Hofbräuhaus Traunstein

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Hofbräuhaus Traunstein (Hofgasse 6)
Brauerei in Traunstein

Das Hofbräuhaus Traunstein wurde 1612 vom bayerischen Herzog und späteren Kurfürsten Maximilian I. erbaut. Seit 1896 befindet dich das Hofbräuhaus Traunstein, seither ist es in Familienbesitz der Brauerfamilie Sailer.

Vorgeschichte

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts gelangten die Freiherren von Degenberg aus Niederbayern an das einzigartige Recht zum Weißbierbrauen.[1] 1585 bekam auch Obersthofmeister Otteinrich von Schwarzenberg von Herzog Wilhelm V. das Recht zum Weißbierbrauen verliehen.[2] 1602 starb der letzte Degenberger, woraufhin Maximilian I. nach Darstellung einiger Historiker seine Chance auf gute Steuereinnahmen sah, erhob ein landesherrliches Monopol auf Weißbier und baute in ganz Bayern Hofbräuhäuser auf. Wein verschwand nahezu vom Markt, der Absatz des herkömmlichen von örtlichen Brauern gebrautes Braunbier schrumpfte stark.[3]

Nach Heinrich Letzing stammte die Initiative zur Errichtung des Hofbräuhauses Traunstein, wie auch schon die Errichtung des Weißbierbrauhauses Kelheim 1607 von der Hofkammer.[4] Beide Hofbräuhauser entstanden als erste in Bayern ohne Vorgängerbetrieb. Die ehemalige, auch in dieser Zeit errichtete Brauerei Mattighofen beispielsweise war vor der Umwandlung in ein Weißbierbrauhaus ein Braunbierbrauhaus.[5]

Am 1. Juli 1611 berichteten der Hofkammer-Präsident Lerchenfelder, die Kammerräte Hörl, Sauerzapf, Venz und Oswald Schuß dem Herzog, dass die zur Aufnahme der Reichenhallischen Salzrechnung bestimmten Hofkammerräte in ihrem Bericht die Errichtung eines Hofbräuhäuses in Traunstein empfahlen. Dem Vorschlag folgte aber gleich die zaghafte Bemerkung auf die Unbekanntheit von Weißbier in Traunstein. Ein probeweises kleines Brauhaus wurde diskutiert. Weil das u. a. aus Braunau, Wasserburg und Trostberg nach Traunstein importierte Braunbier „gar schlecht“ sei, war ein Argument für ein neues Traunsteiner Hofbräuhaus. Außerdem fehle es nicht an Holz, Weizen und Wasser.[6]

Reifenstuel wurde nach Traunstein abgesandt und begutachtete die Möglichkeit des Baus, wohl in Zusammenarbeit mit dem Kastner Otteinrich Lindl und im schriftlichen Austausch mit Oswald Schuß, der ihn über finanzielle Möglichkeiten unterhielt. Letztlich wurde das Altherrisch Haus von den Erben Joseph Altherrs gekauft, um es in ein Weißbierbrauhaus umzubauen. Schon 1611 war die Planung des Umbaus durch Beschlüsse in vollem Gange. Das Geld für den Leihkauf des Altherrisch Haus‘ wurde am 2. Februar 1612 bezahlt, am 2. Juni, als die Brauerei längst in Betrieb war, wurde die Kaufurkunde ausgestellt.[7]

Geschichte des Hofbräuhauses Traunstein

Als erster Bräumeister wurde Simon Erndl aus Schwarzach eingeteilt. Ein ehemals bei einem Degenberger Weißbierbrauhaus angestellter Brauknecht gab sein Wissen zum Brauen preis.[8]

In den Anfangsjahren, als die Nachfrage nach Weißbier in der Stadt und im Umland groß war, wurden so viele Schanklizenzen ausgeteilt, dass den in Schwierigkeiten geratenen Bierbrauern 1642 das Recht zum Weißbierbrauen verliehen wurde, wenn sich deren Bier dadurch wohl auch nicht qualitativ verbesserte. Die dreizehn Weißbierbrauereien wurden gleichzeitig auf vier reduziert.[9]

1704 wurde das Hofbräuhaus Traunstein während des Spanischen Erbfolgekrieg zerstört und von Baumeister Giovanni Antonio Viscardi wieder aufgebaut.[10]

Im 19. und dem frühen 20. Jahrhundert waren private Bierbrauer letztendlich in der Lage, den staatlichen Weißbierbrauereien Konkurrenz zu bieten. 1804 wurde das Traunsteiner Hofbräuhaus vom Staat verpachtet, 1820 verkauft.[11] Seit 1896 befindet sich das Traunsteiner Hofbräuhaus in Besitz der Familie Sailer.[10]

Einzelnachweise

  1. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 228.
  2. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 229.
  3. Franz Haselbeck: Weißbier aus dem Hofbräuhsus. In: Günter Standl (Hrsg.): Der Traunsteiner Stadtplatz. S. 70.
  4. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 401.
  5. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. 1995, ISBN 978-3-928898-88-1, S. 258 (google.de [abgerufen am 25. März 2021]).
  6. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 401.
  7. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 401–403.
  8. Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher. S. 404.
  9. Paul Werner: Mythos Bier. S. 124 f.
  10. a b Karl Gattinger: Bier und Landesherrschaft: das Weissbiermonopol der Wittelsbacher unter Maximilian I. von Bayern 1598-1651. Lipp, 2007, ISBN 978-3-87490-757-6, S. 74 (google.de [abgerufen am 25. März 2021]).
  11. Paul Werner: Mythos Bier. S. 126.