„Deutscher Turner-Bund“ – Versionsunterschied

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== Kontroversen ==
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Im November 2020 sprachen einige aktive und ehemalige Leistungssportler und Trainer, darunter [[Pauline Schäfer]] und [[Lisa-Katharina Hill|Lisa Hill]], öffentlich über das jahrelange Training am [[Bundesstützpunkt]] des Deutschen Turner-Bunds in [[Chemnitz]], das von einem abwertenden, [[Unmenschlichkeit|unmenschlich]]-rücksichtslosen Umgang bzw. [[Mobbing|psychischer Gewalt]] und [[Macht#Allgemeines|Machtmissbrauch]] seitens der Trainerin [[Gabriele Frehse]] geprägt gewesen sein soll. Außerdem hätten minderjährige Sportler verschreibungspflichtige Medikamente ohne Absprache und Erlaubnis der Eltern erhalten, um trotz Schmerzen weiter zu trainieren. Diese seien durch die Trainierin oft nicht ernst genommen worden. Die Leitung des [[Olympiastützpunkt Chemnitz/Dresden|Olympiastützpunkts Chemnitz]] widersprach Teilen der Reportage, während sich der Bundesstützpunktleiter zunächst nicht äußerte.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/turnen-spitzenturnerinnen-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-trainerin-gabriele-frehse-a-00000000-0002-0001-0000-000174211456 |titel=Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Trainerin Gabriele Frehse |werk= |hrsg=[[Der Spiegel]] |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-29 |sprache=de}}</ref> Mit [[Sophie Scheder]] stimmte eine bekannte Sportlerin den Vorwürfen nicht zu.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/turnerin-scheder-dementiert-vorwuerfe-trainerin-chemnitz-102.html |titel=Sophie Scheder kann Vorwürfe gegen Turn-Trainerin nicht nachvollziehen |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-11-28 |abruf=2020-11-30 |sprache=de}}</ref> Die beschuldigte Trainerin wies die Vorwürfe als „haltlos“ zurück.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/kunstturnerinnen-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-gabriele-frehse-100.html |titel=Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Gabriele Frehse |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-30 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/gabriele-frehse-ich-habe-nie-grenzen-ueberschritten-100.html |titel=Gabriele Frehse: "Ich habe nie Grenzen überschritten!" |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-12-03 |abruf=2020-12-04 |sprache=de}}</ref> Der Deutsche Turnerbund kündigte eine unabhängige Untersuchung an, welche bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Auftrag gegeben wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dtb.de/weitere-nachrichten/nachrichten/artikel/zur-aktuellen-berichterstattung-des-spiegel-9833/ |titel=Zur aktuellen Berichterstattung des Spiegel |werk=dtb.de |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-29 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.deutschlandfunk.de/turner-bund-praesident-zu-vorwuerfen-gegen-trainerin-mag.1346.de.html?dram:article_id=488376 |titel=Turner-Bund-Präsident zu Vorwürfen gegen Trainerin - „Mag sein, dass wir zu wenig sensibel waren“ |werk= |hrsg=[[Deutschlandfunk]] |datum=2020-11-29 |abruf=2020-11-30 |sprache=de-DE}}</ref> Nach der Veröffentlichung der Reportage äußerten sich weitere Sportlerinnen mit ähnlichen Erfahrungsberichten, in denen sie ebenfalls angaben, unter der Trainerin gelitten und unter ihr teilweise [[psychische Störung]]en in Form von [[Selbstverletzendes Verhalten|selbstverletzendem Verhalten]] und [[Essstörung]] entwickelt zu haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/neue-missbrauchsvorwuerfe-acht-weitere-turnerinnen-berichten-von-unertraeglichen-zustaenden-a-41d62845-71eb-4946-889b-a96ca37fc081 |titel=Neue Missbrauchsvorwürfe im Turnen: »Ich habe nachts in Frischhaltefolie geschlafen« |werk= |hrsg=Der Spiegel |datum=2020-12-03 |abruf=2020-12-03 |sprache=de}}</ref> Des Weiteren berichteten zwei weitere ehemalige Sportlerinnen, am Stützpunkt Chemnitz auf Betreiben der (in der Kritik stehenden) Trainerin und eines Arztes, im minderjährigen Alter [[Injektion (Medizin)|Injektionen]] im Rahmen der [[Neuraltherapie]] erhalten zu haben, ohne dass Eltern von dieser Behandlung wussten bzw. diese genehmigten.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/missbrauchsvorwuerfe-im-turnen-40-stiche-in-den-nacken-a-448963d0-5d9b-4620-94de-e6d7118a097b |titel=Missbrauchsvorwürfe im Turnen: 40 Stiche in den Nacken |werk=DER SPIEGEL |hrsg= |datum= |abruf=2020-12-27 |sprache=de}}</ref> Im Gegensatz dazu haben die Eltern der aktuell in Chemnitz trainierenden Turnerinnen gemeinsam mit dem Trainerteam eine Stellungnahme veröffentlich, in welcher sie der Trainer ihr „vollstes Vertrauen“ aussprechen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/eltern-weisen-vorwuerfe-gegen-frehse-zurueck100.html |titel=Turnen: "Vollstes Vertrauen" - Eltern und Trainerteam stärken Frehse den Rücken |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-12-07 |abruf=2021-01-28 |sprache=de}}</ref>
Im November 2020 sprachen einige aktive und ehemalige Leistungssportler und Trainer, darunter [[Pauline Schäfer]] und [[Lisa-Katharina Hill|Lisa Hill]], öffentlich über das jahrelange Training am [[Bundesstützpunkt]] des Deutschen Turner-Bunds in [[Chemnitz]], das von einem abwertenden, [[Unmenschlichkeit|unmenschlich]]-rücksichtslosen Umgang bzw. [[Mobbing|psychischer Gewalt]] und [[Macht#Allgemeines|Machtmissbrauch]] seitens der Trainerin [[Gabriele Frehse]] geprägt gewesen sein soll. Außerdem hätten minderjährige Sportler verschreibungspflichtige Medikamente ohne Absprache und Erlaubnis der Eltern erhalten, um trotz Schmerzen weiter zu trainieren. Diese seien durch die Trainierin oft nicht ernst genommen worden. Die Leitung des [[Olympiastützpunkt Chemnitz/Dresden|Olympiastützpunkts Chemnitz]] widersprach Teilen der Reportage, während sich der Bundesstützpunktleiter zunächst nicht äußerte.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/turnen-spitzenturnerinnen-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-trainerin-gabriele-frehse-a-00000000-0002-0001-0000-000174211456 |titel=Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Trainerin Gabriele Frehse |werk= |hrsg=[[Der Spiegel]] |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-29 |sprache=de}}</ref> Mit [[Sophie Scheder]] stimmte eine bekannte Sportlerin den Vorwürfen nicht zu.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/turnerin-scheder-dementiert-vorwuerfe-trainerin-chemnitz-102.html |titel=Sophie Scheder kann Vorwürfe gegen Turn-Trainerin nicht nachvollziehen |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-11-28 |abruf=2020-11-30 |sprache=de}}</ref> Die beschuldigte Trainerin wies die Vorwürfe als „haltlos“ zurück.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/kunstturnerinnen-erheben-schwere-vorwuerfe-gegen-gabriele-frehse-100.html |titel=Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Gabriele Frehse |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-30 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/gabriele-frehse-ich-habe-nie-grenzen-ueberschritten-100.html |titel=Gabriele Frehse: "Ich habe nie Grenzen überschritten!" |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-12-03 |abruf=2020-12-04 |sprache=de}}</ref> Der Deutsche Turnerbund kündigte eine unabhängige Untersuchung an, welche bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Auftrag gegeben wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dtb.de/weitere-nachrichten/nachrichten/artikel/zur-aktuellen-berichterstattung-des-spiegel-9833/ |titel=Zur aktuellen Berichterstattung des Spiegel |werk=dtb.de |datum=2020-11-27 |abruf=2020-11-29 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.deutschlandfunk.de/turner-bund-praesident-zu-vorwuerfen-gegen-trainerin-mag.1346.de.html?dram:article_id=488376 |titel=Turner-Bund-Präsident zu Vorwürfen gegen Trainerin - „Mag sein, dass wir zu wenig sensibel waren“ |werk= |hrsg=[[Deutschlandfunk]] |datum=2020-11-29 |abruf=2020-11-30 |sprache=de-DE}}</ref> Nach der Veröffentlichung der Reportage äußerten sich weitere Sportlerinnen mit ähnlichen Erfahrungsberichten, in denen sie ebenfalls angaben, unter der Trainerin gelitten und unter ihr teilweise [[psychische Störung]]en in Form von [[Selbstverletzendes Verhalten|selbstverletzendem Verhalten]] und [[Essstörung]] entwickelt zu haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/neue-missbrauchsvorwuerfe-acht-weitere-turnerinnen-berichten-von-unertraeglichen-zustaenden-a-41d62845-71eb-4946-889b-a96ca37fc081 |titel=Neue Missbrauchsvorwürfe im Turnen: »Ich habe nachts in Frischhaltefolie geschlafen« |werk= |hrsg=Der Spiegel |datum=2020-12-03 |abruf=2020-12-03 |sprache=de}}</ref> Des Weiteren berichteten zwei weitere ehemalige Sportlerinnen, am Stützpunkt Chemnitz auf Betreiben der (in der Kritik stehenden) Trainerin und eines Arztes, im minderjährigen Alter [[Injektion (Medizin)|Injektionen]] im Rahmen der [[Neuraltherapie]] erhalten zu haben, ohne dass Eltern von dieser Behandlung wussten bzw. diese genehmigten.<ref>{{Internetquelle |autor=Antje Windmann |url=https://www.spiegel.de/sport/missbrauchsvorwuerfe-im-turnen-40-stiche-in-den-nacken-a-448963d0-5d9b-4620-94de-e6d7118a097b |titel=Missbrauchsvorwürfe im Turnen: 40 Stiche in den Nacken |werk=DER SPIEGEL |hrsg= |datum= |abruf=2020-12-27 |sprache=de}}</ref> Im Gegensatz dazu haben die Eltern der aktuell in Chemnitz trainierenden Turnerinnen gemeinsam mit dem Trainerteam eine Stellungnahme veröffentlicht, in welcher sie der Trainerin ihr „vollstes Vertrauen“ aussprechen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mdr.de/sport/andere_sportarten/eltern-weisen-vorwuerfe-gegen-frehse-zurueck100.html |titel=Turnen: "Vollstes Vertrauen" - Eltern und Trainerteam stärken Frehse den Rücken |werk= |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] |datum=2020-12-07 |abruf=2021-01-28 |sprache=de}}</ref>


Im Januar 2021 veröffentlichte der DTB die Untersuchungsergebnisse der hinzugezogenen Rechtsanwaltskanzlei. Darin erklärte diese, die von den Beteiligten getätigten Aussagen auf ihre Wahrheitsgehalte analysiert zu haben, die „Beweismittel...mit den Angaben der Auskunftsperson abgeglichen“ zu haben und „die Konsistenz zwischen den Angaben unterschiedlicher Auskunftspersonen untereinander bewertet“ zu haben. Die Kanzlei sieht in 17 Fällen „hinreichend tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin vorliegen“. Des Weiteren hält die Kanzlei die Vorwürfe der vermehrten Gabe von Schmerzmitteln und der einmaligen Gabe des Opioids [[Tilidin]] sowie die Vorwürfe des Trainierens trotz Schmerzen und Weinen, für gegeben. Ob die Entwicklung der Störungen auf die Trainierin zurückzuführen sei, lässt die Kanzlei offen. Der DTB sieht nach der Untersuchung schwerwiegende Pflichtverletzungen im Bundesstützpunkt Chemnitz bestätigt und sieht sich selbst und die Betreuung und das Training von Kindern und Jugendlichen im Nachwuchsleistungsport auf dem Prüfstand. Der DTB fordert personelle Konsequenzen, regt sportartübergreifende strukturelle Veränderungen an und fordert sportpolitische Maßnahmen für den Turnsport in Deutschland und International.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dtb.de/weitere-nachrichten/nachrichten/artikel/stellungnahme-des-dtb-praesidiums-zur-unabhaengigen-untersuchung-9917/ |titel=Stellungnahme des DTB-Präsidiums zur unabhängigen Untersuchung |abruf=2021-01-28 |sprache=de}}</ref>
Im Januar 2021 veröffentlichte der DTB die Untersuchungsergebnisse der hinzugezogenen Rechtsanwaltskanzlei. Darin erklärte diese, die von den Beteiligten getätigten Aussagen auf ihre Wahrheitsgehalte analysiert zu haben, die „Beweismittel...mit den Angaben der Auskunftsperson abgeglichen“ zu haben und „die Konsistenz zwischen den Angaben unterschiedlicher Auskunftspersonen untereinander bewertet“ zu haben. Die Kanzlei sieht in 17 Fällen „hinreichend tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin vorliegen“. Des Weiteren hält die Kanzlei die Vorwürfe der vermehrten Gabe von Schmerzmitteln und der einmaligen Gabe des Opioids [[Tilidin]] sowie die Vorwürfe des Trainierens trotz Schmerzen und Weinen, für gegeben. Ob die Entwicklung der Störungen auf die Trainierin zurückzuführen sei, lässt die Kanzlei offen. Der DTB sieht nach der Untersuchung schwerwiegende Pflichtverletzungen im Bundesstützpunkt Chemnitz bestätigt und sieht sich selbst und die Betreuung und das Training von Kindern und Jugendlichen im Nachwuchsleistungsport auf dem Prüfstand. Der DTB fordert personelle Konsequenzen, regt sportartübergreifende strukturelle Veränderungen an und fordert sportpolitische Maßnahmen für den Turnsport in Deutschland und International.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dtb.de/weitere-nachrichten/nachrichten/artikel/stellungnahme-des-dtb-praesidiums-zur-unabhaengigen-untersuchung-9917/ |titel=Stellungnahme des DTB-Präsidiums zur unabhängigen Untersuchung |abruf=2021-01-28 |sprache=de}}</ref>

Version vom 29. Januar 2021, 00:17 Uhr

Deutscher Turner-Bund
Logo
Gegründet 1848
Gründungsort Hanau
Präsident Alfons Hölzl
Vereine 19.264[1]
Mitglieder 5.047.184[1]
Verbandssitz Frankfurt am Main
Website www.dtb.de
Einfaches Logo
Einfaches Logo des DTB (Turnerkreuz)

Der Deutsche Turner-Bund e. V. (DTB) ist der Dachverband der Turn-Verbände und -Vereine.

Geschichte

Gedenktafel zur Neugründung 1950 am Tübinger Rathaus
Das Emblem des DTB auf einer Briefmarke von 1968 zum Deutschen Turnfest in Berlin

Der DTB wurde 1848 auf dem 1. Deutschen Turntag in Hanau gegründet.[2] Ein erstes Deutsches Turnfest wurde 1860 in Coburg ausgetragen. 1868 ging der DTB in der Deutschen Turnerschaft (DT) auf. Parallel zur DT wurde 1893 der sozialdemokratisch orientierte Arbeiterturnerbund (ATB) gegründet, der sich seit 1919 Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) nannte und 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurde. 1933 versuchte die DT sich als weitere Säule in die NSDAP neben der SA einzuführen, dies scheiterte jedoch, da die Dominanz eines damals Leistungssport feindlichen Verbandes den Anspruch der NSDAP nach Dominanz der besten Männer durch Sport behindert hätte.[3] 1935 erfolgte die Selbstauflösung der DT im Zuge der Gleichschaltung in der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde während der ersten inoffiziellen Deutschen Meisterschaft im Kunstturnen in Northeim am 13. September 1947 der Deutsche Arbeitsausschuss Turnen (DAT) gegründet[4], der Wegbereiter des DTB, der 1950 in Tübingen erneut gegründet wurde. Dieser wies 1952 bereits 900.000 Mitglieder in über 6.100 Vereinen auf. 1953 gab es das erste Deutsche Turnfest der Bundesrepublik, der Austragungsort war Hamburg.

2005 fand in Berlin das erste Internationale Deutsche Turnfest (IDTF) statt. Das nächste folgte 2009 in Frankfurt am Main und das dritte wurde im Mai 2013 in der Metropolregion Rhein-Neckar ausgetragen. Im Jahr 2017 wurde das Internationale Deutsche Turnfest wieder in Berlin unter dem Motto "Wie bunt ist das denn" ausgetragen.

Pauline Schäfer am Schwebebalken. An diesem Gerät gewann sie 2017 die erste Goldmedaille bei Weltmeisterschaften für den Deutschen Turner-Bund.

Der DTB war bereits 2003 Ausrichter der Trampolin-WM in Hannover (16. bis 19. Oktober) und 2007 Ausrichter der EnBW Turn-WM Stuttgart (1. bis 9. September 2007). Im Jahr 2010 richtete der DTB die EM der Rhythmischen Sportgymnastik (15. bis 18. April) in Bremen aus und ein Jahr später die Turn-EM (4. bis 10. April) in Berlin. Die WM der Rhythmischen Sportgymnastik 2015 in Stuttgart war das nächste große Event, das der DTB ausrichtete. Den ersten Weltmeistertitel für den Deutschen Turner-Bund konnte Pauline Schäfer bei den Weltmeisterschaften 2017 in Montréal gewinnen. Sie ist die zweite deutsche Turnerin nach Dörte Thümmler, der dieser Erfolg am Schwebebalken gelingt.

Organisation

Der Deutsche Turner-Bund ist als eingetragener Verein (e. V.) organisiert. Ihm steht ein mehrköpfiges Präsidium vor, dessen Präsident seit 2016 Alfons Hölzl ist. Dessen Vorgänger war Rainer Brechtken. Die Geschäftsstelle des DTB befindet sich in Frankfurt am Main.

Regional ist er in 22 Mitgliedsverbände gegliedert, davon 20 Landesturnverbände (in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern gibt es jeweils mehr als einen Verband): Badischer Turner-Bund, Bayerischer Turnverband, Berliner Turn- und Freizeitsport-Bund, Bremer Turnverband, Hessischer Turnverband, Landesturnverband Sachsen-Anhalt, Märkischer Turnerbund Brandenburg, Niedersächsischer Turner-Bund, Pfälzer Turnerbund, Rheinhessischer Turnerbund, Rheinischer Turnerbund, Saarländischer Turnerbund, Sächsischer Turn-Verband, Schleswig-Holsteinischer Turnverband, Schwäbischer Turnerbund, Thüringer Turnverband, Turnverband Mecklenburg-Vorpommern, Turnverband Mittelrhein, Verband für Turnen und Freizeit-Landesorganisation Hamburg, Westfälischer Turnerbund.

Überdies werden der Akademische Turnbund (ATB) und der Bayerische Turnspiel-Verband als Spezialmitglieder angesehen.

Regional erfolgt die Gliederung in Turngaue, Turnkreise und Turnbezirke.

International ist der Deutsche Turner-Bund Mitglied in der Fédération Internationale de Gymnastique (FIG) sowie seit März 1982 Gründungsmitglied der Union Européenne de Gymnastique (UEG).

Leitbild

2004 hat der Deutsche Turntag in Berlin ein Leitbild verabschiedet, das die Kernaufgaben des Verbandes skizziert:

  • Stärkung der Grundsportarten Gerätturnen und Gymnastik
  • Positionierung von Kinderturnen als Marke der Turnbewegung
  • Sicherung bedarfsgerechter Angebote für Jugendliche im sportlichen und außersportlichen Bereich.
  • Sicherung der Marktführerschaft im Fitness- und Gesundheitssport durch bedarfsgerechte Angebote für junge Erwachsene sowie für das mittlere Erwachsenenalter, insbesondere für Mädchen und Frauen
  • Förderung des olympischen Spitzensports mit dem Ziel internationaler Erfolge
  • Entwicklung zeitgemäßer Angebote in seinen Sportarten und Fachgebieten

Anhand dieser Aussagen wird versucht, die umfangreiche Verbandsarbeit zu operationalisieren und eine stärkere Fokussierung auf die Kernaufgaben zu erreichen. Ein Resultat dieser Operationalisierung sind die entstandenen Marken Kinderturnen, Gymwelt und Turnen!.

DTB-Organisationen

Verein Deutsche Turnfeste e. V.

Eine der Hauptaufgaben des Deutschen Turner-Bundes ist die Organisation der Turnfeste. Mit bis zu 100.000 Teilnehmenden ist das Deutsche Turnfest, welches seit 2005 den Zusatz „International“ trägt, die größte Wettkampf- und Breitensportveranstaltung der Welt. Zu dessen Organisation gründete der Deutsche Turner-Bund den Verein Deutsche Turnfeste e. V., der diese Aufgabe übernimmt.

Das letzte Internationale Deutsche Turnfest war vom 3. bis 10. Juni 2017 in Berlin.

Das nächste Internationale Deutsche Turnfest findet in Leipzig im Jahr 2021 statt.

Deutsche Turnerjugend

Die Deutsche Turnerjugend (DTJ) ist die Jugendorganisation des Deutschen Turner-Bundes und mit über 2 Millionen Mitgliedern eine der größten Kinder- und Jugendorganisationen Deutschlands.

Schwerpunkte in der Arbeit der Deutschen Turnerjugend sind:

  • die inhaltlich-konzeptionelle Arbeit im Kinderturnen, Jugendturnen und in der Allgemeinen Jugendarbeit sowie die Vermittlung neuester Impulse im Freizeit- und Gesundheitssport durch zahlreiche Fortbildungsangebote für Multiplikatoren
  • die jugendgemäße und trendorientierte Wettkampfgestaltung, z. B. im Showwettbewerb Tuju-Stars, Turnerjugend-Gruppen Meisterschaft und Wettkampf (TGM/TGW)
  • die Teilnahme am Deutschen Turnfest, an der EUROGYM und der Weltgymnaestrada sowie die Veranstaltung von Turnerjugend-Gruppentreffen, Bundesjugendtreffen, Internationalen Jugendlagern und weiterer Freizeitmaßnahmen mit attraktiven Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene, die das Gruppenerlebnis und Gemeinschaftsgefühl betonen
  • die Auseinandersetzung mit aktuellen sport-, jugend- und gesellschaftspolitischen Themen und die Interessenvertretung ihrer Kinder und Jugendlichen in den Gremien des Deutschen Turner-Bundes und in der Deutschen Sportjugend

DTB Gesellschaften

DTB Service GmbH

Neben der Vermarktung und dem Vertrieb aller DTB-Aktivitäten sowie Dienstleistungen betreuen die Mitarbeiter verschiedene Veranstaltungen des DTB wie beispielsweise Conventions & Kongresse als auch Meisterschaften. Außerdem fördern die Verantwortlichen den Markenaufbau innerhalb der DTB-Marken Kinderturnen, TURNEN! sowie GYMWELT, gestalten das Sortiment des DTB-Shops und sind für die Vermarktung der Gymcard zuständig.

Gymcard GmbH

Die Gymcard mit der Zusatzfunktion Deutscher Sportausweis ist eine vom Deutschen Turner-Bund herausgegebene Mitgliedskarte für ehrenamtliche Mitarbeiter in den Vereinen und Landesturnverbänden sowie ein Mitgliedsausweis für Mitglieder von Turnvereinen, -abteilungen und -gruppen.

Die Gymcard verschafft den zurzeit rund 300.000 Gymcard-Inhabern etwa 800 Sonderkonditionen bei ausgewählten Produkten und Dienstleistungen nationaler Partner. Regionale Partner erweitern die Palette mit Angeboten im persönlichen Umfeld, insbesondere im Freizeitbereich.

DTB Shop GmbH

Der DTB Shop (www.dtb-shop.de) besteht seit mehr als 20 Jahren. Die Angebotspalette für Vereine, Übungsleiter und Sportbegeisterte reicht von CDs und DVDs über Literatur bis hin zu Trainingskleidung und Kleingeräten. Alle angebotenen Produkte werden vor der Aufnahme in das Sortiment von den Referenten des DTB oder den Fachabteilungen auf Inhalt, Qualität und Einsatzmöglichkeiten getestet.

Qualitätssiegel

Das Qualitätssiegel Pluspunkt Gesundheit.DTB ist eine Auszeichnung des DTB, die 1994 ins Leben gerufen wurde, um qualitativ hochwertige Gesundheitssportangebote auszuzeichnen. Dabei müssen gewisse Anforderungskriterien erfüllt werden.[5]

Kontroversen

Im November 2020 sprachen einige aktive und ehemalige Leistungssportler und Trainer, darunter Pauline Schäfer und Lisa Hill, öffentlich über das jahrelange Training am Bundesstützpunkt des Deutschen Turner-Bunds in Chemnitz, das von einem abwertenden, unmenschlich-rücksichtslosen Umgang bzw. psychischer Gewalt und Machtmissbrauch seitens der Trainerin Gabriele Frehse geprägt gewesen sein soll. Außerdem hätten minderjährige Sportler verschreibungspflichtige Medikamente ohne Absprache und Erlaubnis der Eltern erhalten, um trotz Schmerzen weiter zu trainieren. Diese seien durch die Trainierin oft nicht ernst genommen worden. Die Leitung des Olympiastützpunkts Chemnitz widersprach Teilen der Reportage, während sich der Bundesstützpunktleiter zunächst nicht äußerte.[6] Mit Sophie Scheder stimmte eine bekannte Sportlerin den Vorwürfen nicht zu.[7] Die beschuldigte Trainerin wies die Vorwürfe als „haltlos“ zurück.[8][9] Der Deutsche Turnerbund kündigte eine unabhängige Untersuchung an, welche bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Auftrag gegeben wurde.[10][11] Nach der Veröffentlichung der Reportage äußerten sich weitere Sportlerinnen mit ähnlichen Erfahrungsberichten, in denen sie ebenfalls angaben, unter der Trainerin gelitten und unter ihr teilweise psychische Störungen in Form von selbstverletzendem Verhalten und Essstörung entwickelt zu haben.[12] Des Weiteren berichteten zwei weitere ehemalige Sportlerinnen, am Stützpunkt Chemnitz auf Betreiben der (in der Kritik stehenden) Trainerin und eines Arztes, im minderjährigen Alter Injektionen im Rahmen der Neuraltherapie erhalten zu haben, ohne dass Eltern von dieser Behandlung wussten bzw. diese genehmigten.[13] Im Gegensatz dazu haben die Eltern der aktuell in Chemnitz trainierenden Turnerinnen gemeinsam mit dem Trainerteam eine Stellungnahme veröffentlicht, in welcher sie der Trainerin ihr „vollstes Vertrauen“ aussprechen.[14]

Im Januar 2021 veröffentlichte der DTB die Untersuchungsergebnisse der hinzugezogenen Rechtsanwaltskanzlei. Darin erklärte diese, die von den Beteiligten getätigten Aussagen auf ihre Wahrheitsgehalte analysiert zu haben, die „Beweismittel...mit den Angaben der Auskunftsperson abgeglichen“ zu haben und „die Konsistenz zwischen den Angaben unterschiedlicher Auskunftspersonen untereinander bewertet“ zu haben. Die Kanzlei sieht in 17 Fällen „hinreichend tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin vorliegen“. Des Weiteren hält die Kanzlei die Vorwürfe der vermehrten Gabe von Schmerzmitteln und der einmaligen Gabe des Opioids Tilidin sowie die Vorwürfe des Trainierens trotz Schmerzen und Weinen, für gegeben. Ob die Entwicklung der Störungen auf die Trainierin zurückzuführen sei, lässt die Kanzlei offen. Der DTB sieht nach der Untersuchung schwerwiegende Pflichtverletzungen im Bundesstützpunkt Chemnitz bestätigt und sieht sich selbst und die Betreuung und das Training von Kindern und Jugendlichen im Nachwuchsleistungsport auf dem Prüfstand. Der DTB fordert personelle Konsequenzen, regt sportartübergreifende strukturelle Veränderungen an und fordert sportpolitische Maßnahmen für den Turnsport in Deutschland und International.[15]

Commons: Deutscher Turner-Bund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bestandserhebung 2020. (PDF) Deutscher Olympischer Sportbund, abgerufen am 19. Januar 2021.
  2. Harald Braun: Die Gründung des Deutschen Turnerbundes in Hanau. In: Stadtzeit (1998). Geschichtsmagazin anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Revolution und Turnerbewegung Hanau 1848–1998, S. 113–116.
  3. Arnd Krüger: „Heute gehört uns Deutschland und morgen…“? Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshälfte 1933. In: Wolfgang Buss, Arnd Krüger (Hrsg.): Sportgeschichte. Traditionspflege und Wertewandel. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Henze.(= Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Band 2), Mecke, Duderstadt 1985, ISBN 3-923453-03-5, S. 175–196.
  4. Reppin, Dietmar: Northeim 1947 als Wiege des Deutschen Turner-Bundes, in: Northeim im 20. Jahrhundert.
  5. Webseite Pluspunkt Gesundheit.DTB.
  6. Antje Windmann: Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Trainerin Gabriele Frehse. Der Spiegel, 27. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  7. Sophie Scheder kann Vorwürfe gegen Turn-Trainerin nicht nachvollziehen. MDR, 28. November 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  8. Turnen: Spitzenturnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Gabriele Frehse. MDR, 27. November 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  9. Gabriele Frehse: "Ich habe nie Grenzen überschritten!" MDR, 3. Dezember 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  10. Zur aktuellen Berichterstattung des Spiegel. In: dtb.de. 27. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  11. Turner-Bund-Präsident zu Vorwürfen gegen Trainerin - „Mag sein, dass wir zu wenig sensibel waren“. Deutschlandfunk, 29. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (deutsch).
  12. Antje Windmann: Neue Missbrauchsvorwürfe im Turnen: »Ich habe nachts in Frischhaltefolie geschlafen«. Der Spiegel, 3. Dezember 2020, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  13. Antje Windmann: Missbrauchsvorwürfe im Turnen: 40 Stiche in den Nacken. In: DER SPIEGEL. Abgerufen am 27. Dezember 2020.
  14. Turnen: "Vollstes Vertrauen" - Eltern und Trainerteam stärken Frehse den Rücken. MDR, 7. Dezember 2020, abgerufen am 28. Januar 2021.
  15. Stellungnahme des DTB-Präsidiums zur unabhängigen Untersuchung. Abgerufen am 28. Januar 2021.