Gustav von Bezold (Kunsthistoriker)
Gustav von Bezold (* 17. Juli 1848 in Kleinsorheim; † 22. April 1934 in Frankfurt am Main[1]; eigentlich Gustav Theodor Friedrich von Bezold) war ein deutscher Architekt und Kunsthistoriker. Bedeutung erlangte er als erster Leiter der Kunstdenkmäler-Inventarisation Bayerns und als Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Leben und Wirken
Gustav von Bezold legte sein Abitur am humanistischen Gymnasium bei St. Anna in Augsburg ab und studierte dann Architektur sowie Kunstgeschichte an der Polytechnischen Schule München, unterbrochen von der Teilnahme am Krieg 1870/71.[1] Es folgte 1873–1887 eine erste Anstellung als Architekt und technischer Assistent bei der Generaldirektion den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen mit 1886 erfolgter Ernennung zum Abteilungsingenieur bei der Generaldirektion.[2]
Schon vor seiner beruflichen Umorientierung hatte er sich einen Namen als Kunsthistoriker gemacht, vor allem durch Herausgabe des zusammen mit dem befreundeten[2] Georg Dehio verfassten, grundlegenden Werkes „Die kirchliche Baukunst des Abendlandes“, das in mehreren Bänden 1884–1901 erschien. 1887 habilitierte sich Bezold als Privatdozent für Architektur und Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule München.[2]
Anschließend begann sein zweites kunsthistorisches Hauptwerk mit der Beauftragung zur Inventarisierung der Kunstdenkmäler Bayerns, die er gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Berthold Riehl übernahm. Im Ergebniserschienen ab 1895 die ersten Bände der Reihe „Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern“ über den Regierungsbezirk Oberbayern.[2]
1894 erfolgte durch Prinzregent Luitpold[2] die Berufung an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das er als 1. Direktor und Nachfolger von August Essenwein bis 1920 leitete.[3][4]
Von Bezold war auch ein sehr guter Zeichner.[5] Als Architekt entwarf er den 1897–1902 errichteten Südwestbau („Bezoldbau“) des Germanischen Nationalmuseums,[6][7][8] zu dem er u. a. auch die Vorlagen für Glasmalereien erarbeitete.[9]
Familie und Ruhestand
Gustav von Bezold entstammte einer alten Ratsherrenfamilie in Rothenburg ob der Tauber[1], die 1843 die bayerische Adelsanerkennung erhielt.[10]
Am 1. Mai 1882 heiratete er Mathilde Hagel (1850–1932[11]); aus der Ehe gingen eine Tochter und zwei Söhne hervor,[2] u. a. der Ministerialbeamte Rudolf von Bezold.
Nach seiner Pensionierung lebte von Bezold zunächst in Bernried am Starnberger See, dann in München-Pasing.[12] Nach dem Tod seiner Ehefrau verbrachte er die letzte Zeit seines Lebens im Hause seiner Tochter Eleonore in Frankfurt am Main, die 1908 den Geologieprofessor Kurt Leuchs geheiratet hatte.[13]
Mitgliedschaften, Ehrungen und Nachlass
Gustav von Bezold war Mitglied des Pegnesischen Blumenordens[12] und Vorstandsmitglied im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.[12]
1916 verlieh ihm König Ludwig III. den Titel eines Königlichen Geheimen Hofrats.[12] Ehrendoktorwürden erhielt er 1902 von der Universität Erlangen und 1919 von der Technischen Hochschule München.[12]
Zu seinem 70. Geburtstag im Juli 1918 brachte das Germanische Nationalmuseum eine Festschrift heraus.[14]
Ein persönlicher Nachlass von Gustav von Bezold befinden sich im Historischen Archiv des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg.[15]
Schriften (Auswahl)
Ein umfangreiches Schriftenverzeichnis von 92 Titeln veröffentlichte Ludwig Rothenfelde im Nachruf von 1935.[16]
- (Gemeinsam mit Georg Dehio) Die kirchliche Baukunst des Abendlandes, historisch und systematisch dargestellt (5 Bände). Cotta, Stuttgart 1884–1901. (Digitalisate) Nachdrucke: Cotta, Stuttgart 1969.
- Die Baukunst der Renaissance in Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark. (Handbuch der Architektur, 2. Teil, 7. Bd.) Alfred Kröner, Leipzig 1. Aufl. 1900, 2. Aufl. 1908. (Digitalisat der 2. Auflage)
Literatur
(chronologisch)
- Festschrift für Gustav von Bezold zu seinem 70. Geburtstage (17. Juli 1918), dargebracht vom Germanischen Museum. Nürnberg 1918. (Digitalisat)
- Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18. (Digitalisat)
- Gisbert Beyerhaus: Bezold, von. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2 (1955), S. 210–211. (Online-Version)
- Jana Stolzenberger: Der lange Weg ins 20. Jahrhundert: Gustav von Bezold und die Museumsreform. In: Zwischen Kulturgeschichte und Politik. Das Germanische Nationalmuseum in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus. (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 38.) Hrsg. Luitgart Sofie Löw. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2014, ISBN 978-3-936688-89-4, S. 47–62.
Weblinks
- Bezold, Gustav von, In: Deutsche Biographie
- Dr. phil. Gustav Friedrich Theodor VON BEZOLD, auf einegrossefamilie.de
- HB und Lee Sorensen: Bezold, Gustav von, im Dictionary of Art Historians (englisch)
- Bezold, Gustav von, im Kalliope-Verbund
- Gustav von Bezold, in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Gustav von Bezold, im Bildindex der Kunst und Architektur
- Porträtfoto von Gustav von Bezold im Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, München
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 5.
- ↑ a b c d e f Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 6.
- ↑ Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18. (Digitalisat)
- ↑ Die Geschichte des Germanischen Nationalmuseums. In: gnm.de. Abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Vgl. Ansicht des Turmoktogons der evangelischen Kilianskirche in Heilbronn, auf bildindex.de, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ G. Ulrich Großmann: Architektur und Museum, Bauwerk und Sammlung. Das Germanische Nationalmuseum und seine Architektur. (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, 1.) Hatje, Ostfildern-Ruit 1997, ISBN 3-7757-0719-0.
- ↑ Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 10.
- ↑ Vgl. die Entwurfsblätter im Bildindex der Kunst und Architektur, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Vgl. die 14 Entwürfe im Bildindex der Kunst und Architektur, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Gisbert Beyerhaus: Bezold, von, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2 (1955), S. 210–211. (Online-Version)
- ↑ Dr. phil. Gustav Friedrich Theodor VON BEZOLD, auf einegrossefamilie.de, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ a b c d e Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 13.
- ↑ Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 13. - Rothenfelser bezeichnete Leuchs irrtümlich als „Geneaologen“.
- ↑ Festschrift für Gustav von Bezold zu seinem 70. Geburtstage (17. Juli 1918), dargebracht vom Germanischen Museum. Nürnberg 1918. (Digitalisat)
- ↑ Bezold, Gustav. bundesarchiv.de, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Ludwig Rothenfelder: Gustav von Bezold. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1934/35, S. 5–18, hier S. 14–18.
Personendaten | |
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NAME | Bezold, Gustav von |
ALTERNATIVNAMEN | Theodor, Gustav (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Kunsthistoriker |
GEBURTSDATUM | 17. Juli 1848 |
GEBURTSORT | Kleinsorheim |
STERBEDATUM | 22. April 1934 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |