Fliegerhorst Goslar
Das Gelände des zivilen Flughafens und späteren Fliegerhorstes Goslar liegt am nördlichen Stadtrand der niedersächsischen Stadt Goslar.
Geschichte
Zivile Nutzung (1925–1937)
Ab 1925 beginnen die ersten Schritte zur Suche eines geeigneten Geländes für einen neu zu errichtenden Flugplatz in der Umgebung der Stadt Goslar. Die Anlage sollte den Ort an das wachsende zivile deutsche Luftverkehrsnetz anschließen.
Bereits im Oktober 1926 gab es auf der Fläche erste Flugbewegungen. Die offizielle Eröffnung des „Goslarer Flughafens“ findet am 19. Juni 1927 statt. Das Flugverkehrsaufkommen steigt auf über 200 Landungen im 1. Halbjahr 1931. Der Flughafen dient als kleiner regionaler Verkehrsflughafen und als Notlandeplatz für internationale Strecken wie Berlin-Köln-Paris. 1932 erfolgt die Inbetriebnahme der ersten Flugzeughalle.
Militärische Nutzung (1937–1945)
Der zunächst wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrages getarnte Aufbau der Luftwaffe begann ab Januar 1933. Die nach Außen hin zivil erscheinende Tarnorganisation "Deutsche Luftverkehrs- und Handels-AG Berlin" (DELHAG) schloß mit der Stadt Goslar einen Vertrag zur Erweiterung des Flugplatzes. Für den Flughafen Goslar begann damit die Zeit einer zunehmend eingeschränkten zivilen Nutzung, die mit dem Jahr 1936 praktisch ihr Ende fand. In der Zeit von 1934 bis 1937 entstanden insgesamt 95 Gebäude auf dem Fliegerhorstgelände; darunter Unterkunftsgebäude, Offizierswohnungen, Kommandantur mit Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden sowie technischen Gebäuden und Anlagen wie Werft, Flugzeughallen, Motorenprüfstände, Werkstätten und Tankanlagen. Auf den umliegenden Bergen des Nordharzes entstehen rote Hindernisfeuer.
Mit dem Jahr 1937 zogen die ersten Luftwaffensoldaten der Aufklärungsgruppe 27 auf dem Flughafengelände ein.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa 1945 war der nunmehr als Fliegerhorst bezeichnete Goslarer Standort mit verschiedenen auch wechselnden Einheiten belegt. Dazu gehörten u.a.:
- Aufklärungseinheiten (darunter Aufklärungsgruppen F 27, F 122),
- Lufttransporteinheiten (darunter Luftlandegeschwader 1, Transportgeschwader 3),
- Luftlandeeinheiten (Teile des Fallschirmjägerregiment 3 der 1. Fallschirmjäger-Division),
- die Wettererkundungsstaffel (Westa) 26,
- zeitweise Teile des Jagdgeschwaders (JG) 27
- und gegen Ende des Krieges die italienischen Transportgruppen "Terraciano" und "Trabuchi".
Auf dem Fliegerhorst waren u.a. folgende Flugzeugtypen stationiert: Messerschmidt Me (Bf) 110, Junkers Ju 52, Heinkel He 111, Lastensegler DFS 230, Henschel Hs 126 und Avia B.534, Dornier Do 17, Heinkel He 177, Heinkel He 45, Heinkel He 46 und He 70 sowie italienische Savoia-Marchetti SM.81 und SM.82 und gegen Kriegsende als Ausweichflugplatz auch Messerschmidt Me (Bf) 109.
Am 24. August 1944 erfolgte der schwerste Luftangriff auf den Fliegerhorst durch 37 Bomber der 8th US Air Force mit 228 konventionellen Bomben und 140 Brandbomben, die Schäden an Hallen und auf dem Rollfeld verursachten.
Zivile und militärische Nutzung (nach 1945)
Mit der Übergabe der Stadt Goslar im April 1945 wird das Gelände des Fliegerhorstes zunächst von amerikanischen Truppen, später britischen Einheiten besetzt. 1948 setzt sich die Stadt Goslar erfolgreich für eine Bebauung des Rollfeldes mit Wohngebäuden statt einer totalen Schleifung des Geländes ein. In der Folge entsteht der heutige Goslarer Stadtteil „Jürgenohl“.
Ab 1958 werden die Unterkunftsgebäude und Hallen des ehemaligen Fliegerhorstes wieder durch Luftwaffeneinheiten der Bundeswehr belegt. Es handelt sich im Wesentlichen um Luftwaffenausbildungseinheiten (Luftwaffenausbildungsregiment 3 (LAR 3), später auch LAR 5 bzw. 1). Später kommen Luftraumbeobachtungsabteilungen bzw. Einheiten des Fernmelderegimentes 33 hinzu. Eine Nutzung für Luftfahrtzwecke ist seit der zivilen Bebauung des Rollfeldes nicht mehr möglich. Dennoch behält der Standort bis heute seinen Namen als „Fliegerhorst“.
Zwischen 1967 und 1993 wird eine Fernmeldeeinheit der französischen Luftwaffe am Standort stationiert (Detachement Electronique 33, später Escadron Electronique Sol 33/351). 1983 feierte der Bundeswehrstandort Goslar sein 25-jähriges Bestehen.
Gegenwärtige Situation
Im Zuge der Umstrukturierung und Truppenstärkereduzierung der Bundeswehr erfolgte der Beschluss zur Schließung des Standortes.[1] Dieser wurde inzwischen mehrfach aufgeschoben.[2] Wie und in welchem Umfang eine Nachnutzung der vorhandenen Gebäude, Hallen und technischen Einrichtungen erfolgen kann ist derzeit noch nicht klar.
Das letzte Ausbildungsbatallion wurde am 24. November 2009 im Rahmen eines feierlichen Gelöbnisses mit Wirkung zum 31. Dezember 2009 außer Dienst gestellt. Im Anschluss an das feierliche Gelöbnis fand noch eine Serenade statt. Bis zum 30. Juni 2010 war noch ein Nachkommando vor Ort.
Literatur
- Donald Giesecke (Hrsg.): Flugplatz Goslar. Vom zivilen Flughafen zum militärischen Fliegerhorst Goslar 1927–1945. Goslar 2010, ISBN 978-3-00-033087-2.
Weblinks
- Der Standort Goslar bei der Luftwaffe (Bundeswehr)
Einzelnachweis
- ↑ Fliegerhorst Goslar schließt erst 2008 bei der Luftwaffe (Bundeswehr)
- ↑ MdB Dr. Faust führte Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung
Koordinaten: 51° 55′ 56,1″ N, 10° 26′ 4,7″ O