Rader Hochbrücke
Rader Hochbrücke | ||
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Überführt | Bundesautobahn 7 | |
Querung von | Nord-Ostsee-Kanal | |
Ort | Borgstedt | |
Konstruktion | Stahlbalkenbrücke | |
Gesamtlänge | 1497,5 m | |
Breite | 29,5 m | |
Längste Stützweite | 221,54 m | |
Konstruktionshöhe | 5,0 m bis 9,5 m | |
Höhe | 49 m | |
Lichte Höhe | 42 m | |
Baubeginn | 1969 | |
Fertigstellung | 1972 | |
Lage | ||
Koordinaten | 54° 20′ 1″ N, 9° 43′ 20″ O | |
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Die Rader Hochbrücke nahe Rendsburg, auch als Hochbrücke Rader Insel oder Europabrücke bezeichnet, ist eine 1498 m lange 1972 fertiggestellte Brücke, die im Zuge der Bundesautobahn 7 den Nord-Ostsee-Kanal überspannt. Sie ist in Deutschland nach der Ruhrtalbrücke Mülheim die zweitlängste Straßenbrücke aus Stahl. Offizieller Baubeginn des Ersatzneubaus mit sechs Fahrstreifen war April 2023. Es wird von einer Bauzeit bis 2030 ausgegangen[1] für eines der größten Brückenmodernisierungsprojekte in Deutschland.[2]
Lage
Das Bauwerk liegt in Schleswig-Holstein östlich von Rendsburg in der Nähe des namensgebenden Rade zwischen der Anschlussstelle Rendsburg/Büdelsdorf und dem Autobahnkreuz Rendsburg. Es überspannt mit vier Fahr- und zwei Standstreifen in einer maximalen Höhe von ungefähr 49 m den Nord-Ostsee-Kanal, die Rader Insel und die Borgstedter Enge (das alte Flussbett der Eider). Die lichte Durchfahrtshöhe für Schiffe beträgt 42 m. Die Autobahntrasse ist im Grundriss im Bereich der Brücke mit einem Radius von 12.500 m gekrümmt, die Rampenneigungen betragen ungefähr 3,0 %.
Brücke von 1972
Gebaut wurde die Brücke zwischen den Jahren 1969 und 1972. Der ausgesprochen elegante, leichte Eindruck der Brücke ist den schmalen Hauptträgern und nicht zuletzt den Doppelpfeilern geschuldet. Bei der ähnlich breiten neuen Levensauer Straßenbrücke kamen dagegen Pfeilerscheiben und ein schmaler Hohlkastenquerschnitt zur Ausführung.
Überbau
Die Brücke hat einen fugenlosen stählernen Überbau mit dem Durchlaufträger als Bauwerkslängssystem. Die Gesamtlänge der 15-feldrigen Brücke beträgt 1497,50 m, bei Stützweiten von 77,0 m – 80,0 m – 111,73 m – 221,54 m – 111,73 m – 5×84,0 m – 3×104,0 m – 88,0 m – 75,5 m. Die Konstruktionshöhe ist im Regelfall konstant 5,0 m. Im Bereich des Kanalfeldes ist sie voutenartig mit einem Maximum von 9,5 m über den Kanalpfeilern ausgeführt. In Querrichtung besteht der Überbau aus zwei im Abstand von 17,0 m angeordneten Hauptträgern und einer 29,5 m breiten orthotropen Fahrbahnplatte. Querträger sind im Abstand von 4,0 m vorhanden und tragen die 6,25 m auskragende Fahrbahnkonstruktion.
Die Montage des Brückenüberbaus erfolgte im Freivorbau. Dabei wurden, außer im Kanalbereich, ein bis zwei Hilfsstützen pro Feld eingesetzt.
Die Brücke überquert hoch aufragend ein sehr flaches Gebiet, das durch seine maritimen Einflüsse, insbesondere während des Winterhalbjahres, häufiger Wind und Böen in Sturmstärke erlebt. Da diese hohen Windgeschwindigkeiten für hohe und gleichzeitig leichte Fahrzeuge ein Stabilitätsproblem bedeuten können, wird die Brücke mehrmals im Jahr für leere LKW sowie Fahrzeuge mit leeren Anhängern gesperrt. In seltenen Fällen wird sie sogar für den gesamten Verkehr gesperrt. Der Ausweichverkehr wird in der Regel durch den Kanaltunnel Rendsburg geleitet.
Unterbauten
Der Überbau wird durch Einzelpfeilerpaare abgetragen. Die bis zu 41 m hohen Pfeiler besitzen einen Stahlbetonhohlquerschnitt. Die Kanalpfeilerköpfe haben Außenabmessungen von 2,7 m × 3,0 m (am Fuß 5,26 m × 5,04 m) und Wandstärken von 60 cm und stehen auf 18,5 m hohen Senkkästen, mit einem Grundriss von 24,3 m × 19,3 m.
Bei den Normalpfeilern betragen die Abmessungen der Köpfe 2,25 m × 2,55 m und die Wandstärken 40 cm. In der Eider haben diese eine Tiefgründung, bestehend aus Stahlrohrrammpfählen mit 91 cm Durchmesser und maximal 19 m Länge. Alle anderen Pfeiler sind in einer Tiefe von 3 m bis 4 m flach gegründet.
Politikum
Bei regulären Sanierungsarbeiten an Verschleißelementen wurden im Juli 2013 massive Schäden an den Pfeilerköpfen festgestellt. Die Rader Hochbrücke musste für Fahrzeuge über 7,5 t gesperrt werden, für den übrigen Verkehr blieben lediglich zwei Fahrstreifen geöffnet.[3] Nach Beendigung der Instandsetzungsarbeiten wurde die Brücke für Fahrzeuge über 7,5 t am 8. November 2013 wieder freigegeben. Für Lastwagen gilt auf der Brücke Tempo 60, Pkw dürfen bei normalen Windverhältnissen mit Tempo 100 fahren. Lkw müssen einen Mindestabstand von 25 Metern einhalten.
Zwar sind das Verkehrsaufkommen und die Belastung durch den Schwerlastverkehr heute dreimal so hoch wie 1970; die Brücke sollte aber mindestens 90 Jahre halten. Statiker halten die Ausführung vieler Arbeiten für „mangelhaft“. Bröselnder Beton und Hohlräume seien vielleicht erst der Anfang. Im Bauwerksbuch ist der derzeitige Zustand der Brücke mit „3“ angegeben, d. h. kritischer Bauwerkszustand.[4] Die nächste Stufe, der ungenügende Bauwerkszustand, würde eine umgehende Instandsetzung bzw. Erneuerung erforderlich machen. Die Sanierungskosten für jeden der 14 Pfeiler wurden mit 35.000 Euro eingeschätzt. Reinhard Meyer sieht einen Mehrbedarf von 1 Million Euro.[5]
Unterstützt von Wirtschaft und ADAC, fordern Meyer, Kai Vogel, Hans-Jörn Arp und Andreas Tietze bereits den Neubau einer Brücke oder eines Tunnels.[6] Bis zur Freigabe rechnet Johannes Callsen mit 10 bis 15 Jahren; in diesem Zeitraum würde sich das heutige Verkehrsaufkommen verdoppeln. Eine kombinierte Straßen- und Bahnlösung könnte die über 60 Jahre ältere Rendsburger Hochbrücke aus den 1910er Jahren ersetzen und den Kanaltunnel Rendsburg entlasten. Oliver Kumbartzky verlangt „endlich eine alternative Route neben der Bundesautobahn 7“. Überfällig sei der Ausbau der Bundesstraße 5 nördlich von Heide (Holstein).
Zeitungen wie das Hamburger Abendblatt sehen bei der Rader Hochbrücke (wie beim Nord-Ostsee-Kanal) „unerträgliches“ Versagen der Politik, die den Verfall der Infrastruktur Deutschlands zu verantworten hat.[7] Speditionen und Logistikunternehmen wollen den Bund auf Schadenersatz verklagen; denn bei jährlich 5 Milliarden Euro Mauteinnahmen müsse er eine funktionierende und zuverlässige Infrastruktur gewährleisten. Die Agentur für Arbeit sorgt sich um den Ruf Schleswig-Holsteins als Wirtschaftsstandort.[5]
Mitte September 2015 wurden am Anfang und Ende der Brücke insgesamt vier Blitzersäulen installiert.[8] Die Radaranlagen können zwischen Pkw und Lkw differenzieren und die jeweiligen Geschwindigkeiten ermitteln.
Neubau
Die Planungen für die neue Rader Hochbrücke haben 2014 begonnen.[9] Die staatseigene Projektmanagementgesellschaft Deges hat den Auftrag für die Realisierung einer neuen Brücke im Verlauf der Bundesautobahn 7 bekommen – ohne Aufnahme der Eisenbahn. Sie sollte 2029 fertig sein und bei laufendem Verkehr errichtet werden. Demnach ist geplant, zunächst das östliche Teilbauwerk zu errichten, den Verkehr nach Fertigstellung auf die neue Brücke umzuleiten und danach die alte Brücke abzutragen. Anschließend soll der zweite neue Brückenteil gebaut werden.[10] Offizieller Baubeginn für den Ersatzneubau mit sechs Fahrstreifen war April 2023. Es wird von einer Bauzeit bis 2030 ausgegangen.[11]
Die Montage der Stahlkonstruktion des Brückenüberbaus erfolgt im Taktschiebeverfahren. Diese wird an den Widerlagern in einem eingehausten Taktkeller aus angelieferten Bauteilen zusammengebaut und abschnittsweise eingeschoben.[12][13][14][15][16] Anschließend folgt auf dem Stahltragwerk die Herstellung der Stahlbeton-Fahrbahnplatte der Verbundbrücke.
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Literatur
- K. Petersen, K.-H. Engelmann: Bau der Bundesautobahn Hamburg–Flensburg/Kiel. In: Der Bauingenieur, ISSN 0005-6650, Heft 12/1973
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ deges.de: A 7: Ersatzneubau Rader Hochbrücke.
- ↑ BMDV - FAQ zur Brückenmodernisierung. Welche sind aktuell die größten Brückenmodernisierungsprojekte in Deutschland? Abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein, Meldung vom 26. Juli 2013 ( des vom 3. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; Rader Hochbrücke – Informationen über die Beförderung von Waren von Nord / Süd durch Schleswig-Holstein
- ↑ Jan v. Schmidt-Phiseldeck: Alte Pfeiler unter Druck und Betonspritze reicht nicht. In: Kieler Nachrichten vom 30. Juli 2013, S. 2
- ↑ a b Kieler Nachrichten, 1. August 2013, S. 14
- ↑ Bastian Modrow: Breites Bündnis fordert Hochbrücken-Neubau. In: Kieler Nachrichten vom 30. Juli 2013, S. 1)
- ↑ Schleusen-Chaos in Brunsbüttel. ( des vom 17. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Boyens Zeitungen
- ↑ Landeszeitung: Rader Hochbrücke: Die Blitzer sind scharf, 14. September 2015
- ↑ Rader Hochbrücke: Planung beginnt. In: Täglicher Hafenbericht vom 19. Juni 2014, S. 2
- ↑ shz.de: A7: So läuft der Neubau der Rader Hochbrücke, 18. März 2015
- ↑ deges.de: A 7: Ersatzneubau Rader Hochbrücke.
- ↑ NDR: Neue Rader Hochbrücke: Auf der Großbaustelle geht es voran. Abgerufen am 6. April 2024.
- ↑ NDR: Wie geht es auf der Großbaustelle Rader Hochbrücke voran? 5. April 2024, abgerufen am 6. April 2024.
- ↑ A 7: So entsteht die neue Rader Hochbrücke. Abgerufen am 15. Mai 2024 (deutsch).
- ↑ DEGES: A 7: Herstellungskonzept Ersatzneubau Rader Hochbrücke. 22. Juni 2020, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Frank Höfer: Neue Rader Hochbrücke A7: Taktvorschub in Borgstedt angelaufen | SHZ. 14. Mai 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Frank Höfer: A7 bei Rendsburg: So entsteht die neue Rader Hochbrücke | SHZ. 14. Mai 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Frank Höfer: A7 bei Rendsburg: So entsteht die neue Rader Hochbrücke | SHZ. 14. Mai 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Frank Höfer: Neubau der Rader Hochbrücke: Nächtliche Einschränkungen auf A7 | SHZ. 1. September 2023, abgerufen am 15. Mai 2024.