Kultur Usbekistans

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Mai 2023 um 18:18 Uhr durch MarcelloIV (Diskussion | Beiträge) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Kultur Usbekistans ist von der frühen Islamisierung, aber auch von nomadischen Einflüssen der Nachbarländer geprägt.

Regionale und ethnische Unterschiede

In Usbekistan leben viele Tadschiken. Im Gegensatz zu den Nachbarländern, deren Kultur bis heute im Nomadentum wurzelt und lange nur oberflächlich islamisiert waren, war die Region des heutigen Usbekistans schon seit dem frühen Mittelalter ein Kerngebiet islamischer Kultur. Wesentlich dafür war die hochentwickelte, persisch geprägte Stadtkultur. Insbesondere die alten Zentren in der heutigen Landesmitte, Buchara und Samarqand, haben kulturell eine außergewöhnliche Geschichte.

Karakalpakstan

Die Karakalpaken sind kulturell und sprachlich eher mit den Kasachen als mit den Usbeken verwandt. Karakalpakische Schnitzereien und andere Kunstwerke sind landesweit bekannt.[1]

Traditionen

Zu den ältesten und wichtigsten kulturellen Überlieferungen des Landes gehört das traditionelle indoiranische Neujahrsfest Nouruz (usbekisch Navroʻz), das im Frühling feierlich begangen wird. Navroʻz ist ein gesetzlicher Feiertag.

Die Hochzeit ist ein sehr wichtiges Ereignis in dem Leben eines Ehepaares. Heutzutage haben die meisten Usbeken das Recht, ihren Ehepartner selbst zu bestimmen, allerdings haben die Eltern vor allem im ländlichen Raum noch Einfluss darauf.[2]

Die Mahalla ist eine Gemeinschaft im Stadtviertel. Bei ihr werden Probleme durch den Ältestenrat gelöst oder Feste organisiert. Der Ältestenrat ist die höchste Instanz in der Mahalla und besitzt richterliche Kompetenzen.

Der Aberglaube ist weitverbreitet. So werden z. B. an vielen Orten Amulette gegen Geister oder den Bösen Blick verkauft, neidische Blicke werden für Unfälle zur Ursache gemacht und aus vielen Gebäuden ragen Holzpfähle hervor, die gegen Geister oder den Bösen Blick schützen sollen, indem sie den Blick von dem eigentlichen Gebäude ablenken.

Küche

Usbekische Gerichte sind:

Malerei und Handwerk

Traditionelles Handwerk

Seidenteppiche aus Usbekistan, besonders die aus Buchara, sind überregional bekannt. Außerdem gibt es die Susani genannten Wandteppiche.

Im 19. Jahrhundert hatte die Bucharaer Goldstickerei ihren Höhepunkt. Bei ihr wurden Chalate (Umhänge) hergestellt. Sie durfte nur von Männern ausgeübt werden.

Musik

Traditionelle Musik

In Samarqand und Termiz wurden antike Malereien, die Musikinstrumente ähnlich der heutigen traditionellen Instrumente zeigen, gefunden.[3] Die traditionelle Musik Usbekistans geht auf das 4. Jahrhundert vor Christus zurück. Die damalige Musik im heutigen Usbekistan wurde in der Antike von Herodot beschrieben.[4] Sie beruht zu großen Teilen auf der Grundlage des Maqam. Die Rhythmen und melodischen Strukturen ähneln denen der iranischen Musik. Am bekanntesten ist der in Buchara, Samarkand und im angrenzenden Tadschikistan gepflegte Stil Schaschmaqam („sechs Maqame“). Dabei werden gleichzeitig 6 verschiedene Maqame sowohl rhythmisch als auch melodisch unabhängig voneinander gespielt. Der Alti-yarim Makom („sechseinhalb Maqame“) ist der Regionalstil der nördlichen Landesteile, während im Ferghanatal der in seinem Umfang reduzierte Tschahar Maqam („vier Maqame“) von Usbeken und Tadschiken gespielt wird. Schaschmaqam wurde im Jahr 2003 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.[5]

Die Dutar (Dotar) ist eine Langhalslaute, die von einem Bakhshi als Begleitung seines Gesangs gespielt wird. Die Karnay, eine Trompete, und die Surnay, eine Flöte, werden zu festlichen Anlässen gespielt.[3]

Briefmarke zu Ehren der Karnay

Traditionelle Tänze

Usbekische Tänze bestehen mehr aus Handbewegungen und Mimik als europäische Tänze. Es gibt 2 Arten von traditionellen Tänzen: Volkstänze und Klassische Tänze. Die klassischen Tänze sind in mehrere Schulen unterteilt: die Bucharaer Schule, die Choresmer Schule und die Ferganische Schule unterteilt. Diese haben jeweils einen einzigartigen Stil.[6]

Moderne Musik

Die moderne Usbekische Musik vereint westliche und traditionelle Elemente.

Architektur

Der Registan in Samarqand

Bauwerke vor dem 10. Jahrhundert sind nicht erhalten, da für den Bau ungebrannter Lehm benutzt wurde. Ab dem 10. Jahrhundert fand jedoch ein Umschwung in der Kunst statt und erstmals tauchten auch Ornamente auf. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden sie vorwiegend mit Ziegelsteinen, Holz oder Terrakotta gestaltet, danach tauchten auch glasierte Ziegel auf. Die Ornamente stellten meist Kalligraphie oder geometrische Muster dar. Zu Zeiten der Timuriden ab dem 14. Jahrhundert wurden zahlreiche Monumentalbauten mit Hilfe von Architekten aus den eroberten Ländern errichtet. Sie brachten neue Inspiration und Techniken in die Architektur: Die Mosaike wurden mehrfarbig, im Inneren mit Blattgold gestaltet. Ab dem 16. Jahrhundert wurden die Innenräume so gestaltet, dass es den Eindruck erweckt, als würde die Kuppel schweben.[7]

Weltkulturerbe

Auf der Liste des (materiellen) UNESCO-Weltkulturerbes sind unter anderem folgende Architekturdenkmäler zu finden:

Sport

Olympische Spiele

Seit 1994 nimmt Usbekistan an den Olympischen Winter- und Sommerspielen Teil. Das Land konnte bei den Sommerspielen bisher 20 Bronze-, 6 Silber- und 10 Goldmedaillen gewinnen.[8]

Fußball

Fußball ist eine der populärsten Sportarten. Im Jahr 1994 wurde die Nationalmannschaft Mitglied der FIFA und gewann im selben Jahr die Asiatischen Spiele in dieser Disziplin.

Die Uzbekistan Super League ist die höchste Fußballliga des Landes. Zu den erfolgreichsten Mannschaften gehören der Rekordmeister Paxkator Taschkent und Lokomotiv Taschkent.

Andere Sportarten

Im Schach konnte Usbekistan mehrmals Erfolge erzielen, so wurde Usbekistan z. B. 2022 Zweiter bei den Schachweltmeisterschaften im Team.[9] Eishockey ist in Usbekistan relativ populär.

Usbekistan ist Vollmitglied des Rugby-Weltverbands. Rugby Union wird bisher vornehmlich an Universitäten und beim Militär praktiziert, allerdings ist ein Programm an Schulen geplant.[10]

Literatur

Die Literatur Usbekistans ist meist auf usbekisch oder (vor allem Literatur aus Sowjetzeiten) auf russisch geschrieben. Alisher Navoiy gilt als Vater der usbekischen Literatur und ist bis heute der wichtigste usbekische Dichter. Rudaki ist einer der bekanntesten Dichter des frühen Mittelalters. Auch die Werke Rumis aus dem 13. Jahrhundert wurden weltweit bekannt und mehrfach übersetzt. Die Werke modernerer usbekischer Dichter sind alkerdings kaum außerhalb Usbekistans bekannt. Abdulla Qodiriy und Abdul Hamid Süleyman haben die moderne Literatur wesentlich geprägt. Die Usbekische Nationalbibliothek in Taschkent ist eine der größten Bibliotheken Zentralasiens.

Medien

Das Fernsehen ist das beliebteste Medium. Der größte nationale Sender ist das Staatsfernsehen, aber auch russische Sender erzielen hohe Einschaltquoten. Etwa 50 % der Bevölkerung nutzten 2022 das Internet.[11]

Die Pressefreiheit in Usbekistan ist eingeschränkt, allerdings hat sich die Situation seit dem Tod des Präsidenten Islom Karimov etwas verbessert. Die Mediensender werden größtenteils vom Staat kontrolliert. 2023 sind (Stand Mai, laut Reporter ohne Grenzen) 5 Journalisten inhaftiert.[12] Seit 2016 erleben die Medien aufgrund verbesserter Pressefreiheit einen Boom.[13]

Religion

Usbekistan ist ein säkularer Staat, wobei allerdings der Islam eine wesentliche Rolle spielt.

Obwohl die Verfassung Säkularismus und Religionsfreiheit vorsieht,[14] werden einzelne (besonders protestantische) Christen und christliche Gemeinden oder Gruppen stark benachteiligt. Der Druck auf usbekische Christen hat über die Jahre zugenommen.[15] Nach dem Weltverfolgungsindex belegt Usbekistan den Platz 21 (Stand August 2021).[16] Auch Amnesty International beklagt die eingeschränkte Religionsfreiheit, vor allem für behördlich nicht zugelassene Gruppen wie die christlich-evangelikalen Gemeinden und schiitische Muslime.[17][18]

Islam

Etwa 90 % der Usbeken sind sunnitische Muslime. Obwohl Usbekistan als einer der ersten Staaten Zentralasiens islamisiert wurde, wird die Religion nicht besonders streng genommen, der in Usbekistan meist praktizierte Islam ist eher ein Volksislam. Aber auch der strengere, traditionellere Islam erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Einzelnachweise

  1. https://central-asia.guide/uzbekistan/destinations-uz/karakalpakstan/
  2. Uzbek Wedding. In: central-asia.guide. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  3. a b Traditional Uzbek Music. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  4. Uzbek Music. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  5. Usbekische Gesänge. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  6. Traditional Uzbek Dance. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  7. Judith Peltz, Daniel Lepetit: Usbekistan. 9. Auflage. Trescher Verlag, 2013, ISBN 978-3-89794-251-6, S. 65/66.
  8. Uzbekistan (UZB). Abgerufen am 22. Mai 2023.
  9. China Wins World Team Chess Championship. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  10. http://wesclark.com/rrr/islamic_rugby.html
  11. Uzbekistan media guide. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  12. Uzbekistan. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  13. Media Landscape in Uzbekistan. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  14. http://ksu.uz/en/page/index/id/7 Verfassung der Republik Usbekistan (Englisch)
  15. Usbekistan. Open Doors
  16. Usbekistan. Abgerufen am 28. August 2021.
  17. Amnesty Report 2010 Usbekistan. Amnesty International
  18. Uznews.net – Uzbek authorities continue to suppress religion