Idiopathie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Oktober 2012 um 21:01 Uhr durch Horst Emscher (Diskussion | Beiträge) (Weitere Beispiele). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff Idiopathie (von altgriechisch ἴδιος ídios ‚eigen‘ sowie πάθος páthos ‚Leiden‘)[1] wird in Verbindung mit Krankheiten benutzt, die ohne eine fassbare Ursache entstehen.

Der Begriff idiopathisch wird in der Medizin ähnlich wie der dort synonyme Begriff essentiell benutzt, um in der Benennung der Krankheit einen Hinweis darauf zu geben, dass die Erforschung der Ursache der Erkrankung bislang erfolglos war. Die Begriffsverwendung impliziert keine Wertung in Hinblick auf eine vermutete Ursache oder die Schwere der Erkrankung. Bei vielen Erkrankungen, bei denen die Ursache nicht genau geklärt ist, wird der Begriff auch nicht verwendet. Da heute die Ursachenforschung von Krankheiten kontinuierlich fortschreitet, wird der Begriff seltener verwendet.

Der englische Arzt Thomas Willis vertrat zum Beispiel 1672 erstmals die Theorie, dass die Migräne idiopathisch sei.

Der deutsche Pädiater Stephan Heinrich Nolte prägte 1993 den Begriff „idiopathische Medizin“ als eine Medizin, die die Erkenntnis und die Akzeptanz der Schicksalshaftigkeit von Gesundheit und Krankheit in ihren somatischen und psychosozialen Bedingtheiten und Zusammenhängen akzeptiert, und eine empathisch begleitende und beratende ärztliche Grundhaltung gegen eine von therapeutischem Aktionismus geprägte handlungsorientierte Medizin abgrenzt. Dahinter steht eine Grundhaltung, die davon ausgeht, dass das, was uns gesund erhält (Salutogenese), in der Regel ebenso wenig bekannt ist wie das, was krank macht (Pathogenese). Das gilt auf der körperlichen ebenso wie auf der psychischen Ebene. Ehe nun durch blindes therapeutisches Handeln in einem komplexen System mehr Schaden als Nutzen angerichtet wird, sollten Ärzte angesichts dieses Unverständnisses den Patienten empathisch begleiten und stärken sowie mechanische, psychische und soziale Heilungshindernisse erkennen und beseitigen. Es heißt nicht, im Sinne eines therapeutischen Nihilismus nichts zu tun, sondern die Bedeutung der menschlichen Beziehung in den Heilungsprozess, der immer ein innerer Selbstheilungsprozess ist, einzubeziehen. [2]

Weitere Beispiele

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Nolte S.H.: Idiopathische Medizin: Empathische Begleitung und Beratung statt therapeutischem Aktionismus. Dt. Ärztebl. 90 (1993)A1 2614-2616