„Emmeram von Regensburg“ – Versionsunterschied
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Version vom 20. Juli 2010, 18:42 Uhr
Der heilige Emmeram (Heimrammi) (* unbekannt in Poitiers; gemartert um 652 in Kleinhelfendorf; † bei Feldkirchen bei München) war Bischof und Märtyrer. Er ist in St. Emmeram in Regensburg begraben. Andere Schreibweisen seines Namens sind Emmeran, Emeran, Haimeran, Heimeran. Die einzige schriftliche Quelle zu seinem Leben stammt von Bischof Arbeo von Freising, der die Vita et passio Sancti Haimhrammi martyris um 750 - also gut 100 Jahre nach dem Tod Emmerams - verfasst hat.
In seinem altbayerischen Heimatland gilt er als schicksalshafter Glaubensbote des 7. Jahrhunderts. Sein Gedenktag im katholischen Heiligenkalender ist der 22. September.
Leben
Der Wandermönch Emmeram, der zunächst Bischof von Poitiers in Aquitanien war, gelangte während einer Missionsreise zur Verbreitung des Christentums Mitte des 7. Jahrhunderts aus dem westlichen Franken entlang der Donau an den bayerischen Herzogshof in Regensburg, wo der agilolfingische Herzog Theodo I. regierte. Dieser nahm Emmeram wohlwollend auf und bewog ihn zum Bleiben. Emmeram widmete sich daraufhin der Stärkung des Christentums in Regensburg und im weiteren Umland.
Etwa drei Jahre nach seiner Ankunft in Regensburg vertraute sich Uta, die Tochter des Herzogs, ihm an. Sie hatte eine heimliche Liaison mit dem Sohn eines Beamten, von dem sie ein uneheliches Kind erwartete. Um das Paar vor einer wahrscheinlichen Strafe des Herzogs zu schützen, riet Emmeram Uta, ihn selbst als Vater zu nennen. Er selbst reiste zu einer Pilgerreise nach Rom ab, sich vor dem Papst für den vermeintlichen Fehltritt zu verantworten und nach seiner Rückkehr auch vor dem Herzog den wahren Sachverhalt aufzuklären.
Als Uta kurz nach Emmerams Abreise ihrem Vater die vereinbarte Geschichte eröffnete, erzürnte dieser. Zur Ehrenrettung seiner Schwester verfolgte daraufhin der Sohn des Herzogs, Lantpert (in manchen Publikationen auch Landfried genannt), den in seinen Augen flüchtenden Wanderbischof. Am 22. September 652 stellte Lantpert mit seiner Truppe den Bischof in dem südöstlich von München gelegenen Ort Kleinhelfendorf (Isinisca) an der alten Römerstraße Salzburg-Augsburg, der Via Julia. Er ließ ihn auf eine Leiter binden und ihm bei lebendigem Leibe nach und nach die Körperteile abschneiden, bis er ihn schließlich enthaupten ließ.
Seine Begleiter Vitalis und Wolflete fanden den Bischof in seinem Blut liegend und versuchten, den Sterbenden rasch nach Aschheim zu bringen. Auf dem Weg nach Aschheim verstarb Emmeram bei Feldkirchen. Seine erste Grabstätte fand Emmeram in Aschheim. Der Legende nach setzte daraufhin ein vierzigtägiger Regen ein.
Herzog Theodo, der inzwischen die Wahrheit erfahren hatte, ließ Emmeram exhumieren und den Leichnam nach Regensburg überführen, wo er in der Kirche St. Georg zur letzten Ruhe gebettet wurde. Zum Anniversar 752 ließ der Regensburger Bischof Gaubald (auch: Gawibald+ 761) den Leichnam Emmerams in die neue Gruft in der späteren Reichsabtei St. Emmeram übertragen. Die neue Kirche darüber wurde dem heiligen Emmeram geweiht. Der Legende nach war Emmeran auf einem Floß die Isar hinabgeschickt worden, aber das Floß trieb auf wundersame Weise flussaufwärts bis nach Regensburg.
Die Reichsabtei St. Emmeram bestand bis zur Säkularisation. Das Benediktinerkloster war über Jahrhunderte ein Zentrum der Wissenschaft. Nicht nur der berühmte Aventinus hat hier gewirkt und wurde hier bestattet, auch die Naturwissenschaften wurden von den Mönchen dieses Klosters mit großem Eifer betrieben.
Bedeutung Emmerams für die katholische Kirche
Die freiwillige Übernahme fremder Schuld durch Emmeram als zentrale Aussage der Vita stellt den Heiligen als Blutzeugen seines Glaubens in unmittelbare Nachfolge Christi. Die Frage nach dem Motiv blieb dadurch aber bis heute weitgehend ungeklärt. Wiederholt wurde hinter dem Martertod Emmerams ein politischer Mord gesehen. Die eindeutig fränkische Tendenz der bayerischen Christianisierung könnte dem Franken Emmeram in Zeiten zunehmender bayerischer Eigenständigkeit zum Verhängnis geworden sein. Die Bluttat würde demnach in der Angst des bayerischen Herzogtums vor fränkischer Vorherrschaft begründet liegen. Die vorläufige Bestattung Emmerams im herzoglichen Aschheim, die wenig später von Theodo angeordnete Translation nach Regensburg und die von Arbeo geschilderte Verbannung Lantperts lassen den Mord allerdings eher als Tat einer antifränkischen Hofpartei um den Herzogssohn erscheinen. Auch die außerordentlich hohe Strafe auf Bischofsmord, die im bayerischen Gesetzbuch, der »Lex Baiuvariorum«, verankert war, ist in diesem Zusammenhang auch als »Lex Haimrammi« interpretiert worden. Quelle: Michael Volpert[1]
Lange Zeit wurde der historische Wahrheitsgehalt der Legenden um Emmeram angezweifelt. Eine anthropologische Analyse der in St. Emmeram bestatteten Gebeine wies jedoch Spuren der schweren Misshandlungen nach. Sämtliche Hand- und Fussknochen fehlten. Die Unterarmknochen zeigten jedoch Spuren von Schlägen mit scharfkantigen Gegenständen. Auch das Nasenbein war verletzt. Auf das Herausziehen und Herausschneiden der Zunge wiesen die dabei oft auftretenden Verletzungen des Vordergebisses und des Unterkieferastes hin. Auf den historischen Kern der Emmeramslegende deutet auch ein in Aschheim gefundener leerer Grabschacht, der sich in der wahrscheinlich ersten Kirche am Ort befand und als damalige vorübergehende Ruhestätte des Bischofs interpretiert wurde.
Sonstiges
In der 1743 in München gedruckten Schrift Officium oder Tageszeiten des wunderthätigen bayerischen Apostels und Blutzeugen Christi St. Emmerami, zu täglichen und andächtigen Gebrauch in allen Anliegen und Widerwärtigkeiten etc. ist zu lesen, dass der Wagen begleitet wurde von
- Mann und Weib in die 200 Personen mit großem Mitleiden und Andacht. Eine halbe Stunde vor Aschheim verlangte der Heilige, dass Halt gemacht wurde, indem die Stund seiner Belohnung im Himmel vorhanden sey. Dieß geschah, man hob ihn von dem Wagen herab und legte ihn auf einen schönen Wasen [Grasfläche], wo er alsbald seinen Geist aufgeben… Der Ort, auf dem sich dieses begeben, blieb allezeit frisch und grün, bis endlich durch das Almosen der Reisen (denn allda vier Straßen zusammen kommen) und anderer gutherziger Christen ein Kirchen erbaut worden, allwo hernach viel Wunderwerk und noch heute zu Tag geschehen!
Bischof Arbeo von Freising beschrieb das Leben St. Emmerams in der Vita et passio Sancti Haimhrammi martyris und schildert dessen Sterbeort als einen
- lieblichen, allzeit frühlingsgrünen Ort, an dem ein Quell entsprang und die Umwohner später ein Kirchlein erbauten.
Eine Parallellegende existiert über Amram von Mainz, die das Sujet der gegen den Strom schwimmenden Leiche aufgreift.
Einsiedelei in Aschheim
Es ist erwiesen, dass in der Tat an der Stelle eine Kapelle errichtet wurde, und später - mit dem Mönch Stiftinc - begann dort eine tausendjährige Missions- und Lehrtätigkeit der Einsiedler des kleinen Klosters St. Emmeram - es wird von einem angeschlossenen Eremitorum mit Friedhof berichtet. Die Schüler kamen aus den umliegenden Orten, Feldkirchen, Heimstetten, Aschheim, Hausen, Kirchheim und Oberndorf. Sie wurden in den Künsten des Lesens, Schreibens und Rechnens unterwiesen. Der letzte Eremit, Magister Humpmayr, verstarb 1804 mit 81 Jahren an der Brustwassersucht und danach fiel das Eremitenkloster St. Emmeram der Säkularisation anheim. Das kleine Eremitenkloster wurde gegen 300 Gulden an einen Abbruchunternehmer verkauft. An der Stelle wo im Jahre 652 der heilige Emmeram verstarb, wurde im Jahre 1842 eine kleine Kapelle errichtet, die bis heute steht. Die Kirche St. Lorenz in Oberföhring hat einen Seitenaltar, der St. Emmeram gewidmet ist. An der Aschheimer Kirche St. Peter und Paul erinnert eine Grabplatte mit Inschrift an die erste Grabstelle Emmerams.
Eine Gedenktafel an ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.
Patrozinien und Nachbenennungen
- St. Emmeram (Oberföhring) München
- Emmeramskirche
- Emmeramskloster
- St. Emmeramsmühle in München
- St.-Emmeram-Brücke in München
Siehe auch
Quellen
- Lateinisches Original: Arbeo von Freising: Vita et passio Sancti Haimhrammi martyris, in: Bruno Krusch (Bearb.): Passiones vitaeque sanctorum aevi Merovingici et antiquiorum aliquot Bd. 2 (Monumenta Germaniae historica - Scriptores rerum Merovingicarum Bd. 4), Hannover 1902 (ND 1995), S. 452-524.
- Deutsche Übersetzung: Bernhard Bischoff: Leben und Leiden des heiligen Emmeram, 2. Aufl., Regensburg 1993.
Literatur
- Marianne Popp: Der heilige Bischof Emmeram. In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 23/24 Teil 1), Regensburg 1989, S. 25–37.
- Artikel Emmeram. In: Hans-Michael Körner (Hg.): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. München 2005, S. 446.
- Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 5. Auflage, Regensburg 1997, bes. S. 778–780.
- Emmeram von Regensburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Albert Lehner, Sacerdos = Bischof. Klerikale Hierarchie in der Emmeramsvita, Leipzig 2007 (Leipziger Universitätsverlag / ISBN 978-3-86583-183-5)
- Juliane Korelski: Regensburger Sagen und Legenden (Hörbuch), John Media 2009, ISBN 978-3-9811250-9-2. Die Legende von Emmeram von Regensburg wird hier erzählt.
Einzelnachweise
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Emmeram von Regensburg |
ALTERNATIVNAMEN | Emmeran; Emeran; Haimeran; Heimeran; Heimrammi |
KURZBESCHREIBUNG | Bischof und Märtyrer |
GEBURTSORT | Poitiers |
STERBEDATUM | um 652 |
STERBEORT | Kleinhelfendorf |