Power Metal

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Power Metal

Entstehungsphase: Erste Hälfte der 1980er Jahre
Herkunftsort: Vereinigte Staaten · Deutschland
Stilistische Vorläufer
Neoklassischer Metal · Heavy Metal · New Wave of British Heavy Metal
Pioniere
Manowar · Savatage · Helloween
Genretypische Instrumente
Gitarre · Bass · Schlagzeug · Gesang · Keyboard
Stilistische Nachfolger
True Metal · Epic Doom · Symphonic Metal

Power Metal, gelegentlich auch Epic Metal, ist ein Musiksubgenre, welches in der ersten Hälfte der 1980er Jahre durch eine Tradierung der Ideen des Heavy Metal und der New Wave of British Heavy Metal entstanden ist, sich jedoch moderner Produktionsmittel bedient.

Das Genre besitzt mit einer europäischen und einer amerikanischen Variante zwei regionale Ausprägungen die sich voneinander differierende und in unterschiedlichen Zeiträumen die Wahrnehmung des Power Metal prägten.

Geschichte

Der Begriff Power Metal entstand in der Verbreitung des Metals. Dabei etablierte er sich für Interpreten die in der direkten Tradition des Heavy Metal stehen.[1] So wurden von der NWoBHM beeinflusste Gruppen oder solche die Parallel zu dieser standen, aber nicht aus Großbritannien stammten, als Power Metal bezeichnet.[2]

Als junge Bands einige Grundideen des Heavy Metal aufgriffen und diese verstärkten und „die explosivsten Momente mit Steroiden anzureichern“ begannen, schufen sie den Power Metal. Allerdings wurde der Begriff damals weitläufig verwendet, um alles von Exciter und Metallica über Anvil und Mercyful Fate zu Warlock, Accept und Jag Panzer zu bezeichnen. So wurde der Begriff ursprünglich allgemein für kraftvollen Metal verwandt.[3] Eine dezidierte Beschreibung der Musik entstand hingegen erst zum Ende der 1980er Jahre mit der zunehmenden Differenzierung des Metals in Subgenre. Dabei wird der Power Metal als eines der ersten Subgenre des Metals beurteilt.[4]

Manowar gelten als Pioniere des Power Metal

Der musikalische Grundstein für das spätere Genre wurde derweil schon in den 1980er-Jahren gelegt. Axl Rosenberg und Christopher Krovatin schreiben in ihrer Metal-Chronik Hellraisers, dass Yngwie Malmsteen Vorvater und treffende Metapher des gesamten Genres sei. Sein virtuoses von Klassik und Heavy Metal geprägtes Gitarrenspiel erwies sich als Wegweisend. Insbesondere die handwerkliche Finesse des Solo-Debüts aus dem Jahr 1984 Rising Force sei bezeichnend für das spätere Genre gewesen. Zugleich Verweise Malmsteens Mangel als Songwriter schon früh darauf, dass Power Metal eine Musik mit unglaublichem Talent und purer Hingabe sei, die dennoch hart arbeiten müsse, um nicht zu nerven.[1] Im gleichen Jahr erschien Manowars wegweisendes zweites Album Hail to England das stereotype Themen und Stilelemente des damals noch unbenannten Genres vereinte. Die inhaltliche Übersteigerung Manowars und deren massive Verteidigung des „echten“ Metal begründete den True Metal.[5] Schon ein Jahr vor Manowar bot Savatage mit Sirens einen musikalisch ähnlichen Ansatz, verfuhr allerdings ungezügelter und aggressiver als die beinah sublim und betont maskulin agierende Band Manowar. Gemeinsam wurden Manowar und Savatage zu den Pionieren des US-Power-Metal.[2]

Gitarrist Kai Hansen und Sänger Michael Kiske leisteten mit Helloween Pionierarbeit für den europäischen Power Metal

Eine weitere Differenzierung fand in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre in Europa, vorwiegend Deutschland, statt. Interpreten des Speed Metal griffen verstärkt auf Chöre, Melodien „und ins Ohr gehende Refrains, die zum Mitsingen einladen“ zurück. Wesentlicher Vorreiter dieser Entwicklung war Helloween, aber auch Gamma Ray und Blind Guardian folgten noch im Verlauf der 1980er-Jahre.[6]

In den frühen 1990er-Jahren traten erneut amerikanische Interpreten verstärkt mit neuen Ideen in Erscheinung. Bands wie Iced Earth und Nevermore wichen mit Erfolg in der Metalszene von der eskapistischen Grundatmosphäre ab und nutzen Themen die sich von den Sword-and-Sorcery-Stereotypen unterschieden.[2] Mit dem Aufkommen dieser Interpreten verwischten die sozialen und musikalischen Grenzen zwischen den regionalen Formen des Power Metal zusehendes. So entstand 1997 die Band Demons & Wizards als Kooperation und Nebenprojekt von dem Iced-Earth-Gitarristen Jon Schaffer und dem Blind-Guardian-Sänger Hansi Kürsch. Im gleichen Jahr erschien Glory to the Brave, das Debütalbum der Band Hammerfall, das den gesamten Power Metal zu neuer Popularität verhalf und das Genre zu einem der bestimmenden Metalstile der endenden 1990er-Jahre werden ließ.[1]

Stil

Demons & Wizards vereinte personell amerikanischen mit europäischen Power Metal

Originärer Power Metal ist eine Folgeerscheinung und Fortführung des Heavy Metal und der NWoBHM. Der Stil setzte sich von Beginn an von Modernisierung des Metals in Thrash Metal, Speed Metal, Doom Metal oder Black Metal ab.[5] Der Kulturwissenschaftler Karl Spracklen sieht den Power Metal musikalisch durch Bezugnahmen auf Interpreten wie die frühen Iron Maiden, Judas Priest und Manowar geprägt.[7] Insbesondere Manowar deren lange und hymnische Stücke des 1984er Albums Hail to England „voller Pathos und Dramatik, klassisch gespielt mit straightem Viervierteltakt, schweren Riffs, virtuosen Soli und emotionalem Gesang“ werden als ein Stereotyp des Power Metal angeführt.[5] Trotz des konservativen Verweis auf die Tradition auf wesentliche Interpreten der NWoBHM und ein enges klangliches Korsett entwickelte sich der Stil.[1] Fortschreitende Technik ermöglichte kraftvollere Soundqualität.[8] Und die Rückverweisung auf den Heavy Metal, arm an Einflüssen aus Groove, Blues oder Punk, führte der Stil in eine Steigerung der Charakteristika des Metals.[1] Zumeist werden dabei bombastische Metal-Arrangements geschrieben zu denen mit hoher Stimme Lieder über Krieger und Fantasy-Geschichten gesungen werden.[7] Vom klassischen Heavy Metal setzte sich das Genre unter anderem durch größere Geschwindigkeit ab.[4] Auch die technische Virtuosität, in der Nähe zum Progressive Rock und neoklassischem Metal, war eine Steigerung der bis dahin gängigen Formensprache des Heavy Metal.[1] Kennzeichnend wurden so Melodien im Gitarrenriffing sowie im Gesang. Gerade im Gesang unterschieden sich ursprünglich die europäische von der amerikanischen Variante. In Europa wurde dem Gesang durch Effekte wie Hall und Verdopplung oft ein chorischer Eindruck verliehen während in den USA der Gesang klar und ohne Effekte aufgenommen wurde.[4] So beschrieb bereits 1998 die Volkskundlerin Bettina Roccor Power Metal als Fortführung des traditionellen Heavy Metal:

„Wert wird gelegt auf einen melodiösen Gesang, eingängige Refrains, eine druckvolle Rhythmik und technisch ausgereifte Gitarrenarbeit.“

Bettina Roccor: Heavy Metal - Kunst, Kommerz, Ketzerei[9]
Commons: Power Metal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Axl Rosenberg, Christopher Krovatin: Hellraisers. A Complete Visual History of Heavy Metal Mayhem. Race Point Publishing, New York 2017, ISBN 978-1-63106-430-2, S. 229 ff. (englisch).
  2. a b c Sebastian Berndt: Gott haßt die Jünger der Lüge. Ein Versuch über Metal und Christentum: Metal als gesellschaftliches Zeitphänomen mit ethischen und religiösen Implikationen. tredition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8472-7090-4, S. 73.
  3. Ian Christe: Sound of the Beast. The Complete Headbanging History of Heavy Metal. HarperEntertainment, New York 2003, ISBN 0-380-81127-8, S. 88–95 (englisch).
  4. a b c Susanne Sackl-Sharif: Gender – Metal – Videoclips. Budrich UniPress, Opladen 2015, ISBN 978-3-86388-702-5, S. 32.
  5. a b c Bettina Roccor: Heavy Metal. Die Bands. Die Fans. Die Gegner. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42073-7, S. 70 ff.
  6. Sebastian Berndt: Gott haßt die Jünger der Lüge. Ein Versuch über Metal und Christentum: Metal als gesellschaftliches Zeitphänomen mit ethischen und religiösen Implikationen. tredition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8472-7090-4, S. 73.
  7. a b Karl Spracklen: Framing identities and mobilities in heavy metal music festival events. In: Kevin Hannam, Mary Mostafanezhad, Jillian Rickly (Hrsg.): Event Mobilities (= Event Research). Routledge Advances, London/New York 2016, ISBN 978-1-138-59246-9, S. 40–51.
  8. Christoph Lücker: Das Phänomen Heavy Metal. Ein Szene-Porträt. Nicole Schmenk, Oberhausen 2008, ISBN 978-3-943022-03-2, S. 34 ff.
  9. Bettina Roccor: Heavy Metal – Kunst, Komerz, Ketzerei. Iron Pages, Regensburg 1998, ISBN 3-931624-07-2, S. 348.