„Nachrichtengewinnung und Aufklärung“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
Die 4 letzten Textänderungen von 46.94.171.29 wurden verworfen und die Version 199256164 von Asperatus wiederhergestellt. Keine Verbesserung/ohne Beleg Markierung: Manuelle Zurücksetzung |
Änderung 202708867 von Asperatus rückgängig gemacht; KEINE VERBESSERUNG IST KEINE BEGRÜNDUNG; wenn man keine Ahnung hat Markierung: Rückgängigmachung |
||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
=== Auswertung offener Quellen === |
=== Auswertung offener Quellen === |
||
Die Auswertung offenen Quellen wird |
Die Auswertung offenen Quellen wird als [[Open Source Intelligence]] bezeichnet, und umfasst die allgemeine Medienberichterstattung, [[Fachmagazin]]e, das [[Internet]] und [[soziale Medien]], auch [[Social Media Intelligence]] (SOCMINT). |
||
=== Militärattachés === |
=== Militärattachés === |
||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
=== Gesprächsführung und Befragung === |
=== Gesprächsführung und Befragung === |
||
Ein Mittel der Nachrichtengewinnung ist die Befragung und zielorientierter Gesprächsführung ([[Human Intelligence|HUMINT]]) |
Ein Mittel der Nachrichtengewinnung ist die Befragung und zielorientierter Gesprächsführung ([[Human Intelligence|HUMINT]]) von [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]], im Operationsgebiet befindliche Zivilisten, Flüchtlinge, Aufständische, Minderheiten, Regimegegner, Amtspersonen und eigenen Staatsbürger. Dazu spezialisiert sind die [[Feldnachrichtenkräfte]]. Befragung und Gesprächsführung gehören, soweit möglich, auch zu den allgemeinen Aufgabe der eigenen Truppe. |
||
Durch die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch mit [[IPTF|internationaler]] oder nationaler Polizei sowie zivile Institutionen und Hilfsorganisationen ([[Non-Governmental Organisation|NGO]]) im Einsatzgebiet im Rahmen der [[Zivil-militärische Zusammenarbeit|Zivil-militärischen Zusammenarbeit]] können ebenso Erkenntnisse gewonnen werden. |
Durch die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch mit [[IPTF|internationaler]] oder nationaler Polizei sowie zivile Institutionen und Hilfsorganisationen ([[Non-Governmental Organisation|NGO]]) im Einsatzgebiet im Rahmen der [[Zivil-militärische Zusammenarbeit|Zivil-militärischen Zusammenarbeit]] können ebenso Erkenntnisse gewonnen werden. |
||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
== {{Anker|Militärische Aufklärung}} Aufklärung == |
== {{Anker|Militärische Aufklärung}} Aufklärung == |
||
''Aufklärung'' ({{enS|reconnaissance}}) stützt sich, im Unterschied zur Nachrichtengewinnung und -beschaffung |
''Aufklärung'' ({{enS|reconnaissance}}) stützt sich auf die unmittelbare Beobachtung und Aufklärung ab, im Unterschied zur Nachrichtengewinnung und -beschaffung. Sie umfasst die Gewinnung durch technische Sensoren sowie durch Sichtbeobachtung erfasste Aufklärungsergebnisse. |
||
[[Aufklärungsflugzeug]]e und [[Seeaufklärer]] |
[[Aufklärungsflugzeug]]e und [[Seeaufklärer]] sind sowohl Träger von Sensoren der fernmelde- und elektronischen als auch der [[Abbildende Aufklärung|abbildenden Aufklärung]]. |
||
=== Fernmelde- und Elektronische Aufklärung === |
=== Fernmelde- und Elektronische Aufklärung === |
||
Zeile 45: | Zeile 45: | ||
=== Spähaufklärung === |
=== Spähaufklärung === |
||
{{Hauptartikel|Spähaufklärung}} |
{{Hauptartikel|Spähaufklärung}} |
||
Spähaufklärung ({{enS|scout reconnaissance}}) ist die |
Spähaufklärung ({{enS|scout reconnaissance}}) ist die durch Augenbeobachtung, aber auch mit technischer Unterstützung bodengebundene Nachrichtengewinnung und nötigenfalls durch Kampf erzwungene Aufklärung gegnerischer Kräfte und Mittel. Spähaufklärung erfolgt durch die Truppe selbst, mechanisierte [[Heeresaufklärungstruppe (Bundeswehr)|Heeresaufklärungskräfte]] mit dem [[Spähwagen Fennek]], [[Fernspäher|Fernspähkräfte]] und [[Spezialkräfte]]. |
||
=== Gefechtsaufklärung === |
=== Gefechtsaufklärung === |
Version vom 12. August 2020, 19:44 Uhr
Nachrichtengewinnung und Aufklärung (NG&A) durch militärische Kräfte bezeichnet die Gewinnung und Erfassung von Informationen und Nachrichten zur Lage in Interessen-, Krisen- und Einsatzgebieten, deren Auswertung sowie lageabhängige, auftragsbezogene und bedarfsgerechte Bereitstellung. Nachrichtengewinnung und Aufklärung kann auf strategischer (weltweiter), operativer (weiträumiger) und taktischer Ebene (Einsatzgebiet, Gefechtsfeld) erfolgen. Sie ist neben dem Nachrichtenmanagement (Lagebearbeitung und Berichterstattung) und der Militärischen Sicherheit (MilSichh) ein Teilbereich des Militärischen Nachrichtenwesens (Führungsgrundgebietes 2).
Nachrichtengewinnung
Die Nachrichtengewinnung (englisch intelligence collection) der Streitkräfte umfasst die Sammlung und Auswertung von Informationen unter Anwendung offener Mittel und Methoden und ohne technischen Sensoreinsatz. Sie hat das Ziel, Erkenntnisse über die (militär-)politische und militärische Lage zu erlangen.
Nachrichtengewinnung nutzt alle verfügbaren Quellen und ist komplementär zur Aufklärung. Dabei steht der Menschen als Quelle sowie zur Sammlung von Informationen und Nachrichten im Mittelpunkt. Kräfte zur Nachrichtengewinnung, insbesondere Feldnachrichtenkräfte, werden bei allen Einsätzen der Streitkräfte bereits in der Vorbereitungsphase eingesetzt und tragen damit frühzeitig zu einem umfassenden und aktuellen Lagebild bei.
Auswertung offener Quellen
Die Auswertung offenen Quellen wird als Open Source Intelligence bezeichnet, und umfasst die allgemeine Medienberichterstattung, Fachmagazine, das Internet und soziale Medien, auch Social Media Intelligence (SOCMINT).
Militärattachés
Militärattachés liefern, im Rahmen ihres Auftrags, Erkenntnisse über die Lage in ihrem Zuständigkeitsbereich. Dazu führen sie Gespräche mit relevanten Akteuren vor Ort und sammeln die vor Ort verfügbaren offen Quellen und werten diese aus.
Gesprächsführung und Befragung
Ein Mittel der Nachrichtengewinnung ist die Befragung und zielorientierter Gesprächsführung (HUMINT) von Kriegsgefangenen, im Operationsgebiet befindliche Zivilisten, Flüchtlinge, Aufständische, Minderheiten, Regimegegner, Amtspersonen und eigenen Staatsbürger. Dazu spezialisiert sind die Feldnachrichtenkräfte. Befragung und Gesprächsführung gehören, soweit möglich, auch zu den allgemeinen Aufgabe der eigenen Truppe.
Durch die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch mit internationaler oder nationaler Polizei sowie zivile Institutionen und Hilfsorganisationen (NGO) im Einsatzgebiet im Rahmen der Zivil-militärischen Zusammenarbeit können ebenso Erkenntnisse gewonnen werden.
Fremdes Wehrmaterial
Die technische Auswertung fremden Wehrmaterials und deren technischer Dokumentationen gehört ebenso zur Nachrichtengewinnung wie die Auswertung sonstigen Beutematerials wie Gegenstände, die Kriegsgefangene bei sich geführt haben oder sonst wie aufgefunden wurden (z. B. Notizen, (Lage-)Karten). Dazu sind Feldnachrichtenkräfte beauftragt und besonders befähigt.
Aufklärung
Aufklärung (englisch reconnaissance) stützt sich auf die unmittelbare Beobachtung und Aufklärung ab, im Unterschied zur Nachrichtengewinnung und -beschaffung. Sie umfasst die Gewinnung durch technische Sensoren sowie durch Sichtbeobachtung erfasste Aufklärungsergebnisse.
Aufklärungsflugzeuge und Seeaufklärer sind sowohl Träger von Sensoren der fernmelde- und elektronischen als auch der abbildenden Aufklärung.
Fernmelde- und Elektronische Aufklärung
Die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung umfasst die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung mit technischen Mitteln im gesamten Frequenzspektrum durch Suchen, Aufnehmen, Peilen, Auswerten und Bewerten. Dazu zählt auch die Signalaufklärung ausländischer Instrumente (FISINT) und Measurement and Signature Intelligence (MASINT).
Der Standort einer Funkstelle kann wesentliche Hinweise auf Art und Absicht des Gegners als verdichtete Informationen von einer Vielzahl von Beobachtungen liefern – so im Bereich der Marineaufklärung Standorte von U-Booten oder Großkampfschiffe und Schiffsverbände.
Aufklärungsschiffe wie die Flottendienstboote der Bundeswehr werden zur Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung eingesetzt.
Ortsfeste Radargeräte wie das RRP 117 werden vom Einsatzführungsdienst der Luftwaffe betrieben und dienen der Feststellung der Luftlage. Mobile landgebundene Radargeräte wie der Fuchs TPz 1 A8A6 PARA RASIT oder das Artilleriebeobachtungsradar können je nach Entfernung Marschkolonnen, einzelne Fahrzeuge oder Personen aufklären. Ein Artillerieortungsradar kann Feuerstellungen von Raketen- und Rohrartillerie sowie von Mörsern aufklären. Auf Schiffen eingesetzte Radargeräte können Seegebiete und den Luftraum weiträumig überwachen. Luftgestützte Radarsysteme befinden sich zum Beispiel in den AWACS-Flugzeugen zur Luftraumüberwachung oder in der Boeing E-8 Joint STARS zur Aufklärung von Landstreitkräften. Remote Battlefield Sensor System können als Bodensensoren Signale erfassen.
Abbildende Aufklärung
Abbildende Aufklärung erfolgt mittels optischer, Infrarot-, Radar- und anderer Sensoren. Träger dieser Sensoren können Satelliten zur Fernerkundung, bemannte und unbemannte Luftfahrzeugen sein. Erkenntnisse aus der abbildenden Aufklärung werden unter anderem durch die Auswertung von Satelliten- und Luftbildern gewonnen.[1] Historisch wurden Aufklärungsballone, Beobachtungsluftschiffe und Spähkörbe eingesetzt.
In der Bundeswehr besteht die Zentrale Abbildende Aufklärung, welche dem Kommando Strategische Aufklärung unterstellt ist. Ein deutsches System von Aufklärungssatelliten ist SAR-Lupe. Dessen Nachfolger soll das SARah sein.
Akustische/hydroakustische Aufklärung
Zur Aufklärung gehört auch die akustische/hydroakustische Aufklärung. Diese erfolgt in der Marine beispielsweise in der Marineküstenstation Marienleuchte und durch Sonar. Im Heer gibt es Schallmesssysteme der Artillerie, zum gegnerische Feuerstellungen zu orten.
Spähaufklärung
Spähaufklärung (englisch scout reconnaissance) ist die durch Augenbeobachtung, aber auch mit technischer Unterstützung bodengebundene Nachrichtengewinnung und nötigenfalls durch Kampf erzwungene Aufklärung gegnerischer Kräfte und Mittel. Spähaufklärung erfolgt durch die Truppe selbst, mechanisierte Heeresaufklärungskräfte mit dem Spähwagen Fennek, Fernspähkräfte und Spezialkräfte.
Gefechtsaufklärung
Die Gefechtsaufklärung (englisch tactical reconnaissance) soll durch Beobachtung des Gefechtsfelds und den Einsatz von Spähtrupps Informationen über den Feind gewinnen und dadurch Überraschungen vorbeugen. Sie ist eine allgemeine Aufgabe in Landoperationen.
Ebenen
Strategisch
Nachrichtengewinnung und Aufklärung auf strategischer Ebene dient in erster Linie der Information der politischen Führung zur Unterstützung ihrer Entscheidungsfindung. Sie soll Erkenntnisse über das gegnerische Rüstungspotenzial, Neuentwicklungen von Waffen und die räumliche Verteilung, Stärke, Ausrüstung, Moral und Ausbildung von fremden Kräften gewinnen. Zum Erkenntnisinteresse gehören auch wehrwirtschaftliche und industrielle Ressourcen anderer Staaten und von Bündnissen. In der Auswertung von strategischen Aufklärungsergebnissen werden auch statistische Methoden angewandt – so historisch beim German tank problem von Seiten der Alliierten über die Vorhersage der Produktionsressourcen im Panzerbau auf deutscher Seite.
Operativ
Nachrichtengewinnung und Aufklärung auf operativer Ebene zielt auf die Absichten und die weiträumige Verteilung gegnerischer Kräfte auf der Ebene von militärischen Großverbänden, auch in der Tiefe des Raumes.
Taktisch
Nachrichtengewinnung und Aufklärung auf taktischer Ebene dient der Gewinnung von Erkenntnissen, die für die unmittelbare Gefechtsführung benötigt werden. Dazu zählen Art, Bewegung, Ort, Stärke und Verhalten von gegnerischen Kräften sowie ihre Absichten.
Auf taktischer Ebene erfolgt die Nachrichtengewinnung und Aufklärung durch Aufklärungskräfte und -mittel des eigenen Verbandes wie dem Aufklärungs- und Verbindungszug, dem Einsatz von Gefechtsaufklärung, Spähtrupps und truppeneigenen Mini-UAVs sowie Aufklärungsmittel, die dem Verband von der nächsthöheren Führungsebene unterstellt werden. Zudem ist es Aufgabe jedes Soldaten, sein Umfeld wachsam zu beobachten und relevante Gegebenheiten zu melden. Zur Verdichtung des Lagebildes tragen die Meldungen der Koordinierungselemente der streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung bei.
Abgrenzung
Nachrichtenbeschaffung
Nachrichtenbeschaffung erfolgt im Unterschied zur Nachrichtengewinnung nicht offen, sondern mit nachrichtendienstlichen Mitteln und Methoden. Sie wird nicht durch die Truppe durchgeführt, sondern durch hierzu befugte Nachrichtendienste mit technischen und nichttechnischen Mitteln. In Deutschland ist dies Aufgabe des Bundesnachrichtendienstes (BND).
Militärische Sicherheit
Militärische Sicherheit dient dem Schutz von Streitkräften und ihrer Angehörigen vor Spionage, Sabotage, Extremismus, Terrorismus und anderen sicherheitsgefährdenden Tätigkeiten und Bestrebungen. Sie basiert auf den sich ergänzenden Fähigkeiten zur Absicherung und Abschirmung.
Absicherung
Absicherung umfasst personelle, organisatorische und materielle Maßnahmen zum Schutz von Einrichtungen und Truppenteilen, zu denen insbesondere alle Dienststellen befähigt sein müssen.
Abschirmung
Abschirmung ist ein umfassender Begriff, der alle Tätigkeiten des Militärische Abschirmdienst (MAD) in seinem Kernauftrag bezeichnet. Dazu gehört die Spionage-, Extremismus- und Terrorismusabwehr sowie der personelle und materielle Geheim- und Sabotageschutz. In Auslandseinsätzen der Bundeswehr führt der MAD „Einsatzabschirmung“ durch. Ziel der Abschirmung ist der Schutz und die Sicherung der Einsatzbereitschaft der Truppe.
Literatur
- Reinhard Scholzen: Heeresaufklärung. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03408-2.
- Bundesministerium der Verteidigung (Hrsg.): Konzeption der Bundeswehr. 2004, S. 34 ff.
- HDv 100/900 Führungsbegriffe.
Weblinks
- Jürgen K.G. Rosenthal: Das Militärische Nachrichtenwesen der Bundeswehr. In: https://www.hardthoehenkurier.de/.
Einzelnachweise
- ↑ Rolf Katzenbeisser: Militärische Nutzung von Fernerkundungs-Satelliten. (PDF) In: Krieg im Äther. Stiftung Historisches Armeematerial Führungsunterstützung, abgerufen am 7. März 2016 (Vorlesungen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich im Wintersemester 1989/1990).