Die Hure

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Film
Titel Die Hure
Originaltitel Whore
Produktionsland USA
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahr 1990
Länge 85 Minuten
Stab
Regie Ken Russell
Drehbuch David Hines,
Ken Russell,
Deborah Dalton
Produktion Dan Ireland,
Ronaldo Vasconcellos
Musik Michael Gibbs
Kamera Amir M. Mokri
Schnitt Brian Tagg
Besetzung

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Die Hure (Whore) ist ein US-amerikanisches Drama aus dem Jahre 1990 von Ken Russell. Das Drehbuch schufen Ken Russell und Deborah Dalton nach einer Vorlage von David Hines.

Inhaltlich eine knapp abendfüllende Lebensbeichte ist der Film von Enfant terrible[1] Russell visuell nicht in erster Linie realistisch. Die titelgebende Charakterrolle verkörpert eine sehr erotische Theresa Russell[2][3], deren Hure meist mit dem Zuschauer spricht ohne Punkt und Komma (wie manche ihrer Zeitgenossen auch).

Handlung

Los Angeles: Eine Straßendirne mit flexiblem Arbeitsethos zwischen Zuhälter und Ordnungshütern, Angebot und Nachfrage (Verhandlungsbasis 50 Dollar) erzählt Anekdoten aus ihrem von Ausbeutung und Gewalt bestimmten Leben. Episoden umfassen ein blamables Dinner im französischen Restaurant mit ihrem primitiven Zuhälter, den Rückblick auf ihren ersten Geschäftabschluss, ihre furchtbare kurze Zeit als Hausfrau und dominante, submissive oder wütende Freier. Ihr Wahlspruch auf dem Straßenstrich ist: „Ich mach nichts Schmutziges“, womit sie Praktiken meint. Das erste und einzige Buch ihres Lebens wird ausgerechnet Farm der Tiere von George Orwell, welches sie gar prächtig findet. Von einer Freundin lernt sie Scrabble spielen; als erstes Wort legt sie „Würde“ mit fünf Buchstaben. Der Zuhälter wirft den Roman ins Feuer, und darf dem Auditorium im späteren Verlauf seine (parallel montierte) sozialdarwinistische Sicht der Dinge schildern, Gegner bzw. Geschäftspartner.

Sie lernt den schwarzen Obdachlosen/Straßenkünstler Rasta kennen, der ihren Zuhälter nicht leiden kann, und der argumentiert: „Du müsstest legal sein, dann bräuchte man ihn nicht!“ Als ganzer Mensch lässt sich die Hure von den herrschenden Verhältnissen nicht ihren wüsten Humor nehmen. Zudem ist „da draußen“ noch irgendwo ihr sechsjähriger Sohn. Mit Rastas Hilfe befreit sie sich, indem sie ihren Zuhälter umbringt.

Kritiken

  • „Der besonders im rüden Dialog das Milieu krass-realistisch beschreibende Film vermeidet weitgehend voyeuristische Perspektiven. Formal bemerkenswert durch eine Bild und Ton meisterhaft verknüpfende Inszenierung und die herausragende Hauptdarstellerin.“ (Lexikon des internationalen Films[4])
  • „erstaunlich gradlinig […] Der Film sieht in gewisser Hinsicht billig aus.“ (Vincent Canby: The New York Times[5])
  • „ein desillusionierendes, surrealistisches Porträt der Prostitution. Eher hartherzig als Hardcore. Auf einer Ebene todernst, aber nach seinen eigenen rätselhaften Maßstäben auch ein ziemlicher Spaß. […] Das ist der Mann, der uns ‚The Devils‘, ‚Der Biss der Schlangenfrau‘, ‚Gothic‘ und ein Sortiment weiterer zur-Sache Anti-Klassiker bescherte. […] als zähe Darstellerin wird Russell von der eigenen Persönlichkeit durch den Film getragen. Das vielleicht absichtlich haarscharf-daneben-Schauspiel wächst mit dem Zuschauer. Oder er gewöhnt sich zumindest dran. […] Humor unterbricht jeweils die Brutalität, und die Brutalität schlägt wiederum zurück. […] Das Sexgewerbe ist hier geradezu allegorisch banal. […] Es geht noch nicht mal um Sex.“ (Desson Howe: Washington Post[6])
  • „Anrüchig, ja. Ausbeuterisch, pornographisch, lustig, aber sicher. Aber langweilig? Undenkbar. […] Die meiste Zeit redet Russell frei weg in die Kamera fiese ‚kennst du ja von Oprah‘-Banalitäten, in einer unbeschönigt überspielten Art, wie schlimme Aktricen frisch von der High School, die einen auf Unterschicht machen […] ein aufdringlich anti-erotischer Cartoon […] tumb voll Abneigung“ (Owen Gleiberman: Entertainment Weekly[7])
  • „Lassen wir es laufen unter ‚Dinge, zu denen man hmmm… sagt‘. […] Russell legt ein seltenes Kunststück hin: er schafft es zugleich schrill und öde zu sein. […] In seiner Gesamtheit ist der Film dabei klar – klar entsetzlich. Wie dem auch sei, ich bleibe bei meinem Job.“ (Hal Hinson: Washington Post[10]) – (File it under "Things that make you go 'hmmmm…'")

Sonstiges

Im Jahre 1990 lief auch der romantische Blockbuster Pretty Woman an (und seine für die Fluggesellschaften weiter geschönte Version, in der „sie ihm nur den Weg sagt“Roger Ebert[11]).

Die Welturaufführung war am 21. Juni 1991 im Vereinigten Königreich.[12] In der Bundesrepublik Deutschland hatte der Film seine Premiere am 4. Juli 1991, am 27. Januar 1992 lief er auf Video an.[4]

Im Verkehr sind Schnittfassungen von 92 Minuten, 85 (NC-17, US-Kinoversion) eine weitere von 85 Minuten und eine von 77. In den Vereinigten Staaten erschien er auch unter dem gemäßigteren Titel „If you can't say it, see it“.[13]

Antonio Fargas kennt man als Zuhälter Huggy Bear aus der Serie Starsky und Hutch.[8]

Einzelnachweise

  1. Sönke Krüger (sk): Das große Film-Lexikon: alle Top-Filme von A - Z. Hrsg.: Dirk Manthey u. a. Verlagsgruppe Milchstraße, Hamburg 1995-, ISBN 3-89324-126-4, S. 1364.
  2. mit dem Regisseur weder verwandt noch verschwägert.
  3. „herausragend[..]“ (LdiF), „the actress you call when you need great skill combined with great courage“ (Roger Ebert), „a credible performance“ (Vincent Canby), „a tenacious actress“ (Desson Howe), „totally hot“ (Owen Gleibermann).
  4. a b Filmdienst: Die Hure. In: Kabeleins Filmlexikon. SevenOne Intermedia GmbH, abgerufen am 23. März 2009.
  5. Vincent Canby: Whore (1991). In: The New York Times. 4. Oktober 1991, abgerufen am 23. März 2009 (englisch): „surprisingly plain […] The movie looks sort of cheap“
  6. Desson Howe: ‘Whore’ (NC-17). In: Washington Post. 8. November 1991, abgerufen am 23. März 2009 (englisch): „a deglamorized, surrealistic portrait of prostitution. It's hard-hitting, rather than hard-core. It's deadly serious on one level. Yet, by its own peculiar standards, it's also fun. […] This is the guy who gave you "The Devils," "The Lair of the White Worm," "Gothic" and a host of other in-your-face anti-classics. […] a tenacious actress, her personality pulls her through. Her just-off-the-mark performance, intentional or not, grows on you. Or maybe you just get used to it. […] Humor interrupts brutality – which then interrupts it back. […] The sex business is almost allegorically banal. […] It isn't even about sex“
  7. Owen Gleiberman: Whore (1991). In: Entertainment Weekly. 25. Oktober 1991, abgerufen am 23. März 2009 (englisch): „Sleazy, yes. Exploitative, pornographic, and fun, almost certainly. But boring? The very thought seems indecent. […] Much of the time, she speaks directly into the camera, delivering earnest, you've-heard-it-before-on-Oprah banalities in the blaringly overstated style of a bad high school actress trying to be low class. […] It is, rather, a garishly antierotic cartoon […] numb with disgust“
  8. a b iF Magazine: Whore (1991). In: efilmcritic.com. 25. Februar 2001, abgerufen am 23. März 2009 (englisch): „never reaches the lunatic heights of CRIMES OF PASSION […] Russell is just about as glamorous a prostitute as Julia Roberts“
  9. Lon Ponschock: Whore (1991). In: rec.arts.movies.reviews. 1992, abgerufen am 24. März 2009 (englisch, bei IMDb): „essentially a one-actor drama“
  10. Hal Hinson: ‘Whore’ (NC-17). In: Washington Post. 11. November 1991, abgerufen am 23. März 2009 (englisch): „File it under "Things that make you go 'hmmmm…' […] Russell pulls off a rare feat; he manages to be both lurid and tedious at the same time […] There's little confusion about the film as a whole, though – it's flat-out awful. At any rate, guess I'll hang on to my day job“
  11. Roger Ebert: Whore. In: rogerebert.suntimes.com. 18. Oktober 1991, abgerufen am 23. März 2009 (englisch).
  12. IMDb, „Release dates“, s. Weblinks.
  13. IMDb, „Alternate versions“, s. Weblinks.