Meroe

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Meroe in Hieroglyphen
bAZ1rwniwt
t

in Ägyptischen Hieroglyphen
in einer Inschrift von Arikamaninote
Das Wort Mdewi (Medewi/Meroe) auf der Stele der Amanirenas aus Hamadab
Meroe und seine Friedhöfe

Meroe (Aussprache [meˈroːə]; griechisch: Μερόη; demotisch: Mrwe; in ägyptischen Hieroglyphen: Mrw und auch Brw; meroitisch: Medewi; koptisch Ⲡⲉⲣⲟⲩⲉ; Alternativschreibung Meroë) war ungefähr von 400 v. Chr. bis 300 n. Chr. die Hauptstadt des historischen Reiches von Kusch. Deshalb wird die Phase mit Meroe als Hauptstadt auch als das Königreich von Meroe bezeichnet. Das Reich erstreckte sich von der großen Nilkrümmung in Nubien bis an den Fuß der abessinischen Berge und wurde um 350 n. Chr. zerstört.

Die Tempelreste und drei Pyramidengruppen von Meroe im heutigen Sudan liegen 45 Kilometer nordöstlich von Schandi nahe dem Dorf Begrawija. Die archäologischen Stätten wurden 2011 auf Vorschlag des Sudan in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Aufbau der Stadt

Die Stadt besteht aus drei Teilen:

  1. die sogenannte königliche Stadt, die von einer Mauer umgeben war und in der sich wohl Paläste, aber auch andere wichtige Gebäude befanden,
  2. der Tempelkomplex des Amun und
  3. eher lose darum orientiert die Wohnstadt der normalen Bevölkerung.

Römisches Bad

In der königlichen Stadt fanden sich die Paläste und Verwaltungsgebäude der Stadt. Besonders hervorzuheben ist das sogenannte römische Bad. Hier wurde eine Therme im Stil des Mittelmeerraumes erbaut. Das Bad war mit Skulpturen im klassischen Stil und Wandmalereien, auch in einem klassischen Stil dekoriert.[1]

Tempelkomplex des Amun

Der große Amuntempel ist vom Nil weg orientiert und schaut eher auf die aufgehende Sonne. Um diesen Tempel herum finden sich diverse kleinere Tempel gruppiert. In knapp vier Kilometer Entfernung finden sich im Osten der Wohn- und Tempelstadt die Nekropolen mit zahlreichen Pyramiden.

Der ‹Sonnentempel› (Plan)

Sonnentempel

Auf halben Weg zwischen Wohnstadt und den Pyramiden befindet sich der sogenannte Sonnentempel (M 250). Dieser Bau bestand aus einem inneren Tempel um den Säulen herum geordnet waren. Diese Anlage war wiederum von einer Mauer umgeben. Auf einem Relief im Tempel fand sich ein Bild dieser Anlage, so dass man sie recht gut rekonstruieren kann.[2] Der sog. Tempel 292 wird auch als Augustus Tempel bezeichnet. Hier fand sich ein Bronzekopf des Kaisers Augustus, bei dem vermutet wird, dass es sich um ein Beutestück im Kampf gegen die Römer handelt. In dem Tempel fanden sich Malereien, die heute nur noch in Kopien erhalten sind.[3]

Nekropolen

  1. Nordfriedhof (1,4 km östlich des Khartum-Atbara-Highways)
  2. Südfriedhof (1,6 km östlich des Khartum-Atbara-Highways)
  3. Westfriedhof (0,6 km westlich des Khartum-Atbara-Highways)

Geschichte

Die Anfänge der Stadt liegen im Dunkeln. Bei Tiefgrabungen fanden sich einfache Hütten. Aus späterer Zeit stammen Objekte mit den Namen der napatanischen Könige Aspelta und Senkamanisken, die andeuten, dass die Stadt schon früh von einiger Bedeutung war. In dieser Zeit wurden auf den Friedhöfen auch schon hochrangige Mitglieder der Königsfamilie, zum Beispiel die Königin Mernua, begraben. Von Arikamaninote, unter dem die Stadt zuerst textlich belegt ist, wissen wir, dass der König in Meroe residierte und nur zur Krönung nach Napata reiste und dort auch begraben wurde. Seit Ergamenes werden die Könige auch in Meroe begraben und errichteten hier ihre Pyramiden. In der meroitischen Periode wurden über 40 Königinnen und Könige in Meroe beerdigt. Bis an den Beginn des 4. nachchristlichen Jahrhunderts blieb Meroe Hauptstadt des Reiches. Das Ende der Stadt ist nicht genau bekannt. Während die frühere Forschung davon ausging, dass die Stadt mit dem Reich von Kusch unterging, so gibt es heute Anzeichen, dass sie noch einige Zeit weiterbestand und eventuell der Sitz eines Kleinkönigtums war. Im 4. Jahrhundert wurde die Stadt auch von den Aksumiten erobert, doch richteten diese wohl keine längere Herrschaft ein.

Galerie

Rezeption

  • Die schwarzen Königinnen. Dokumentation, Deutschland, 2005, 52 Min., Regie: Dethlev Cordts, Nicola von Oppel, Produktion: NDR, Inhaltsangabe von arte mit vier Videoausschnitten

Siehe auch

Literatur

  • William Y. Adams: Nubia. Corridor to Africa. Allen Lane, London 1977.
  • Hans Bonnet: Meroe. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6.
  • F. W. Hinkel: Meroe, cemetries. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 505–510.
  • F. W. Hinkel: Meroe, the „Sun Temple“. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 515–518.
  • P. L. Shinnie: Meroe. A civilization of the Sudan. Thames & Hudson, London 1967 (Ancient Peoples and Places 55, ZDB-ID 418077-x).
  • László Török: Geschichte Meroes. Ein Beitrag über die Quellenlage und den Forschungsstand. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Band II, 10. Januar 1988, S. 107–341 (mit ausführlichen Literaturangaben).
  • László Török: The Kingdom of Kush. Handbook of the Napatan-Meroitic civilization. Brill, Leiden u. a. 1997, ISBN 90-04-10448-8 (Handbuch der Orientalistik. Erste Abteilung: Nahe und der Mittlere Osten. Bd. 31).
  • László Török: Meroe, city. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 510–515.
  • László Török: Meroitic culture. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 518–522.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Ausgrabungen des DAI im römischen Bad.
  2. Computerrekonstruktion des Tempels.
  3. P. L. Shinie, R. J. Bradley: The Murals from the Augustus Temple, Meroe. In: William Kelly Simpson, Whitney M. Davis (Hrsg.): Studies in Ancient Egypt, The Aegean, and the Sudan. Essays in honor of Dows Dunham on the occasion of his 90th birthday, June 1, 1980. Department of Egyptian and Ancient Near Eastern Art – Museum of Fine Arts, Boston 1981, ISBN 0-87846-197-3, S. 167–172.

Koordinaten: 16° 56′ 11″ N, 33° 42′ 39″ O