Narrabaum

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Narrabaum

Narrabaum (Pterocarpus indicus)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Dalbergieae
Gattung: Pterocarpus
Art: Narrabaum
Wissenschaftlicher Name
Pterocarpus indicus
Willd.

Der Narrabaum (Pterocarpus indicus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Pterocarpus in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Die Baumart ist im tropischen Asien und auf den pazifischen Inseln beheimatet.

Das Holz der Art wird für Möbel und Instrumente verwendet, verschiedenen Pflanzenteile finden auch in der Volksmedizin Anwendung.

Beschreibung

Habitus eines Narrabaumes

Erscheinungsbild und Blatt

Der Narrabaum wächst als sommergrüner Baum, der Wuchshöhen zwischen 15 und 25 Meter erreicht. Der Brusthöhendurchmesser kann bis zu 2 Meter betragen.[1] Die Borke ist gräulich.

Unpaarig gefiederte Laubblätter

Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter messen 15 bis 30 Zentimeter und sind unpaarig gefiedert. Die fünf oder sieben (in Extremfällen bis zu 11 oder nur ein) Fiederblättchen sind wechselständig bis fast gegenständig an der Blattrhachis angeordnet. Sowohl die Rhachis als auch die 4 und 7 Millimeter langen Stiele der Fiederblättchen sind kahl. Die dünnen und papierartigen, beidseitig kahlen Fiederblättchen sind bei einer Länge von 5 bis 11 Zentimeter sowie einer Breite von 3,5 bis 5,5 Zentimeter breit eiförmig-elliptisch mit stumpfer Basis und kurz zugespitztem oberen Ende. Die feine Blattnervatur besteht aus sechs bis acht Paaren Seitennerven. Die meist kleinen Nebenblätter fallen früh ab.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit reicht in China von März bis April. Die meist seitenständigen, selten endständigen, traubigen oder rispigen Blütenstände sind 10 bis 18 Zentimeter lang und schwach flaumig behaart.

Die Blüten messen zwischen 1 und 1,5 Zentimeter. An der Kelchbasis stehen zwei linealisch-längliche Tragblätter. Die Blütenstiele messen 7 bis 10 Millimeter. Der Kelch ist glockenförmig und zwischen 4 und 6 Millimeter groß. Er ist angepresst und braun mit seidiger Textur. Die Kelchzähne sind breit dreieckig und etwa 1 Millimeter lang. jeweils zwei Kelchzähne sind gegenüber den anderen vergrößert.

Die fünf gelben Kronblätter sind lang genagelt. Die Fahne ist eiförmig-rundlich mit krausem Rand. Die Flügel sind länglich und etwa so lang wie die Fahne. Das Schiffchen ist schmal länglich und kürzer als die Flügel.

Die zehn Staubblätter sind auf einer Länge von 8 bis 9 Millimeter zu zwei Gruppen (9 + 1) verwachsen. Die Staubfäden sind verschieden lang mit beweglichen Staubbeuteln. Der kurz gestielte Fruchtknoten ist bei einer Länge von 7 bis 8 Millimeter länglich und dicht flaumig behaart, er enthält zwei Samenanlagen. Der gebogene Griffel endet in einer winzigen Narbe.

Frucht und Samen

Geflügelte Früchte

Die einsamigen Hülsenfrüchte sind kreisrund und messen 4 bis 4,5 Zentimeter in der Länge und 3,5 bis 4,5 Zentimeter in der Breite. Sie sind kurz gestielt, leicht behaart und um den Rand breit geflügelt. Die Flügel messen bis zu 2 Zentimeter. Die braunen Samen sind nierenförmig, schmal und ungleichseitig. Die Früchte reifen in China zwischen April und Mai.

Inhaltsstoffe und Chromosomenzahl

Das Narraholz enthält die roten Farbstoffe Narrin (C15H1305), Santalin (C54H28O16) und Angolensin (C16H16O4). Narrin ist ein dunkelrotes, amorphes Pulver das in basischen Verbindungen Phloroglucin und Resorcin abgibt.

Weitere Inhaltsstoffe sind Pterocarpin, Pterostilben, Homo-pterocarpin, Prunetin, Formononetin, Isoliquiritigenin, Hydroxyphenylpropionsäure, Pterofuran, Pterocarpol und β-Eudesmol. Destilliert ergibt das Holz einen Teer mit moderater Dichte. Werden Holzspäne in Wasser gegeben verfärbt sich das Wasser mit schönen blauen und gelben Schlieren.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20[2].

Vorkommen und Gefährdung

Das Verbreitungsgebiet des Narrabaums liegt vorwiegend im tropischen Asien in den Staaten Kambodscha, Thailand, Myanmar, Malaysia, Osttimor, auf Indonesien, den Philippinen, der Volksrepublik China und auf Japan sowie auf den pazifischen Inseln: Palau, Mikronesien und Vanuatu.[3][4][5]

Der Narrabaum gedeiht in Höhenlagen zwischen nahe Meereshöhe bis etwa 1300 Meter[6]. Hauptsächlich wächst Pterocarpus indicus in immergrünen Wäldern, man kann ihn auch an Prielen und felsigen Meeresufern finden.[1]

Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) stuft die Art Pterocarpus indicus auf ihrer Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet (vulnerable) ein. In Vietnam ist die Art bereits ausgestorben. Auf Sri Lanka und in Malaysia konnte trotz intensiver Suche kein einziges wildes Exemplar mehr aufgefunden werden. Der Hauptgrund für die Gefährdung ist der intensive Einschlag der Bäume zur Holzgewinnung.[7]

Ein anderes Gefährdungspotential ergibt sich durch die Ausbreitung des Befalls der Bäume durch den Pilz Fusarium oxysporum der die Fusarium-Welke auslöst.[8]

Taxonomie

Die Erstbeschreibung von Pterocarpus indicus erfolgte 1802 in der vierten Auflage von Carl Ludwig von Willdenows Species Plantarum.[9]

Ökologie

Der Narrabaum wird von einer Vielzahl verschiedenen Bienen (Apiformes), aus verschiedenen Gattungen bestäubt. Als weitere Bestäuber kommen Parasa lepida eine Schmetterlingsart (Lepidoptera) und der Käfer (Coleoptera) Hypomyces squamosus in Frage.

Die Samen werden mit Vorliebe von Wildschweinen (Sus scrofa) verzehrt. An den Bäumen wachsen des Weiteren regelmäßig Pilze vor allem die lackporlingsarten (Ganoderma) Ganoderma pseudoferreum und der Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum). Aber auch der Gemeiner Spaltblättling (Schizophyllum commune) und die Art Sclerotium rolfsii befallen den Narrabaum regelmäßig.[2]

Nutzung

Narraholz – Furnierblatt

Der Narrabaum wird vor allem wegen seines Holzes kultiviert, dabei ist das Holz lokal im Verbreitungsgebiet wie auch für den Export von Bedeutung. Es wird für hochwertige Möbel, als Furnier, im Musikinstrumentenbau für Waffenstöcke und im Bootsbau verwendet. Das Holz hat hervorragende technische Eigenschaften es hat eine moderate Dichte von 550 bis 900 kg/m³ bei 15 % Feuchtigkeit.

Holz

In Papua Neuguinea ist Narra ein bedeutendes kommerzielles Holz, das hohe Preise erzielt. Dabei ist der Export von Stämmen verboten und nur verarbeitetes Holz darf exportiert werden.

Auf den Philippinen betrug der Export von Narra im Jahr 1985 3.000 Tonnen. Im Folgejahr 1986 ging der Export auf 2.300 Tonnen zurück, die zu 57 % aus verarbeitetem Holz bestanden. Im Jahr 1987 betrug der Export noch 430 Tonnen, die zu 100 % verarbeitet waren. nach 1987 ging der Export auf nahezu Null zurück und es wurde ein totales Fällverbot für Narrabäume erlassen.

Aufgrund der Seltenheit der Art und des langsamen Wachstums ist Narraholz heute sehr knapp. Es wurde im Jahr 2004 noch aus Papua Neu Guinea und den Solomon Inseln exportiert und erzielte Preise zwischen 600 und 800 US-Dollar pro Kubikmeter.[6]

Medizinischer Nutzen

Dem Narrabaum wird in vielen Regionen im Verbreitungsgebiet medizinischer Nutzen zugeschrieben. Verwendet werden vor allem Extrakte aus der Borke. Traditionell wird die Borke dazu ausgekocht und der Sud getrunken. das hauptsächliche Anwendungsgebiet sind Durchfallerkrankungen.

In Papua Neuguinea wird darüber hinaus Narra zur Behandlung von Tuberkulose, Kopfschmerzen, Sor und als Abführmittel verwendet. Auf den Solomon Inseln dient es zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden und Gonorrhoe. In Vanuatu werden auch Schnittwunden mit dem Sud behandelt.

In Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen sind in neuerer zeit auch Tabletten aus Narra-Extrakt zur Behandlung diverser Beschwerden auf dem Markt.[6]

Quellen

Literatur

  • Shugang Li et al.: Pterocarpus indicus. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Band 10. cience Press, Beijing 2010, ISBN 978-1-930723-91-7, S. 130 (online).

Einzelnachweise

  1. a b M. Carandang: Pterocarpus indicus Willd. In: APFORGEN (Hrsg.): Priority Species Information Sheet. Kuala Lumpur (pdf).
  2. a b c Pterocarpus indicus Willd. In: NewCROP the New Crop Resource Online Program. Purdue University, 8. Januar 1998, abgerufen am 3. Januar 2012.
  3. "display:none"%3E%5B%5BVorlage:GRIN/Wartung/Keine%20ID%20angegeben%5D%5D%3C/span%3E Pterocarpus indicus. In: USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). National Germplasm Resources Laboratory, abgerufen am 3. Januar 2012.
  4. Pterocarpus indicus. In: Pacific Island Ecosystems at Risk (PIER). 15. Dezember 2010, abgerufen am 3. Januar 2012 (englisch).
  5. Ian Cowie: A Survey of Flora and Vegetation of the Proposed Jaco–Tutuala–Lore National Park, Timor-Leste (East Timor), NT Herbarium (DNA), Department of Natural Resources, Environment and the Arts, Palmerston, NT, Mai 2006
  6. a b c Lex A.J. Thomson: Pterocarpus indicus (narra). In: C. R. Elevitch (Hrsg.): Species Profiles for Pacific Island Agroforestry. Permanent Agriculture Resources (PAR). Hōlualoa April 2006 (pdf – Version 2.1).
  7. Pterocarpus indicus. In: IUCN Red List of Threatened Species. World Conservation Monitoring Centre, 1998, abgerufen am 3. Januar 2012 (englisch).
  8. B. Condé: Fusarium Wilt of Rosewood. In: Northern Territory Government (Hrsg.): Agnote. Nr. 172, Juli 2010, ISSN 0157-8243 (pdf).
  9. Carl Ludwig Willdenow: Caroli a Linné Species plantarum: exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas. 4. Auflage. Band 3, Nr. 2. Berlin 1802, S. 904 (Online).
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