Xerxes I.

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Relief des Xerxes am Eingang seines Palastes in Persepolis

Xerxes I. (persisch خشایارشا, DMG Ḫašāyāršā, altpersisch 𐎧𐏁𐎹𐎠𐎼𐏁𐎠 Hšayāŗšā, aramäisch Aḫšeweruš, hebräisch אחשורוש Achašweroš, griechisch Ξέρξης, lateinisch Xerses; * um 519 v. Chr.; † 4. August 465 v. Chr.) war ein persischer Herrscher. Er regierte von 486 bis 465 v. Chr. als achämenidischer Großkönig und ägyptischer Pharao. Sein Name bedeutet „herrschend über Helden“.

Leben

Auspeitschung des Meeres nach einem fehlgeschlagenen Brückenschlag über die Dardanellen (Darstellung von 1909)
Felsengrab des Großkönigs Xerxes in Naqsch-e Rostam
Monumentale Keilschrift-Tafel, Gründungsinschrift[1] mit einer Selbstdarstellung des Xerxes als „König der Könige“

Xerxes wurde um 519 v. Chr. als Sohn des achämenidischen Großkönigs Dareios I. und der Atossa, einer Tochter Kyros’ II., geboren. 486 v. Chr. trat er als Großkönig die Nachfolge seines Vaters an,[2] obwohl er drei ältere Brüder aus der Ehe des Dareios mit einer Tochter des Gobryas hatte. Zu Beginn seiner Herrschaft bekämpfte er erfolgreich Aufstände in Ägypten, das sich unter Psammetich IV. vom Perserreich gelöst hatte, und Babylonien, bevor er sich 483 v. Chr. Griechenland zuwandte.

Nachdem die Strafexpedition des Dareios gegen Griechenland 490 v. Chr. gescheitert war (siehe Schlacht bei Marathon und Perserkriege), verwirklichte Xerxes dessen Vorstellungen von einem weiteren Feldzug gegen die Griechen. Zu dessen Vorbereitung ließ er die Schiffbrücken über den Hellespont und den Xerxes-Kanal bauen. Nach anfänglichen Erfolgen bei den Thermopylen im Kampf gegen Leonidas erlitt sein Vielvölkerheer, das von Historikern auf maximal 100.000 Soldaten geschätzt wird,[3] in der Seeschlacht von Salamis gegen die von Themistokles geführte griechische Flotte eine entscheidende Niederlage. Die Annahme von 100.000 Soldaten als Heeresstärke ist wahrscheinlich ein Überlieferungsfehler, da in die Kontingente auch Hilfskräfte, Arbeiter, andere Personen und sogar ganze Bevölkerungsgruppen einberechnet wurden. Diese Personengruppen hatten aber mit der tatsächlichen Schlacht nichts zu tun und müssen deshalb herausgerechnet werden.

Hans Delbrück, der allerdings generell einen sehr kritischen Ansatz vertrat, ging davon aus, dass es nicht möglich sei, 100.000 Soldaten zu versorgen, zumal die hohe Anzahl der Soldaten nicht der damaligen geringen Bevölkerungszahl entsprochen habe.[4] Delbrück nahm daher an, dass es sich maximal um 20.000 Soldaten handelte, die in die Schlacht zogen. In der modernen Forschung geht man ebenfalls davon aus, dass das persische Heer deutlich kleiner war, als die übertriebenen Angaben in den antiken Quellen vermuten lassen, wenngleich Delbrücks Kalkulation wohl doch zu gering veranschlagt ist.[5]

Xerxes zog sich nach der Niederlage von Salamis in seine Hauptstadt Susa zurück und verfolgte die Niederlage seines Landheers bei Plataiai nur noch aus der Ferne, griff aber selbst nicht mehr ins Geschehen ein. Da Xerxes – im Gegensatz zu seinen Vorfahren – nie im Kampf ein Schwert führte, beauftragte er mit der Kriegsführung fähige Strategen, die mit genügend Erfahrung ausgestattet waren, wie beispielsweise Mardonios, dem er das Landheer beim Zug gegen Griechenland anvertraute, oder seinen Halbbruder Achaimenes, der für ihn 484 v. Chr. den Aufstand in Ägypten niederschlug.

Zeitgenössische Geschichtsschreiber und Autoren, so zum Beispiel der griechische Dichter Aischylos, führten die Misserfolge des Xerxes unter anderem auf seine mangelnde Besonnenheit und geringe religiöse Toleranz zurück, deren Ursachen nach heutiger Einschätzung vermutlich die Einflussnahme seiner Mutter Atossa und das Erstarken der Magier waren. Auf seinem Zug nach Griechenland ließ Xerxes I. in Troja haltmachen und sich vom Trojanischen Krieg berichten. Daraufhin sollen – im Gegensatz zur Lehre Zarathustras – 1000 Rinderopfer dargebracht worden sein. Eine Anekdote berichtet davon, dass Xerxes I. bei einem fehlgeschlagenen Brückenbau über die Dardanellen die Meeresenge mit 300 Peitschenhieben bestrafen ließ. Damit wollte er nach Herodot den Hellespont dafür bestrafen, dass seine Brücken kurz nach dem Bau durch ein Unwetter zerstört wurden.[6]

479/478 v. Chr., im achten Regierungsjahr, ließ Xerxes angeblich, wie fälschlich[7] behauptet wurde, den Turm von Babylon und die Marduk-Statue zerstören. Damit war das Ergreifen der Hände von Marduk unmöglich geworden, welches zur Ernennung als König von Babylon unabdingbar war. Seither gab es das Königsamt und den Kult des Marduk nicht mehr. Babylons endgültiges Ende wurde damit auch rituell vollzogen.

Xerxes widmete sich der Errichtung von Kolossalbauten in Persepolis und Susa. In Persepolis vollendete er den von seinem Vater begonnenen Audienzpalast Apadana und errichtete für sich selbst einen großen Wohnpalast; zudem begann er mit dem Bau des Hundertsäulensaals.[8] Nicht nur in den verschiedenen Residenzen war kein Bauauftrag zu kostspielig, auch der entgegen früher oft vertretener Meinung tatsächlich vollendete Landdurchstich am Isthmus von Athos – der Xerxes-Kanal zur Kriegsvorbereitung 483 bis 480 v. Chr. – zeigt seine Leidenschaft für die Bautätigkeit. Bei der Plünderung Athens 480 v. Chr. ließ er die schönsten Exponate nach Persepolis und Susa überführen und dort aufstellen, darunter die Skulpturen der Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton.

Nach inneren Wirren wurde Xerxes I. von seinem Gardebefehlshaber Artabanos ermordet. Dieser lenkte den Verdacht auf den Kronprinzen und ältesten Sohn des Xerxes, Dareios, welcher daraufhin von seinem jüngeren Bruder Artaxerxes I. ermordet wurde. Ein Anschlag des Artabanos auf Artaxerxes scheiterte jedoch; Artabanos wurde getötet und Artaxerxes trat die Nachfolge des Xerxes an.

Das Todesdatum des Xerxes konnte durch die Erwähnung einer partiellen Mondfinsternis in einem keilschriftlichen Fragment auf den 4. August 465 v. Chr. festgelegt werden.[9]

Rezeption

Xerxes I. gibt den historischen Hintergrund für die Gestalt des Xerxes in der gleichnamigen Opera seria – bekannt auch unter ihrem italienischen Originaltitel Serse – von Georg Friedrich Händel (HWV 40) ab.

Generell wird Xerxes auch mit der Figur des Ahasveros im biblischen Buch Ester gleichgesetzt.

Familie

Vorfahren

 
 
Achaimenes
1. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Teispes
2. König, Regent von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ariaramna I.
3. König, König in der Persis
 
Kyros I.
4. König, König von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Arschama I.
Regionalregent
 
Kambyses I.
5. König, König von Anschan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hystaspes
Satrap
 
Kyros II.
6. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dareios I.
9. König, Regent von Persien
 
Kambyses II.
7. König, Regent von Persien
 
Bardiya
8. König, Regent von Persien
(oder Gaumata als Smerdis)
 
Artystone
Prinzessin
 
Atossa
Prinzessin
 
Roxane
Prinzessin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Xerxes I.
10. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Artaxerxes I.
11. König, Regent von Persien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nachkommen

Mit Königin Amestris

Mit unbekannten Ehefrauen

  • Artarios, Satrap von Babylon.
  • Tithraustes, Feldherr.
  • Achaimenes (nach anderen Angaben ein Sohn des Dareios I.), Satrap von Ägypten.
  • Arsames (Filiation möglich, aber unsicher), Satrap von Ägypten.
  • Ratashah[10]

Weitere

Literatur

Commons: Xerxes I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carlo G. Cereti: Die iranischen Sprachen. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH, Bonn. Skira editore, Milano, Kunsthistorisches Museum Wien). Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 30–37, hier: S. 30 (Abbildung 1) und S. 33.
  2. Die erste Urkunde unter Xerxes stammt vom Dezember 486; André Heller: Das Babylonien der Spätzeit (7.-4. Jh.) in den klassischen und keilschriftlichen Quellen (= Oikumene. Band 7). Verlag Antike, 2010, ISBN 978-3-938032-38-1, S. 271.
  3. Urs Willmann: Der Einweg-Kanal. In: Die Zeit. Nr. 48, 2001, Zugriff am 25. März 2008.
  4. Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. 1. Teil: Das Altertum. 3. Kapitel: Die griechischen Heereszahlen. Abschluß. Stilke, Berlin 1920, S. 42: Tatsächliche Bevölkerungszahlen und Heeresstärken.
  5. Vgl. allgemein George Cawkwell: The Greek Wars. The Failure of Persia. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 978-0-19-814871-5, S. 237 ff.
  6. Ruth Stepper: Die Darstellung der Naturkatastrophen bei Herodot. In: Eckart Olshausen, Holger Sonnabend (Hrsg.): Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 6,1996 : „Naturkatastrophen in der Antiken Welt“ (= Geographica historica. Band 10). Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07252-7, S. 94 f.
  7. Josef Wiesehöfer: Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in frühislamische Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 55–74, hier: S. 59.
  8. Udo Sautter: Die 101 wichtigsten Personen der Weltgeschichte (= Beck’sche Reihe. Band 2193). Beck, München 2002, ISBN 3-406-47993-6, S. 15.
  9. André Heller: Das Babylonien der Spätzeit (7.–4. Jh.) in den klassischen und keilschriftlichen Quellen (= Oikumene. Band 7). Verlag Antike (VA), Berlin 2010, ISBN 978-3-938032-38-1, S. 305.
  10. Maria Brosius: Women in ancient Persia, 559–331 BC. Oxford University Press, New York 1996, ISBN 0-19-815009-1.
VorgängerAmtNachfolger
Dareios I.Persischer König
486–465 v. Chr.
Artaxerxes I.
Psammetich IV.Pharao von Ägypten
27. Dynastie
Artaxerxes I.