„Bahnstrecke Halle–Cottbus“ – Versionsunterschied
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Version vom 31. Juli 2023, 19:38 Uhr
Die Bahnstrecke Halle–Cottbus ist eine 176 Kilometer lange zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn, die in den Jahren 1871 und 1872 eröffnet wurde. Sie bildete die zentrale Strecke der Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn-Gesellschaft. Heute ist sie Teil einer Verbindung von Mitteldeutschland in Richtung Polen.
Wurde die Strecke bis zur Jahrtausendwende auch von Schnellzügen befahren, spielt sie heute vorrangig eine Rolle im Regional- sowie im internationalen Güterverkehr.
Geschichte
Anfangszeit bis 1945
Am 1. Dezember 1871 eröffnete die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn-Gesellschaft (HSGE) den Abschnitt Cottbus–Falkenberg/Elster, nachdem bereits zuvor die östliche Verlängerung in Richtung Guben im gleichen Jahr in Betrieb ging. Ein halbes Jahr später, dem 1. Mai 1872, verkehrten die Züge über Falkenberg bis nach Eilenburg, zwei weitere Monate später, am 30. Juni 1872 ging die Strecke bis nach Halle in Betrieb. Wie viele der damaligen preußischen Privatbahnen zeichnete sich die Strecke unter anderem dadurch aus, dass es keine niveaugleichen Einfädelungen in bestehende Bahnen gab, sondern vorwiegend kreuzungsfrei gequert wurde. So existieren die beiden Turmbahnhöfe in Doberlug-Kirchhain (Kreuzung mit der Berlin-Dresdener Bahn) und in Falkenberg/Elster (Kreuzung mit Strecken der ehemaligen Berlin-Anhaltischen Eisenbahn). In Delitzsch entstand ein eigener Bahnhof unabhängig vom bestehenden an der Strecke Trebnitz–Leipzig. Am 1. November 1874 wurde in Eilenburg die Anschlussstrecke nach Leipzig eröffnet.
Bis 1911 erfolgte der zweigleisige Ausbau der Strecke. Die Strecke war bis Ende des Zweiten Weltkrieges eine wichtige Verbindung aus Mitteldeutschland nach Schlesien. Es gab eine Reihe von Kurswagenverbindungen aus Westdeutschland. Auch Leipzig wurde mit Kurswagen über Eilenburg bedient.
Zwischen 1945 und 1990
Nach 1945 änderte sich die Rolle der Strecke. Durch die Oder-Neiße-Grenze nahm die Bedeutung für den Verkehr in Richtung Osten ab, dafür ergaben sich nach und nach neue Aufgaben im Personen- und Güterverkehr zu den wachsenden Industriestandorten in der Region, wie Cottbus, Guben oder Eisenhüttenstadt.
Das zweite Gleis, das nach 1945 als Reparationsleistung abgebaut worden war, wurde bereits vor 1970 beginnend wiederaufgebaut. Der Bereich über die Torgauer Elbebrücke blieb jedoch eingleisig, das änderte sich auch beim Neubau dieser Brücke 1997 nicht. Zwischen 1984 und 1989 erfolgte in mehreren Abschnitten die Elektrifizierung der Bahn.
Der Abschnitt Cottbus–Eilenburg und weiter in Richtung Leipzig wurde bis 1990 auch von einer Reihe von Fernverkehrszügen befahren. So beispielsweise die Relationen Frankfurt (Oder)–Frankfurt (Main) und Cottbus–Erfurt. Ebenso gab es einen internationalen Schnellzug von Leipzig nach Kraków. Typische Fernzughalte waren Calau (Niederlausitz), Finsterwalde (Niederlausitz), Doberlug-Kirchhain, Falkenberg (Elster), Torgau und Eilenburg. Der Abschnitt Eilenburg–Halle diente dagegen spätestens seit 1945 vorrangig dem Regional- und Güterverkehr.
Nach 1990
1992 wurde das Schnellzugangebot auf der Strecke vertaktet, die Schnellzüge verkehrten seitdem alle zwei Stunden. Die Linie wurde 1995 in eine Interregiolinie umgewandelt, die Züge verkehrten von Cottbus, Leipzig weiter über Magdeburg und Schwerin nach Lübeck. 1999 wurde jeder zweite Zug und ein Jahr später alle Züge durch Regionalexpresszüge ersetzt. 2016 wurde das zweite Gleis zwischen Halle Hauptbahnhof und Peißen abgebaut.
Durch den Ausbau des Cottbusser Hauptbahnhofes und der Einrichtung eines elektronischen Stellwerkes soll die Strecke nach Leipzig auf Geschwindigkeiten bis 160 km/h ausgebaut werden. Zudem soll die Stellwerkstechnik digital angepasst werden.
Ausblick
Die DB Netz plant, in Peißen ein Gleis für 740 Meter lange Güterzüge anzulegen und einen neuen Bahnsteig westlich der bestehenden Personenverkehrsanlagen zu errichten. Der Bahnübergang km 6,5 soll geschlossen werden.[1]
Personenverkehr
Zwischen Cottbus und Eilenburg und weiter nach Leipzig verkehren Regionalexpresszüge im Zweistundentakt. Sie werden zwischen Cottbus und Falkenberg durch Regionalbahnen und zwischen Falkenberg und Eilenburg durch die S4 (Markkleeberg-Gaschwitz–Leipzig–Hoyerswerda) der S-Bahn Mitteldeutschland ergänzt, sodass sich jeweils etwa ein Stundentakt ergibt.
Zwischen Halle und Eilenburg fahren seit Dezember 2017 Züge als Linie S9 der S-Bahn Mitteldeutschland alle ein bis zwei Stunden. Zuvor wurde diese Linie als Regionalbahn (Linie 118, zuletzt 75) betrieben.
Fahrzeugeinsatz
Für die S9 Eilenburg–Halle setzt DB Regio Südost dreiteilige Triebwagen vom Typ Bombardier Talent 2 ein. Zuvor kamen hier Regio-Shuttle und modernisierte DR-Doppelstockwendezüge mit Lokomotiven der Reihe 143 zum Einsatz.
Seit der Betriebsaufnahme der S-Bahn Mitteldeutschland verkehrt die S4 mit drei- oder vierteiligen Triebzügen Talent 2. Diese ersetzten die vorher auf der Linie RE 11 (Leipzig–Hoyerswerda) und RB 115 (Leipzig–Eilenburg Ost) eingesetzten Doppelstockwendezüge aus modernisierten DR-Wagen und Lokomotiven der Baureihe 143.
Der Züge der Linie RE 10 Leipzig–Cottbus werden standardmäßig aus einem vier- und einem zweiteiligen Talent 2 gebildet. Aufgrund von Verzögerungen im Zulassungsverfahren[2] kamen zuvor ersatzweise Wendezuggarnituren aus ehemaligen Interregio-Wagen (umgebaute DR-Schnellzugwagen) mit Lokomotiven der Baureihe 182 zum Einsatz.
Güterverkehr
Die Strecke wird von Güterzügen, unter anderem aus Richtung Falkenberg/Elster und denjenigen, die in Eilenburg gebildet werden, zum Güterzentrum in Halle (Saale) befahren. Außerdem hat sie zunehmend Bedeutung im Güterverkehr von und nach Osteuropa, deren Verkehrsachse in Falkenberg über Hoyerswerda nach Węgliniec in Polen abzweigt (Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau).[3] Nach Fertigstellung der Bauarbeiten zwischen Horka und Hoyerswerda wird der Verkehr laut Bahn-Angaben von heute 40 auf bis zu 160 Güterzüge täglich im Abschnitt Falkenberg–Eilenburg–Halle/Leipzig ansteigen, die Strecke damit zu einer wichtigen internationalen Gütermagistrale.
Die BLG Logistics Group gab im Mai 2011 bekannt, im Bahnhof Falkenberg 10 Millionen Euro in 20 der 40 Gleise zu investieren und diesen als Verschiebebahnhof inklusive Werkstatt für Autotransportgüterzüge von und nach Osteuropa auszubauen. Die Züge verkehren zwischen den Werkstandorten und den Häfen von u. a. Bremerhaven und Cuxhaven.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dieser Bahnübergang soll weg: Peißen rebelliert gegen Bahnpläne. In: dubisthalle.de. 3. Februar 2023, abgerufen am 16. März 2023.
- ↑ Rolf Bartonek: Nächster Talent-Termin für Cottbus. In: Lausitzer Rundschau. 7. Januar 2012, abgerufen am 21. Mai 2012.
- ↑ Harry Müller: Niederschlesische Magistrale liegt weiter auf Eis. In: Lausitzer Rundschau. 20. Januar 2006, abgerufen am 4. September 2018.
- ↑ Frank Claus: Hightech-Nachbar fürs Museum. In: Lausitzer Rundschau. 13. Mai 2011, abgerufen am 23. Mai 2011.