Radleuchter

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Heziloleuchter im Hildesheimer Dom
Serbischer Choroi, Royale Stiftung im Memorialkloster Visoki Dečani, um 1350
Bronzenes Medaillion mit Stiftungsinschrift einer Hängelampe des Radleuchters im Markov Kloster. Kirchenslawische Inschrift des Serbischen Königs Vukašin Mrnjavčević, vor 1371
Detail des Choros im Marko Kloster, Nationales Geschichtsmuseum Sofia, 1365-1371
Thietmarleuchter in der St.-Antonius-Kirche in Hildesheim (2008)
Barbarossaleuchter im Aachener Dom
Hartwigleuchter auf der Comburg
Moderner Choros in der Sankt Markuskirche in Belgrad, 1969

Ein Radleuchter ist ein Beleuchtungselement, ein von der Decke hängender Kronleuchter in der Form eines Speichenrades. Die ältesten und bedeutendsten Exemplare stammen aus der Zeit der Romanik.

Radleuchter wurden zur Beleuchtung großer Kirchen angefertigt. Daneben hatten sie aber auch symbolischen Wert. Radleuchter stellen das Paradies oder das Reich Gottes dar. Der Kranz und die Tore und Türme, die meist von Propheten und Aposteln besetzt oder mit deren Namen beschriftet sind, bilden die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem ab. Die Anzahl der tragenden Streben, der Türme und der Kerzen entspricht mit der Zahl Zwölf und deren Vielfachen der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes. Zum ersten Mal findet sich diese Symbolik an den beiden Radleuchtern, die Bischof Bernward für den Hildesheimer Dom und die Kirche seiner Klosterstiftung von St. Michael anfertigen ließ.[1] Vorbild war der große Radleuchter über dem Golgota der Grabeskirche.[2]

Byzantinische Radleuchter

Radleutchter (griechisch Choroi) existierten in der Byzantinischen Kunst in der Mittleren und Späten Epoche (9 Jh. bis ca. 1450). Erhalten ist der Münchner Choros aus dem 13-14 Jahrhundert in der Archäologischen Staatssamlung München - Museum für Vor- und Frühgeschichte. Er hat 350 cm Durchmesser und ist ohne die Hängelampen 465 cm hoch. Der Leuchter besteht aus gegossenem Kupfer und setzt sich aus 1105 Einzelteilen zusammen.[3] Aus osmanischer Zeit stammen Radleuchter in den Athosklöstern wie Xerapotamou, Koutloumoumousiou und Dionysiou, in denen sich osmanische Tierornamentik findet.

Neben diesem mittelalterlichen byzantinischen Leuchter sind nur noch mittelalterlich Choroi aus Serbien, manche intakt, manche fragmentiert, erhalten. Zumindest zwei erhaltene mittelalterliche Serbische Choroi sind daneben auch royale Stiftungen serbischer Könige.[4] Diese sind der Choros im Kloster Visoki Dečani sowie der im Markov Kloster bei Skopje. Ihre Entstehungszeit ist nicht Früher als die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Choros in Dečani wurde 1397 restauriert und hängt bis heute an seinem ursprünglichen Platz. Während der Münchner Choros aus stadardisierten Produkten zusammengesetzt ist, besteht die Dekoration beim Choros von Dečani aus individuell gefertigten ornamentalen floralen Mustern und phantastischen Kreaturen. Anders als der byzantinischer Radleuchter in München wurden die beiden vollständig erhaltenen royalen serbischen Kronleuchter aus gegossener Bronze gebaut. Für das Markov Kloster sind die in Appliqué Technik gefertigten bronzenen Medaillone mit königlicher Inschrift in kirchenslawischen Alphabet von Bedeutung. Die Medaillone tragen die Inschrift des Serbischen Königs Vukašin Mrnjavčević. Sie finden sich heute im Nationalmuseum in Belgrad, im Archäologischen Museum in Istanbul sowie im Nationalen Historischen Museum in Sofia.[5]

An die serbischen Choroi lehnt der kupferne Choros in der heutigen Sankt Markus Kirche in Belgrad an. Dieser gilt bis heute als einer der größten der Welt. Übertroffen wird er von dem bronzenen Choros der bis Oktober 2020 in der Kirche des Heiligen Sava in Belgrad aufgehängt wird. Dieser einem Projekt Nikolaj Muhins entstammende aus gegossener Bronze gefertigte Chorous entsteht in der Russischen Akademie für Künste in Moskau. Er wird 20 m Durchmesser haben und dabei 14 Tonnen wiegen. In 7,5 m über dem Kirchenboden angebracht, wird er an 12 Punkten an den Wänden der Kirche befestigt sein.[6]

Romanische Radleuchter

In Deutschland existieren noch vier große romanische Radleuchter. Die Tatsache, dass sie aus feuervergoldetem Kupfer und nicht aus reinem Gold bestehen, hat sie vor dem Einschmelzen bewahrt. Die aus Silber bestehenden Propheten- und Engelsfiguren, wie auch der oft reiche Edelsteinbesatz gingen aber zum größten Teil verloren.

Gotische Radleuchter

In der Münsterkirche St. Alexandri in Einbeck befindet sich ein spätgotischer Radleuchter mit einem Durchmesser von etwa 3,50 m aus bemaltem Messing. Auf der Inschrift auf der Halterungskrone steht das Jahr 1420. Er wurde vermutlich von einem Kanoniker der Kollegiatstiftskirche, Degenhard Ree, gestiftet. Die Komposition soll auf ein nicht erhaltenes Vorbild im Kloster Pöhlde zurückgehen.[7] Im Dom St. Stephan und St. Sixtus zu Halberstadt findet sich ein weiterer [spät]gotischer, bronzener Leuchter aus dem Jahre 1516.

Neoromanische Radleuchter

In einigen neoromanischen Kirchen gibt es ebenfalls große Radleuchter, die teilweise schon beim Einbau elektrifiziert waren, so zum Beispiel:

Zeitgenössische Radleuchter

Es gibt auch zeitgenössische Radleuchter, die an diese Tradition anknüpfen, z. B.:

Literatur

  • Hans Sedlmayr: Die Entstehung der Kathedrale. Zürich 1976. S. 125–130
  • Clemens Bayer: Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters. In: Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Hrsg. Clemens Bayer. Köln 1986. S. 213–240
  • Bernhard Gallistl: Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom. In: Concilium Medii Aevi 12 (2009) S. 43–88, cma.gbv.de (PDF; 2,9 MB)
  • Rolf Dieter Blumer, Ines Frontzek: Recherchiert und kartiert. Der Comburger Hertwig-Leuchter. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 41. Jahrgang 2012, Heft 4, S. 194–199, denkmalpflege-bw.de (PDF)

Einzelnachweise

  1. Hans Sedlmayr: Die Entstehung der Kathedrale. S. 125–128.
  2. Bernhard Gallistl: Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom. S. 44–45; 76–79.
  3. Anna Ballian 2004: 60. Choros. In: Helen C. Evans 2004 (edit.): Byzantium Faith and Power (1261-1577). The Metropolitan Museum of Art, New York. pp.125. ISBN 1.158839-113-2
  4. Anna Ballian 2004: 60. Choros. In: Helen C. Evans 2004 (edit.): Byzantium Faith and Power (1261-1577). The Metropolitan Museum of Art, New York. pp.125. ISBN 1.158839-113-2
  5. Dragomir Todorović 2004: 61A, B. Medaillons from a Hanging Lamp (Choros).In: Helen C. Evans 2004 (edit.): Byzantium Faith and Power (1261-1577). The Metropolitan Museum of Art, New York. pp.126. ISBN 1.158839-113-2
  6. Beobuild, 24. Febuary 2020 Veličanstveni mozaik u Hramu Svetog Save
  7. Franz Hoffmann: St. Alexandri Einbeck. In: Grosse Baudenkmäler. 2. Auflage. Nr. 318. Deutscher Kunstverlag, München 1981.
  8. Kirche. Katholische Pfarrgemeinde St. Elisabeth Bonn, abgerufen am 19. Mai 2013.
  9. Webseite der Klosterkirche, abgerufen am 17. Januar 2018.