TUTicket
Verkehrsverbund Tuttlingen
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Rechtsform | Aufgabenträgerverbund |
Gründung | 1. September 2003 |
Sitz | Tuttlingen |
Leitung | Derzeit vakant |
Mitarbeiterzahl | ~10 |
Branche | Verkehrsverbund |
Website | www.tuticket.de |
Der Verkehrsverbund Tuttlingen – Kurzbezeichnung TUTicket – ist der Verkehrsverbund für den Landkreis Tuttlingen mit Sitz in Tuttlingen.
TUTicket ist einer der kleinen Verkehrsverbünde sowie einer der wenigen Aufgabenträgerverbünde in Baden-Württemberg. Eine Verbundgesellschaft gibt es nicht, die Arbeiten werden vom Landratsamt übernommen. Eine genaue Aufgaben- und Zuständigkeitstrennung zwischen Nahverkehrsamt und dem Verkehrsverbund ist hierbei nicht vorhanden. Die Geschäftsleitung von TUTicket ist vakant, die Führung übernimmt der Wirtschaftsdezernent des Landkreises. Bis 2018 war die Leitung mit Gabriele Zimmer besetzt, sie übernahm das Amt von Jens Keucher zum 1. November 2017, der im August 2013 auf Klaus Storz folgte. Storz war seit den 1980er-Jahren eine führende Figur in der Entwicklung des Tuttlinger Nahverkehrs. 2017 wurden etwa 8,7 Mio. Fahrgäste befördert. Mit dem Verkehrsverbund Rottweil und dem Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar hat sich TUTicket zur Regionalen Tarifkooperation Schwarzwald-Baar-Heuberg zusammengeschlossen, so dass für Fahrten innerhalb der drei Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar ein Übergangstarif gilt.
Geschichte und Aufgaben
TUTicket nahm seine Arbeit mit dem Ringzugstart im September 2003 drauf und ist seit dem am Landratsamt Tuttlingen, Nahverkehrsamt angegliedert. TUTicket erfüllt als Aufgabenträgerverbund die Verkehrsplanung des ÖPNV im Landkreis Tuttlingen, was den kreisweiten Busverkehr sowie innerhalb der Kreisgrenzen auch den Ringzug betrifft. Der Ringzug wird gemeinsam mit den anderen beteiligten Landkreisen sowie der NVBW organisiert – sowohl finanziell als auch planerisch.
Verkehrsplanung betreibt das Nahverkehrsamt des Landkreises Tuttlingen allerdings bereits seit den 1980er-Jahren, als durch das Donautal-Modell der Landkreis Tuttlingen die Hohenzollerische Landesbahn mit Zugfahrten auf der Strecke Tuttlingen – Fridingen im Rahmen des Schülerverkehrs beauftragte. Dies war bereits vor der Bahnreform ein Novum. Im Zuge dessen stellte sich als problematisch dar, dass parallele Busverkehre einzeln geplant und unabgestimmt verkehrten, was den Nutzen eines Landkreis-bezahlten Zuges hemmte. Der Landkreis Tuttlingen ging daraufhin auf die betroffenen Busunternehmer zu und schloss mit diesen Verträge ab, welche die Planung und Finanzierung auf den Landkreis übertrugen. Dieser konnte nun, ohne dass die Busunternehmer ihre eigentliche Linienkonzession verloren, effiziente und linienübergreifende Fahr- und Umlaufpläne erstellen und finanzierte diese auch. Mit Einführung des Donautal-Modells 1990 ging dies sogar soweit, dass die Südbadenbus GmbH wegen des starken und attraktiveren Parallelverkehrs auf der Schiene nicht mehr zu einem eigenwirtschaftlichen Busverkehr auf der damaligen Linie 7450 (Tuttlingen-Sigmaringen) war, sodass der Landkreis auch diese Linie planerisch komplett übernahm und für den Teil auf Boden des Landkreises Sigmaringen von diesem einen Zuschuss erhielt. Die Fahraufträge wurden über Jahre an dieselben mittelständische Busunternehmer im Landkreis Tuttlingen vergeben, welche auch Linienkonzessionen besaßen. Allerdings kam es auf diesem Weg zum Kuriosum, dass Fahrzeuge eines Busunternehmers auf vielen beliebigen Linien fuhren und dadurch auch Fahrten einer Linie durchführten, welche eigentlich einem Konkurrenten gehört.
In den 1990er-Jahren wurden die ehemaligen Südbadenbus-Linien 7451 und 7452 (Tuttlingen-Trossingen und Tuttlingen-Schwenningen) nach dem selbigen Modell übernommen, unter dem Namen Baar-Konzept wurden außerdem nach dem Personenbeförderungsgesetz für den besonderen Schülerverkehr freigestellte Fahrten von Talheim nach Schwenningen in den Linienfahrplan integriert. Die Linienkonzession wurde dabei an die Firma Klaiber Bus GmbH & Co. KG übertragen, der Fahrplan erheblich ausgeweitet und vertaktet.
Mit Einführung des Ringzuges wurde das über Jahre geschliffene System im Donautal dann auf den gesamten Landkreis übertragen, schienenparallele Busfahrten wurden dabei überwiegend abgebaut und teilweise eingestellt[1]. Mit der Zeit übernahm der Landkreis immer mehr Linien in die Planungsverantwortung, was sich teilweise auch im Linienverlauf oder in Linienbezeichnung bemerkbar machte. So wurden ehemalige Linienbezeichnungen Landkreisweit einheitlich zweistellig umbenannt (z. B. Linie 2001 mit Konzessionsinhaber Fritz Buchheim und später Beck Bärenthal in Linie 20, SBG-Linien 7441, 7443, 7446 in 41, 43, 46), teilweise gab es auch bei besonders schülerlastigen Verkehren pro Linie über 20 verschiedene Kursarten, welche auch mit anderen Linien kombiniert wurden konnten. Die Konsolidierung der einzelnen Verkehre war spätestens 2005 abgeschlossen, als die landkreisübergreifende SBG-Linie 7454 (Tuttlingen - Meßkirch) als Linie 54 übernommen wurde. Diese Verkehrssituation war auch der Grundstein für den gemeinsamen TUTicket-Tarif, welcher ebenfalls mit Ringzugbeginn eingeführt wurde.
Die mit den Busunternehmen getroffenen Verträge konnten nach Ausschöpfung der EU-Verordnung 1370/2007 bis Ende des Jahres 2019 verlängert werden, danach müssen sie wegen der Inanspruchnahme öffentlicher Gelder europaweit ausgeschrieben werden. Wegen Verzögerungen im Vergabeablauf wurde der neue Betriebsbeginn auf den 1. März 2020 verlegt, im Abschnitt zwischen Konzessionsende (30. November 2019) bis zum Betriebsbeginn wurden Übergangsverträge mit den alten Betreibern auf Basis der alten Fahr- und Umlaufpläne geschlossen. Durch die im Jahr 2018 erfolgte Ausschreibung konnten sich für die verschiedenen Netze die heimischen Betriebe Klaiber Bus GmbH & Co. KG (Spaichingen, Teilnetz Nordwest) Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH (Tuttlingen, Teilnetz Süd) und Omnibus Beck GmbH (Bärenthal, Teilnetz Ost) durchsetzen[2]. Dabei wird ein deutlich einheitlicher Fahrplan mit gehobenerem Komfort gefahren[3]. Zum gleichen Zeitpunkt werden allerdings weitgehend die kreisübergreifenden Linien eingestellt.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 wurde ab Mitte des Jahres der Abendverkehr eingestellt, zuerst ab 20 Uhr, seit September 2020 wird nur noch bis 22 Uhr gefahren. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wird die Linie 220 von Aldingen nach Schömberg ab der Kreisgrenze mangels ausreichend mitfahrenden Fahrgästen eingestellt. Sie wurde seit Einführung 2015 (damals unter Verlängerung der Linie 43, ursprünglich SBG-Linie 7443) vom werktäglichen Stundentakt immer weiter ausgedünnt, zuletzt gab es nur wenige Fahrten über Deilingen hinaus nach Schömberg, jeweils mit Anschluss nach Balingen.
Eisenbahnstrecken im Tarifgebiet
Das Tarifgebiet von TUTicket wird von insgesamt fünf aktiven Eisenbahnstrecken durchzogen. Durch den Start des Ringzuges 2003 hat sich der Bahnverkehr auf dem Gebiet von TUTicket wesentlich verbessert, so dass das Verbundgebiet heute 28 aktive Bahn-Haltepunkte aufweisen kann, und so viele Gemeinden wieder über einen (oder oft sogar mehrere) Zug-Haltepunkte verfügen. Die Buslinien im Tarifgebiet wurden konsequent mit dem Ringzug vertaktet, so dass im Zusammenhang mit den Veränderungen seit 2003 oft von einem Quantensprung im Nahverkehr der Region die Rede ist. Im Einzelnen befinden sich fünf aktive Bahnstrecken innerhalb des TUTicket-Verbundes:
- die Gäubahn (Stuttgart–Singen) im Abschnitt Aldingen – Spaichingen – Tuttlingen
- die Bahnstrecke Tuttlingen–Inzigkofen im Abschnitt Tuttlingen – Fridingen an der Donau
- die Wutachtalbahn von Immendingen nach Waldshut im Abschnitt Geisingen-Leipferdingen – Immendingen
- die Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen (Hohentwiel) im Abschnitt Geisingen – Immendingen
- die Trossinger Eisenbahn
Die Heubergbahn von Spaichingen nach Reichenbach am Heuberg ist stillgelegt und abgebaut.
Verkehrsbetriebe im TUTicket-Verbund (Auswahl)
Nach der Neuausschreibung aller Regionalverkehre wurden folgende Unternehmen Sieger der einzelnen drei Lose mit dem Verkehr verantwortet:
- Klaiber Bus GmbH & Co KG, Spaichingen
- Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH, Tuttlingen (betreibt auch alleinverantwortlich den Tuttlinger Stadtbus)
- Omnibus Beck GmbH, Bärenthal
Folgende Unternehmen fahren zusätzlich im Regionalbusverkehr einzelne Umläufe im Auftrag der Losgewinner:
- Oberist Reisen, Aldingen
- TUTBus GmbH & Co. KG, Tuttlingen (Tochterfirma von Klaiber Bus)
- Omnibus Fecht, Meßkirch
Für den Schienenverkehr des Ringzuges zeichnet sich der Zweckverband Ringzug als Organisation aller drei beteiligten Landkreise verantwortlich.
Zukunftspläne
Aktuell (Stand 2020) bestehen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg Pläne, sowohl den Ringzug als auch die Tariflandschaft weiter zu entwickeln. Dabei soll der Ringzug mit dem Projekt Ringzug 2.0 weitgehend elektrifiziert und mit zusätzlichen Haltepunkten ausgebaut werden, unter anderem soll ein Taktverkehr im Donautal und eine Ausweitung im Schwarzwald-Baar-Kreis bis Sankt Georgen im Schwarzwald erfolgen. Es wurden von SMA und Partner aus Zürich verschiedene Szenarien erarbeitet, die in jedem Fall die Elektrifizierung der Donautalbahn von Immendingen nach Tuttlingen und den Neubau eines Haltepunktes Tuttlingen Stadtmitte unmittelbar im Bereich des Rathaussteges (Genaue Lage auf Openstreetmap) enthalten sollen, sowie wahlweise eine Elektrifizierung von Tuttlingen weiter bis Fridingen an der Donau. Die Strecke nach Blumberg soll langfristig mit Akku- oder Verbrennungstechnik betrieben werden. Durch die besonders gute Finanzierungslage seitens des Bundes-GVFG wird eine Vollelektrifizierung auch nach Fridingen angestrebt, sodass im Idealfall ab 2027 mit Ausnahme der Wutachstrecke nur noch Elektrofahrzeuge im Landkreis Tuttlingen fahren können. Der Regionalexpress von Ulm nach Donaueschingen soll dabei in Tuttlingen gebrochen werden, während die Breisgau-S-Bahn von Donaueschingen bis Tuttlingen verlängert werden könnte.
Im Zuge eines Vereinheitlichungsprogramms des Landes Baden-Württemberg werden durch die Landesregierung aktuell (Stand 2020) Tarifverbundfusionen bezuschusst, um den sehr hohen Anteil an Verbünden im Land zu vermindern. Hier läuft gerade ein Prozess, um die drei Verkehrsverbünde VVR, VSB und TUTicket zu einem Vollverbund zu vereinigen. Dabei ist unter anderem eine Reduktion der Tarifzonen (nur noch zwei bis drei Zonen pro Landkreis) und eine Abschmelzung der Tarifpreise das Ziel. Der Prozess soll bis 2022 abgeschlossen sein.
Weblinks
Siehe auch: Liste deutscher Tarif- und Verkehrsverbünde