Gilfershausen

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Gilfershausen
Stadt Bebra
Koordinaten: 50° 59′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 50° 59′ 22″ N, 9° 50′ 0″ O
Höhe: 231 (230–240) m ü. NN
Fläche: 5,41 km²[1]
Einwohner: 376 (2. Okt. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 70 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36179
Vorwahl: 06622
Blick in die Ortsmitte mit Kriegerdenkmal, Glocke und Mühlstein
Blick in die Ortsmitte mit Kriegerdenkmal, Glocke und Mühlstein

Gilfershausen ist ein Stadtteil von Bebra im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg.

Geographie

Der Stadtteil Gilfershausen liegt ca. 4 km nordöstlich der Kernstadt Bebra im Solzbachtal, einem Teil des Richelsdorfer Gebirges. Der Ort ist von den Erhebungen Ziegenberg (333 m), Mühlberg (338 m) und dem Schoßberg (365 m) umgeben.

Gilfershausen von Aufm Stein. Blick Richtung Bebra.
Davor verdeckt Hinterm Stein. Links Simbach. Im oberen Teil Bühl. Rechts Gilfershäuser Kirche. Dahinter verdeckt In den Dellen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Gilfershäuser Bauernhof im Jahre 1907

Gilfershausen älteste bekannte urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1239 als Gilvershusen durch das Kloster Hersfeld:

„Heinrich, Probst von St. Nikolaus, Reimfrid, Pfarrer von St. Georg bei Eisenach, Siegrid, Pfarrer von St. Marien bei Eisenach, Mainzer Diözese, delegierte Richter des Mainzer Stuhles, entscheiden, dass die Kapelle in Gilvershusen zur Pfarrei Iba gehöre, und sprechen die genannte Kapelle dem Ritter Boto von Gilvershusen ab, da dieser zwar behauptet hatte, er habe die genannte Kapelle von Abt Ludwig von Hersfeld zu Lehen, der Abt jedoch habe nachweisen können, dass der Ritter die Kapelle nicht zu Lehen habe.“

Urkunde der Reichsabtei Hersfeld 31. März 1239[3][4]

In den folgenden Jahren wechselte der Ortsname in schriftlichen Zeugnissen beständig, so waren Gilvershusen und Gylfershusen gebräuchlich, bis es dann dem Rotenburger Salbuch zufolge zu Gilwershausen wurde, was der heutigen Schreibweise am ehesten entspricht. Der Ort war gemäß der ersten urkundlichen Erwähnung eine Untergliederung der Pfarrei Iba. Von 1278 an war Gilfershausen unabhängig vom Ibaer Kirchspiel. Mit der Reformation um das Jahr 1569 wurde das örtliche Kirchspiel jedoch wieder an den östlichen Nachbarn angeschlossen. Nach 417-jähriger Zugehörigkeit wurde Gilfershausen 1986 in das Kirchspiel Solz integriert.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Gilfershausen zum 31. Dezember 1971 zusammen mit weiteren Gemeinden auf freiwilliger Basis in die Stadt Bebra eingegliedert.[5][6] Für Gilfershausen und die weiteren Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, in denen Gilfershausen lag:[1][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gilfershausen 348 Einwohner. Darunter waren 3 (0,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 45 Einwohner unter 18 Jahren, 132 zwischen 18 und 49, 84 zwischen 50 und 64 und 84 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 147 Haushalten. Davon waren 39 Singlehaushalte, 44 Paare ohne Kinder und 48 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 33 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 81 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung

  • 1538: 95 Einwohner[4]
  • 1627: 90 Einwohner[4]
  • 1639: 09 Einwohner[4]
  • 1747: 205 Einwohner[4]
Gilfershausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
  
313
1840
  
315
1846
  
349
1852
  
345
1858
  
312
1864
  
304
1871
  
269
1875
  
289
1885
  
304
1895
  
291
1905
  
322
1910
  
330
1925
  
373
1939
  
369
1946
  
537
1950
  
494
1956
  
458
1961
  
435
1967
  
406
1970
  
416
1980
  
?
1989
  
422
2000
  
?
2011
  
348
2018
  
376
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Bebra[2]; Zensus 2011[11]

Die sehr niedrige Einwohnerzahl von 1639 ist durch den Dreißigjährigen Krieg zu erklären. Auch Gilfershausen blieb durch die Kämpfe nicht verschont, so lebten 1639 im Ort nur noch 6 Männer und 3 Frauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich 95 Heimatvertriebene nieder, welche in den Folgejahren den Ort jedoch größtenteils wieder verließen.

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 291 evangelische (= 95,72 %), 6 katholische (= 1,97 %), 7 andere Christen (= 2,30 %)[1]
• 1961: 415 evangelische (= 95,40 %), 20 katholische (= 4,60 %) Einwohner[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Die Gilfershäuser Kirche

Die Gilfershäuser Kirche bildet mit ihrem massiven Turmbau und ihrer exponierten Lage den Mittelpunkt des Dorfes. Der Unterbau des Turmes und ein Großteil des Kirchenschiffes entstammen der Romanik. Der Turmoberbau wurde um 1250 errichtet. Im Stile der Gotik wurde schließlich das Kirchenschiff vollendet. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche um einen hölzernen Turmaufsatz erweitert und der Chor ausgebaut. Den Innenraum der Kirche ziert kunstvoll bemaltes Schnitzwerk. Die Emporen wurden nach 1721 mit zahlreichen Bildern bemalt, die die beiden evangelischen Sakramente und die evangelische Rechtfertigungslehre thematisieren.[12]

Eine der beiden älteren Kirchenglocken musste als Rohmaterial für die Kriegsproduktion des Ersten Weltkrieges 1917 abgegeben werden und wurde eingeschmolzen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste die Kirche für mehrere Jahre gesperrt werden, da die morsche Decke einbrach. Der Neueröffnung im Jahr 1949 gingen umfangreiche Renovierungsarbeiten voraus.[12]

Vereine

Das Gilfershäuser Vereinsleben ist von einer Vielzahl von Vereinen geprägt in denen insgesamt etwa 630 Mitglieder organisiert sind.[13] Als ältester noch existierender Verein gilt der Gesangsverein Liedertafel 1887, Dach einer Vielzahl von Chören vom gemischten Chor, Kinder- und Jugendchören bis -zu A-capella-Erwachsenenchören.

Der mitgliederstärkste Verein ist der FC Gilfershausen von 1964. Der Fußballclub trägt seit Mitte der 1960er Jahre seine Spiele am Sportplatz in Gilfershausen aus und war von 1992 bis 2011 in einer Spielgemeinschaft mit Vereinen aus den Orten Asmushausen und Braunhausen organisiert. Seit 2011 spielt der FC Gilfershausen in einer um den 1. FV Bebra erweiterten Spielgemeinschaft als FSG Bebra in der Kreisoberliga.

Neben dem Fußball gibt es zwei weitere Sportvereine. In der Straße "Am Bühl" ist der Bühler Boccia-Club beheimatet und angrenzend an den Sportplatz der Rasenkraftsportverein Bebra.

In unmittelbarer Nähe des Dorfgemeinschaftshauses steht das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr. Ebenfalls im Dorfgemeinschaftshaus beherbergt ist der Schützenverein der Kyffhäuser-Kameradschaft Gilfershausen von 1905.

Die Gilfershäuser Vereine bilden, mit Ausnahme des Rasenkraftsportvereins, den Arbeitskreis der Gilfershäuser Vereine.

Dolles Dorf 2004

Erinnerungstafel „Dolles Dorf 2004“ am Ortseingang

Im Jahr 2004 erlangte Gilfershausen überregionale Aufmerksamkeit, indem es am Wettkampf Dolles Dorf des Hessischen Rundfunks teilnahm und gewann. Über einen längeren Zeitraum wurde sowohl im Rundfunk als auch im Fernsehen über verschiedene hessische Dörfer berichtet. In mehreren Entscheidungsrunden wurde, durch Telefonabstimmungen der Zuschauer, ein Tagessieger ermittelt, der in die nächste Runde aufrückte. Die Teilnehmer rekrutierten sich aus den Dörfern, die im Rahmen der Hessenschau unter dem Motto Aufbruch in den Alltag ausgelost und dokumentiert wurden. Im Finale, das anlässlich des Hessentages in Heppenheim stattfand, wurde der Sieger durch sportliche Aufgaben und Quizfragen ermittelt. Zudem floss die Meinung der Zuschauer mittels Telefonabstimmung in das Endergebnis ein.

Commons: Gilfershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg) und Verwaltung
  2. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Bebra.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Gilfershausen, Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushaltsplan 2019. Statistische Daten. Einwohnerzahlen inkl. Zweitwohnsitz. S. 8 Vorbericht, abgerufen im Juni 2021.
  3. Bebra, Chronik einer Stadt - 1989/90
  4. a b c d e Festschrift zur 750-Jahrfeier Bebra-Gilfershausen, Albert Schmidt, 1990
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 13. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 406 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 88 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Bebra, abgerufen im Juni 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 45 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73.
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. a b Götz J. Pfeiffer: Von Noahs Arche bis zum Salvator mundi. Die barocken Malereien in der ev. Kirche zu Gilfershausen. In: Rund um den Alheimer. Band 41, 2020, S. 36–43.
  13. Gilfershausen. Der Arbeitskreis. In: gilfershausen.de. Ortsbeirat Gilfershausen, abgerufen im August 2018.