Lars von Trier

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Lars von Trier bei den Filmfestspielen in Cannes, 2000

Lars von Trier (* 30. April 1956 in Kopenhagen als Lars Holbæk Trier) ist ein dänischer Filmregisseur. Er gilt als einer der markantesten europäischen Filmemacher der Gegenwart und gehört neben Benjamin Christensen, Susanne Bier, Carl Theodor Dreyer und Thomas Vinterberg zu den bedeutendsten Regisseuren seines Landes.

Leben und Wirken

Kindheit und Jugend

Lars Holbæk Trier, später Lars von Trier, ist der Sohn eines Beamtenpaares. Seine Mutter, die für das dänische Sozialamt tätig war und sich später für Menschen mit Lernschwäche einsetzte, duldete keine Form von religiösem Glauben oder tiefen Emotionen. Von Trier konvertierte erst Mitte der neunziger Jahre zum katholischen Glauben. Sein Vater, jüdischer Herkunft, war zu Zeiten der deutschen Besatzung nach Schweden geflohen. In seiner Kindheit litt von Trier unter verschiedenen Phobien, die sich besonders anhand eines Kontrollzwangs zeigten. Sein Drang, alles zu ordnen und zu kontrollieren, brachte eine frühe Faszination für das Filmemachen mit sich, und er begann mit einer Super-8-Kamera, die ihm seine Mutter schenkte, seine ersten Drehversuche. Mit zwölf Jahren besuchte er ein Tagesheilungszentrum, welches er später als eine „Irrenanstalt“ bezeichnete. Im selben Alter spielte er in einer dänischen Kinderfernsehserie mit.

Karriere

Nach Beendigung der Schule begann von Trier 1976 ein Studium der Filmwissenschaften an der Universität Kopenhagen. Von 1979 bis 1982 absolvierte er die Dänische Filmhochschule und legte sich das Attribut „von“ zu seinem bestehenden Namen hinzu. Seine Abschlussarbeit „Images of a Relief“ (1982), welche sich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus beschäftigt, wurde auf dem Münchner Filmfestival als bester Film des Jahres ausgezeichnet.

Er drehte unzählige Werbespots und konnte 1984 mit seinem ersten Langfilm „Element of Crime“, dem ersten Teil seiner Europatrilogie, die sich mit den archaischen Gesellschaftsformen und dem Verfall Europas auseinandersetzt, in Cannes den Prix Vulcain de l’artiste technicien gewinnen und erreichte einen nationalen und internationalen Durchbruch. Diese Trilogie vervollständigte er 1987 mit „Epidemic“, der unter den Beiträgen der Filmfestspiele in Cannes gezeigt wurde, und 1991 mit dem Film „Europa“, der ebenfalls in Cannes mit dem Prix Vulcain de l’artiste technicien ausgezeichnet wurde und einen Sonderpreis der Jury sowie den Preis für den besten künstlerischen Beitrag erhielt. Im selben Jahr begann er mit Niels Vorsel das Filmprojekt „Dimensions“, der Verfilmung einer polizeilichen Intrige, die sich jährlich auf drei Minuten Drehzeit unter anderem mit Udo Kier an verschieden Drehorten in Europa beschränkte und erst 2024 fertiggestellt werden sollte. Schauspieler Eddie Constantine starb 1993. Nach Angaben der Zeitung Die Welt hat von Trier das Projekt zwischenzeitlich aufgegeben, da er mit anderen Projekten ausgelastet und die von ihm ausgesuchte Nachfolgerin für die Regie Katrin Cartlidge ebenfalls zwischenzeitlich verstorben ist.[1]

1992 gründete von Trier zusammen mit dem Produzenten Peter Aalbæk Jensen die unkonventionelle Filmproduktionsfirma Zentropa, die heute die erfolgreichste und größte Produktionsstätte für Filme in Dänemark darstellt und mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet wurde.

Sein erster weltweit veröffentlichter Film war 1990 das Musikvideo „Bakerman“ für die dänische Zweierformation Laid Back, die damals gerade in den Charts waren. In dem Kurzfilm springen die beiden Musiker mit Fallschirmen und Instrumenten aus dem Flugzeug und spielen dann in der Luft. 2006 wurde dieses Video erneut von dem in Deutschland lebenden englischen DJ und Künstler Shaun Baker verwendet.

Die TV-Miniserie „Hospital der Geister“ von 1994 spielt im größten dänischen Krankenhaus Rigshospitalet. Die Serie wurde 1997 mit einer zweiten Staffel fortgesetzt und sollte noch weitergeführt werden. Einige der Schauspieler, unter ihnen auch der schwedische Hauptdarsteller Ernst-Hugo Järegård, sind jedoch inzwischen verstorben.

Von Trier war Mitbegründer des Manifests Dogma 95, mit dem ein neuer Realismus im Film erreicht werden sollte. Ziel war es, wieder die Geschichte selbst in den Vordergrund zu stellen und auf technische Effekte zu verzichten. Sein Film „Die Idioten“ war der zweite Film nach Thomas Vinterbergs „Das Fest“, der nach diesen Dogma-Prinzipien gedreht wurde.

Für das Musical-MelodramDancer in the Dark“ mit der isländischen Künstlerin Björk in der Hauptrolle, erhielt von Trier 2000 die Goldene Palme in Cannes.

Mit seinem Werk „Dogville“ begann von Trier eine filmische USA-Trilogie, die in den USA bei einigen Kritikern bereits deshalb auf Vorbehalte stößt, weil der Regisseur aufgrund seiner Flugangst selbst nie dort gewesen ist. Dem Vorwurf kommentierte von Trier in Anspielung auf den Film Casablanca, dass die Amerikaner auch nicht in Marokko gewesen seien. Vor allem störten die Kritiker sich an der aus ihrer Sicht einseitigen Darstellung der Dorfgemeinschaft in Dogville.

Von Trier gab 2004 bekannt, dass er sich trotz zweijähriger Vorbereitung nicht in der Lage sehe, den Ring des Nibelungen wie geplant für die Richard-Wagner-Festspiele 2006 in Bayreuth zu inszenieren, da die Inszenierung des vierteiligen Opern-Zyklus von ca. 16 Stunden Spieldauer seine Kräfte übersteigen würde.

Wenig bekannt ist, dass von Trier auch an der dänischen Firma Innocent Pictures beteiligt ist, die es sich zum Ziel gesetzt hat, frauenfreundliche Pornofilme von Regisseurinnen drehen zu lassen.

Lars von Trier wurde 2004 mit dem Konrad-Wolf-Preis und 2008 mit dem Bremer Filmpreis ausgezeichnet. Ebenfalls 2008 wurde die Dogma-Bewegung um von Trier, Vinterberg, Levring und Kragh-Jacobsen mit dem Europäische Filmpreis in der Kategorie Beste europäische Leistung im Weltkino bedacht.[2]

2008 drehte er in Nordrhein-Westfalen den Horror-Thriller Antichrist mit Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen.[3] Der Film erhielt 2009 eine Einladung in den Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes.

Filmografie (Auswahl)

als Erik Nietzsche

  • 2007: De unge år: Erik Nietzsche sagaen del 1

Referenzen

  1. (hgr): Lars von Trier gibt Langzeitprojekt auf in Die Welt, 28. November 2005, Online-Ressource, abgerufen am 8. Januar 2007.
  2. vgl. Europäischer Filmpreis für Judi Dench bei fr-online.de, 11. September 2008
  3. http://www.filmstarts.de/nachrichten/130938-Lars-von-Trier-Dreht-%84Antichrist%93-in-Deutschland.html Information auf filmstarts.de.

Literatur

  • Marion Müller: Vexierbilder. Die Filmwelten des Lars von Trier. Gardez! Verlag, St. Augustin 2002, ISBN 3-89796-070-2
  • Jana Hallberg, Alexander Wewerka: Dogma 95. Zwischen Kontrolle und Chaos. Alexander Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89581-047-9
  • Achim Forst: Breaking the Dreams. Das Kino des Lars von Trier. Schüren, Marburg 1998, ISBN 3-89472-309-2
  • Charles Martig: Kino der Irritationen. Lars von Triers theologische und ästhetische Herausforderung. Schüren, Marburg 2008, ISBN 978-3-89472-532-7