IBA Heidelberg

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Die IBA Heidelberg ist die in Heidelberg im Zeitraum von 2013 bis 2022 stattfindende Internationale Bauausstellung, die sich das Ziel einer „Wissensstadt der Zukunft“ gesetzt hat.

Die Internationale Bauausstellung (IBA) ist eine Form der Festivalisierung der Stadtplanung und Ideengeber für Bau- und Planungskultur. Seit 1901 werden auf den Internationalen Bauausstellungen die jeweils aktuelle architektonische Formsprache und stadtpolitische Themen diskutiert.

In Heidelberg hat die Universität mit ihren Bauten prägenden Einfluss auf das Stadtbild und ist gleichzeitig wichtiger Baustein der wirtschaftlichen Entwicklung, für das Verkehrsaufkommen und für den Wohnungsmarkt. Die IBA Heidelberg will ein „Labor für Stadtentwicklung“ sein und die Bedeutung von Wissenschaft und Stadt aufzeigen.[1]

Anlass

Innenhof der Universität Heidelberg

Die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg wurde 1386 von Pfalzgraf und Kurfürst Ruprecht I. mit päpstlicher Genehmigung gegründet. Gründungsrektor war der Niederländer Marsilius von Inghen. Sie ist die älteste Universität in Deutschland.

Heute ist Heidelberg für seine renommierte Universität weit über die Region hinaus bekannt. Etwa 30.000 der Heidelberger Einwohner sind Studenten. Gleichzeitig ist die Universität mit ca. 11.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber Heidelbergs.[2]

Mit Hilfe der IBA soll erörtert werden, vor welchen Herausforderungen eine Stadt wie Heidelberg auf dem Weg in die Wissensgesellschaft steht und wie das Image einer Wissensstadt gestärkt werden kann. Die klassische Stadtentwicklungsplanung kann dieser Herausforderung nicht gerecht werden. [3]

Organisation

Die IBA Heidelberg ist als städtische Gesellschaft organisiert, wobei die Stadt Heidelberg alleinige Gesellschafterin ist. Sie wird in der Gesellschafterversammlung durch den Oberbürgermeister Eckart Würzner vertreten.

Die IBA GmbH betreibt das IBA-Büro, das Projekte initiiert, eingereichte Vorschläge prüft und umsetzt.

Themen

Die IBA Heidelberg möchte gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Projekte entwickeln, um Heidelberg als europäische Wissenschaftsstadt zu etablieren. Die IBA liefert Unterstützung durch ihr Netz aus Experten bei der Umsetzung. Die Universität begleitet auf wissenschaftlicher Ebene die Internationale Bauausstellung und das Land Baden-Württemberg fördert die Initiative.

Die Internationale Bauausstellung nimmt sich der Frage an, wie sich der Wandel zur Wissensgesellschaft und die damit verbundenen Anforderungen im Stadtraum niederschlagen. Das Ziel der IBA ist es, städtebaulich und architektonisch beispielhafte Lösungen zu entwickeln, so dass neue Räume geschaffen werden. Zunehmend lässt sich ein Verlust der öffentlichen Räume beobachten, die einer Privatisierung unterliegen. Der öffentliche Raum wird in die Innenwelt von Shopping Malls verlagert, die mit ihrer Fassadenseite zu der Stadt hin abgeschirmt sind. Die IBA möchte diesem Trend entgegenwirken und Bildungseinrichtungen mit der Stadt vernetzen. Im Kontext des lebenslangen Lernens sollen Orte des Wissens und der Bildung zu identitätsstiftenden öffentlichen Orten der Stadt werden. Die IBA versucht aufzuzeigen, welche Potentiale und Verantwortung Bildungseinrichtungen haben und wie Wissen die Stadt von morgen prägen kann.[4]

Die Förderung von Bildung und Wissen bezieht sich neben der Universität auch auf Schulen, Kindergärten, Seniorenzentren, Kunstinitiativen oder ehrenamtliche Lernpatenschaften. Die IBA möchte erörtern, wie die Stadt von der akademischen Welt profitieren kann und welche Räume geschaffen werden müssen.[5]

Realisierung

Vorab wurden beispielgebende Projekte im Austausch mit anderen IBAs aufgezeigt. Auch auf der IBA Hamburg wurden mehrere Projekte mit Schulen, Kitas und Forschungseinrichtungen realisiert, die als Vorbild herangezogen und weiterentwickelt werden sollen.

Es wurden Projektideen zum Leitthema „Wissen schafft Stadt + Stadt schafft Wissen“ gesammelt. Aus dem IBA_CALL No. 1 sind 23 Ideen und Konzepte hervorgegangen, die gemeinsam realisiert werden sollen. Der IBA-Aufsichtsrat beschloss die IBA-Kandidaten, die als IBA-Projekte realisiert werden sollen. Weitere IBA-Projekte werden im Laufe der Bauausstellung bekannt gegeben.[6]

IBA-Projekte

exPRO 3 – Bildung, Lernen und Arbeiten in Zwischenräumen

Der Verein „WERKstattSCHULE“ in einem Gebäude des ehemaligen Bahnbetriebswerks, der bereits heute Bildungs- und Lernprojekte für Jugendliche anbietet, soll ausgebaut werden. Es sollen durch handwerkliche und künstlerische Projekte neue Formen der Inklusion ermöglicht werden. Angesprochen werden dabei unterschiedliche soziale und schulische Milieu der Jugendlichen. Es soll dabei als Bindeglied zwischen den Stadtteilen wirken.[7]

Selbstverwaltetes Studierendenwohnheim für Heidelberg

Auf den Konversionsflächen wurde ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim für 200 Studierende in bestehenden Gebäuden verwirklicht. Es soll als Begegnungsraum dienen und Bildungsangebote ermöglichen. Der Freiraum soll zum gemeinsamen Lernen und Leben gestaltet werden.[8]

Haupteingang zur "Sammlung Prinzhorn" im Bereich des Altklinikums der Universitätsklinik Heidelberg
B3 Gadamerplatz – Bildung, Betreuung, Begegnung

„B³ Gadamerplatz“ soll dem Dreiklang von Bildung, Betreuung und Begegnung in der Bahnstadt Raum geben. Für eine Kita, Grundschule und Stadtteilzentrum soll ein architektonisch innovativer Neubau errichtet werden. Ein solches über eine reine Koexistenz hinausgehendes Haus soll das generationsübergreifende Lernen fördern. Gebäude und öffentlicher Platz stehen dabei in Verflechtung miteinander und fördern die Begegnung im öffentlichen Raum.[9]

Erweiterung der Sammlung Prinzhorn

Das Museum beherbergt die Sammlung Prinzhorn (künstl. Werke zwischen 1880 und 1920 entstanden in psychiatrischen Anstalten des deutschsprachigen Raums) und möchte mit einer räumlichen Erweiterung seine Werke, Ausstellungen und Programme einer größeren Nutzergruppe zur Verfügung stellen. Die enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Psychiatrie bleibt dabei erhalten und ihre Außendarstellung wird erhöht.[10]

Kritik

Kritiker befürchten, dass die IBA Heidelberg als reine „Stadt-IBA“ die „überregionale Ausstrahlkraft“ vermissen lasse.[11] Es müssten geeignete Projektvorschläge mit „internationalem Anspruch“ folgen, so die Forderung, sonst bleibe es bei einer „Plakette“.[12]

Die IBA ist angewiesen auf Gelder des Landes Baden-Württemberg, des Bundes und der EU sowie von Unternehmen. Zur Umsetzung der IBA verfügt die städtische Gesellschaft über Mittel von 0,8 Millionen Euro jährlich. Weitere notwendige Mittelzusagen gibt es bislang nicht.[13]

Perspektive

Es folgen Stadtspaziergänge, philosophische Podiumsdiskussionen und interdisziplinär angelegte Tagungen. Die IBA Heidelberg läuft bis 2022 und parallel die IBA Parkstad bis 2020, die IBA Basel 2020 und die IBA Thüringen bis 2023.

Commons: IBA Heidelberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. IBA Heidelberg: Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 4. und 5. Oktober 2012 (PDF, 10.4 MB)
  2. Universität Heidelberg: Webauftritt der Universität
  3. Focus Online: Bauausstellung soll Heidelbergs Image als Wissensstadt stärken
  4. IBA Heidelberg: Webauftritt der IBA
  5. IBA Heidelberg: Memorandum (PDF, 1.7 MB)
  6. IBA Heidelberg: beispielgebende Projekte
  7. IBA Heidelberg: exPRO 3 – Bildung, Lernen und Arbeiten in Zwischenräumen
  8. IBA Heidelberg: Selbstverwaltetes Studierendenwohnheim für Heidelberg
  9. IBA Heidelberg: B3 Gadamerplatz – Bildung, Betreuung, Begegnung
  10. IBA Heidelberg: Erweiterung der Sammlung Prinzhorn
  11. Micha Hörnle: Wo bleibt die „Strahlkraft“ der Internationalen Bauausstellung? Rhein-Neckar-Zeitung vom 11. Juni 2015
  12. Dankwart Guratzsch: Wie Heidelberg jetzt zu sich selbst kommen will. Die Welt vom 4. Juli 2013
  13. Stadt Heidelberg: Wohnen, Mobilität und Infrastruktur