Saccocoma
Die freischwimmende und ungestielte Seelilie (Haarstern) der Art Saccocoma pectinata ist das am häufigsten gefundene Fossil aus den Solnhofener Plattenkalken, die aus Meeresablagerungen des Jura entstanden sind.
Herkunft
In der oberen Jurazeit vor etwa 150 Millionen Jahren haben die Saccocomen massenhaft das Meerwasser der Wannen bei Eichstätt in Bayern bevölkert.
Saccocoma pectinata besaß einen Durchmesser bis zu etwa 4 Zentimetern, hatte einen etwa erbsengroßen Körper und trug zehn dünne, jeweils paarweise angeordnete gefiederte Arme, die an den Enden eingerollt waren. Mit den ständig strudelnden Armen konnte das Tier nur eingeschränkt schwimmen. Denn schon eine geringfügige Strömung verdriftete die schwebende Seelilie. Außerdem dienten die Arme dazu, dem Mund im zentralen Körperteil Nahrung zuzufächeln.
Die freischwimmenden Seelilien wurden oft von Tintenfischen gefressen. Das beweisen Reste von Haarsternen in Koprolithen (fossile Exkremente) von Tintenfischen.
Saccocoma pectinata wurde 1831 von dem deutschen Arzt und Paläontologen Georg August Goldfuss (1782-1848) wissenschaftlich untersucht. Der in Thurnau bei Bayreuth geborene Gelehrte, der etwa 200 Fossilien entdeckte und beschrieb, wirkte zu jener Zeit bereits als Professor in Bonn. Noch im Mittelalter hat man die wahre Natur der freischwimmenden Seelilien nicht erkannt. Damals wurden die auf Solnhofener Platten sichtbaren Fossilien teilweise für "Teufelswerk" gehalten. Kein Wunder: Man deutete die Ablagerungen damals als Hinterlassenschaften der biblischen Sintflut.
1616 verkannte der Nürnberger Apotheker, Botaniker und Verleger Basilius Besler (1561-1629) die Seelilie Saccocoma als Spinne. Ab dieser Zeit sprach man von "Eichstätter Spinnensteinen". Dass es sich bei den Plattenkalken im Raum Solnhofen und Eichstätt um Meeresablagerungen handelte, machte 1730 erstmals der Arzt Johann Jakob Baier (1677-1735) publik. Er wirkte seit 1704 als Professor der Medizin in Altdorf bei Nürnberg, sammelte von da ab Fossilien und deutete die "Eichstätter Spinnensteine" als Seesterne.