„Purépecha“ – Versionsunterschied
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Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 23:16 Uhr
Die Purépecha (auch P’urhépecha, historisch Tarasken oder Michhuahkaner) sind ein indigenes Volk in Mexiko, das etwa 203.000[1] Mitglieder umfasst und damit zu den größeren indigenen Völkern Nordamerikas zählt.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnungen Tarasken und Purépecha werden häufig synonym verwendet. Das Volk bezeichnet sich jedoch heute selbst als p’urhépecha, während Tarasken (tarascos) der Name ist, den die spanischen Eroberer für die Angehörigen des taraskischen Herrschaftsverbands verwendeten, und Michhuahkaner (michoacanos) auf die Bezeichnung der Tarasken auf Nahuatl zurückgeht und die geographische Herkunft aus Michoacán verdeutlicht. Um die Freiheit und Eigenständigkeit des Volkes zu betonen, verwendet man daher zunehmend das Wort Purépecha oder p’urhépecha. In historischen Zusammenhängen ist diese Bezeichnung allerdings anachronistisch, da sie ursprünglich wohl keinen ethnischen Gehalt besaß, sondern nur die Bevölkerungsschicht des „einfachen Volks“ oder der „Landarbeiter“ bezeichnete und eine authentische historische Bezeichnung für das Gesamtvolk unbekannt ist. Für die Sprache der Purépecha hat sich neben P’urhépecha oder Purépecha das Wort Taraskisch (tarasco) eingebürgert. Das Taraskische wird nur von den Purépecha gesprochen.
Schreibweisen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die alten Michhuahkaner hatten keine Schrift, eine originale Schreibweise des Wortes p’urhépecha gibt es daher nicht. Von den spanischen Chronisten wurde später versucht, die Lautfolge möglichst originalgetreu in lateinische Schriftzeichen zu übertragen. Eingebürgert haben sich mehrere Schreibweisen: Der vereinfachten spanischen Schreibweise Purépecha steht die stärker ausspracheorientierte Schreibung P’urhépecha gegenüber.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute findet man Purépecha vor allem im mexikanischen Bundesstaat Michoacán, in dessen Gebiet auch die historischen Siedlungsschwerpunkte des präkolumbischen taraskischen Reichs liegen, vor allem in der gleichnamigen Hochebene Purépecha, die ein Rückzugsgebiet der Indigenen nach der spanischen Unterwerfung bildete.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Purépecha sind eines der wenigen Völker in der Region, die nie von den Azteken unterworfen und in deren Herrschaftssystem eingegliedert wurden. Die historische Hauptstadt des Taraskenreichs war Tzintzuntzan. Die Tarasken hatten bereits Kenntnisse in der Herstellung und Weiterverarbeitung von Metallen, besonders erwähnenswert sind die Kupferlegierungen Bronze und Messing, aus denen Werkzeuge, Kunstobjekte und sogar Waffen hergestellt wurden. Dieser technologische Vorsprung gegenüber den Azteken wird häufig als Grundlage ihrer militärischen Standhaftigkeit gegenüber den aztekischen Invasoren genannt, wobei das allein wahrscheinlich kein ausschlaggebender Faktor zugunsten der Tarasken in den Konflikten zwischen den beiden Regionalmächten war. Nach aztekischen Quellen standen die Azteken zumindest einmal unter Axayacatl einer fast doppelt so großen michuahkanischen Armee gegenüber. Schiere Mengen dürften also auch eine Rolle gespielt haben. Als die spanischen Eroberer 1525 nach Michoacán kamen, ergab sich der taraskische Herrscher Tangaxuan II. kampflos. 1530 begann Nuño de Guzmán das Land auszuplündern und ermordete Tangaxuan II. Danach flohen große Teile der bisherigen Untertanen des taraskischen Herrschaftsverbands in die Berge.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den P’urhépecha ist Pirekua als ein vielfältiger traditioneller Gesang bekannt. Er vermischt afrikanische, europäische und indigene amerikanische Elemente und wird gefühlvoll vorgetragen, in unterschiedlichen Besetzungen mit oder ohne instrumentale Begleitung. Die Texte decken in bildhafter Sprache verschiedenste Sujets von Geschichte und Religion bis hin zu persönlichen Themen ab. Pirekua wurde 2010 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beate Engelbrecht, Teresa Davalos de Luft: Handwerk im Leben der Purhépecha in Mexiko. Zürich 1986, ISBN 3-909105-01-7.
- Horst Nachtigall: West-Tarasken: Beiträge zur Archäologie, Ethnologie und Akkulturation eines westmexikanischen Volkes. Reimer, Berlin 1992, ISBN 3-496-00415-0.
- Helen Perlstein Pollard: Taríacuri's Legacy. The Prehispanic Tarascan State. University of Oklahoma Press, Norman (Oklahoma) 1993, ISBN 0-8061-2497-0.
- Sarah Albiez-Wieck: Contactos exteriores del Estado tarasco. Influencias desde dentro y fuera de Mesoamérica. El Colegio de Michoacán, Zamora de Hidalgo 2013 (2011 als Dissertation an der Universität Bonn vorgelegt, in dieser Fassung online in zwei Bänden konsultierbar).
- Sarah Albiez-Wieck: Die Indigenen als Teil der Kolonialgesellschaft. In: Eveline Dürr, Henry Kammler (Hrsg.): Einführung in die Ethnologie Mesoamerikas. Ein Handbuch zu den indigenen Kulturen. Waxmann, Münster 2019, ISBN 978-3-8309-3804-0, S. 162–172 (hier: 168–171).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Tarasken, eine Hochkultur. Information auf indianerwww.de
- Purépecha Literature (engl.)
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Consulta para la Reforma Constitucional y Legal sobre Derechos de los Pueblos Indígenas y Afromexicano. ( vom 15. September 2019 im Internet Archive) Comisión Nacional para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas, Mexiko 2000
- ↑ Pirekua, traditional song of the P’urhépecha. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2010.