Generalität
Die Generalität bezeichnet im Deutschen die Gesamtheit aller Angehörigen der höchsten Offiziersrangklasse, also neben Generalen auch die Admirale, da die Admiralität lediglich eine Verwaltungs- und Kommandobehörde ist. Die Stellung innerhalb der Generalität wird durch den Dienstgrad festgelegt, bei gleichem Dienstgrad entschied die Anciennität über den Vorrang, bei gleicher Anciennität entschied die Seniorität.
Deutschland
Deutsches Reich 1871-1945
Im Deutschen Reich umfasste die Generalität die Träger des Dienstgrads Generalmajor bzw. Konteradmiral aufwärts.
Generale | Flaggoffiziere |
---|---|
Reichsmarschall (ab 1940) | |
Generalfeldmarschall | Großadmiral |
Generaloberst | Generaladmiral (ab 1936) |
General der Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Flieger, Fallschirmtruppe, Panzertruppe | Admiral |
Generalleutnant | Vizeadmiral |
Generalmajor | Konteradmiral |
DDR von 1956 bis 1990
In der Nationalen Volksarmee der DDR gab es keine Feldmarschälle, dafür aber den Dienstgrad Armeegeneral und den nicht vergebenen Dienstgrad eines Marschall der DDR. Daher bildeten folgende Ränge die Generalität:
Generale | Flaggoffiziere |
---|---|
Marschall der DDR | |
Armeegeneral | Flottenadmiral |
Generaloberst | Admiral |
Generalleutnant | Vizeadmiral |
Generalmajor | Konteradmiral |
Bundeswehr seit 1955
Die Bundeswehr hat 1955 für die Generalität die in fast allen NATO-Staaten üblichen Dienstgrade übernommen, die auf das US-amerikanische Vorbild zurückgehen. Der Dienstgrad Brigadegeneral wurde eingeführt, einen Feldmarschall gibt es nicht mehr. Die Dienstgradgruppe der Generale und Admirale umfasst:
Generale | Flaggoffiziere |
---|---|
General | Admiral |
Generalleutnant | Vizeadmiral |
Generalmajor | Konteradmiral |
Brigadegeneral | Flottillenadmiral |
siehe auch: Spitzengliederung der Bundeswehr
Österreich-Ungarn bis 1918
- Siehe: k.u.k. Generalität
Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn hatte bis zu ihrer Auflösung 1918 folgende Dienstgrade in der Generalität.
Generale | Admirale |
---|---|
Feldmarschall (Tábornagy) | |
Generaloberst (ab 1915) (Vezérezredes) | Großadmiral |
General der Kavallerie Lovassági Tábornok General der Infanterie Gyalogsági Tábornok ab 1908, bis 1908 Feldzeugmeister |
Admiral |
Feldmarschalleutnant (Altábornagy) | Vizeadmiral |
Generalmajor (Vezérőrnagy) (davor Generalfeldwachtmeister) |
Kontreadmiral |
Schweiz
In der Schweizer Armee wird der Dienstgrad eines Generals nur in Kriegszeiten vom Parlament an den Oberbefehlshaber vergeben. Zur Generalität zählen aber prinziell alle Höheren Stabsoffiziere, also Brigadier, Divisionär und Korpskommandant. Da die Schweiz ein Binnenland ist, verfügt die Armee über keine Marine.
Generale |
---|
General (nur in Kriegszeiten) |
Korpskommandant |
Divisionär |
Brigadier |
Russland
Russisches Kaiserreich bis 1917
Zar Peter I. kopierte nicht nur viele deutsche Dienstgradbezeichnungen für Russland, sondern übernahm auch das Konzept der Generalität in der Rangtafel.
Generale | Admirale |
---|---|
Generalfeldmarschall (генерал-фельдмаршал) | Generaladmiral (генера́л-адмира́л) |
General der Infanterie (bis 1798 général en chef (генера́л-анше́ф)) General der Kavallerie (генера́л от кавале́рии) |
Admiral (адмира́л) |
Generalleutnant (генера́л-пору́чик) | Vizeadmiral (ви́це-адмира́л) |
Generalmajor (генера́л-майо́р) | Konteradmiral (ко́нтр-адмира́л), (bis 1724 Schout-bij-nacht (шаутбейна́хт) |
Sowjetunion von 1940 bis 1991
Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurden alle Vorrechte des Adels und auch die Rangtafel abgeschafft. An die Stelle der Dienstgrade traten die Bezeichnungen der Dienststellung. Erst 1940 wurden die Dienstgrade wieder eingeführt, die sich an denen des Zarenreichs orientierten. An die Stelle des Generalfeldmarschalls und des Generaladmirals traten der Marschall der Sowjetunion bzw. der Flottenadmiral der Sowjetunion, außerdem wurden neue Ränge, die Hauptmarschälle und die Marschälle einer bestimmten Waffengattung, die dem Armeegeneral gleichgestellt waren, eingeführt.
Generale | Admirale |
---|---|
Marschall der Sowjetunion (Ма́ршал Совéтского Сою́за) | Flottenadmiral der Sowjetunion (Адмира́л Фло́та Совéтского Сою́за) |
Armeegeneral (генера́л а́рмии) Hauptmarschall einer Waffengattung (Гла́вный Ма́ршал рода войск) |
Flottenadmiral (адмира́л фло́та) |
Generaloberst (генера́л-полко́вник) | Admiral (адмира́л) |
Generalleutnant (генера́л-лейтена́нт) | Vizeadmiral (ви́це-адмира́л) |
Generalmajor (генера́л-майо́р) | Konteradmiral (ко́нтр-адмира́л) |
Russische Föderation seit 1991
Die Russische Föderation hat die sowjetischen Ränge weitestegehend übernommen, jedoch heißt der Marschall der Sowjetunion nun entsprechend Marschall der Russischen Föderation. Die Ränge Hauptmarschall und Marschall einer Waffengattung, sowie Flottenadmiral der Sowjetunion fielen weg.
Israel
In den israelischen Streitkräften zahal besteht die Generalität nur aus drei Dienstgraden. Als Besonderheit ist anzumerken, dass die gleichen Ränge für Heer, Marine und Luftwaffe verwendet werden. Den höchsten Dienstgrad Raw-Aluf hat jeweils nur der Generalstabschef von Tzahal inne. Da hier nur drei Generalsdienstgrade existieren, ist der Raw-Aluf vergleichbar mit einem Generalleutnant, entspricht aber als dienstgradhöchster Soldat wohl eher einem General.
Generale |
---|
Raw-Aluf (רב-אלוף) |
Aluf (אלוף) |
Tat-Aluf (תת-אלוף) |
Generale | Flaggoffiziere |
---|---|
General of the Army | Fleet Admiral |
General | Admiral |
Lieutenant General | Vice Admiral |
Major General | Rear Admiral (upper half/uh) |
Brigadier General | Rear Admiral (lower half/lh) |
Regelungen zur Generalität
Das US-Gesetz (US Code Title 10 Section 525[1]) limitiert die absolute Anzahl von aktiven Offizieren im Dienstgrad Lieutenant General und General. Insgesamt ist die Anzahl der Generalität auf 302 Offiziere für die US Army, 216 für die US Navy, 279 für die US Air Force, 80 für das US Marine Corps, sowie 2 für den United States Public Health Service (Assistant Secretary for Health und den Surgeon General of the United States) begrenzt. Für die Army, Navy und Air Force gilt dabei, dass nicht mehr als 16,3 % der aktiven Generalität höherrangig als ein Major General sein darf und nicht mehr als 25 % den Dienstgrad General führen dürfen. Dies entspricht 11 Generalen für die Army, 8 Admiralen für die Navy, 10 Generalen für die Air Force und 3 Generalen für das Marine Corps.
Viele dieser Viersterne-Posten sind dabei für bestimmte Posten reserviert. So sind in der Army und der Air Force jeweils der Chief of Staff und der Vice Chief of Staff Generale und in der Navy der Chief of Naval Operations und der Vice Chief of Naval Operations jeweils Admirale. Im Marine Corps trägt der Commandant of the Marine Corps und der Assistant Commandant den Dienstgrad eines Generals. Zudem ist der Commandant of the Coast Guard und der Assistant Secretary for Health [2] ein Admiral.
Das Gesetz lässt jedoch zahlreiche Ausnahmen zu. So fallen Offiziere, die als Chairman of the Joint Chiefs of Staff oder Vice Chairman dienen, aus der Prozentregelung für ihre Teilstreitkraft heraus. Zusätzlich gesondert behandelt werden die Offiziere, die in Teilstreitkräfte-übergreifenden Positionen dienen. So fallen die Unified Combatant Commanders und der Kommandierende General der US Forces Korea aus der Begrenzung für Generale raus, zählen jedoch für die Prozentregelung für Lieutenant Generals. Außerdem kann der Präsident die Begrenzungen für einzelne Teilstreitkräfte verändern, wenn er bei einer anderen Teilstreitkraft jene Änderungen kompensiert. Schlussendlich hat der Präsident auch die Möglichkeit, die genannten Begrenzungen in Kriegszeiten oder in Zeiten des nationalen Notstandes zu ignorieren.
Ruhestandsregelungen
Offiziere müssen entweder nach fünf Jahren im Dienstgrad General/Admiral oder nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand gehen, je nachdem, was später zutrifft. Zudem kann die Dienstzeit vom Präsidenten um fünf Jahre, bis maximal zum 62. Lebensjahr des Offiziers, verlängert werden. Alle Offiziere müssen im Monat nach ihrem 62. Geburtstag in den Ruhestand gehen, jedoch kann der Präsident bis zu zehn eigentlich pensionsfähige Offiziere bis zu ihrem 64. Geburtstag im Dienst belassen.
Ein verdeutlichendes Beispiel: Admiral William J. Fallon, Kommandeur des US Central Command (CENTCOM), wurde am 30. Dezember 1944 geboren, trat 1967 in den aktiven Dienst, wurde im Jahre 2000 zum Admiral befördert und übernahm am 16. März 2007 CENTCOM. Normalerweise müsste Fallon also nach 40 Dienstjahren 2007 in den Ruhestand gehen. Er wird jedoch vermutlich bis zum Ende seiner dreijährigen Amtszeit, plus ein mögliches Jahr Verlängerung, im Jahre 2009 bzw. 2010 - also bis zu seinem 64. bzw. 65. Geburtstag - im aktiven Dienst bleiben.
Da die Dienstgrade Lieutenant General und General nur temporär vergeben werden, muss der Offizier einen angemessenen Posten bekleiden. Tut er dies nicht, muss er innerhalb von 60 Tagen in den Ruhestand gehen oder degradiert werden.[3] Wenn die Regierung einen Offizier für eine Position vorgesehen hat, die noch nicht frei ist, muss sie ihn auf einem angemessenen Posten „parken“. Zu diesen Posten gehören z. B. für Lieutenant Generals, die zur Beförderung zum General vorgesehen sind, der Direktor des Joint Staff, sowie die Direktoren J-3 und J-5 des Joint Staff. Generale die für eine spätere Verwendung „geparkt“ werden müssen, werden als Vizegeneralstabschef ihrer Teilstreitkraft oder als Kommandierender General des US Southern Command eingesetzt, wobei das Southern Command ein beliebter „Parkplatz“ zu sein scheint, was einige kurzzeitige Ernennungen zeigen; (Wesley Clark, nach 12 Monaten zum Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) ernannt; Peter Pace, nach 12 Monaten zum Vice Chairman of the Joint Chiefs of Staff; Bantz J. Craddock, nach 20 Monaten zum SACEUR ernannt).
Andere Länder
Der Begriff Generalität existiert auch in anderen Ländern, z. B. in Frankreich, den Niederlanden und in Spanien. Dabei handelt es sich aber um Regierungs- und Verwaltungseinheiten, die so genannten Generalstände.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- ↑ US Code Title 10 Section 525 (englisch)
- ↑ Dienstgrade des Public Health Service (englisch)
- ↑ Tom Bowman: "Unceremonious End to Army Career" (The Baltimore Sun vom 29. Mai 2005, archiviert auf TruthOut.org; englisch)