Friedrich Gottlob Keller

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Friedrich Gottlob Keller
Holzschliffverarbeitungsmaschine (Pressenschleifer) neben dem Wohnhaus Kellers in Krippen
Infotafel über Keller (Lebenslauf) und Co (Firma Voith)
Erinnerungsbüste an F. G. Keller in Krippen

Friedrich Gottlob Keller (* 27. Juni 1816 in Hainichen; † 8. September 1895 in Krippen) war ein deutscher Erfinder. Er entwickelte im 19. Jahrhundert das noch heute übliche Verfahren zur Papierherstellung mittels Holzschliff. Damit schuf er die Grundlage zur industriellen Massenproduktion billigen Papiers.

Leben und Wirken

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Kellers Wohnhaus in Krippen
Grabstein in Krippen

Friedrich Gottlob Keller wurde als Sohn des Webermeisters Johann Gottlob Israel Keller und Johanne Christiane, geb. Engelmann geboren. Schon von Kindheit an galt sein Interesse der Technik und Mechanik. Allerdings konnte der daraus resultierende Berufswunsch eines Mechanikers von seinen Eltern nicht finanziert werden, so dass er eine Weber- und Blattbinderlehre absolvierte. 1839 erwarb er in Hainichen die Rechte eines Webermeisters.

Keller galt als rastloser Geist, Bastler und Erfinder, der in seinem ursprünglichen Beruf keine Befriedigung fand. Er beschäftigte sich vielmehr mit Verbesserungs- bzw. Neuerungsvorschlägen für technisch-mechanische Vorgänge. Überliefert sind Projekte, in denen er sich unter anderem mit der Telegrafie, Verbesserungen an landwirtschaftlichen Geräten und einem Wasserhebungsapparat auseinandersetzte. Auch an einem Perpetuum mobile versuchte er sich.

Mit seiner Haupterfindung, dem Holzschliffpapier, griff er eines der drängendsten industriellen Probleme seiner Zeit auf. Die bis dato übliche Methode zur Papierherstellung aus Textillumpen (Hadern) stieß aufgrund des Mangels an Lumpen bereits um 1700 an ihre Grenzen. Gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg aber die Papiernachfrage. Papier wurde für das aufstrebende Zeitungswesen, für Verpackungen, Karton, Pappen und viele Zwecke mehr in großen Mengen benötigt.

In Kellers handschriftlichen Aufzeichnungen, die er in Form eines Ideenbüchleins führte, findet sich 1841/42 die Idee „Papier zu fertigen, von Holzfasern, welche durch Friction erzeugt werden“.[1] Bei der Umsetzung dieser Idee erinnerte er sich an Wespennester, die aus eingespeichelten Holzfaserstoffen bestehen. Ende 1843 gelang Keller aus einer Mischung von fein geschliffenem Holz und Lumpen, die auf Textilien getrocknet wurde, die handwerkliche Papierherstellung. Am 11. Oktober 1845 wurde die erste Zeitung in 80 Exemplaren auf Holzschliffpapier gedruckt.[2]

Zur industriellen Auswertung seiner Erfindung erwarb Keller 1845 eine Papiermühle in Kühnhaide bei Marienberg im Erzgebirge. Seine Versuche, aus seiner Erfindung Kapital zu schlagen, scheiterten aber am fehlenden kaufmännischen Geschick und ungenügenden Eigenkapital. Zudem wurde ein Teil der Mühle während eines Hochwassers zerstört, so dass der verschuldete Keller gezwungen war, im Jahre 1846 sein Patent zur Papierherstellung dem Papierfabrikanten Heinrich Voelter (1817–1887) aus Heidenheim zu überlassen, der dann zusammen mit Johann Matthäus Voith (1803–1874) das Kellersche Holzschliffverfahren weiterentwickelte.

1853 siedelte Keller nach Krippen um und betrieb dort eine mechanische Werkstatt. In der Folgezeit beschäftigte sich der Erfinder mit der Entwicklung forstwirtschaftlicher Messwerkzeuge und der Herstellung von Fräs- und Hobelmaschinen. Seine Schulden konnte er dabei nicht abbauen. Erst ein 1892 erfolgter Aufruf an die Öffentlichkeit ermöglichte aus Sammlungen die Zahlung einer monatlichen Rente. Der Aufruf bewirkte zudem, dass die Verdienste Kellers stärker in das öffentliche Blickfeld rückten, so dass er noch im Alter geehrt und ausgezeichnet wurde. Die Schauanlage Technisches Denkmal Neumannmühle im Kirnitzschtal bei Bad Schandau erinnert an ihn als Erfinder des Holzschliffs.

Friedrich Gottlob Keller starb in Krippen. Hier befindet sich auch seine letzte Ruhestätte.

Kellers Verdienst lag im Einbringen der Holzfaser in die Papierproduktion. Diese Ausweitung der Rohstoffbasis ermöglichte die großindustrielle und billige Papierherstellung. Damit wurde der Grundstein für die Entwicklung der polygrafischen Industrie und des modernen Zeitungswesens gelegt. Als erste Zeitung, welche auf Kellers neuem Papier gedruckt wurde, nennt man heute das Frankenberger Kreisblatt ab 1845. Es wird fälschlicherweise als erste Zeitung der Welt bezeichnet. Keller kann damit auch ein wesentlicher Anteil an der breiten Wissens- und Informationsverbreitung zugerechnet werden. Er hat Anteil daran, dass Papier in seinen vielen Verwendungsformen Einzug in den breiten Alltag der Menschen genommen hat.

Denkmal in Hainichen
  • Ihm zu Ehren wurde in seinem ehemaligen Wohnhaus in Krippen, Friedrich-Gottlob-Keller-Straße 76, ein Museum eingerichtet. Nach dessen Schließung wurden die Exponate deponiert.
  • Seine Geburtsstadt Hainichen ernannte ihn 1893 noch zu Lebzeiten zum Ehrenbürger und errichtete später ein Denkmal.
  • Das Königreich Sachsen ehrte ihn 1893 durch Verleihung des kgl. sächs. Verdienstordens zweiter Klasse.[3]
  • Der Akademische Papieringenieurverein an der Technischen Universität Dresden e. V. verleiht die Friedrich-Gottlob-Keller-Medaille für hervorragende wissenschaftliche, technische oder industrielle Leistungen auf dem Gebiet der Papiertechnik.[4]
  • F. G. Keller. In: Die Gartenlaube. Heft 27, 1893, S. 467 (Volltext [Wikisource]).
  • Adolf Benedello: Keller-Voelter. Die Einführung des Holzschliffs in der Papierindustrie. Hrsg. von der Papierfabrik Kabel. Hagen-Kabel 1957.
  • Klaus Beneke: Friedrich Gottlob Keller – Erfinder des Holzschleifers (27.06.1816 Hainichen (Sachsen) – 08.09.1895 Krippen bei Schandau (Sachsen)). Kiel 2003; uni-kiel.de (PDF; 196 kB)
  • Franz Maria Feldhaus: Keller, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 765.
  • Ursula Kolb: Der rastlose Geist – Friedrich Gottlob Keller (1816–1895). Gellert-Museum, Hainichen 2008.
  • Gemeinde Krippen (Hrsg.): 1379–1979. 600 Jahre Krippen. Heimatkundlicher Lehrpfad durch Krippen. Pirna 1979.
  • Herbert Pönicke: Keller, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 436 (Digitalisat).
  • Paul Schlicke: Der Erfinder Keller. (Skalden-Bücher, Band 59), Verlag Schmidt & Spring, Leipzig 1938.
  • Wolfgang Schlieder: Der Erfinder des Holzschliffs Friedrich Gottlob Keller. Leipzig 1977.
  • Wolfgang Schlieder: Zur Erfindung des Holzschliffs durch Friedrich Gottlob Keller. In: Sächsische Heimatblätter, Heft 1/1981, S. 18–22
  • Hans Leo Sittauer: Der Papiermüller von Kühnhaide. Der Kinderbuchverlag Berlin, Berlin 1980
  • Hans Leo Sittauer: Friedrich Gottlob Keller. Leipzig 1982 (Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner, Band 59).
  • Alf-Mathias Strunz, Christian Bleyl: Von der Erfindung zur Erzeugung von Holzschliff durch Friedrich Gottlob Keller (1816–1895) und deren Umsetzung in Unternehmen der Papierbranche in Sachsen. In: Sächsische Heimatblätter, 62(2016)4, S. 245–252
Commons: Friedrich Gottlob Keller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. 1379–1979. 600 Jahre Krippen. Gemeinde Krippen, S. 34
  2. Irene Meichsner: Die erste auf Holzschliffpapier gedruckte Zeitung der Welt. dlf.de, 11. Oktober 2020.
  3. Franz Maria Feldhaus: Keller, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 765.
  4. Statut zur Verleihung der Friedrich-Gottlob-Keller-Medaille. (PDF) Akademischer Papieringenieurverein an der TU Dresden e. V., 20. Juni 2003, abgerufen am 21. Juli 2016: „Anerkannt werden sollen durch diese Ehrung hervorragende wissenschaftliche, technische oder industrielle Leistungen auf dem Gebiet der Papiertechnik sowie verdienstvolle Leistungen in der Vereinstätigkeit.“
  5. Die Keller-Sammlung Hainichen. (Memento des Originals vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gellert-museum.de Gellert-Museum Hainichen