Mercklin & Lösekann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. November 2021 um 22:33 Uhr durch Ukko (Diskussion | Beiträge) (refs vereint, +archive.org). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2021 auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Folgendes muss noch verbessert werden: Vollprogramm sofern enzyklopädisch relevant Lutheraner (Diskussion) 23:58, 30. Okt. 2021 (CEST)

Mercklin & Lösekann war eine Firma in Seelze bei Hannover, die im Jahr 1888 erstmals die kommerzielle Produktion von Formaldehyd für technische und pharmazeutische Zwecke im industriellen Maßstab durchführte.[1]

Geschichte

Die Chemiker Hermann Mercklin (1855-193?) und Gerhardt Lösekann (1856-1923) gründeten 1888 die Firma Mercklin & Lösekann in Seelze. Hermann Mercklin sei laut einer Veröffentlichung von Günther Bugge aus dem Jahr 1943 der Erfinder des ersten technischen Formaldehydverfahrens gewesen.[2] In seiner Veröffentlichung von 1931 nennt Günther Bugge als Miterfinder Gerhardt Lösekann und der Werkmeister Karl Ehinger. [1] Erste Muster von Formaldehyd wurden ab Mitte 1889 ausgeliefert. Bald wurden auch Paraformaldehyd, Hexamethylentetramin, Dimethoxmethan und Anhydroformaldehydanilin hergestellt. 1891 wurden die BASF, Schering und die Farbwerke Hoechst als Kunden gewonnen.

Bei dem Produkt von Mercklin & Lösekann verblieb wie bei allen frühen Synthesen der nicht umgesetzte Anteil an Methanol in der Produktlösung und stabilisierte das Formaldehyd gegen Polymerisation. Dadurch konnten 40%ige Formaldehydlösungen ausgeliefert werden ohne Polymerbildung. Die Produktionsapparatur von Mercklin & Lösekann war in der Lage, etwa 50 kg Formaldehyd in 24 Stunden herstellen. Der Nachfrage stieg ständig, so dass zuletzt 12 solcher Apparate in Betrieb waren.

Bei Mercklin & Lösekann wurden auch neue Folgeprodukte entwickelt. Muster wurden an interessierende Firmen versandt. So entstanden neue Verwendungsmöglichkeiten für Formaldehyd. Die Formaldehydlösung wurde über die Kölner Firma Hartmann & Heimann verkauft. Sie diente zur Desinfektion, zum Beizen und Gerben, Härten von Leim und Konservierung von Farben.

Die aufblühende Fabrik in Seelze musste den benötigten Ausgangsstoff Methanol zukaufen, zumeist beim Verein für Chemische Industrie (VCI) in Mainz-Mombach. Damit hingen der Gewinn und auch der Fortbestand des Unternehmens Mercklin & Lösekann vom Methanolpreis ab.

1895 gelang dem VCI die eigene Produktion von Formaldehyd und er belieferte ab 1897 Mercklin & Lösekann nicht mehr mit Methanol. Dadurch kam es zum Verkauf des Seelzer Werkes an die „Aktiengesellschaft für Trebertrocknung“ in Kassel, die sich als Hersteller von Holzkohle, Methanol und Essigsäure etablierte. Gerhard Lösekann verkaufte danach seine Villa in Seelze und zog in die Uckermark. Hermann Mercklin blieb in Hannover bis zu seinem Tode.

Formaldehydverfahren bei Mercklin & Lösekann

Der Katalysator bestand aus etwa 50 vertikalen Kupferstäben, wobei in der Kontaktzone zwischen den Stäben zusammengerollte Kupferdrahtspiralen eingebracht waren. Der Methanolzulauf wurde gleichmäßig gesteuert und der Luftstrom über siebartig angeordnete Löcher am Boden des Reaktionsgefässes angesaugt. Zum Aufstarten wurde im Reaktionsbereich an zwei gegenüberliegenden verschließbaren Öffnungen Luft eingelassen und damit ein zündfähiges Methanol-Luft-Gemisch erzeugt. Wie diese Zündvorrichtung in Betrieb genommen wurde, ist nicht beschrieben. Durch Kondensation der Abgase des Reaktors wurde die methanolische Formaldehydlösung gewonnen. Eine Abbildung der Apparatur befindet ist in der Literaturstelle.[1] Da die Firmen, die technische Formaldehydsynthesen entwickelten, damals ihre Apparate geheim hielten, wurde über die Synthese bei Mercklin & Lösekann spekuliert:[3]

Einzelnachweise

  1. a b c Günther Bugge: Aus der frühen Geschichte der Formaldehyd-Herstellung. In: Chemische Apparatur. 1931, S. 157–160.
  2. Günther Bugge: Aus der frühen Geschichte des Formaldehyds und seiner Anwendungen, Chemische Technik 1943, Band 16, 228-230, Einsehbar auf archive.org
  3. Otto Lueger: Literatur der gesamten Technik, 1. Auflage