Friedrich Kaufhold
Friedrich Kaufhold (* 12. Januar 1908 in Konstanz; † 27. Dezember 1989 in Kiefersfelden) war ein deutscher Feuerwehrmann. Er war von 1957 bis 1968 als Oberbranddirektor in West-Berlin Leiter der Berliner Feuerwehr. In seine Amtszeit fiel 1961 der Bau der Berliner Mauer.
Werdegang
Bereits nach seinem Studium begann Kaufhold seine Laufbahn bei der Feuerwehr. Ab 1936 war er Angehöriger der damaligen Feuerlöschpolizei in Berlin. 1941 erfolgte der Wechsel an die Reichsfeuerwehrschule Eberswalde, ehe er schließlich die Leitung der nordrhein-westfälischen Landesfeuerwehrschule übernahm.
Auch nebenberuflich engagierte er sich für das Feuerwehrwesen. So war er von 1948 bis 1951 Chefredakteur der Magazins Brandschutz.
Nachdem Struktur und Taktik der Feuerwehr im damaligen West-Berlin nach dem Kriegsende immer mehr ins Stocken gerieten und auch der scheidende Behördenleiter Ludwig Wissell durch falschen Aktionismus den Anschluss an das moderne Feuerwehrgeschehen verlor, wurde schließlich Friedrich Kaufhold am 1. Juli 1957 als Oberbranddirektor neuer Leiter der Berliner Feuerwehr, nachdem Wissell altersbedingt in den Ruhestand trat.
Während die Berufsfeuerwehr in Ost-Berlin im selben Jahr militärisch strukturiert und in Kommandos umbenannt wurde, erhielt Kaufhold den Auftrag, seine Behörde vor allem zu modernisieren und an die geltenden bundesdeutschen Normen anzugleichen.
Vor einer großen Herausforderung stand Friedrich Kaufhold insbesondere durch den Bau der Berliner Mauer ab dem 13. August 1961. Dieser Umstand verdeutlichte, dass die „Inselfeuerwehr“ ab sofort mit keiner Unterstützung von außen zu rechnen hatte, was ein massives Umdenken einforderte. Aus dieser Situation heraus bewertete er die Struktur und Stärke der Berliner Feuerwehr neu und konzipierte eine moderne Ausrichtung seiner Behörde.
Bis 1967 besetzte er die ersten Schwerpunktwachen mit dem neuen Einsatzmodell eines Vier-Fahrzeuge-Löschzugs, bestehend aus einem Löschgruppenfahrzeug LF 16, einem Tanklöschfahrzeug TLF 16, einer Drehleiter DL 30 sowie einem Unfallwagen. Aus letzterem konzipierte sich später der Krankentransportwagen. Ebenfalls durch Kaufhold initiiert, wurde die Berliner Feuerwehr mit modernen Pressluftatmern ausgerüstet, die die bisher verwendeten Heeresatmer ablösten.
Die Gesamtlage nach dem Mauerbau hat die Feuerwehr im Westteil Berlins erheblich ins politische Licht gerückt. Während die Ost-Berliner Wehr stetig in die Volkspolizei integriert wurde, gerieten die West-Feuerwehrleute immer wieder alleine dadurch in gefährliche Situationen, indem sie Menschen aus dem Bereich der Grenzsicherungsanlagen zu retten hatten. Während ost- und westdeutsche Polizeikräfte sich immer wieder Schusswechsel lieferten, blieben Feuerwehrleute glücklicherweise unverletzt. 31 Feuerwehrbeamte, die an Einsätzen an der innerstädtischen Demarkationslinie beteiligt waren, wurden im April 1962 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Friedrich Kaufhold machte sich vor allem einen Namen, weil es ihm als ersten Berliner Feuerwehrchef gelungen war, mehr als 700 zusätzliche Planstellen für die Berufsfeuerwehr einrichten zu lassen. Auch im Bereich der Liegenschaften setzte er Zeichen. Zwischen 1960 und 1967 wurden jedes Jahr eine neue Feuerwache gebaut und zusätzlich zwei bestehende modernisiert. Zudem widerrief er die Anordnung seines Vorgängers Wissell und bremste die eingeleiteten Auflösungen Freiwilliger Feuerwehren aus. Dieser hatte bereits zum Ende seiner Amtszeit neun ehrenamtliche Wehren gestrichen. Kaufhold brauchte somit die durch Auflösung bedrohten Freiwilligen-Wachen nicht durch Berufsfeuerwehrleute ersetzen.
Friedrich Kaufhold ließ als erster Berliner Feuerwehrchef zudem speziell auf den Umweltschutz ausgerichtete Einsatzfahrzeuge beschaffen und führte im Rahmen des Arbeitsschutzes nachtleuchtende gelbe Einsatzhelme ein, die die bis dahin verwendeten schwarzen ersetzten. Die Einsatzleiter des höheren Dienstes wurden mit silberfarbenen Helmen ausgestattet. Diese wurden noch bis 2003 bei der Berliner Feuerwehr getragen, ehe man sie durch moderne Kunststoffhelme ersetzte.
Auch organisatorisch erwirkte der Oberbranddirektor wichtige neue Akzente. Da sich die ursprüngliche Berliner Hauptfeuerwache nunmehr im Ostsektor befand, suchte Kaufhold nach einer Alternative für West-Berlin.
Es gehört zu seinen großen Leistungen, dass es ihm gelungen war, eine neue Leitstelle, ein modernes Verwaltungsgebäude mit den wichtigsten Feuerwehrabteilungen, den Technischen Dienst sowie die Zentralwerkstatt am neuen Standort in Charlottenburg-Nord zusammenzuführen. Aus Anlass seiner Verabschiedung wurde die neue Hauptfeuerwache am Nikolaus-Groß-Weg schließlich eingeweiht.
Am 31. Januar 1968 trat Friedrich Kaufhold in den Ruhestand. Er war der erste Behördenleiter der Berliner Feuerwehr, der regulär durch das Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze aus dem aktiven Dienst ausschied und zugleich der letzte, der seinen Abschied im Rang eines Oberbranddirektors nahm.
Im Amt des Behördenleiters folgte ihm, nur einen Tag später, Heinz Hoene nach.
Im Ruhestand
Friedrich Kaufhold blieb dem Feuerwehrwesen auch als Pensionär verbunden und publizierte zahlreiche Fachartikel und Lehrbücher.
Nach seiner aktiven Zeit zog er an den Bodensee, wo er kurz vor seinem Tod den Fall der Berliner Mauer in den Medien verfolgen konnte.
Friedrich Kaufhold starb im Dezember 1989 im Alter von 80 Jahren in Kiefersfelden. Seine letzte Ruhestätte fand er einen Monat später auf dem dortigen Klausbergfriedhof. Das Grab ist jedoch seit 2004 erloschen.
Trivia
- Friedrich Kaufhold war Doktor der Philosophie und somit seit Gründung der Berliner Feuerwehr der erste promovierte Behördenleiter. Erst 50 Jahre später, im August 2018, gelangte mit Karsten Homrighausen, der im Jahr der Pensionierung Kaufholds geboren wurde, erneut ein Promovierter an die Spitze der Berliner Feuerwehr.
- Einzelne Vorhaben Kaufholds in Angelegenheiten des Personals, des Gebäudemanagements sowie in den Bereichen Fahrzeuge und Technik wirkten sich massiv auf den Berliner Haushalt aus. Bei dessen Amtsantritt betrug der jährliche Feuerwehretat 12,5 Millionen D-Mark. Bei seinem Ausscheiden 1968 50 Millionen, weshalb Kaufhold scherzhaft als der teuerste Feuerwehrchef Berlins bezeichnet wurde.
- In Kaufholds Amtszeit fiel auch der September 1966, als die bis dahin noch immer genutzten Telefon- und Fernschreiberverbindungen zwischen den beiden Feuerwehren Berlins durch DDR-Behörden gekappt wurden. Diese sind erst wieder 1989 in Betrieb genommen worden.
- Während seiner Amtszeit als Leiter der Berliner Feuerwehr bewohnte Friedrich Kaufhold eine Dienstwohnung auf der Feuerwache Tempelhof.
Auszeichnungen
- Ehrenmitglied der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (1968)[1]
- Heinrich-Henne-Medaille (1968)[2]
- Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1968)
Werke (Auswahl)
- Friedrich Kaufhold: Zur Ursache der Explosionskatastrophe in Ludwigshafen am 28. Juli 1948. Kohlhammer Verlag, 1949
- Friedrich Kaufhold: Ausbildungsvorschriften für die Feuerwehr: AVF 1 bis 3 mit Erläuterungen. Deutscher Gemeindeverlag, 1956
- Friedrich Kaufhold: Verbrennen und Löschen. Kohlhammer Verlag, 1959
- Friedrich Kaufhold: Feuerlöschmittel: Eigenschaften – Wirkung – Anwendung. Kohlhammer Verlag, 1982 (Neuauflage), ISBN 978-3170072640
- Heinrich Kern, Friedrich Kaufhold: Der Gruppenführer im Löscheinsatz. W. Kohlhammer, 1985 (Neuauflage), ISBN 978-3170088078
Weblinks
- Dr. Friedrich Kaufhold auf der Website der Berliner Feuerwehr
- Dr. Friedrich Kaufhold auf der Website des Berliner Feuerwehrmuseums
- Dr. Friedrich Kaufhold auf der Autorenseite des Kohlhammer Verlags
Einzelnachweise
- ↑ Ehrungen. Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V., 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020 (deutsch).
- ↑ Träger der Heinrich-Henne-Medaille. In: Website feuerwehr-ehrenzeichen.de. 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Kaufhold, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Feuerwehrmann |
GEBURTSDATUM | 12. Januar 1908 |
STERBEDATUM | 27. Dezember 1989 |
STERBEORT | Kiefersfelden |