EsRap

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Das Duo bei den Wiener Festwochen (2018)

EsRap ist ein HipHop-Duo aus Österreich bestehend aus den Geschwistern Esra Özmen und Enes Özmen.[1][2]

Leben und Wirken

Die beiden Geschwister entstammen einer türkischstämmigen Gastarbeiterfamilie und sind in Ottakring, dem 16. Wiener Bezirk, aufgewachsen.[3]

Esra (Mitte) und Enes (links) mit Mira Lu Kovacs/Schmieds Puls und der MusikarbeiterInnenkapelle bei der Schlusskundgebung der 9. Donnerstagsdemonstration gegen die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung Kurz vor dem Haus der Industrie auf dem Schwarzenbergplatz Wien (29. November 2018)

In ihren Liedern thematisieren sie politische Themen wie Identität und Fremdsein, Rassismus, das Leben von Menschen mit Migrationshintergrund in der Diaspora, Heimat, ihren Heimatbezirk und die Stadt Wien.[4][5][6]

Sie waren unter anderem Teil der Eröffnung der Wiener Festwochen 2018[7] und 2019.[8] Einzelne Songs und Clips veröffentlichten sie im Internet.[9][10] Im Juni 2019 erschien auf dem Berliner Label Springstoff ihr Debüt-Album Tschuschistan, ein Musikmix aus HipHop und türkisch-orientalischer Arabeske.[9][10]

Als der ehemalige Leadsänger der Band Irie Révoltés, Mal Élevé, im Jahr 2020 zum Jahrestag der Reichskristallnacht einen Remix seines politisch kämpferischen Antifaschismus-Stücks No Pasaran, das er im gleichen Jahr in seinem Solo-Debütalbum Résistance mondiale herausgegeben hatte, mit Beteiligung weiterer Musiker aus unterschiedlichen Musikgenres veröffentlichte, hatten neben den Musikern Swiss, JuJu Rogers und Joshi von ZSK auch EsRap einen Part übernommen, der sich durch seinen klassischen laid-back-Rap-Stil von schnelleren Parts absetzt und zur musikalischen Diversität des Politrap-Tracks beiträgt, der sich in seinem Titel an die antifaschistische Parole ¡No pasarán! anlehnt, mit der 1936 im Spanischen Bürgerkrieg die republikanischen Truppen im Verteidigungskampf gegen die unter Führung Francos putschenden Truppen zur Verteidigung der Hauptstadt Madris mobilisiert werden sollten.[11]

EsRap gab auf dem im November 2021 erstmals veranstalteten und von der Fotografin und Konzeptkünstlerin Asma Aiad kuratierten Kunstfestival Muslim* Contemporary ein Konzert.[12][13][14] Im Sommer 2022 erschien ihr zweites Album,[6] im Oktober des gleichen Jahres traten sie mit einem „Walking Concert“ am Wiener Brunnenmarkt im Rahmen des zweiten, von der Akademie der bildenden Künste Wien unterstützten, Muslim* Contemporary auf.[6][15][16]

Das EsRap-Duo als Leadsänger einer Formation mit Gasmac Gilmore (2019)

Das dritte Album, das in Zusammenarbeit mit der ebenfalls von Wien aus arbeitenden, polyglotten Balkan-Polka-Rockband Gasmac Gilmore entstand und 2023 unter dem Ttitel ...weil sie Wien nicht kennen erschien, weist neben den Arabesk-Melodien von Enes Özmen und den Texten seiner Schwester Esra auch den markanten Gitarren-Sound von Gasmac Gilmore auf. Die Kooperation von EsRap mit Gasmac Gilmore hatte 2019 mit Herausgabe einer EP mit fünf Musikstücken (Tracks) begonnen, war dann aber durch die COVID-19-Pandemie unterbrochen worden.[17]

Der Journalist und Filmemacher Philipp Jedicke drehte von November 2020 bis November 2021 unter dem Titel „Vienna Calling“ einen 90-minütigen Dokumentarfilm über die Wiener Musik- und Kulturszene, in dem als Protagonisten neben Voodoo Jürgens, Stefanie Sargnagel, Lydia Haider und Nino aus Wien auch EsRap vorgestellt werden.[18][10]

EsRap nutzen Rap als politisches und emanzipatorisches Ausdrucksmittel, um sich gegen veraltete und unzeitgemäße Diskurse, die Menschen mit Migrationserfahrungen am Rande der Gesellschaft verorten, zu positionieren. Menschen mit Migrationserfahrungen sollen als alltäglicher Teil und normales Phänomen der Gesellschaft verstanden werden.[19] Im Gegensatz zur vorherrschenden Rollenaufteilung im männnlich-dominierten Hip Hop-Genre trägt Esra die eher harten und schnellen Reime vor, während Enes eher melodischere Vokalparts beisteuert.[10]

Diskografie (Auswahl)

Alben
Singles
  • 2019: Freunde dabei (mit Gasmac Gilmore)
  • 2020: Yalla Habibi
  • 2020: Sabaha
  • 2021: Welche Regeln gelten hier
  • 2021: OTK (mit Gasmac Gilmore)
  • 2021: Artist
Commons: EsRap – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. FM4 Im Viertel: Mit EsRAP durch das Brunnenviertel aka Tschuschistan. 24. Juli 2019, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  2. Das Wiener Duo EsRap. 29. August 2014, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  3. 21 10 2019 um 12:31 von Sabine Hottowy: EsRap: Zwischen Orient und Ottakring. 21. Oktober 2019, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  4. philip.dulle1: Rap-Duo Esrap: „Bei ‚Fürstenfeld‘ bekomme ich Gänsehaut“. 3. Oktober 2019, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  5. EsRAP – »Tschuschistan«. In: skug.at. 30. August 2019, abgerufen am 12. Dezember 2020 (deutsch).
  6. a b c Katharina Rustler: Hip-Hop-Duo EsRap: "Nicht alle dürfen Tschusch sagen". Die Geschwister aus Ottakring verbinden Rap und orientalische Sounds. Ein Gespräch über "Türkenquoten", Tradition und die Frage, ab wann man sich als Österreicher fühlt. In: derstandard.de. 7. Oktober 2022, abgerufen am 2. Dezember 2023. Mit eingebettetem Video des Interviews: Katharina Rustler, Harun Çelik, Ayham Yossef: Hip-Hop-Duo EsRap: "Nicht alle dürfen Tschusch sagen". In: dailymotion.com (Uploader: Der Standard). 7. Oktober 2022, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  7. Eröffnung der Wiener Festwochen 2018. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
  8. Wiener Festwochen: Eröffnungsfest mit viel Musik und "Glückauf!" Abgerufen am 22. Oktober 2021 (österreichisches Deutsch).
  9. a b Debutalbum von EsRAP „Tschuschistan“. „Mischen ist immer gut“, EsRAP im Corsogespräch mit Sigrid Fischer, Deutschlandfunk, 27. Juni 2019
  10. a b c d Vienna Calling. In: filminstitut.at. Abgerufen am 14. Januar 2024. Dort mit Verweis auf: Presseheft: FILMLADEN FILMVERLEIH präsentiert eine Fruitmarket und AMOUR FOU Vienna Co-Produktion: VIENNA CALLING. Ein Dokumentarfilm von PHILIPP JEDICKE: KINOSTART: 25. August 2023. In: filminstitut.at. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  11. Ghassan Seif-Wiesner: NO PASARAN – Mal Élevé, SWISS, ZSK, JuJu Rogers, EsRAP. In: delaymagazine.at. 16. November 2020, abgerufen am 26. Oktober 2023.
  12. Österreich: Muslim-Contemporary: Kunst statt Klischee. Das „Kunstfestival Muslim*Contemporary“ in Österreich, das erstmals stattfindet und von der Fotografin und Konzeptkünstlerin Asma Aiad kuratiert wird, öffnet ab heute ihre Türen für die Besucher. In: islamiq.de. 8. November 2021, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  13. Finissage, Konzert & After Party mit EsRAP. In: muslimcontemporary.at. 12. November 2021, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  14. Mara Köhler: Ausstellung: Muslim* Contemporary. In: radioafrika.net. 14. November 2021, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  15. Muslim* Contemporary: Identität und Kunst. In Wien läuft derzeit die Veranstaltungsreihe „Muslim* Contemporary“. Sie ist Teil des „Transalpinen Festivals“, das länderübergreifend im deutschsprachigen Raum stattfindet. Im Zentrum steht die künstlerische Bearbeitung von und der Austausch über Diskriminierungserfahrungen von marginalisierten Gruppen. In: religion.orf.at. 12. Oktober 2022, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  16. „Walking Concert“ mit EsRAP. In: muslimcontemporary.at. Abgerufen am 2. Dezember 2023.
  17. Spielräume: Flow mit vielschichtigen Texten. Musik aus allen Richtungen mit Rainer Elstner. Das analog groovende Debütalbum der Tiroler Rapperin Spilif und der dritte Longplayer von Esrap. In: oe1.orf.at. 16. Oktober 2023, abgerufen am 25. Oktober 2023.
  18. Amira Ben Saoud (Interview mit Philipp Jedicke): Voodoo Jürgens bis Esrap: "Vienna Calling"-Regisseur: "Deutsche sollen ein grindiges Wien sehen". Der Journalist und Filmemacher Philipp Jedicke hat einen stimmungsvollen und ungewöhnlichen Dokumentarfilm über die Wiener Musik- und Kulturszene gedreht. In: derstandard.at. 24. August 2023, abgerufen am 14. Januar 2024.
  19. Erol Yildiz: Das Postmigrantische und das PolitischeEine neue Kartographie des Möglichen. In: Lisa Gensluckner, Michaela Ralser, Oscar Thomas-Olalde und Erol Yildiz (Hrsg.): Die Wirklichkeit lesen. Political Literacy und politische Bildung in der Migrationsgesellschaft. Band 7 der Reihe Postmigrantische Studien, Transcript Verlag 2021, ISBN 978-3-8394-5614-9. S. 32–33