Chilodonelliasis
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}} .
|
Chilodonelliasis ist eine Fischkrankheit, die durch mehrere Chilodonella Arten verursacht wird. Chilodonella gehört zur Gattung der Protozoen, genauer den Wimperntierchen. Chilodonella sind meist freilebend, können aber auch als Parasit auf Fischen in kalten und warmen Gewässern vorkommen. Chilodonelliasis ist eine der am meisten schädigenden Fischseuchen in Aquakulturen und kann dort durch hohe Todesraten zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen.[1] In der Aquaristik kann ohne Gegenmaßnahmen ein ganzer Fischbestand gefährdet sein.
Erreger von Chilodonelliasis
Die Erreger der Chilodonelliasis ist der Einzeller Chilodonella, der zur Gattung der Zilienparasiten gehört. Er kann weltweit Süßwasserfische befallen. Chilodonella sind holotrich und gehören zur Familie der Chlamydodontidae. Für mehrere Arten ist bekannt, dass sie Fische infizieren können:[2]
- Chilodonella piscicola ist ein Ektoparasit, der in verschiedenen Fischen vorkommt;[1][2]
- Chilodonella hexasticha ist ein obligater Ektoparasit, die auf der Körperoberfläche, den Kiemen und Flossen der Wirte zu finden ist;[1][2]
- Chilodonella cyprini ist ein obligater Ektoparasit und lebt auf Flossen und der Körperoberfläche.[1][2]
- Chilodonella uncinata ist als fakultativer Parasit bekannt, der opportunistisch auf Fischflossen und -kiemen parasitieren und manchmal das Sterben des Wirts verursachen kann. Als Modellorganismus wird er immer wieder für genetische Studien verwendet;[2]
- Chilodonella cucullulus ist als fakultativer Parasitär bekannt.[1]
Chilodonella hexasticha und Chilodonella piscicola sind die häufigsten Parasiten die zu Chilodonelliasis führen können. Sie befallen u. a. die Speisefische Forelle und Lachse. Chilodonella spp. kommen häufig in überwinternden Beständen vor, wie z. B bei Tilapia-Hybriden (Oreochromis aureus x niloticus) in Israel oder Mosambik-Buntbarschen Oreochromis mossambicus in Südafrika.[3] Auch die in der Aquaristik häufig gehaltene Arten Koi, Buntbarsche, Goldfisch, Guppys, Schwertträger, Diskusfische, und Skalare werden befallen.[2] Chilodonella cyprini befällt Cyprinidae und Salmonidae.[4] Die Übertragung der Erreger erfolgt durch direkten Kontakt, sei es mit frei schwimmenden Organismen oder anderen Wirtstieren.[1]
Lebenszyklus des Erregers
Chilodonella spp. durchlaufen wie Ichthyophthirius multifiliis einen dreistufigen Lebenszyklus als Trophont, Tomont und Theront.[2][5]
- Trophont-Stadium: Der Lebenszyklus von Chilodonella beginnt, wenn sich das Wimperntierchen an der Haut oder den Kiemen des Wirtsfisches festsetzt. In diesem Stadium ernährt es sich vom Gewebe des Wirts und wächst zu einem Trophont heran. Der Trophont hat eine charakteristische Form und kann unter dem Mikroskop betrachtet werden.[2]
- Tomont-Stadium: Wenn der Trophont wächst, muss er schließlich wegen seiner Größe den Wirt verlassen. Er löst sich ab und fällt auf den Grund des Gewässers, wo er sich einhüllt und zu einem Tomont wird. In diesem ruhenden Stadium kann der Parasiten mehrere Tage lang in der Umwelt überleben.[2]
- Theront-Stadium: Nach einigen Tagen gibt der Tomont zahlreiche Theronten ins Wasser ab. Die Theronten sind das infektiöse Stadium des Parasiten und können auf der Suche nach einem neuen Wirtsfisch aktiv schwimmen.[2]
Die Theronten heften sich an einen neuen Wirtsfisch, und der Lebenszyklus beginnt von neuem. Der Lebenszyklus von Chilodonella kann unter günstigen Bedingungen innerhalb von 3-4 Tagen abgeschlossen werden. Allerdings können Faktoren wie Temperatur, pH-Wert und Wasserqualität die Dauer der einzelnen Stadien des Lebenszyklus beeinflussen.[2]
Krankheitsbild befallener Fische
Die Infektion tritt meist bei schlechter Wasserqualität auf, d. h. bei zu hohem Fischbesatz und zu vielen Abfallstoffe im Wasser.[6] Chilodonella schädigen die Haut und die Kiemen von Fischen. Die an diesem einzelligen Parasiten erkrankten Fische weisen eine Trübung der Haut auf. Diese weißbläuliche Trübung tritt im Besonderen in der Nackenregion bzw. zwischen Nacken und Rückenflosse auf sowie an den Flossenansätzen.[7][8] Folgen der Infektion sind Auszehrung, Konditionsverlust, Hypoxie (Sauerstoffmangel), Lethargie bis hin zum Tod der Tiere. Die Fische zeigen Atembeschwerden und die Kiemen stehen ab. Häufig hängen die Fische in Gruppen an der Oberfläche und schnappen nach Luft, sie können aber auch auf dem Grund liegen.[6] Die Parasiten bedecken bei schwerem Befall fast die ganze Oberfläche des Fisches. Sie zerstören die Hautoberfläche sowie die Kiemenoberfläche und ernähren sich von den Rückständen. Die Haut stark befallener Fische hat ein graues, gepunktetes Aussehen und produziert vermehrt Schleim.[9] Aufgrund dessen scheuert sich der Fisch am Boden.[7][8] Ein Überschuss an Gewebezellen in den Kiemen (Hyperplasie) kann dazu führen, dass Kiemenlamellen verschmelzen, was die atemaktive Kiemenfläche verringert. In schweren Fällen werden die Kiemen nekrotisch und der Fisch erstickt.[9] Die Infektion kann auch zu Flossenzerfaserung und in Zusammenwirkung mit bakteriellen Sekundärinfektionen zu Flossenfäule führen.[6] Für eine intensive Untersuchung eignen sich lediglich lebende Tiere, da Chilodonella tote Tiere schnell verlassen.[8]
Behandlung
Der Nachweis von Chilodonelliasis sollte an lebenden Fischen erfolgen, da der Parasit tote Wirtstiere schnell verläßt.[1] In der Aquaristik kann die Krankheit mit FMC gut behandelt werden, wobei Neomycin Oxytetracyclin zugegeben werden sollte. Diese beiden Zusatzstoffe vermeiden sekundäre bakterielle Infektionen. Es wird auch empfohlen nach ein oder zwei Tagen dem Wasser nochmals die halb Dosis FMC hinzuzufügen.[6]
In der Speisefischproduktion gibt es wenige Möglichkeiten eine ausgebrochene Chilodonella-Epidemie zu stoppen, auch weil chemische Behandlungen in einem Fischereibetrieb unpraktisch und weitgehend unwirksam sind.[9] Erfolge wurden dennoch mit Salzwasserbädern (10 g NaCl pro Liter Wasser) erzielt. In kleineren Behältern werden die Fische für 60 Minuten damit behandelt was zum Absterben der Parasiten führte. Als Prevention wurde das Bad nach zwei Tagen wiederholt. Bäder mit Zusätzen von Formalin oder Malachitgrün haben sich auch bewährt.[10]
Prävention
Die Vermeidung von Krankheitsproblemen verlangt in Aquakulturen ein gutes Fischereimanagement:[9]
- Stressvermeidung innerhalb der Fischpopulation. Zu den Stressfaktoren gehören hohe Besatzdichten, schlechte Lebensräume und schlechte Wasserqualität.[9]
- Neueinsatz von gesunden Fischen in ein Fischereigewässer ohne zusätzliche Stressfaktoren.[9]
- Minimierung der Besatzdichte, um es einem Parasiten zu erschweren, einen neuen Wirt zu finden.[9]
- Überwachung der Wasserqualität einschließlich des Sauerstoffgehalts und des Ammoniakgehalts des Wassers.[9]
- Verwenden eines UV-Sterilisato um Parasiten oder Krankheitserreger im Wasser abzutöten oder zu minimieren.
Diese Management Maßnahmen gelten selbstverständlich auch in der Aquaristik.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Stuart J. Rowland, Brett A. Ingram: Diseases of Australian Native Freshwater Fishes, with Particular Emphasis on the Ectoparasitic and Fungal Diseases of Murray Cod (Maccullochella Peeli), Golden Perch (Macquaria Ambigua) and Silver Perch (Bidyanus Bidyanus). In: Fisheries Bulletin 4. NSW Fisheries, 1991, S. 8 (researchgate.net [PDF]).
- ↑ a b c d e f g h i j k Chilodonelliasis: Causes, Symptoms & Treatment - Fish Article. 16. April 2023, abgerufen am 26. März 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ J.F.N. Abowei, O.F. Briyai and S.E. Bassey: A Review of Some Basic Parasite Diseases in Culture Fisheries Flagellids, Dinoflagellides and Ichthyophthriasis, Ichtyobodiasis, Coccidiosis Trichodiniasis, Heminthiasis, Hirudinea Infestation, Crustacean Parsite and Ciliates. In: British Journal of Pharmacology and Toxicology. Nr. 2(5), 2011, S. 219 (maxwellsci.com [PDF]).
- ↑ Diseases Summary. Abgerufen am 26. März 2024.
- ↑ Conference 24 - 2018 Case: 2 20180502. Abgerufen am 27. März 2024.
- ↑ a b c d Gerald Bassleer: Bildatlas der Fischkrankheiten. Neuman-Neudamm, Melsungen 1983, ISBN 3-7888-0372-X, S. 80.
- ↑ a b Chilodonella - Hauttrüber. Abgerufen am 24. März 2024 (deutsch).
- ↑ a b c CHILODONELLA. Abgerufen am 24. März 2024.
- ↑ a b c d e f g h Chilodonella. In: Environement Agency. Abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
- ↑ Stuart J. Rowland, Brett A. Ingram: Diseases of Australian Native Freshwater Fishes, with Particular Emphasis on the Ectoparasitic and Fungal Diseases of Murray Cod (Maccullochella Peeli), Golden Perch (Macquaria Ambigua) and Silver Perch (Bidyanus Bidyanus). In: Fisheries Bulletin 4. NSW Fisheries, 1991, S. 9 (researchgate.net [PDF]).