Mastitis
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
N61 | Entzündliche Krankheiten der Mamma (Brustdrüse) |
O91 | Infektionen der Mamma (Brustdrüse) im Zusammenhang mit der Gestation |
P39.0 | Infektiöse Mastitis beim Neugeborenen |
P83.4 | Nichtinfektiöse Mastitis beim Neugeborenen |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Mastitis (syn. Mastadenitis) ist eine meist bakterielle Entzündung der weiblichen, selten der männlichen Brustdrüse bzw. Milchdrüse (griech. Mastos). In der Regel findet man eine Mastitis bei stillenden Müttern (Mastitis puerperalis), häufig etwa in der 2. Woche nach der Geburt. Eine Mastitis außerhalb des Wochenbettes ist selten (sog. Mastitis non puerperalis). Bei einer Mastitis außerhalb des Wochenbettes ist nach Abklingen der Entzündung der Ausschluss eines Malignoms wichtig.
Symptome
- Fieber
- Schmerzen, in der Regel einseitig (70 %) im Bereich der Brustwarze
- Überwärmung einer Brust
- Rötung einer Brust
- bei Abszess-Bildung fluktuierende und tastbare Schwellung
- Schwellung der Achsel-Lymphknoten
- verändertes Milchsekret
- Zellzahlerhöhung in der Milch
Pathologie
Bei der bakteriellen Mastitis findet sich histologisch eine phlegmonöse oder abszedierte Entzündung mit diffusen granulozytären Infiltraten des Brustdrüsengewebes. Bei längeren chronischen Entzündungen überwiegt ein lymphoplasmazelluläres Infiltrat. Die Ausbreitung der Entzündung erfolgt in der Regel über Lymphgefäße (interstitielle Mastitis), seltener über die Milchgänge (intrakanalikulär, sog. parenchymatöse Mastitis).
Eine tuberkulöse Mastitis zeigt typische verkäsende Granulome.
Mastitis puerperalis
ausschließlich in der Laktationszeit
Ätiologie
Die Eintrittspforten von Erregern bei der Mastitis von stillenden Müttern sind in der Regel kleine Hautverletzungen (sog. Rhagaden) der Brustwarze mit Sekundärinfektion dieser Verletzungen durch typische Hautkeime. Außerdem wird ein Sekretstau für die Infektion mitverantwortlich gemacht.
Erreger
In der Regel finden sich beim Menschen typische Haut- bzw. Mundkeime:
- Staphylococcus aureus (90 %)
- Streptokokken
- Pseudomonas u.a.
Therapie
Ein Abstillen, unterstützt von Prolaktin-Hemmern (Dopaminagonisten, z.B. Bromocriptin), ist nach aktueller Studienlage nur noch in Ausnahmefällen erforderlich und bewirkt in der Regel sogar eher eine Verschleppung des Krankheitsverlaufs.[1] Eine konservative Therapie mit Antibiotika ist indiziert (z.B. Oxacillin). Eine Infektionsgefahr für das gestillte Kind ist hierbei nicht anzunehmen. Reife Abszesse müssen in der Regel chirurgisch inzisiert und drainiert oder punktiert und mit antibiotischer Lösung gespült werden.
Mastitis non puerperalis
Ätiologie
Ursächlich wird bei dieser Mastitis ein Sekretstau angenommen mit Sekundärinfektion durch Keime.
Differentialdiagnose und weitere Diagnostik
Wichtig ist, dass bei einer Mastitis non puerperalis ein Malignom nach Abheilung der Entzündung ausgeschlossen wird (Mammakarzinom, Paget-Karzinom, inflammatorisches Mammakarzinom).
Prädisponierende Faktoren
- Hyperprolaktinämie
- Tranquilizer-Einnahme
- Ovulationshemmer-Einnahme
- Mastopathie
- Schilddrüsenstörungen
- Nikotinabusus
Erreger
Folgende Erreger finden sich bei der bakteriellen Mastitis:
- Staphylokokken
- Streptokokken
- Pseudomonas
- Proteus
- E. coli
- andere, eher seltene Erreger (Tuberkulose-Erreger, Anaerobier u.a.)
Therapie
Die Therapie ist im Prinzip dieselbe wie bei der Mastitis puerperalis.
Periduktale Mastitis
Ätiologie
Die periduktale Mastitis, auch plasmazelluläre bzw. granulomatöse Mastitis genannt, ist eine abakterielle und chronische Mastitis, die durch einen Sekretverhalt ausgelöst wird. Durch den Sekretverhalt kommt es zur Ektasie der Milchgänge mit übertreten des Sekretes in das umgebende Gewebe mit daraus resultierender Entzündungsreaktion. Betroffen sind vor allem Frauen mittleren Alters. Wichtig ist der Ausschluss eines Malignoms.
Symptome
Es findet sich in der Regel eine schmerzhafte Verhärtung im Bereich der Brustwarze mit Ausfluss.
Pathologie
In der Histologie finden sich lymphoplasmazelluläre Infiltrate und Gangektasien der Milchgänge. Außerdem finden sich Granulome, Fett-speichernde Makrophagen (sog. Lipophagen), Epitheloid- und Riesenzellen.
Referenzen
- ↑ „Abstillen ist ein Kunstfehler“ (PDF; 169 kB), Medical Tribune 04/2006 (abgerufen am 22. Juni 2012)