Zeche Friedrich Ernestine
Zeche Friedrich Ernestine | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betriebsbeginn | 1876 | ||
Betriebsende | 1965 | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Steinkohle | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 51° 28′ 22″ N, 7° 2′ 52″ O | ||
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Standort | Stoppenberg | ||
Gemeinde | Essen | ||
Kreisfreie Stadt (NUTS3) | Essen | ||
Land | Land Nordrhein-Westfalen | ||
Staat | Deutschland | ||
Revier | Ruhrrevier |
Die Zeche Friedrich Ernestine war ein Steinkohlenbergwerk in Essen-Stoppenberg.[1] Die Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Friedrich Ernestine war eines der Gründungsmitglieder des Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikats.[2]
Geschichte
Die Anfänge
Die Gewerkschaft Friedrich Ernestine wurde 1871 durch die Familie Stinnes gegründet.[3] Die Gewerkschaft war damit die jüngste der Gewerkschaften mit Beteiligung der sieben Geschwister der Familie Stinnes. Im selben Jahr wurde zunächst das Feld Ernestine in die beiden Felder Ernestine und Ernestine nördliches Feld geteilt.[2] Das Feld Ernestine wurde an die Firma Friedrich Krupp. Am 25. Mai desselben Jahres erging der Beschluss, die beiden Felder Glückauf Ernestine und Ernestine nördliches Feld zusammen zu legen.[1] Noch im selben Jahr wurde mit den Teufarbeiten für den Schacht 1 begonnen.[3] Dieser Schacht gehörte zur Zeche Glückauf Friedrich, die Teufarbeiten an diesem Schacht waren bei einer Teufe von 11,5 Meter wegen starkem Gebirgsdruck eingestellt worden. Danach war die Gewerkschaft Glückauf Friedrich liquidiert worden und der Schacht wurde zusammen mit dem Feld Glückauf Ernestine zur Berechtsame von Friedrich Ernestine gelegt. Am 21. Mai des Jahres 1872 wurden die Felder zu Friedrich Ernestine konsolidiert. Noch im selben Jahr erreichte der Schacht 1 bei einer Teufe von 107 Metern das Karbon. Bei einer Teufe von 131 Metern (- 42 m NN) wurde die 1. Sohle angesetzt. Im Jahr darauf wurde bei einer Teufe von 178 Metern (- 89 m NN) die 2. Sohle und bei einer Teufe von 217 Metern (- 128 m NN) die 3. Sohle angesetzt.[1]
Die ersten Betriebsjahre
Im Jahr 1873 wurde im Schacht 1 mit der Förderung begonnen.[3] Im selben Jahr wurde Übertage eine Wasserhaltungsmaschine installiert. Die Maschine wurde durch zweizylindrige Dampfmaschine angetrieben, die eine Leistung von 300 PS hatte. Die Maschine hob das Grubenwasser mittels einer im Schacht 1 eingebauten Gestängepumpe und war in der Lage pro Minute 1,5 Kubikmeter Wasser zu heben.[4] Im Jahr 1976 machte sich im Schacht 1 starker Druck auf den Schachtausbau bemerkbar. Im Jahr 1878 wurde ein Feldertausch mit den Zechen Graf Beust und Königin Elisabeth durchgeführt. Die Berechtsame umfasste nun eine Fläche von 1,7 km2. Im Jahr 1880 wurde auch im Feld Ernestine abgebaut, da dort keine eigene Schachtanlage vorhanden war. Im Jahr darauf wurde bei einer Teufe von 258 Metern (- 169 m NN) die 4. Sohle angesetzt.[1] Im Jahr 1884 wurde ein Durchschlag zur Nachbarzeche Graf Beust erstellt.[3] Dieser am 2. Januar erstellte Durchschlag war erforderlich geworden, um einen zweiten Ausgang für die Bergleute zu erhalten. Im selben Jahr endete der Pachtvertrag mit Friedrich Krupp. Am 6. Mai des Jahres 1889 wurde eine Feldesbereinigung mit der Zeche Königin Elisabeth vorgenommen. Im selben Jahr wurde bei einer Teufe von 306 Metern (- 217 m NN) die 5. Sohle angesetzt.[1]
Zur Verbesserung der Wetterführung wurde 1897 bis 1899 neben Schacht 1 der Schacht 2 niedergebracht.
Der weitere Betrieb
1900 wurde Hugo Stinnes Grubenvorstand der Gewerkschaft Friedrich Ernestine. Er hielt dieses Amt bis zu seinem Tode 1924 inne. Unter seiner Leitung wurden bis 1905 die Schächte mit neuartigen Fördergerüsten ausgestattet. Weiterhin wurde eine Kokerei eingerichtet. Der Gasgehalt der Kohle hatte aber auch seine Schattenseite: Zweimal, 1910 und 1919, wurde "Friedrich Ernestine" von Schlagenden Wettern heimgesucht, die 4 (1910) und 6 (1919) Todesopfer kosteten.
Der Absatz der geförderten Kohle und des Koks war den ebenfalls von Hugo Stinnes gegründeten Rheinischen Elektrizitätswerken AG bei der Schachtanlage Victoria Mathias vorbehalten. Das RWE übernahm 1920 die Mehrheit der Kuxe der Gewerkschaft und führte die Zeche in gleicher Unternehmensform fort.
1929/30 wurde die Kokerei mit 60 modernen Koksöfen völlig neu errichtet. 1934 wurde die Grube mit Zeche Victoria Mathias durchschlägig, d.h. es gab eine direkte Verbindung zwischen den Gruben. Die Jahresförderung betrug 650.000 t Kohle bei einer Kokserzeugung von 240.000 t pro Jahr.
1952 wurde die Gewerkschaft Friedrich Ernestine mit der ebenfalls zum ehemaligen Stinnes'schen Familienbesitz zählenden Gewerkschaft Graf Beust auf die Gewerkschaft Victoria Mathias vereinigt. Ab 1957 wurde die Förderung zusammengefasst und über den Schacht 2 der Zeche Victoria Mathias gefördert.
Stilllegung
Die Grubenfelder der RWE-Zechen waren von vorneherein relativ knapp bemessen (da die Schachtanlagen ursprünglich oft in Sichtweite zueinander abgeteuft worden waren, war der Abstand denkbar gering). Daher war ab 1960 abzusehen, dass auf Dauer keine wirtschaftliche Gewinnung der Vorräte mehr möglich war. 1963 wurde das Ostfeld mit den Schächten Friedrich Ernestine 1/2 sowie der Kokerei stillgelegt.
1965 wurde die Gesamtförderung eingestellt.
Heutiger Zustand
Die Schächte Friedrich Ernestine wurden verfüllt und die Anlagen komplett abgebrochen. Heute befindet sich auf dem Zechengelände an der Langemarckstraße das Gewerbegebiet Friedrich Ernestine.
Im Jahr 2011 taufte RWE zur Erinnerung an die Zeche ein Installationsschiff für Windkraftanlagen auf den Namen Friedrich Ernestine.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144) 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.
- ↑ a b Gerhard Gebhardt:Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1957
- ↑ a b c d Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.
- ↑ Paul Neubaur:Mathias Stinnes und sein Haus. Ein Jahrhundert der Entwicklung 1808-1908, Druck von Jul. Bagel, Mülheim A. D. Ruhr 1909