Held

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Ein Held (griechisch ἥρως hḗrōs, althochdeutsch helido) ist eine Person mit besonders herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften, die sie zu besonders hervorragenden Leistungen, sog. Heldentaten, treiben. Dabei kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln, also um Gestalten der Geschichte, aber auch der Legende oder Sage. Die Taten des Helden können ihm entsprechenden Heldenruhm bescheren. Seine heldischen (auch heldenhaften oder heroischen) Fähigkeiten können von körperlicher Art (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer etc.) oder auch geistiger Natur sein (Mut, Aufopferungsbereitschaft, Einsatzbereitschaft für Ideale oder Mitmenschen). Helden stehen meist in einem Gegensatz zum Schurken oder Feigling (Neiding).

Das Zedler-Lexikon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts definierte: „Held, lat. Heros, ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.“[1]

Anders eine aktuelle Begriffsbestimmung: „Helden sind Männer (oder seltener Frauen), die für Andere oder im Namen einer Idee große Taten vollbringen und dabei ihr Leben wagen.“[2]

Umgangssprachlich wird der Begriff heutzutage auch ironisch oder humorvoll verwendet, beispielsweise Du bist mir vielleicht ein Held, oder Heut’ ist ein Wetter zum Helden zeugen! Auch der Name der Rockband Wir sind Helden ist ironisch gemeint.

Der Held als Heros

Die Figur des Helden begegnet zuerst im antiken Heros. Dieser wird durch Abstammung oder Vorzeichen angekündigt. Andererseits kann (etwa in den Isländersagas) der kommende Held ein nichtsnutziger junger Mann sein, der immer nur hinter dem Ofen liegt. Zum „Helden“ wird er jedenfalls durch seine erste außergewöhnliche („heroische“) Tat, wenn er etwa einen Feind, ein Ungeheuer oder einen Riesen erschlägt, eine Blutrache ausführt oder Menschen (gerne Jungfrauen) aus Bedrängnis rettet. Ein Held entspricht normalerweise der Definition dessen, was in der jeweiligen Kultur als vortrefflich gilt. Dass ihm das Glück („Heil“) regelmäßig zur Seite steht, ist dabei nicht notwendig, in der altnordischen Heldenepik sogar ungewöhnlich.

Bekannte Helden näherten sich in einigen Kulturen dem Status von Göttern an. Viele waren Halbgötter, Nachkommen von Sterblichen und Göttern. Das Wort Heros kommt aus dem altgriechischen „ήρος“ und bezeichnet den Kulturheros der Mythologie. Die griechischen Heroen (ήρόες) waren häufig die Gestalten, die als mythische Gründer der griechischen Städte, Staaten und Länder galten. Diese mythischen Helden waren nicht immer tadellose Vorbilder. Das Zeitalter, in dem Helden dieser Art wirkten, und wo die Geschichten der griechischen Mythologie spielten, wird auch das „Heroische Zeitalter“ genannt. Diese Ära endete kurz nach dem Trojanischen Krieg, als die legendären Kämpfer fast ausnahmslos fielen oder auf der Heimkehr umkamen.

Nicht selten können auch historische Personen so viel Ansehen erzielen, dass sie als Held bezeichnet werden, vgl. Volksheld, Nationalheld. Dieses Phänomen war und ist häufig begleitet von einem schnellen Wachstum an Mythen um die Person; häufig werden ihr besondere Kräfte zugeschrieben.

Ende des Heldentums?

Sarkophag mit dem Motiv „Heldentod“, Teil des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park, Berlin

„Held“ kann als kulturelles Muster obsolet werden, wenn heldische Eigenschaften mit negativer Rezeption rechnen müssen und/oder wenn der Begriff inflationär verwendet bzw. verwässert wird

  • In Kriegs- und Notzeiten heroisiert die Propaganda oft Soldaten und Gefallene, um die Kampfmoral bzw. den Durchhaltewillen zu stärken.

Es sprach sich herum, dass viele Schlachten aussichtslos waren, Soldaten als Kanonenfutter "verheizt" und in Himmelfahrtskommandos geschickt wurden. Hitler verbot immer wieder - militärisch eigentlich unausweichliche - Rückzuge und erging sich in Durchhalteparolen. Viele Soldaten waren unfreiwillig im Krieg (speziell die im Strafbataillon 500 oder in anderen Strafeinheiten). Viele Soldaten - Nicht-Offiziere und Offiziere - fühlten sich durch den von ihnen geleisteten Führereid ("... und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“) in starkem Maße gebunden.

  • Im März 1944 kam Hitler auf die militärisch kontraproduktive Idee, bestimmte Orte zu Festungen zu erklären. Diese wurden zu tödlichen Fallen für hunderttausende Menschen - die Rote Armee schloss sie ein und schoss sie zusammen.

"Heldentod" wurde oft als Euphemismus (oder als zynischer Begriff) rezipiert - zum Beispiel wenn Angehörige wussten, dass ihr gefallener Angehöriger nicht aus Überzeugung, sondern aus Zwang in den Krieg gezogen war.

  • Nach schweren massenhaften Untaten werden Opfer (in KZs, nach vernichtenden Bombardierungen) zuweilen als ‚eigentliche Helden‘ gerühmt. Damit wird die Konnotation zwischen 'Held' und 'Handelnder' aufgeweicht.
  • In den USA werden im Krieg gefallene Soldaten oft unbefangen als „Helden“ (hero) bezeichnet; Gleiches gilt für im Einsatz gestorbenene Feuerwehrleute. Insbesondere die infolge der Anschläge des 11. September 2001 gestorbenen Feuerwehrleute und Polizisten werden oft als 'hero' bezeichnet.

Wissenschaftliche Behandlung

Soziologie

Soziologen sehen in Zeiten sozialer Umwälzungen (vgl. Barbarei) oder nationaler Krisen ein starkes Bedürfnis nach Helden voraus, dem dann echte oder unechte Helden abhelfen oder nicht. Ob Abhilfe gelingt oder nicht, hängt jedoch von der „Echtheit“ eines Helden nicht unbedingt ab, sondern auch von der Art der Probleme.

Helden bilden dann ein bestimmtes Vorbild (teilweise ein Klischee), besonders für die Jugend. Heute hat sie sich unter dem Einfluss der Massenmedien oder Presse zum Starkult fortgebildet. Dies wird unter bestimmten historischen Umständen beispielsweise von Regierungen oder Militärs gezielt gefördert (siehe Personenkult, Propaganda im Ersten Weltkrieg, NS-Propaganda (zerntrale Institution: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels), Propagandafilm, Propagandakompanie, Die Deutsche Wochenschau, Sprache des Nationalsozialismus)

Religionswissenschaft

Der Religionswissenschaftler Georges Dumézil wies im indoeuropäischen Vergleich darauf hin, dass viele strukturell vergleichbare Göttersagen von Indien bis Europa auf gemeinsame urgeschichtliche Heldensagen zurückgehen könnten. Der Religionsphilosoph Hermann Usener dreht in seinem Buch „Götternamen“ den Spieß um, indem er folgendes Postulat aufstellt: … daß alle Heroen, deren Geschichtlichkeit nicht nachweisbar oder wahrscheinlich ist, ursprünglich Götter waren. Norbert Lönnendonker kommt in seinem Buch „Als die Götter noch jung waren; Namenkundliche Untersuchungen zur Nibelungensage“ zu dem gleichen Ergebnis – zumindest was die Helden Siegfried/Sigurd (Drachentöter), Hagen von Tronje (Högni in der Thidrekssaga) und Dietrich von Bern (Thidrek af Berne in der Thidrekssaga) betrifft.

Literaturwissenschaft

Literaturwissenschaftlich ist ein Held – mit abweichender Wortbedeutung – in literarischen Werken ganz allgemein und neutral die Hauptperson einer Erzählung oder eines Bühnenstückes, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder seinem moralischen Status. Man spricht dann auch vom Helden oder Protagonisten eines Bühnenstücks oder Romans (erscheint er im Titel, ist er der „Titelheld“). Er kann dann auch schwach oder böse sein (Antiheld) oder ernste Fehler begehen, die zu seinem Fall führen (besonders in der Tragödie, siehe zum Beispiel Hamlet). Dies gilt auch für Jakob den Lügner, der lügt, um seinen Gefährten die Hoffnung und das Leben zu retten.

Das mittelalterliche Konzept der Heldenreise (vgl. das Epos vom Herzog Ernst) hat sich gehalten und findet sich gegenwärtig, etwa in den Büchern des Mythologen Joseph Campbell. In der Comicliteratur überlebt die nochmals übersteigerte Figur des Superhelden.

In der Schauspielkunst gehören Jugendlicher Held und Schwerer Held zu den Charakterrollen.

Bekannte Helden

Die folgende Liste enthält eine Auswahl bekannter Helden. Darunter sind sowohl fiktive Figuren als auch reale Personen, sowie Charaktere, deren Authentizität umstritten ist.

Eine typische Heldenverehrung genossen im 20. Jahrhundert vor allem Kriegshelden und Revolutionsführer. Um letztere gab es oft einen Personenkult (aus dem Volk heraus und/oder inszeniert). Beispiele z. B.


  • Otto Weddigen (1882 - 1915, er versenkte 1914 als U-Boot-Kapitän drei britische Panzerkreuzer innerhalb von 75 Minuten und wurde ab dann als Kriegsheld gefeiert. Sein U-Boot wurde am 18. März 1915 von einem englischen Schiff versenkt);
  • Fliegerasse des ersten und zweiten Weltkriegs;
  • "Blutzeugen der Bewegung" - Propagandabegriff zur ehrenden Bezeichnung toter Nationalsozialisten. Meist waren sie vor 1933 gestorben, z.B. beim (fehlgeschlagenen) Hitlerputsch 1923 in München.
  • Ritterkreuz-Träger. Letztere genossen - durch ihre Taten und/oder die NS-Propaganda erzeugt bzw. gefördert - ein Höchstmaß an Ansehen und Popularität; nicht selten besaßen sie eigene Autogrammkarten. Sie besuchten Schulen und hielten Vorträge auf Veranstaltungen; ihre öffentlichen Auftritte waren oft von Ehrungen begleitet.
  • Audie Murphy, der höchstdekorierte US-Soldat des Zweiten Weltkriegs

Literatur

Siehe auch

Zur Heldin vgl. auch Virago.

Commons: Helden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Held – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Held – Zitate

Einzelnachweise

  1. Held, Lat. Heros. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 12, Leipzig 1735, Sp. 1214 f.
  2. Otmar Behr: Sucht nach Rekorden. In: Salzburger Nachrichten, 15. Mai 2010, p.II