht das Jahr 1420. Er wurde vermutlich von einem Kanoniker der Kollegiatstiftskirche, Degenhard Ree, gestiftet. Die Komposition soll auf ein nicht erhaltenes Vorbild im Kloster Pöhlde zurückgehen.<ref>{{Literatur | |
In der [[Münsterkirche St. Alexandri (Einbeck)|Münsterkirche St. Alexandri]] in Einbeck befindet sich ein spätgotischer Radleuchter mit einem Durchmesser von etwa 3,50 m aus bemaltem Messing. Auf der Inschrift auf der Halterungskrone steht das Jahr 1420. Er wurde vermutlich von einem Kanoniker der Kollegiatstiftskirche, Degenhard Ree, gestiftet. Die Komposition soll auf ein nicht erhaltenes Vorbild im Kloster Pöhlde zurückgehen.<ref>{{Literatur |Autor=Franz Hoffmann |Titel=St. Alexandri Einbeck |Sammelwerk=Grosse Baudenkmäler |Band= |Nummer=318|Auflage=2. |Verlag=Deutscher Kunstverlag |Ort=München |Datum=1981 |ISBN=}}</ref> Im [[Dom zu Halberstadt|Dom St. Stephan und St. Sixtus]] zu Halberstadt findet sich ein weiterer [spät]gotischer, bronzener Leuchter aus dem Jahre 1516. |
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== Neoromanische Radleuchter == |
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* Hans Sedlmayr: ''Die Entstehung der Kathedrale''. Zürich 1976. S. 125–130 |
* Hans Sedlmayr: ''Die Entstehung der Kathedrale''. Zürich 1976. S. 125–130 |
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* Clemens Bayer: ''Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters''. In: Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Hrsg. Clemens Bayer. Köln 1986. S. 213–240 |
* Clemens Bayer: ''Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters''. In: Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Hrsg. Clemens Bayer. Köln 1986. S. 213–240 |
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* Bernhard Gallistl: ''Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom''. In: [[Concilium Medii Aevi]] 12 (2009) S. 43–88 [http://cma.gbv.de/dr,cma,012,2009,a,02.pdf (PDF; 2,9 MB) |
* Bernhard Gallistl: ''Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom''. In: [[Concilium Medii Aevi]] 12 (2009) S. 43–88, [http://cma.gbv.de/dr,cma,012,2009,a,02.pdf cma.gbv.de] (PDF; 2,9 MB) |
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* Rolf Dieter Blumer, Ines Frontzek: ''Recherchiert und kartiert. Der Comburger Hertwig-Leuchter''. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 41. Jahrgang 2012, Heft 4, S. 194–199 ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/2012-4.pdf |
* Rolf Dieter Blumer, Ines Frontzek: ''Recherchiert und kartiert. Der Comburger Hertwig-Leuchter''. In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg'', 41. Jahrgang 2012, Heft 4, S. 194–199, ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/2012-4.pdf denkmalpflege-bw.de] (PDF) |
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Version vom 29. August 2017, 20:19 Uhr
Ein Radleuchter ist ein Beleuchtungselement, ein von der Decke hängender Kronleuchter in der Form eines Speichenrades. Die ältesten und bedeutendsten Exemplare stammen aus der Zeit der Romanik.
Radleuchter wurden zur Beleuchtung großer Kirchen angefertigt. Daneben hatten sie aber auch symbolischen Wert. Radleuchter stellen das Paradies oder das Reich Gottes dar. Der Kranz und die Tore und Türme, die meist von Propheten und Aposteln besetzt oder mit deren Namen beschriftet sind, bilden die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem ab. Die Anzahl der tragenden Streben, der Türme und der Kerzen entspricht mit der Zahl Zwölf und deren Vielfachen der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes. Zum ersten Mal findet sich diese Symbolik an den beiden Radleuchtern, die Bischof Bernward für den Hildesheimer Dom und die Kirche seiner Klosterstiftung von St. Michael anfertigen ließ.[1] Vorbild war der große Radleuchter über dem Golgota der Grabeskirche.[2]
Romanische Radleuchter
In Deutschland existieren noch vier große romanische Radleuchter. Die Tatsache, dass sie aus feuervergoldetem Kupfer und nicht aus reinem Gold bestehen, hat sie vor dem Einschmelzen bewahrt. Die aus Silber bestehenden Propheten- und Engelsfiguren, wie auch der oft reiche Edelsteinbesatz gingen aber zum größten Teil verloren.
- Der Barbarossaleuchter im Aachener Dom wird Friedrich I. (Barbarossa) zugeschrieben.
- Der Hartwigleuchter auf der Comburg bei Schwäbisch Hall mit 5 Metern Durchmesser aus dem 12. Jahrhundert (auch Das Himmlische Jerusalem genannt, mit Heiligen und Soldaten in den Türmen).
- Der Heziloleuchter im Hildesheimer Dom mit 6 Metern Durchmesser wird dem Bischof Hezilo (1054–1079) zugeschrieben.
- Der Thietmarleuchter des Hildesheimer Doms mit Stifterinschrift des Bischofs Thietmar (1038–1044).
Gotische Radleuchter
In der Münsterkirche St. Alexandri in Einbeck befindet sich ein spätgotischer Radleuchter mit einem Durchmesser von etwa 3,50 m aus bemaltem Messing. Auf der Inschrift auf der Halterungskrone steht das Jahr 1420. Er wurde vermutlich von einem Kanoniker der Kollegiatstiftskirche, Degenhard Ree, gestiftet. Die Komposition soll auf ein nicht erhaltenes Vorbild im Kloster Pöhlde zurückgehen.[3] Im Dom St. Stephan und St. Sixtus zu Halberstadt findet sich ein weiterer [spät]gotischer, bronzener Leuchter aus dem Jahre 1516.
Neoromanische Radleuchter
In einigen neoromanischen Kirchen gibt es ebenfalls große Radleuchter, die teilweise schon beim Einbau elektrifiziert waren, so zum Beispiel:
- Basilika St. Godehard in Hildesheim, gestiftet 1864 von Königin Marie von Hannover
- St. Cäcilia in Harsum (um 1886)
- Saint-Pierre-le-Jeune catholique in Straßburg (um 1890)
- Bethlehemkirche in Hannover-Linden-Nord (um 1904)
- St. Elisabeth in Bonn unter entspr. Kuppelgemälde (um 1910) (von Anfang an elektrifiziert)[4]
Zeitgenössische Radleuchter
Es gibt auch zeitgenössische Radleuchter, die an diese Tradition anknüpfen, z. B.:
- Herrenhäuser Kirche in Hannover (ca.1990)
- Groß St. Martin in Köln (vor 1993)
- Kirche im Kloster Lippoldsberg (1999)[5]
Literatur
- Hans Sedlmayr: Die Entstehung der Kathedrale. Zürich 1976. S. 125–130
- Clemens Bayer: Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters. In: Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Hrsg. Clemens Bayer. Köln 1986. S. 213–240
- Bernhard Gallistl: Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom. In: Concilium Medii Aevi 12 (2009) S. 43–88, cma.gbv.de (PDF; 2,9 MB)
- Rolf Dieter Blumer, Ines Frontzek: Recherchiert und kartiert. Der Comburger Hertwig-Leuchter. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 41. Jahrgang 2012, Heft 4, S. 194–199, (denkmalpflege-bw.de (PDF)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Sedlmayr: Die Entstehung der Kathedrale. S. 125–128.
- ↑ Bernhard Gallistl: Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom. S. 44–45; 76-79.
- ↑ Franz Hoffmann: St. Alexandri Einbeck. In: Grosse Baudenkmäler. 2. Auflage. Nr. 318. Deutscher Kunstverlag, München 1981.
- ↑ Kirche. Katholische Pfarrgemeinde St. Elisabeth Bonn, abgerufen am 19. Mai 2013.
- ↑ Webseite der Klosterkirche, abgerufen am 25. Februar 2010