Tasiilaq
Tasiilaq (Tasîlaĸ/Angmagssalik) Ammassalik | |||
Tasiilaq (2009) | |||
Kommune | Kommuneqarfik Sermersooq | ||
Distrikt | Ammassalik | ||
Einwohner | 1.985 (1. Januar 2020) | ||
Zeitzone | UTC-3 | ||
Koordinaten | 65° 36′ 42″ N, 37° 37′ 56″ W | ||
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Tasiilaq [grönländische Stadt im Distrikt Ammassalik in der Kommuneqarfik Sermersooq. Tasiilaq ist mit rund 2000 Einwohnern die größte Stadt Ostgrönlands.
] (früher Ammassalik [ ]; nach alter Rechtschreibung Tasîlaĸ bzw. Angmagssalik) ist eineLage
Tasiilaq liegt im Süden der Ammassalik Ø am Westufer des Kong Oscars Havn, eine Bucht, die ebenfalls auf grönländisch Tasiilaq heißt. Der Ortsname ist die ostgrönländsiche Form von Tasiusaq, das übersetzt wie ein Binnensee bedeutet und sich wie bei den westgrönländischen Orte Tasiusaq (Nanortalik) und Tasiusaq (Upernavik) auf die Lage an einer geschützten Bucht mit schmalem Einlass bezieht. Der nächstgelegene bewohnte Ort ist Kulusuk 21 km östlich auf der anderen Seite des Ammassaliip Kangertiva.[1]
Geschichte
Vor der Kolonialzeit
Die Region wurde vor etwa 4500 Jahren von Angehörigen der in Alaska beheimateten Saqqaq-Kultur, und vor etwa 2600 Jahren von Mitgliedern der Dorset-Kultur besiedelt. Diese Siedler konnten unter sich verschlechternden klimatischen Bedingungen an der Ostküste nicht überleben. Etwa seit dem 14. Jahrhundert wanderten Inuit der Thule-Kultur in das Gebiet.[2]
Vor einigen Hundert Jahren war die Ostküste noch durchgehend bevölkert und Wilhelm August Graah traf bei seiner Expedition 1830 regelmäßig auf Tunumiit, selbst wenn er nur bis auf etwa 100 km an die heutigen Siedlungen herankam. In den folgenden Jahrzehnten wanderten allerdings die meisten der Inuit in Südostgrönland nach Südgrönland und es entstand eine etwa 600 km lange Lücke zwischen den Kujataamiut in Südgrönland und den Tunumiit in der heutigen Region um Tasiilaq.[3]
Trotz der großen Entfernung kamen gelegentlich jedoch Tunumiit nach Südgrönland, um dort Handel zu treiben. Auf der Suche nach der Herkunft dieser leitete der dänische Marineoffizier Gustav Holm 1884 die Frauenbootexpedition, die erste Expedition in das Gebiet um Tasiilaq. Er fand hier 413 Tunumiit vor, wobei die Zahl wegen Hungersnöten und Krankheiten stetig sank. Holm überwinterte in Tasiilaq, wie der Ort bereits ursprünglich genannt wurde und studierte die Bewohner.[3]
Carl Ryder zählte 1892 nur noch 294 Menschen und die Bevölkerung drohte auszusterben[4] und die restlichen Tunumiit wünschten einen höheren Lebensstandard, vergleichbar mit dem der Kitaamiut im Westen Grönlands.[3]
Gründung der Station
1894 wurde schließlich die erste Missions- und Handelsstation Ostgrönlands errichtet, die den Namen Ammassalik erhielt. Johan Petersen wurde zum Handelsverwalter ernannt und Frederik Carl Peter Rüttel wurde der erste Missionar Ostgrönlands.[5] Es wurde ein Wohnhaus für den Missionar errichtet, daneben ein Friedhof. Dazu kam ein Wohnhaus für den Handelsverwalter. In einem weiteren Gebäude lebte der gesamte Rest der Angestellten. Außerdem wurde ein Proviantladen für die Versorgung errichtet. Alle Gebäude waren Fachwerkhäuser mit Bretterverkleidung.[6]
In den folgenden Jahren wurde die Missionsstation stark ausgebaut. 1899 wurde ein Laden mit Lager gebaut. 1900 wurde ein Wohnhaus für den Katecheten errichtet, 1901 und 1903 zwei Wohnhäuser für Kiffat (grönländische Helfer). 1901 wurde ein Kohlenhaus errichtet. 1903 wurde der Bau der Kirche begonnen, der erst 1908 abgeschlossen wurde. In ihr befand sich auch ein Schulzimmer. 1904 wurde die Wohnung des Handelsverwalters ausgebaut.[6]
In Tasiilaq kommt es häufiger zu Erdbeben. Im Winter 1904/05 waren die Erdbeben so stark, dass die Bevölkerung zu den Europäern kamen und sich erkundigten, ob gerade die Welt unterginge.[6]
1911 wurde ein Wohnhaus für den Handelshelfer errichtet und 1912 eine eigene Wohnung für die Hebamme. Das alte Haus, das ursprünglich allen Angestellten als Wohnhaus diente, fungierte zuletzt nur noch als Krankenhaus und Wohnung der Hebamme und als die Hebamme ihr eigenes Haus erhielt, wurde das Gebäude in eine Gästewohnung umfunktioniert. 1913 wurde ein Waschhaus errichtet und 1915 ein Pulverhaus. 1918 wurde ein zweites Kohlenhaus errichtet und das alte umgebaut. Ein ursprünglich von Georg Carl Amdrup zu wissenschaftlichen Zwecken errichtetes Gebäude wurde ab 1919 als Werkstatt und Materialschuppen benutzt. Im selben Jahr wurde ein Packhaus errichtet.[6]
1920 lebten in Tasiilaq neun Familienmitglieder des dänisches Missionars und 74 Grönländer. Von den Bewohnern lebten 37 in der Station selbst und 37 auf der Grønlænderpynten genannten Halbinsel östlich der Station, obwohl es bis 1915 sogar 50 bis 60 waren. In der Station befanden sich fünf grönländische Wohnhäuser, auf der Halbinsel zwei bis drei. In der Station lebten üblicherweise angestellte Grönländer, die bei der Missions- und Handelsarbeit halfen, während auf der Halbinsel die Taufkandidaten lebten, die nach dem zweijährigen Unterricht wieder wegzogen. Unter den Bewohnern waren 14 Jäger. In der Station arbeiteten der Pastor, ein Katechet, der Handelsverwalter, ein Helfer, eine Hebamme und drei Kiffat.[6]
Tasiilaq entwickelte sich zur zentralen Siedlung des Distrikts. Trotz von den Europäern eingeschleppten Krankheiten und Alkoholproblemen nahm die Bevölkerung in der Folge aufgrund der verbesserten Ernährungslage stark zu. Unmittelbar mit der Siedlungsgründung begann die Geldwirtschaft und die Einfuhr technischer Produkte für den Alltag. Bis zur Jahrhundertwende hatten die 400 Einwohner des Kolonialdistrikts beispielsweise 87 Jagdgewehre erworben. Die Torfmauerhäuser wurden bis etwa 1980 durch solche aus Holz ersetzt.[7]
Tasiilaq als Kolonie
1925 erhielt Tasiilaq den Status einer Kolonie.[8] Im selben Jahr wurden unter der Führung von Johan Petersen 84 Ammassalimmiut in das durch Ejnar Mikkelsen neugegründete Ittoqqortoormiit umgesiedelt.[2] Erst 1963 wurde Ostgrönland wie auch die Thuleregion dekolonialisiert und verwaltungstechnisch in den Rest Grönlands inkorporiert.[9]
Nach der Kolonialzeit
Am 5. Februar 1970 zerstörte der stärkste jemals gemessene Piteraq, ein ostgrönländisches Sturmphänomen, mit Windgeschwindigkeiten von um die 300 km/h große Teile der Stadt, sodass man sogar erwog sie aufzugeben.[10]
1977,[11] 1992[3][12] oder 1997[13][14] wurde der Ortsname offiziell wieder in Tasiilaq zurückumbenannt, während der Name der damaligen Gemeinde beim bisherigen Namen blieb.[12] Die Gemeinde wurde bei der Verwaltungsreform 2009 in die Kommuneqarfik Sermersooq eingegliedert.[9]
Infrastruktur und Versorgung
Der Hafen von Tasiilaq kann von Juli bis November angefahren werden. Er besteht aus einem großen Kai und mehreren Stegen für kleine Boote. Der Heliport Tasiilaq verbindet die Stadt mit Ostgrönlands Flughafen in Kulusuk.
Nukissiorfiit versorgt die Stadt seit 2004 mittels eines Wasserkraftwerks. Der Müll wird deponiert und Abwasser ins Meer geleitet. Die Hälfte der Gebäude in Tasiilaq ist an das Abwassernetz angeschlossen.[14]
Bebauung
Die Tasiilami Alivarpi unterrichtet etwa 450 Schüler. Sie wurde erstmals 1957 errichtet, aber beim Piteraq von 1970 zerstört. Der Neubau von 1971 wurde 1978 um einen Gymnastiksaal und 1984 um eine Werkstatt ergänzt und schließlich 2001 weiter ausgebaut und renoviert. Es gibt sowohl eine Zweigstelle von Piareersarfik als auch von Piorsaavik in Tasiilaq, die junge Menschen auf das Arbeitsleben vorbereiten sollen.
In der Stadt gibt es zudem unter anderem ein Kinderheim, zwei Kindergärten, eine Kinderkrippe und ein Altenheim. In Tasiilaq befinden sich ein Krankenhaus, eine Polizeistation, ein Versammlungshaus, ein Kommunalbüro, eine Sporthalle, die neue Kirche von 1985 und die alte Kirche von 1908, die heute das Ammassalik-Museum beherbergt. Es gibt außerdem eine Pilersuisoq-Filiale und einen weiteren Laden, einige Kioske, eine Bäckerei, ein Internetcafé, einen Buchladen, eine Postfiliale, eine Baufirma, eine Handwerksfirma, ein Tourismusbüro und ein Hotel. Tasiilaq ist zudem der Hauptsitz von POST Greenland, von wo aus grönländische Briefmarken an Philatelisten verschickt werden.[14]
Städtepartnerschaften
Sport
In der Stadt ist der Fußballklub Ammassalimmi Timersoqatigiiffik Ammassak beheimatet.
Söhne und Töchter der Stadt
- Kârale Andreassen (1890–1934), Maler und Lehrer
- Isak Lund (1902–1949), Landesrat
- Kâle Rosing (1911–1974), Künstler
- Justus Hansen (* 1968), Politiker (Demokraatit)
- Mala Høy Kúko (* 1969), Politiker (Siumut)
- Naaja H. Nathanielsen (* 1975), Politikerin (Inuit Ataqatigiit) und Psychologin
- Emanuel Nûko (* 1992), Politiker (Partii Naleraq)
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungszahl von Tasiilaq hat sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt. Tasiilaq ist damit nach Nuuk die Stadt mit dem zweithöchsten relativen Wachstum seit 1977. Heute ist Tasiilaq die größte Stadt Ostgrönlands und die siebtgrößte des Landes. Knapp ein Drittel der Bevölkerung Ostgrönlands lebt in Tasiilaq.[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karte mit allen offiziellen Ortsnamen bestätigt vom Oqaasileriffik, bereitgestellt von Asiaq
- ↑ a b Ammassalik bei groenlandkreuzfahrt.de
- ↑ a b c d Historie bei ammassalik.museum.gl
- ↑ Kurt L. Frederiksen: Ejnar Mikkelsen. Gyldendal, 2015, ISBN 978-87-02-17408-3, S. 35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Sabine Barth: Grönland. DuMont Reise-Taschenbuch. Ostfildern, 2010. S. 254.
- ↑ a b c d e A. Bertelsen, O. B. Bøggild, H. Bryder, R. Hammer, J. Krogh, H. Ostermann, Morten P. Porsild, K. Rasmussen, K. Stephensen: Grønland i tohundredeaaret for Hans Egedes landig. In: G. C. Amdrup, Louis Bobé, Ad. S. Jensen, H. P. Steensby (Hrsg.): Meddelelser om Grønland. Band 61. C. A. Reitzel Boghandel, Kopenhagen 1921, S. 638 ff. ([1]).
- ↑ Grete K. Hovelsrud-Broda: The Integrative Role of Seals in an East Greenlandic Hunting Village. In: Arctic Anthropology, Vol. 36, No. 1/2, University of Wisconsin Press, 1999, S. 37–50, hier S. 37
- ↑ Jens Christian Madsen: Udsteder og bopladser i Grønland 1901–2000. Atuagkat, 2009, ISBN 978-87-90133-76-4, S. 208.
- ↑ a b Ammassalik Kommune in Den Store Danske
- ↑ Das Rätsel der Eisluft-Stürze von Grönland. Spiegel Online
- ↑ Nyt navn in der Atuagagdliutit vom 8. Dezember 1977
- ↑ a b Angmagssalik in Den Store Danske
- ↑ Tasiilaq in Den Store Danske
- ↑ a b c Tasiilaq (PDF) bei sermersooq2028.gl
- ↑ Kópavogur Vinabæir. nat.is
- ↑ Einwohnerzahl Tasiilaq 1977–2020 bei bank.stat.gl