Salzhandel

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Der Salzhandel war historisch eine lange Zeit ein Handelsbereich von höchster wirtschaftlicher Bedeutung. Salz diente zum einen zum Konservieren und Würzen von Lebensmitteln, zum anderen als Zahlungsmittel.

Auf Gold kann man verzichten, nicht aber auf Salz (Cassiodor).

West- und Nordeuropa

Gewinnung

Hauptartikel: Salzgewinnung

Die verschiedenen Arten von Salzvorkommen brachten zwei Gewinnungsformen mit entsprechenden Techniken hervor. Diese waren das Meersalz und das Steinsalz. Meersalz wurde durch Stauung von salzhaltigem Meerwasser gewonnen, dem durch Verdunstung das Wasser entzogen wurde. Steinsalz hingegen wurde in Salzbergwerken gewonnen, aber auch durch Einleiten von Wasser in Salzstöcke, womit man Sole gewann.

Früher Salzhandel

Salzabbau und -handel sind in Europa bereits seit der Jungsteinzeit bekannt, in den Ostalpen wurde es vor allem in Hallstatt und Hallein gewonnen.

Handelswege und -mittel, Kapitalanhäufung

Spätestens im 7. Jahrhundert entstanden erstmals wieder Salinen an den Küsten Europas, wie etwa in Chioggia oder auf Ibiza. Dabei beanspruchte Venedig zunehmend ein Monopol in Chioggia, das es im Hoch- und Spätmittelalter auf die gesamte Adria ausdehnte. Konkurrierende Salzgärten wurden rigoros zerstört. Im Mittelmeerraum trat Genua als erfolgreiche Konkurrentin auf, im Hanseraum erlangte der Handel mit Salinensalz große Bedeutung.

Das aus der Saline von Lüneburg stammende Salz, wurde über Lübeck in der gesamten Ostsee und Nordsee gehandelt. Der Handelsweg von Lüneburg nach Lübeck ging zunächst über die Alte Salzstraße, dann über den um 1400 entstandenen Stecknitzkanal. Vielfach entwickelte sich eine Infrastruktur für den Salzhandel, die in Straßen und Wasserwegen, in Treidelpfaden, aber auch in Gastgewerben bestand. Zudem schlossen sich Handelsgesellschaften, Zünfte und Gilden zusammen, die am Salzhandel partizipierten.

Der Bedarf war so enorm, weil Hering im Mittelalter im deutschen Binnenland eine begehrte Fastenspeise war. Das Lüneburger Salz etwa stand dabei im Wettbewerb mit dem Baiensalz, das von der französischen Atlantikküste und der Iberischen Halbinsel über die Umlandfahrt in die Ostsee gebracht wurde. Das Baiensalz als Meersalz war minderwertig, aber zeitweilig trotz der langen Transportwege billiger. Kaufleute der Hanse drangen im Spätmittelalter immer weiter nach Süden vor und besuchten im 15. Jahrhundert Setúbal in Portugal.

In Europa wurde das Salz entweder per Pferdefuhrwerk oder auf Schiffen transportiert. Pipelines spielten nur eine geringe Rolle, die erste in Europas entstand zum Transport der Sole von Bad Reichenhall zum Sudhaus in Traunstein. Dabei war vor allem der Handel abseits der Meeresküsten und der schiffbaren Flüsse nur unter hohem Aufwand möglich.

Schiffe auf dem Inn hatten ein Fassungsvermögen von bis zu 65 Tonnen; im 18. Jahrhundert waren es bereits 125 Tonnen. Anderenorts erfuhren die Schiffe eine ähnliche Steigerung. Dabei legten sie flussaufwärts rund 15 Kilometer und flussabwärts bis zu 40 Kilometer am Tag zurück. Bei der Gegenfahrt wurden allgemein erst Tagelöhner eingesetzt; wo möglich zogen auch Pferde das Schiff.

Die Anhäufung von Vermögen gelang vor allem den Händlern, weniger den Produzenten. So akkumulierten die Salzhändler von Venedig und Krakau, Lübeck und München, aber auch kleinere Orte, wie Lüneburg, dessen gesamte Sozialstruktur von Salzgewinnung und -handel geprägt war, erhebliche Kapitalmengen. In Oberitalien mit seiner städtischen Bevölkerungsverdichtung wurde Salz zum Mittel politischer Erpressung, und auch Kriege wurden darum geführt.

Monopolisierung

Der Salzhandel wurde zunehmend als Regal, als herrscherliches Vorrecht betrachtet. Doch übten die Herrscher dieses Regal nicht über den eigentlichen Handel aus, sondern über den Ausgangspunkt der Verteilung, zumeist große Salzspeicher. Häufig wurde das Regal gegen entsprechende Geldleistungen verpachtet. In Frankreich wurde die Salzsteuer, die gabelle, durch Unterverpachtungen zu einer schweren Last für den Handel. Mit allen Mitteln, vom Schmuggel bis zum Aufstand, wehrten sich die Bewohner dagegen, wie etwa im Aufstand der Cabochiens in Paris 1413.

Häufig kam es zu Zwangsverkäufen, bei der die Konsumenten bestimmte Mengen zu festgesetzten Preisen abnehmen mussten, in Frankreich wurde die entsprechende Abgabe gleich als Teil der Herdsteuer eingezogen. In Spanien hingegen hatte sich die Bevölkerung im Umkreis einer Saline nur dort mit Salz zu versorgen. Die großen Salinen wie Ibiza oder Tortosa waren dagegen für den Export zuständig, vor allem nach Italien, wo Unternehmer an diesem Fernhandel partizipierten, wie Francesco Datini, der eine Filiale auf Ibiza unterhielt.

Wegen der hohen Zölle, die an verschiedenen Orten gezahlt werden mussten, versuchten die Händler (die Salzsender) entweder andere Transportwege zu finden (wie im Passauer Salzstreit um 1520), oder die Landesherren sabotierten die fremden Transportwege, um die Handelsstraßen auf eigenes Gebiet zu führen (wie bei der Gründung Münchens 1158).

Städtenamen

Auch Städtenamen zeugen von der einstigen Bedeutung des Salzhandels. Die Annahme einer keltischen Herkunft des Worts Hall für „Salz“ ist mittlerweile überholt, in Wirklichkeit dürfte das germanische Wort *hallan für „(Salz-)Kruste“[1] (in der Salzsiedepfanne) zum Beispiel in folgenden Städtenamen stecken: Halle an der Saale, Hallein, Bad Reichenhall, Hallstatt, Bad Hall, Schwäbisch Hall. Auch die österreichische Landeshauptstadt Salzburg kam durch den Salztransport auf der Salzach und den Salzhandel in der Stadt zu ihrem Namen.

Amerika

In Amerika entdeckten Forscher an der Südküste von Belize fast vierzig Salzwerkstätten, die von den Maya genutzt worden waren. Der blühende Handel erfolgte dabei oft per Kanu zu den dicht besiedelten Maya-Städten ins Innere des Landes. Vermutlich wurde der Salzhandel hier nicht vom Staat kontrolliert, weil die Salzfabriken weit entfernt von den Zielorten lagen.

Archäologische Funde von indianischen Salzsiedereien sind vor allem von den Azteken und Maya in Mittelamerika, aber auch aus den USA (Louisiana und Kentucky) und aus Kolumbien bekannt. Von den Azteken ist bekannt, dass das Salz von Trägern über Land und mit Einbäumen auf dem Wasserweg von den Produzenten zu den Verbrauchern transportiert wurde.

Asien

Das Königreich Nepal verfügt über keine eigenen Salzvorkommen. Der Salzbedarf der Bewohner wurde jahrhundertelang durch Salzkarawanen gedeckt, die Salz von den Salzseen in Tibet durch den Himalaya transportierten. Wegen der Unschiffbarkeit der Flüsse im Himalaya wurden Yaks, Pferde, Ziegen und sogar Schafe als Tragtiere für den Salztransport nach Nepal und Nordindien verwendet. Als Tauschobjekte für das Salz wurden dabei Gerste und Gewürze gehandelt. Dieser Handelsweg verlor an Bedeutung mit dem Aufkommen motorisierter Transportmittel für das billigere indische Meersalz.

Man kennt auch den Transport von Salz durch Yaks und Pferde von Tibet nach Nepal entlang der Kali Gandaki-Schlucht.

In Indien ist der Salzmarsch bekannt geworden, mit dem Mahatma Gandhi und seine Anhänger in einem Akt zivilen Ungehorsams das britische Salzmonopol brachen.

In China sind Funde vom Salzhandel aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Es existiert eine umfangreiche historische Überlieferung zu Salzproduktion, Salzhandel und Salzsteuer in China.

Afrika

In den westafrikanischen Staaten Mali und Niger wird immer noch mit Kamelkarawanen das wichtige Handelsgut von den Salinen am Südrand der Sahara zu den Verbrauchern im Sahel transportiert. In der äthiopischen Danakilwüste wird die frühere Salzwährung (Amole) traditionell in Form von Platten gebrochen und ebenfalls mit Kamelen ins Hochland gebracht.

Siehe auch

Literatur

  • Jean-François Bergier: Die Geschichte vom Salz. Campus, Frankfurt am Main 1989
  • Jean-Claude Hocquet: Weisses Gold. Das Salz und die Macht in Europa von 800 bis 1800. Klett-Cotta, Stuttgart 1993
  • Benjamin Spielmann: Bohren, Feilschen, Politisieren. Der Salzhandel im Kanton Bern im 19. Jahrhundert. Traugott Bautz, Nordhausen 2013
  • CIHS (ed.): Journal of Salt-History/Annales d'Histoire du Sel/Jahrbuch für Salzgeschichte. Verlag Berenkamp, Schwaz. Vol. 1: 1993, Vol. 12: 2012

Historischer Salzhandel in Europa

Traditioneller Salzhandel in Afrika

Altamerikanischer Salzhandel

Einzelnachweise

  1. David Stifter: Hallstatt – In eisenzeitlicher Tradition? (PDF; 352 kB). In: Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 1. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie. Hrsg. Raimund Karl, Jutta Leskovar (= Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich 18), Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum 2005, S. 229–240.