„Eraserhead“ – Versionsunterschied

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== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
''Eraserhead'' war David Lynchs erster abendfüllender Spielfilm. Das Budget des Films betrug nur 20.000 Dollar, die Produktion dauerte fünf Jahre, von 1971 bis 1976. Gefördert wurde die Produktion vom [[American Film Institute]], wo Lynch zu Beginn der Dreharbeiten noch studierte; trotzdem musste er sich Geld von Freunden und Familie borgen und arbeitete als [[Zeitungsbote]]<!--Lynch im Interview mit Jay Leno in der 'Tonight Show': http://www.youtube.com/watch?v=AfZb5JWpXUQ-->. Von ursprünglich 108 Minuten schnitt Lynch nach Probevorführungen den Film auf 89 Minuten herunter, weswegen einige im Abspann genannte Charaktere im fertigen Werk nicht zu sehen sind.
''Eraserhead'' war David Lynchs erster abendfüllender Spielfilm. Das Budget des Films betrug nur 20.000 Dollar, die Produktion dauerte fünf Jahre, von 1971 bis 1976. Gefördert wurde die Produktion vom [[American Film Institute]], wo Lynch zu Beginn der Dreharbeiten noch studierte; trotzdem musste er sich Geld von Freunden und Familie borgen und arbeitete als Zeitungsbote.<ref name="rodley85">Chris Rodley (Hrsg.): ''Lynch über Lynch''. Frankfurt am Main 2006. Seite 85.</ref> Von ursprünglich 108 Minuten schnitt Lynch nach Probevorführungen den Film auf 89 Minuten herunter, weswegen einige im Abspann genannte Charaktere im fertigen Werk nicht zu sehen sind. [[Mel Brooks]] übertrug Lynch nach diesem Film die Regie von ''[[Der Elefantenmensch]]'', womit dessen Karriere als Ausnahmeregisseur begann.

''Eraserhead'' gilt als typischer [[Kultfilm]]. Diesen Status erlangte er auch dadurch, dass er ein Jahrzehnt lang nur als ein sogenannter [[Midnight Movie]] in vielen amerikanischen Kinos um Mitternacht ausgestrahlt wurde. [[Mel Brooks]] übertrug Lynch nach diesem Film die Regie von ''[[Der Elefantenmensch]]'', womit dessen Karriere als Ausnahmeregisseur begann. Fans von David Lynch werden in ihm viele Motive erkennen, die später in ''[[Blue Velvet]]'', ''[[Twin Peaks]]'', ''[[Lost Highway (Film)|Lost Highway]]'', ''[[Mulholland Drive – Straße der Finsternis|Mulholland Drive]]'' und ''[[Inland Empire]]'' wieder auftreten.


== Rezeption ==
== Rezeption ==
Der Film, der komplett in [[Schwarzweiß]] gedreht wurde, ähnelt einem langen, exzessiven Albtraum mit [[surreal]]en, [[Horrorfilm|horrorartigen]] und [[Psychedelisch|psychedelischen]] Elementen. Deutungen reichen von einem Horrorszenario nach einer [[Nuklearer Holocaust|nuklearen Katastrophe]] über eine männliche [[Wochenbett]][[psychose]], [[Abtreibung]] und Auseinandersetzung mit den Verwerfungen der [[Industrialisierung|industrialisierten Welt]] bis zu religiösen Verbindungen von [[Zeugung]] und [[Tod]]. Lynch wollte explizit verschiedene Deutungen zulassen.
Der Film, der komplett in [[Schwarzweiß]] gedreht wurde, ähnelt einem langen, exzessiven Albtraum mit [[surreal]]en, [[Horrorfilm|horrorartigen]] und [[Psychedelisch|psychedelischen]] Elementen. Deutungen reichen von einem Horrorszenario nach einer [[Nuklearer Holocaust|nuklearen Katastrophe]] über eine männliche [[Wochenbett]][[psychose]], [[Abtreibung]] und Auseinandersetzung mit den Verwerfungen der [[Industrialisierung|industrialisierten Welt]] bis zu religiösen Verbindungen von [[Zeugung]] und [[Tod]]. Lynch wollte explizit verschiedene Deutungen zulassen.


Als Mittelpunkt des durch seine krasse Morbidität massiv verstörenden Films werten viele Kritiker das monströs missgebildete Baby. Lynch weigert sich bis heute, die Funktionsweise des Wesens zu erklären, und verhinderte einige Zeit, dass Fotografien davon auftauchten. Oft wird darauf hingewiesen, dass es einem Kalbsfötus ähnele.
Als Mittelpunkt des durch seine Morbidität verstörenden Films werten viele Kritiker das monströs missgebildete Baby. Lynch weigert sich bis heute, die Funktionsweise des Wesens zu erklären, und verhinderte einige Zeit, dass Fotografien davon auftauchten. In einem Interview weist er darauf hin, dass das Lüften von Produktionsdetails dem Film seinen Zauber nehmen und ihn ruinieren würde.<ref name="rodley102f">Chris Rodley (Hrsg.): ''Lynch über Lynch''. Frankfurt am Main 2006. Seite 102f.</ref>


Einige Filmzeitschriften und Kritiker warnten ernsthaft vor psychischer Schädigung durch Ansehen des Films. Dennoch wurde ihm große Originalität zugesprochen. Lynchs Film sei nicht nur ein verfilmtes Drehbuch – das Drehbuch war nur 21 Seiten lang<ref name="rodley">Chris Rodley (Hrsg.): ''Lynch über Lynch''. Frankfurt am Main 2006. Seite 84.</ref> – sondern nutze alle filmischen Möglichkeiten von der Kameraführung über die Beleuchtung, Ausstattung und insbesondere auch Ton und [[Soundtrack]] aus.
''Eraserhead'' wird große Originalität zugesprochen. Lynchs Film sei nicht nur ein verfilmtes Drehbuch – das Drehbuch war nur 21 Seiten lang<ref name="rodley84">Chris Rodley (Hrsg.): ''Lynch über Lynch''. Frankfurt am Main 2006. Seite 84.</ref> – sondern nutze alle filmischen Möglichkeiten von der Kameraführung über die Beleuchtung, Ausstattung und insbesondere auch Ton und [[Soundtrack]] aus. Einige Kritiker vergleichen ''Eraserhead'' mit dem [[Surrealistischer Film|surrealistischen]] Meisterwerk ''[[Ein andalusischer Hund]]''. [[Georg Seeßlen]] bemerkte:<ref name="getidan">Kritik von Georg Seeßlen auf [http://www.getidan.de/film/georg_seesslen/918/eraserhead getidan.de]</ref>


{{Zitat|David-Lynch-Fans erkennen in diesem Film, der ein Bindeglied zwischen seinen noch als sehr ‚experimentell‘ empfundenen Kurzfilmen und seinen großen Produktionen ist, so etwas wie einen Katalog aller jener Motive, Bilder und Obsessionen, die in seinen späteren Arbeiten immer wieder auftauchen werden.}}
Einige Kritiker vergleichen ''Eraserhead'' mit dem [[Surrealistischer Film|surrealistischen]] Meisterwerk ''[[Ein andalusischer Hund]]''. Es wird auch berichtet, dass er einer der Lieblingsfilme [[Stanley Kubrick]]s war.<ref name="imdb">Internet Movie Database (IMDb): ''[http://www.imdb.com/title/tt0074486/trivia Eraserhead (1977) - Trivia]''</ref>

Der Film gilt als typischer [[Kultfilm]]. Diesen Status erlangte er auch dadurch, dass er ein Jahrzehnt lang nur als ein sogenannter [[Midnight Movie]] in vielen amerikanischen Kinos um Mitternacht ausgestrahlt wurde. Mittlerweile ist er in die Popkultur eingezogen. So heißt es in einem Lied der kalifornischen Politpunkband [[Dead Kennedys]]: „You bawl like the baby in Eraserhead.“ Es wird berichtet, dass er einer der Lieblingsfilme [[Stanley Kubrick]]s war.<ref name="rodley102">Chris Rodley (Hrsg.): ''Lynch über Lynch''. Frankfurt am Main 2006. Seite 102.</ref>


''Eraserhead'' wurde im Jahre 2004 in das ''[[National Film Registry]]'' der US-amerikanischen [[Library of Congress]] aufgenommen. 1982 wurde der Film beim [[Portugal|portugiesischen]] Fantasyfilmfestival ''[[Fantasporto]]'' in der Kategorie ''Bester Film'' nominiert, gewann den Preis aber nicht.
''Eraserhead'' wurde im Jahre 2004 in das ''[[National Film Registry]]'' der US-amerikanischen [[Library of Congress]] aufgenommen. 1982 wurde der Film beim [[Portugal|portugiesischen]] Fantasyfilmfestival ''[[Fantasporto]]'' in der Kategorie ''Bester Film'' nominiert, gewann den Preis aber nicht.

In dem Lied ''Too Drunk to Fuck'' der kalifornischen Politpunkband [[Dead Kennedys]] heißt es "You bawl like the baby in Eraserhead."

Auch wenn es keine offiziell lizenzierte deutsche DVD des Films gibt, kursieren [[Bootleg]]s davon. Diese illegal hergestellten Datenträger enthalten eine Version des Films, die am 27.&nbsp;Oktober 1995 auf dem deutsch-französischen TV-Sender [[ARTE]] ausgestrahlt wurde und sind an den fest eingebrannten, gelben Untertiteln zu erkennen.<ref name="ofdb">Online-Filmdatenbank (OFDb): ''[http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4424 Eraserhead (1977)]''</ref>

== Kritiken ==
[[Georg Seeßlen]] schrieb " David-Lynch-Fans erkennen in diesem Film, der ein Bindeglied zwischen seinen noch als sehr “experimentell” empfundenen Kurzfilmen und seinen großen Produktionen ist, so etwas wie einen Katalog aller jener Motive, Bilder und Obsessionen, die in seinen späteren Arbeiten immer wieder auftauchen werden."
<ref>http://www.getidan.de/film/georg_seesslen/918/eraserhead Kritik von Georg Seeßlen auf getidan.de</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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* [http://www.davidlynch.de/head.html Fotos, Trailer, Hintergrundinformationen]
* [http://www.davidlynch.de/head.html Fotos, Trailer, Hintergrundinformationen]
* [http://www.die-besten-horrorfilme.de/horror/modules/horror/kunde/view.csp?id=898 Filmreview mit Trailer]
* [http://www.die-besten-horrorfilme.de/horror/modules/horror/kunde/view.csp?id=898 Filmreview mit Trailer]
* [http://www.filmzentrale.com/rezis/eraserhead.htm Kritik von A.Thomas auf filmzentrale.com]
* [http://www.filmzentrale.com/rezis/eraserhead.htm Kritik von A. Thomas auf filmzentrale.com]


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />



Version vom 27. August 2009, 21:35 Uhr

Film
Titel Eraserhead
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1977
Länge 85 Minuten
Stab
Regie David Lynch
Drehbuch David Lynch
Produktion David Lynch
Musik David Lynch
Kamera Herbert Cardwell
Frederick Elmes
Schnitt David Lynch
Besetzung

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Eraserhead ist das Spielfilm-Debüt des US-amerikanischen Regisseurs David Lynch aus dem Jahr 1977.

Inhalt

Die Handlung des ausgesprochen bizarren Films spielt in einer trostlosen Gegend, in der die Natur scheinbar vollständig durch die Industrie ersetzt wurde und außer dem aggressiv pfeifenden Wind und mechanischem Brummen von laufenden Maschinen und elektronischen Geräten nichts weiter zu hören ist. Der Zuschauer wird in ein düsteres Endzeit-Ambiente geworfen, das durch flackernde Lichter, undichte Rohre und ruinenartige Gebäude komplettiert wird.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der schüchterne, naiv wirkende Drucker Henry, der von den Eltern seiner Ex-Freundin Mary zum Essen eingeladen wird und dort erfährt, dass diese nach einer enorm kurzen Schwangerschaft ein Baby zur Welt gebracht hat. Auf Druck der Eltern kümmern sich nun also Henry und Mary gemeinsam um das extrem missgebildete Kind, wobei Mary letztlich aus Verzweiflung und Überforderung wegläuft und Henry mit dem Baby allein lässt. Als dann das Kind krank wird und Henrys Leben sowohl im Traum als auch in der Realität vollkommen einzunehmen scheint, greift er zum letzten Mittel, das ihm einfällt, und tötet das Wesen, indem er ihm eine Schere ins Herz rammt.

Während des Films betrachtet Henry mehrmals eine offenbar halluzinierte, deformierte Blondine mit außergewöhnlich großen, kugelförmigen Wangen auf einer Bühne hinter seinem Heizkörper. Abwechselnd kann man sie tanzend, singend und gar übergroße Spermien zertretend beobachten. Als Henry versucht, sich ihr zu nähern, verschwindet sie abrupt von der Bühne, woraufhin dem verunsicherten Henry der Kopf von den Schultern fällt. Dieser versinkt in einer Blutlache, die aus einem Baum herausläuft und wird in der nächsten surrealistischen Szene zu Radiergummis (englisch Eraser) für Bleistifte verarbeitet.

Weitere Handlungsstränge zeigen Henry, wie er eine Affäre mit seiner Nachbarin eingeht, und einen verwesenden, die Szenerie betrachtenden Mann, der Hebel bedient.

Hintergrund

Eraserhead war David Lynchs erster abendfüllender Spielfilm. Das Budget des Films betrug nur 20.000 Dollar, die Produktion dauerte fünf Jahre, von 1971 bis 1976. Gefördert wurde die Produktion vom American Film Institute, wo Lynch zu Beginn der Dreharbeiten noch studierte; trotzdem musste er sich Geld von Freunden und Familie borgen und arbeitete als Zeitungsbote.[1] Von ursprünglich 108 Minuten schnitt Lynch nach Probevorführungen den Film auf 89 Minuten herunter, weswegen einige im Abspann genannte Charaktere im fertigen Werk nicht zu sehen sind. Mel Brooks übertrug Lynch nach diesem Film die Regie von Der Elefantenmensch, womit dessen Karriere als Ausnahmeregisseur begann.

Rezeption

Der Film, der komplett in Schwarzweiß gedreht wurde, ähnelt einem langen, exzessiven Albtraum mit surrealen, horrorartigen und psychedelischen Elementen. Deutungen reichen von einem Horrorszenario nach einer nuklearen Katastrophe über eine männliche Wochenbettpsychose, Abtreibung und Auseinandersetzung mit den Verwerfungen der industrialisierten Welt bis zu religiösen Verbindungen von Zeugung und Tod. Lynch wollte explizit verschiedene Deutungen zulassen.

Als Mittelpunkt des durch seine Morbidität verstörenden Films werten viele Kritiker das monströs missgebildete Baby. Lynch weigert sich bis heute, die Funktionsweise des Wesens zu erklären, und verhinderte einige Zeit, dass Fotografien davon auftauchten. In einem Interview weist er darauf hin, dass das Lüften von Produktionsdetails dem Film seinen Zauber nehmen und ihn ruinieren würde.[2]

Eraserhead wird große Originalität zugesprochen. Lynchs Film sei nicht nur ein verfilmtes Drehbuch – das Drehbuch war nur 21 Seiten lang[3] – sondern nutze alle filmischen Möglichkeiten von der Kameraführung über die Beleuchtung, Ausstattung und insbesondere auch Ton und Soundtrack aus. Einige Kritiker vergleichen Eraserhead mit dem surrealistischen Meisterwerk Ein andalusischer Hund. Georg Seeßlen bemerkte:[4]

„David-Lynch-Fans erkennen in diesem Film, der ein Bindeglied zwischen seinen noch als sehr ‚experimentell‘ empfundenen Kurzfilmen und seinen großen Produktionen ist, so etwas wie einen Katalog aller jener Motive, Bilder und Obsessionen, die in seinen späteren Arbeiten immer wieder auftauchen werden.“

Der Film gilt als typischer Kultfilm. Diesen Status erlangte er auch dadurch, dass er ein Jahrzehnt lang nur als ein sogenannter Midnight Movie in vielen amerikanischen Kinos um Mitternacht ausgestrahlt wurde. Mittlerweile ist er in die Popkultur eingezogen. So heißt es in einem Lied der kalifornischen Politpunkband Dead Kennedys: „You bawl like the baby in Eraserhead.“ Es wird berichtet, dass er einer der Lieblingsfilme Stanley Kubricks war.[5]

Eraserhead wurde im Jahre 2004 in das National Film Registry der US-amerikanischen Library of Congress aufgenommen. 1982 wurde der Film beim portugiesischen Fantasyfilmfestival Fantasporto in der Kategorie Bester Film nominiert, gewann den Preis aber nicht.

Literatur

  • Christian Fischer: Traumkino – Zu Eraserhead von David Lynch. Hamburg 2007.
  • Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006.

Einzelnachweise

  1. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 85.
  2. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 102f.
  3. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 84.
  4. Kritik von Georg Seeßlen auf getidan.de
  5. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 102.