Rostocker Stadthafen

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Blick über die Warnow auf den Stadthafen. Holzschnitt 1550/60
Tretkran aus dem 18. Jahrhundert (Nachbau) im Stadthafen
Brückenkran im Stadthafen
Derselbe Kran vom Wasser aus
Speichergebäude im Stadthafen
Ausschreitungen im Stadthafen, klein im Hintergrund Hafentretkran und Speicher

Der Rostocker Stadthafen ist der historische Hafen der Hansestadt Rostock am südlichen Ufer der Unterwarnow.

Geschichte

Das 1805/06 klassizistisch umgebaute Mönchentor ist das letzte erhaltene Strandtor

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit waren Handel und Verkehr der Stadt auf den Hafen ausgerichtet. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass mehr Tore der Rostocker Stadtbefestigung auf den Hafen führten, als in das mecklenburgische Hinterland. Vor sieben dieser zwölf „Strandtore“ lag eine Kaufmannsbrücke (Landungsbrücke).

Von großer Bedeutung für den hansischen Handel Rostocks waren die Rigafahrer und der Heringshandel der Schonenfahrer auf der Schonischen Messe auf der Halbinsel Skanör-Falsterbo in Schonen, wo Rostock eine eigene Vitte unterhielt. Hinsichtlich des Handels mit Norwegen konzentrierten sich die Rostocker Wieckfahrer im Gegensatz zu den Lübecker Bergenfahrern nicht so sehr auf das Kontor Bryggen in Bergen, sondern auf die Kontrolle der Niederlassungen (Faktoreien) in Oslo und Tønsberg. Große Bedeutung hatte daneben anfangs die Gotlandfahrt nach Visby, weniger ausgeprägt waren dagegen die Verbindungen zum Hansekontor in Brügge und dem Londoner Stalhof im Westen sowie dem Peterhof in Nowgorod im Osten. Hauptexportgut Rostocks zur Zeit der Hanse und in der frühen Neuzeit war Bier. Mit dem Niedergang der Hanse, der Verlagerung des Welthandels in den Atlantik und einem verheerenden Stadtbrand 1677 verlor der Rostocker Hafen an Bedeutung.

Als 1850 die englische Navigationsakte fiel, erlebte die Rostocker Schifffahrt eine zweite Blüte. Die 24.156 Tonnage-Lasten des Jahres 1850 verdoppelten sich bis 1870.[1] 1877 war in Rostock mit 369 Schiffen die größte Handelsflotte des Ostseeraumes beheimatet.[1] Ab 1855 war der Rostocker Hafen durch die Friedrich-Franz-Eisenbahn mit einer Hafenbahn an das Eisenbahnnetz angebunden. Ebenfalls 1850 wurde die Neptun-Werft gegründet, die 1851 den ersten eisernen Schraubendampfer Deutschlands, die „Erbgroßherzog Friedrich Franz“, baute. Im Zuge der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts wichen die Strandwerften und der Fischerhafen, die Strandtore wurden bis auf das Mönchentor abgerissen.

Um 1910 wurde der westliche Teil des Stadthafens unterhalb der Fischerbastion ausgebaut und die Fahrrinne von 4,50 auf 6 Meter vertieft.[1] Auf drei Kilometer Länge wurde der Kai befestigt, 100 Hektar Industriegelände angelegt. Bereits 1885 war hier die Hafenbahn der Lloydbahn in Betrieb genommen worden. Ausgeführt wurden besonders landwirtschaftliche Produkte Mecklenburgs, eingeführt unter anderem englische Steinkohle. In den 1930er Jahren entstanden mehrere markante mit Backstein verkleidete moderne Silos aus Stahlbeton, von denen zwei noch heute stehen. Gemeinsam mit im Stil der Silos gebauten modernen Bürogebäuden prägen sie das Bild des östlichen Hafengeländes. 1938 betrug der Umschlag 363.000 Tonnen.[2]

Nach der Deutschen Teilung wurde Rostock zum zentralen Umschlagplatz des Seehandels der DDR ausgebaut. 1960 wurde in Petersdorf, einem Ort am südlichen Breitling, östlich der Warnow der Überseehafen Rostock neu gebaut, ein Fischereihafen wurde in Marienehe eingerichtet. Der alte Stadthafen wurde für den Seeverkehr weitgehend funktionslos. Lediglich Kohle- und Getreideumschlag mit kleineren Schiffen und Militärtransporte der sowjetischen Streitkräfte wurden bis 1989 hier abgewickelt. Der Stadthafen galt weiterhin, wie auch der Überseehafen, als Grenz- und Sperrgebiet und wurde deshalb mit großen Zäunen abgeschirmt und war von Privatpersonen nicht zu betreten.

Der Stadthafen heute

Das gesamte Gebiet des Stadthafens wurde seit 1991 von den Hafenanlagen befreit und zu einer Bummelmeile mit Restaurants, Clubs, Theatern, Ladenstraße und Einzelhandel, vorrangig im Bereich Schiffszubehör, umgebaut. Es erfolgte eine umfassende Erneuerung der Infrastruktur. Zeugen der Umschlagtechnik vergangener Tage sind zwei Portalkräne aus den 1960er Jahren und ein Brückenkran aus den 1950er Jahren auf der Haedgehalbinsel. Ein hölzerner Tretkran ist ein Nachbau eines Hafenkrans des 18. Jahrhunderts. Im als Museumshafen genutzten Haedgehafen liegen einige kleine, noch fahrbereite Museumsschiffe.

Heute werden die Liegeplätze vorwiegend für mittelgroße Passagierschiffe, Flussschiffe, den Orts- und Nahverkehr sowie für Yachten genutzt. Der maximal zulässige Tiefgang beträgt 6,40 Meter.

Zusammen mit Warnemünde ist der Stadthafen Schauplatz der Hansesail. In im Stil der alten Speicher gebauten Geschäftshäusern am östlichen Ende des Stadthafens befinden sich unter anderem die Firmensitze der Deutschen Seereederei und der Kreuzfahrtgesellschaft AIDA Cruises. Zu den kulturellen Veranstaltungsorten gehören die Stubnitz, eine Spielstätte des Volkstheaters (Theater im Stadthafen) und die Bühne 602, die von der Compagnie de Comédie bespielt wird.

In die internationale Berichterstattung geriet der Stadthafen, als es bei der Abschlusskundgebung einer Großdemonstration zum G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 am 2. Juni 2007 im Stadthafen zu Ausschreitungen kam.

Siehe auch

Literatur

  • Harald Hückstädt, Erik Larsen, Reinhart Schmelzkopf, Hans-Günther Wentzel: Von Rostock nach See. Die Geschichte der Rostocker Dampfschifffahrt 1850 bis 1945. Oceanum Verlag e.K., 1. Auflage, 2011, ISBN 978-3-86927-074-6
  • Reinhard Kramer: Der Stadthafen, in: Denkmale und Erbe der Rostocker Technikgeschichte, Redieck & Schade, Rostock 1995. S. 41-43. ISBN 3-929544-02-4

Belege

  1. a b c Kramer, S. 41.
  2. Kramer, S. 42.
Commons: Stadthafen Rostock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 5′ 36″ N, 12° 8′ 22″ O