„Wasserträger“ – Versionsunterschied
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Version vom 2. April 2018, 10:27 Uhr
Der Ausdruck Wasserträger bezeichnet eine Person, die anderen notwendige Routinearbeiten abnimmt, sie damit unter Umständen erheblich entlastet und womöglich entscheidend zu deren Erfolg beiträgt.
Geschichte
„Wassertragen“ ist ein historischer Dienstleistungsberuf. Bevor Trinkwassernetze angelegt waren, wurde Wasser gegen Entgelt von öffentlichen Wasserstellen zu den Verbrauchern ins Haus gebracht, wenn kein eigener Brunnen oder eine eigene Quelle vorhanden war.
Ein bekannter Wasserträger war das Hamburger Original Hans Hummel. In Venedig wurde Wasser auf der Straße verkauft.
Feuerwehr
In der Geschichte der Feuerwehr übernahmen Wasserträger die Funktion des Löschwasser-Transportes. In der Regel hatten sie das Wasser in Ledereimern zu Fuß zur Brandstelle zu befördern, unter Umständen mittels einer Eimerkette. Direkte Löschaufgaben hatten sie dabei nicht.
Bereits vor Gründung von Feuerwehren hatten in den Ortschaften bei einem Brand alle arbeitsfähigen Einwohner mit Löschwasser gefülltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe zum Löschwasserteich aufzustellen: „Durch der Hände lange Kette um die Wette flog der Eimer.“ Später wurden von den Feuerwehren hölzerne Druckspritzen benutzt, diese aber mussten laufend mit Löschwasser, das mit Eimern herbeigeschafft wurde, gefüllt werden. Danach setzten sich die Feuerspritzen durch, welche das Wasser ansaugen konnten. Durch den Bau einer zentralen Wasserversorgung mit Einbau von Hydranten wurde der Wassertransport erheblich erleichtert.[1]
Organisationslehre
In der Organisationslehre ist das Kongruenzprinzip der Organisation bekannt. Es besagt, dass Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortung und Informationen an nachgeordnete Stellen deckungsgleich übertragen werden sollten. Geschieht das nicht und sind die Kompetenzen im Vergleich zu den Aufgaben und der Verantwortung zu gering, wird beim Aufgabenträger von einem „Wasserträger“ gesprochen.
Übertragene Bedeutung
In der modernen Welt werden als Wasserträger solche Mitglieder eines Teams bezeichnet, die notwendige, aber ruhmlose Aufgaben übernehmen, um jenen zuzuarbeiten, die als eigentliche Hauptpersonen in den Genuss des Erfolges kommen. Abgeleitet wird dies oft von der biblischen Geschichte der Hochzeit zu Kana, in der Jesus Christus Knechte Wasser herbeischaffen lässt, das er anschließend in Wein verwandelt (Joh 2,1-12 EU).
- Im Radsport unterstützen Wasserträger (veralteter Ausdruck: „Domestiken“) die Favoriten der Mannschaft, wie ihren Teamkapitän, indem sie diesen Windschatten spenden, Ausreißversuche der Konkurrenten verhindern oder in einem solchen Fall die Nachführarbeit leisten. Sie selbst haben hingegen in der Regel keine Aussicht auf den Sieg. Ihren Namen verdanken sie dem Versorgen des Teams mit Nahrung und Getränkeflaschen, die durch sie vom Begleitfahrzeug zum Fahrer weitergeleitet werden. Bekannte Wasserträger waren im Radsport Rolf Aldag und Udo Bölts beim Team Telekom für Jan Ullrich, sowie José Luis Rubiera im US Postal Service Pro Cycling Team für Lance Armstrong. Den Rekord der getragenen Wasserflaschen stellte der Italiener Fabio Sacchi des Teams Milram mit 18 Wasserflaschen (9 kg) beim Giro d’Italia 2006 auf. Übernehmen die Helfer weniger die Versorgung und verstärkt Aufgaben wie Anfahren für Sprints oder Nachführarbeit, während sie selbst Titelaspiranten sind, werden sie als Edelhelfer bezeichnet (beispielsweise George Hincapie für Lance Armstrong oder De Schoenmacker für Eddy Merckx).
- Im Fußballsport werden Spieler – zumeist im defensiven Mittelfeld – als Wasserträger bezeichnet, die den Stars der Mannschaft die Defensivarbeit abnehmen. So war Herbert Wimmer für Günter Netzer eingesetzt.
- Beim Trial (Motorrad) hilft der „Wasserträger“ dem Fahrer beim Herausfinden der besten Passage.
- Bei Marathon-Rallyes wie der Rallye Dakar finden sich Wasser(zu)träger in Form von einzelnen Fahrern (auf dem Motorrad) bis hin zu ganzen Service-Trucks. Dies sind angemeldete Teilnehmer der Rallye und stehen den Favoriten ihrer Teams bei technischen Problemen zur Seite.
- Im Bereich des Show-Business werden Personen, die der Hauptperson Pointen zuspielen oder diese vorbereiten, als „Wasserträger“ bezeichnet.
- Assistenten der Geschäftsleitung oder von Politikern werden mitunter als Wasserträger bezeichnet, hierfür teilweise mit abwertender Aussage.
Kunstobjekte
-
Der Wasserträger[3]
-
„Wasserträgerin“[4]
-
Skulptur Wasserträgerin[5]
- Wasserträgerin, Skulptur des Bildhauers Rolf Szymanski in Berlin-Kreuzberg
- Kurfürstliches „Wasserträgerhaus“, barockes Wohnhaus des kurfürstlich-kölnischen Wasserträgers in Poppelsdorf
- Lied vom Wasserträger:[6] Komponist Isaak Dunajewski (Deutsche Nachdichtung: Alexander Ott) aus dem Film Wolga, Wolga
Einzelnachweise
- ↑ Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 1993, S. 151–153.
- ↑ Fotografie von Carlo Naya: Wasserträgerin im Venedig des 19. Jahrhunderts
- ↑ Bronzeguss-Skulptur Der Wasserträger im Stadtpark Gütersloh
- ↑ Kohle-/Kreidezeichnung von Heinrich Zille
- ↑ Eisen-Skulptur „Wasserträgerin“ des Bildhauers Rolf Szymanski in Berlin-Kreuzberg
- ↑ Ohne Wasser, merkt euch das, wär‘ unsre Welt ein leeres Fass In: Sächsische Zeitung, 3. März 2003