Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

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Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Rechtsform Stiftung
Gründung 1990
Website www.gra.ch

Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus[1] (GRA) (französisch Fondation contre le racisme et l’antisémitisme, italienisch Fondazione contro il razzismo e l’anisemitismo) ist eine 1990 gegründete Schweizer Stiftung mit Geschäftssitz in Zürich.

Die Stiftung unterstützt gemäss ihrem Stiftungszweck Personen und Institutionen, die sich für Toleranz und Verständnis gegenüber den mit der Schweiz historisch verbundenen Minderheiten einsetzen und deren Diskriminierung im Allgemeinen und den Antisemitismus im Besonderen bekämpfen.[1]

Stifter und erster Präsident der GRA war der Zürcher Rechtsanwalt Sigi Feigel. Seit 2004 nimmt Ronald Bernheim die Funktion des Präsidenten ein.

Stiftungsziel

Die Stiftung setzt sich für die Menschenrechte und die Erhaltung der Demokratie Schweizer Prägung ein. Sie arbeitet interkonfessionell und überparteilich, setzt sich ein für eine bessere Verständigung sowie für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben der Mehrheit mit den Minderheiten und umgekehrt.

Tätigkeitsfelder

Die Tätigkeitsfelder der Stiftung beinhalten Öffentlichkeitsarbeit sowie Engagement in den Bereichen Bildung und Erziehung, Politik und Rechtliches. Sie steht in enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz GMS und der Stiftung Erziehung zur Toleranz SET.

Die Stiftung unterstützt die Realisierung von Projekten der Stiftung Erziehung zur Toleranz, die sich in Zusammenarbeit mit dem Pestalozzianum Zürich für das Erstellen von Bildungsmedien engagiert. Die Lehrmittel sollen mithelfen, die Erziehungsarbeit von Eltern und Lehrpersonen zu Gunsten von interkulturellen Kompetenzen zu vertiefen mit dem Ziel, junge Menschen zu mündigen Bürger wachsen zu lassen, die Mitmenschen aus anderen Kulturen und Erlebnisbereichen mit Respekt begegnen und mit ihnen in gegenseitiger Wertschätzung friedlich zusammenzuleben.

Die Stiftung unterstützt Arbeitskreise und Gruppen, die sich für eine humane Behandlung ausländischer Gruppen während ihres Aufenthaltes in der Schweiz und dafür einsetzen, dass Asylsuchende nicht zurückgesandt werden, solange sie in ihrer Heimat gefährdet sind.

Projekte

Glossar, Chronologie

Auf der Webseite der Stiftung wird ein Glossar zu historisch belasteten Begriffen angeboten und eine Chronologie über rassistische Vorfälle in der Schweiz geführt. Letztere wird monatlich aktualisiert, eine Zusammenfassung wird jährlich schriftlich publiziert, an Interessenten und Medien versandt.[2][3]

Die auf der Website der GRA gelistete Chronologie sorgte im 2009 für Aufruhr. Die Stiftung führte nämlich den Präsidenten der Jungen SVP Thurgau, Benjamin Kasper, in ihrer Chronologie unter verbalem Rassismus, weil er sich in einer Rede zur Minarettverbots-Initiative für eine Schweizer Leitkultur und gegen die Ausbreitung des Islams in der Schweiz aussprach. Kasper klagte nach der Veröffentlichung gegen die GRA wegen Persönlichkeitsverletzung. Das Bezirksgericht Kreuzlingen gab in seinem Urteil der GRA Recht und vertrat sogar die Auffassung, dass Personen, die sich für das Minarettverbot einsetzen, damit rechnen müssen, als Rassisten bezeichnet zu werden. Das Urteil sorgte schweizweit für Aufsehen. Kasper zog das Urteil mit seinem Anwalt Hermann Lei vor Obergericht und erhielt dort Recht.[4][5]

Spot it! Stop it!

2007 lud die Stiftung Jugendliche und Lehrpersonen ein, ein Storyboard oder kurzes Drehbuch für einen Fernseh- oder Kino-Spot zu den Themen Rassismus, Antisemitismus oder Behinderung zu schreiben. Die vier besten Ideen wurden von einem professionellen Filmteam des Schweizer Fernsehens realisiert. Sie waren im Fernsehen, in Kinos und auf e-boards in der ganzen Schweiz zu sehen.

Vereint gegen Rassismus

Die GRA koordinierte die Kampagne bei der Fussball-Europameisterschaft 2008, die von Football Against Racism in Europe FARE in Zusammenarbeit mit der UEFA durchgeführt und von der internationalen Spielervereinigung FIFPro unterstützt wurde.

Lève-toi!

Die GRA veranstaltete 2009/2010 in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Fachstelle für Rassismusbekämpfung einen Video-Wettbewerb, aus dessen Beiträge ein Musikvideo geschnitten wurde zum Song La peur de l’autre des Lausanner Musikers Stress.

Preise

Fischhof-Preis

Gemeinsam mit der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz verleiht die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus alle zwei Jahre den Nanny und Erich Fischhof-Preis an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in der Bekämpfung von Rassismus und Antisemitismus in der Schweiz verdient gemacht haben.

Max und Erika Gideon Schulpreis

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Erziehung zur Toleranz wird alle zwei Jahre der Max und Erika Gideon Schulpreis verliehen. Er geht an Schüler und Lehrer, die sich auf dem Gebiete der Bekämpfung des Fremdenhasses und des Antisemitismus hervorgetan haben.

Preis für Menschlichkeit und Medienpreis

Bei besonderer Gelegenheit wird auch der Preis für Menschlichkeit verliehen für Menschen, die sich in humanitärer Beziehung allgemein verdient gemacht haben, oder der Medienpreis für Journalistinnen und Journalisten, die sich in den Medien für Humanität und Menschlichkeit einsetzen.

Jahr Preis Preisträger
1992 Medienpreis Klara Obermüller, Journalistin
1994 Medienpreis Regula Heusser Markun, Redaktorin
Hans-Peter Meng, Radiojournalist
1997 Preis für Menschlichkeit Peter Arbenz, Delegierter des Bundesrates für das Flüchtlingswesen
2005 Medienpreis Hans Stutz, Journalist und Autor

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag der «Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus» im Handelsregister des Kantons Zürich
  2. Hans Stutz: Museum des Hasses. Minderheiten plagen. Die Wochenzeitung WOZ Online, 5. Juni 2008, abgerufen am 12. Januar 2011.
  3. Jürg Dedial: Worte und Unworte. Glossar zum korrekten Umgang mit belasteten Begriffen. Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online, 8. April 2010, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  4. Reinhard Wegelin: Gericht stellt fest: Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus begeht Persönlichkeitsverletzung. Erfolg für JSVP-Jungpolitiker vor dem Thurgauer Obergericht. Politik.ch, , abgerufen Format invalid.
  5. MARTINA EGGENBERGER LENZ: JSVP-Präsident wurde doch in Persönlichkeit verletzt. Das Thurgauer Obergericht ist anderer Meinung als das Kreuzlinger Bezirksgericht: Benjamin Kasper darf nicht als Rassist bezeichnet werden. hermannlei.ch, , abgerufen Format invalid.