Simien-Nationalpark

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Simien-Nationalpark

Simien-Nationalpark (zwischen Geech und Chennek Campsite)
Simien-Nationalpark (zwischen Geech und Chennek Campsite)
Simien-Nationalpark (zwischen Geech und Chennek Campsite)
Simien-Nationalpark (Äthiopien)
Simien-Nationalpark (Äthiopien)
Koordinaten: 13° 14′ 11″ N, 38° 22′ 6″ O
Lage: Äthiopien
Fläche: 179 km²
Gründung: 1969

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Der 179 km² große Simien-Nationalpark (auch Semien-Nationalpark oder Sämen-Nationalpark) befindet sich im Norden von Äthiopien. Sein Name leitet sich von dem amharischen Wort sämén (ሰሜን) „Norden“ her. Er ist vor allem der eindrucksvollen Berglandschaft wegen bekannt. Der Park umfasst Höhenlagen von 1900 bis über 4500 Meter ü. M. Mit 4533 m ist der Ras Daschän der höchste Berg Äthiopiens und siebthöchste in Afrika. Der Park wurde unter anderem zum Schutz verschiedener endemischer und teilweise sehr gefährdeter Tierarten eingerichtet. Dazu gehören der Erzrabe, der Äthiopische Steinbock (oder Walia), der Äthiopische Wolf und der Dschelada (oder Blutbrustpavian).

Andere bemerkenswerte Säugetierarten sind der Mantelpavian, Mantelaffen, Leopard, Karakal, Tüpfelhyäne, Buschbock, Kronenducker und Klippspringer. Unter den Vogelarten sind der Bartgeier, Kaffernadler, Lannerfalke und Augurbussard besonders erwähnenswert.[1]

Von 1967 bis 1969 arbeitete der Schriftsteller C. W. Nicol am Aufbau des Parks.

Geographie

Der Park liegt am zerklüfteten Nordrand des ausgedehnten, welligen Geech-Plateaus im westlichen Teil des Simien-Massivs. Er nimmt einen schmalen Streifen auf einem 1.000 m hohen Steilhang und einen Streifen an seinem unteren Ende ein. Das Gebiet liegt nördlich und westlich des 4.533 Meter hohen Ras Daschän, des höchsten Gipfels Äthiopiens, der zusammen mit anderen Berggipfeln den Park überragt.[2]

Dieses Massiv, Teil eines riesigen Vulkandoms aus magmatischen Basalten, entstand vor etwa 75 Millionen Jahren und durchlebte eine Vulkanismusphase, die vor 4 bis 5 Millionen Jahren endete, und auf die eine Vergletscherung und starke Erosion folgte.[3] Es ist heute tief eingeschnitten von bewaldeten Schluchten und steilen Klippen, die sich auf einer Länge von über 35 km entlang der Nordkante erstrecken. Das Plateau wird von Norden nach Süden durch den Mayshasha-Fluss geteilt und ist dessen Haupteinzugsgebiet. Es gibt schnell fließende permanente Wasserläufe und hohe Wasserfälle, die im Nordosten und Süden in Zuläufe des Tekeze entwässern.[2]

Die aus vulkanischem Substrat gebildeten Böden sind fruchtbar, aber durch Überweidung stark degradiert und haben eine sehr geringe Ertragskraft. In alpinen und felsigen Gebieten werden sie zu Lithosolen. Seit seiner Gründung besteht der Park zu etwa 30 % aus Kulturland.[2]

Klima

Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1.550 mm. Der Hauptteil davon fällt in zwei Regenzeiten: von Februar bis März und von Juli bis September. Seit den 1960er Jahren haben die Regenzeiten stark nachgelassen.[4] Die Tiefsttemperatur reicht von −2,5° C bis 4 °C, die Höchsttemperatur beträgt 11° C bis 18° C. Tagsüber gibt es oft trockene Winde, nachts kann es zu Frost kommen und auf dem Gipfel des Ras Daschän ist auch Schnee möglich.[2]

Ökosystem

Flora

Die Simien-Berge gehören zum Afroalpinen Pflanzendiversitäts-Zentrum (Afro-alpine Centre of Plant Diversity) und haben aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage eine bisher noch unbekannte Anzahl an endemischen Arten. Es wird von etwa 5 bis 10 Arten ausgegangen, eine recht geringe Anzahl im Vergleich zu anderen afromontanen Regionen.[4] Der Park, gelegen am Rand der Paläarktis, besitzt einen repräsentativen Anteil des Äthiopischen Tropischen Saisonalen Hochlandbioms (Ethiopian Tropical Seasonal Highland biome). Die üppige Vegetation wächst in vier höhenbezogenen Zonen: Afromontaner Wald, Hypericum-Wald, Afromontantes Grasland und Afroalpines Moorland. Die Arten in den beiden letztgenannten Biomen können sich xeromorph an extreme Höhenverhältnisse anpassen und eine hohe Anzahl neuer Arten ausbilden. Starke Überweidung hat allerdings zur Verödung des Graslandes geführt. Von 900 ha afroalpiner Vegetation waren 1996 25 % stark überweidet, 60 % stark beweidet und nur 15 % mehr oder weniger naturbelassen.[5]

Der eher artenarme Wald unterhalb von 3.000 m ist größtenteils abgeholzt, außer in den Schluchten, wo noch einige Wasserbirnen, Ostafrikanische Wacholder und Afrikanische Olivenbäume (Olea europaea ssp. africana) vorhanden sind.[6] Die Steilhänge, Schluchtenränder und Bergkämme sind mit grobem Tussockgras, Felsenkräutern und kleinen Büschen wie dem Afrikanischen Ampfer (Rumex nervosus) bewachsen, vereinzelt auch mit der Lippenblütler-Art Otostegia minucci, dem Nordafrikanischem Storchschnabel (Geranium arabicum), Thymian und Klee sowie Kletterpflanzen wie der Semien-Waldrebe und das Kleinfrüchtige Kletten-Labkraut.[2]

In 3.000 bis 3.800 m Höhe war einst die Baumheide und das Johanniskraut vorherrschend. Von den Bäumen sind nur noch wenige übrig geblieben, da das Gebiet für den Getreideanbau gerodet wurde und es keine Neuanpflanzungen gab.[2]

Von 3.800 m bis zur alpinen Zone herrscht subalpines Grasland vor, in dem Riesen-Lobelie, Baumheide, Fackellilie (Kniphofia foliosa), Abessinische Rose, die gelbblühende Primel Primula verticillata (eine paläarktische Art), Nachtschatten-Arten, Afrikanische Strohblume, Alpen-Frauenmantel sowie Unterarten der Brennnessel und der Flechte Usnea vorkommen. Das Dickblattgewächs Rosularia simiensis sowie zehn Grasarten sind endemisch für das Simien-Gebirge. Das endemische Tussockgras Festuca gilbertiana ist nur vom Geech-Plateau her bekannt. Dieses büschelige Grasland, welches früher ein buntes Mosaik bildete, wurde weitgehend von Kurzgräsern der Sorte Festuca macrophylla und Carex erythrorhiza ersetzt und von Rindern abgenutzt, die auch die Bäche verschmutzen. Oberhalb dieser Ebene befindet sich eine alpine Moorlandschaft mit Moosen der Familie Grimmiacea.[7]

Fauna

Insgesamt 21 Säugetierarten sind nachgewiesen, darunter sieben endemische Arten. Durch menschliche Eingriffe, die Veränderungen des Lebensraumes zur Folge hatten, hat sich jedoch die Situation für Wildtiere im Park verschlechtert, auch wegen der Ausbreitung des Weideviehs.

Der für das Simiengebirge fast endemische Äthiopische Steinbock lebt zurückgezogen auf den Klippen der nördlichen Felshänge und auch außerhalb des Parks. Sein Bestand hatte sich vor der Ausweisung des Nationalparks im Jahr 1969 auf etwa 300 Tiere reduziert. 1989 erhöhte sich die Zahl auf 400, nachdem die Wilderei die Tiere jedoch weiter nach Osten getrieben hatte, wurden 1996 nur noch 200 Tiere gezählt. Nach der Eingliederung von zwei weiteren Reservaten wurde im November 2005 die Zahl der Tiere im Park auf 623 geschätzt.

Der Äthiopische Wolf, welcher nur in Äthiopien vorkommt und als seltenster Canid der Welt gilt, ist von der rückläufigen Fläche des büscheligen Grashabitats abhängig. 1977 gab es nur 20 Einzeltiere, 2003 wurden 40 Tiere im Park beobachtet, 2005 insgesamt 71, davon fast alle außerhalb des Parks. Weitere Säugetiere sind der Dschelada-, Mantel- und Anubispavian, die Äthiopische Grünmeerkatze, der Guereza aus der Gattung der Schwarz-weißen Stummelaffen, die Tüpfelhyäne, der Goldschakal, der Leopard, der Karakal, der Serval, die Afrikanische Wildkatze und mehrere große Pflanzenfresser wie das Pinselohrschwein, der Buschbock, der Kronenducker und der Klippspringer, die sich mittlerweile auch aus dem Park zurückziehen. Fünf Kleinsäugerarten sind national endemisch.

Der Park liegt innerhalb eines Endemischen Vogelschutzgebietes (Endemic Bird Area). Zu den 137 im Jahr 2001 erfassten Vogelarten sind 16 für Äthiopien endemisch: der Klunkeribis, der Strichelkiebitz, der Tarantapapagei, der Mönchspirol, der Schwarzkopfgirlitz, die Singtimalie, der Goldhalspieper, der Weißschnabelstar und der Erzrabe. Im Klippenbereich kommen Abessinische Felsentaube, Spiegelschmätzer und Einfarbschmätzer vor. Für das afrotropische Hochland typisch sind Braunnackenfrankolin, Mönchsbuschdrossling und die Alpenkrähe. Es gibt auch 25 Arten von Greifvögeln, darunter den Lämmergeier, vier weitere Geier- und vier Adlerarten.

Eintragung als Weltnaturerbe

Nationalpark Simien
UNESCO-Welterbe


Vertragsstaat(en): Athiopien Äthiopien
Typ: Natur
Kriterien: (vii)(x)

Fläche: 13.600 ha
Referenz-Nr.: 9

UNESCO-Region: Afrika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1978  (Sitzung 2)

Der 1969 ausgewiesene Nationalpark wurde 1978 aufgrund eines Beschlusses der zweiten Sitzung des Welterbekomitees als erste Weltnaturerbestätte in Äthiopien in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. In der Sitzung wurden auch die Felsenkirchen von Lalibela als erstes Weltkulturerbe des Landes aufgenommen.[8]

Die Welterbestätte umfasst eine Fläche von 13.600 Hektar.[1]

In der Begründung für die Eintragung heißt es unter anderem:[1]

Der Simien-Nationalpark im Norden Äthiopiens ist eine spektakuläre Landschaft, wo starke Erosion im Laufe von Jahrmillionen zerklüftete Berggipfel, tiefe Täler und markante Steilhänge von rund 1.500 m Höhe geschaffen hat. Der Park ist für den Erhalt der Biodiversität von globaler Bedeutung, da er weltweit bedrohte Arten beherbergt, darunter den symbolträchtigen Äthiopischen Steinbock, eine wilde Bergziege, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden ist, den Dschelada-Pavian und den Äthiopischen Wolf.

Die Eintragung erfolgte aufgrund der Kriterien (vii) und (x).[1]

(vii): Die spektakuläre Landschaft des Naturgutes ist Teil des Simien-Gebirgsmassivs, das sich am nördliches Rand des äthiopischen Hochlandes befindet und das den höchsten Punkt Äthiopiens, Ras Daschän, umfasst. Aus dem hügeligen Plateau des Simiengebirges haben sich über Jahrmillionen hinweg durch Erosion steile Klippen und tiefe Schluchten von außergewöhnlicher Naturschönheit herausgebildet. Einige Klippen erreichen eine Höhe von 1.500 m und die nördliche Felswand erstreckt sich über etwa 35 km. Die Berge werden von tiefen Tälern im Norden, Osten und Süden begrenzt und bieten weite Ausblicke über die zerklüftete Schlucht sowie die untere Tiefebene. Die spektakuläre Kulisse der Simien-Berge wird als Konkurrenz zum Grand Canyon in Colorado angesehen.

(x): Das Naturgut ist von globaler Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität. Es gehört zum Afroalpinen Pflanzendiversitätszentrum und zum Östlichen Afromontanen Biodiversitäts-Hotspot und beherbergt eine Reihe von weltweit bedrohten Arten. Die Klippen des Parks sind der Hauptlebensraum des bedrohten Äthiopischen Steinbocks (Capra walie), eine wilde Bergziege, die im Simiengebirge endemisch ist. Andere Leitarten sind der bedrohte Äthiopische Wolf (oder Simien-Fuchs, Canis simensis), der als seltenste Canidenart der Welt gilt, und der Dschelada-Pavian (Theropithecus gelada). Beide sind im äthiopischen Hochland endemisch und auf afroalpine Wiesen und Heideflächen angewiesen. Andere große Säugetierarten sind der Anubispavian, der Mantelpavian, der Klippspringer und der Goldschakal. Der Park ist auch ein wichtiges Vogelschutzgebiet, das zum größeren Endemischen Vogelschutzgebiet „Zentrales Äthiopisches Hochland“ gehört. Insgesamt kommen im Park über 20 große Säugetierarten und über 130 Vogelarten vor. In den Bergen leben 5 kleine Säugetierarten und 16 Vogelarten, die in Eritrea und/oder Äthiopien endemisch sind, sowie eine bedeutende Population des seltenen Lämmergeiers, einer spektakulären Geierart. Der Reichtum an Arten und Lebensräumen im Park ist das Resultat seiner großen Höhen-, Topographie- und Klimavielfalt, welche seine afromontanen und afroalpinen Ökosysteme geprägt hat.

Ab 1996 stand der Nationalpark auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes, da die extrem kleine Population des Äthiopischen Steinbocks weiter schrumpfte und immer mehr Menschen sich im Gebiet des Parks ansiedelten. Die Nationalparkverwaltung versichert, dass diese Entwicklung inzwischen umgekehrt sei und man insbesondere an einer Strategie für einen alternativen Erwerb des Lebensunterhalts für die lokale Bevölkerung arbeite. Im Jahr 2017 entschied das Welterbekomitee, den Nationalpark von der Roten Liste zu nehmen.[9]

Commons: Simien-Nationalpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
  2. a b c d e f Datenblatt zum Nationalpark. (PDF;129 kB) UNEP-WCMC, Mai 2011, abgerufen am 21. Juni 2018 (englisch).
  3. Hans Hürni: Bodenerosion in Semien-Äthiopien. In: Geographica Helvetica. Nr. 4, 1975, S. 157–168.
  4. a b Chris Magin: Ethiopian Montane Grasslands and Woodlands. WWF Wild World report. 2001.
  5. Guy Debonnet, Lota Melamari, Bastian Bomhard: Reactive Monitoring Mission to Simien Mountains National Park, Ethiopia. WHC / IUCN Mission Report, UNESCO, Paris & IUCN, Schweiz 2006, S. 8.
  6. Bernhard Nievergelt, Tatjana Good, René Güttinger: A survey of the flora and fauna of the Simen Mountains National Park, Ethiopia. (Sonderausgabe von Walia : journal of the Ethiopian Wildlife and Natural History Society.), Addis Abeba 1998.
  7. Teshome Ashine: What the World Heritage Convention has meant to Ethiopia. In: J. McNeely, K. Miller (Hrsg.): National Parks, Conservation, and Development. The Role of Protected Areas in Sustaining Society. Smithsonian Institution Press, Washington, DC. 1984.
  8. Decision - 2 COM VIII.38. UNESCO World Heritage Centre, 1978, abgerufen am 21. Juni 2018 (englisch).
  9. Ethiopian World Heritage site, Simien National Park no longer in danger, Mitteilung des Welterbekomitees vom 4. Juli 2017